Protocol of the Session on December 13, 2001

erschienen wäre, in der Herr Collmann behauptet, dass die CDU-Fraktion die Debatte im Innenausschuss nicht richtig begriffen habe, und in der begründet wird, warum die SPD-Fraktion genau diesen Antrag, den der Innenminister im Bundesrat erfolgreich durchgebracht hat, im Ausschuss abgelehnt hat.

Meine Damen und Herren, ich will auf zwei Punkte eingehen. Zum ersten Punkt: Die SPDFraktion hat vorgetragen, wir verstießen gegen die Genfer Konvention. Dazu will ich Ihnen aus dem Beschluss des Bundesrates vorlesen:

„Nach einer am Schutz grundlegender Rechtsgüter orientierten Auslegung der Genfer Konvention schützt auch grundsätzlich eine drohende politische Verfolgung nicht vor einer Beendigung des Aufenthalts im Bundesgebiet, wenn schwer wiegende Gründe die Annahme rechtfertigen, dass ein Ausländer schwerste Verbrechen begangen hat oder plant oder Vereinigungen mit derartigen Zielen angehört oder diese unterstützt.“

Das ist die Antwort des Bundesrates darauf.

Zweiter Punkt: Die SPD-Fraktion hat uns vorgeworfen, wir würden rechtlichen Frevel begehen, wenn wir dieses Vorhaben auf das Jugendstrafrecht oder eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren ausdehnen würden. Auch dazu zitiere ich:

„Der Abschiebungsschutz bei politischer Verfolgung greift bereits bei strafrechtlichen Verurteilungen zu einer Freiheitsstrafe“

- jetzt kommt es!

„von mindestens zwei Jahren statt bisher drei Jahren nicht mehr. Die Aufenthaltsbeendigung wird durch die sofortige Vollziehbarkeit von Ausweisungsverfügungen kraft Gesetzes beschleunigt.“

Das ist der Beschluss des Bundesrates, der mit 16 : 0 gefasst worden ist.

Wie ist das weitergegangen? - Gestern hat der Deutsche Bundestag darüber debattiert und abgestimmt. Nun kommt es: Die rot-grüne Mehrheit in Berlin hat den einstimmigen Beschluss des Bundesrates mit ihrer Mehrheit abgelehnt. Das empfinde ich als Unverschämtheit!

(Beifall bei der CDU - Widerspruch bei der SPD - Frau Stokar von Neu- forn [GRÜNE]: Das ist erfolgreiche grüne Politik!)

Sie, meine Damen und Herren, müssen sich heute entscheiden. Entweder Sie folgen Herrn Struck und seinen rot-grünen Truppen in Berlin - dann lehnen Sie das ab -, oder Sie stellen sich hinter Ihren Innenminister - dann stimmen Sie zu. Also, Baum oder Borke? - Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der CDU)

Herr Kollege Lanclée hat jetzt das Wort. Bitte schön!

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der Kollege Biallas hat gesagt, dass das im Bundesrat alles erledigt wäre. Insofern wundere ich mich schon, dass Sie hier diesen Antrag einbringen.

(Biallas [CDU]: Das hat der Innenmi- nister gestern berichtet! Da waren Sie wahrscheinlich nicht da!)

- Doch. Mit 16 : 0. Das haben Sie doch gerade berichtet. Der Innenminister hat das auch bestätigt.

Ich möchte für die SPD-Fraktion erklären: Wer in Deutschland Schutz und Zuflucht sucht, darf nicht zu Gewalt gegen Menschen anderen Glaubens oder anderer ethnischer Zugehörigkeit aufstacheln. Wer in Deutschland Schutz und Zuflucht sucht, sich also die Vorteile eines liberalen Rechtsstaates zu Eigen macht und gleichzeitig auf dessen Abschaffung hinwirkt, indem er fundamentalistische Ziele verfolgt, muss damit rechnen, dass sein Aufenthalt beendet wird. Darüber sind wir uns sicherlich alle einig, meine sehr verehrten Damen und Herren.

(Biallas [CDU]: Dann müssen Sie zu- stimmen!)

Das ist auch das Ziel der von Herrn Biallas angesprochenen Gesetzesinitiative, die unsere Landesregierung zusammen mit Bayern in den Bundesrat eingebracht hat. Meine sehr verehrten Damen und Herren, Sie haben ja gehört, dass der Bundesrat diese Gesetzesinitiative mit dem Votum aller 16 Länder verabschiedet hat.

(Jahn [CDU]: Warum denn nicht mit eurer Stimme?)

Diese Gesetzesinitiative hat das Ziel, die gesetzlichen Voraussetzungen für die Ausweisung der Ausländer zu schaffen, die den gesellschaftlichen Grundkonsens unseres liberalen Rechtsstaates nicht anerkennen wollen bzw. an ihm rütteln.

Dies vorausgeschickt, möchte ich für die SPDFraktion Folgendes feststellen:

(Coenen [CDU]: Jetzt kommt der Salto mortale!)

Wir wollen, dass ausländische Extremisten und Terroristen aus der Bundesrepublik ausgewiesen und abgeschoben werden.

(Biallas [CDU]: Dann stimmt doch zu!)

Sie rennen mit dem vorliegenden Antrag also wieder einmal offene Türen bei uns ein,

(Beifall bei der SPD - Lachen bei der CDU)

wohl wissend, dass der Forderungskatalog Ihres Antrags, den Sie heute zur Abstimmung stellen, durch die von mir bereits angesprochene Bundesratsinitiative abgearbeitet worden ist. Dieser Antrag ist also wieder einmal nichts anderes als der durchsichtige Versuch, das Thema Terrorismusbekämpfung für parteipolitische Profilierung in Anspruch zu nehmen und zu instrumentalisieren, und nichts anderes, meine sehr verehrten Damen und Herren!

(Beifall bei der SPD - Fischer [CDU]: Das ist doch dummes Zeug! Dieser Antrag ist vom 15. Oktober 2001, und wann war die Abstimmung im Bun- desrat?)

- Herr Fischer, Sie können noch so laut schreien. Es wird Ihnen einfach nicht gelingen.

Meine Damen und Herren, Sie haben es noch nicht einmal für nötig gehalten, sich in der Beratung im Innenausschuss sachbezogen und ernsthaft mit den verfassungsrechtlichen Bedenken des Gesetzgebungs- und Beratungsdienstes auseinander zu setzen.

(Jahn [CDU]: Das ist doch Quatsch!)

Die verfassungsrechtlichen Bedenken gegen einige Ihrer Forderungen hat auch unsere Fraktion - darin möchte ich die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen,

Frau Stokar, einbeziehen - deutlich gemacht. Sie haben es versäumt, sich damit auseinander zu setzen.

(Frau Stokar von Neuforn [GRÜNE]: Aber Ihre Landesregierung auch!)

Jedenfalls haben Ihre oberflächlichen Einlassungen dazu - auch das möchte ich unterstreichen - davon nichts erkennen lassen, nachdem wir auf die verfassungsrechtlichen Bedenken, die ich schon angesprochen habe, hingewiesen hatten.

(Biallas [CDU]: Welche sind das denn?)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, mit diesem Antrag eröffnen Sie uns die Möglichkeit, noch einmal auf das umfassende niedersächsische Maßnahmenpaket zur inneren Sicherheit hinzuweisen, das wir im Landtag im Oktober-Plenum auf den Weg gebracht haben. Auch der Haushalt 2002/2003, den wir am Freitag beschließen werden, sieht bekanntlich eine ganze Reihe von Weichenstellungen zur weiteren Verstärkung der inneren Sicherheit in Niedersachsen vor.

(Beifall bei der SPD)

Es war schon amüsant, meine sehr verehrten Damen und Herren, im Innenausschuss von der CDUFraktion zu hören, man wolle mit diesem Antrag die Initiative des Ministerpräsidenten und des Innenministers im Bundesrat unterstützen.

(Zuruf von der CDU: Ja, genau!)

Das ist bei unserem Ministerpräsidenten nicht nötig, und bei unserem Innenminister schon gar nicht!

(Lachen bei der CDU - Zuruf von der CDU: Ist der besser als der Minister- präsident?)

Das haben Sie, Herr Biallas, ja auch bestätigt. Das können die beiden allein! Dazu brauchen sie Ihre Unterstützung nicht. Wie nennt man das? – Auf den fahrenden Zug aufspringen! Nichts anderes!

Herr Kollege Lanclée, gestatten Sie eine Zwischenfrage?

Diese Spielchen kennen wir doch, Herr Präsident!

Ich frage Sie, ob Sie eine Zwischenfrage gestatten?

(Frau Stokar von Neuforn [GRÜNE]: Sie müssen einfach nur ja oder nein sagen!)

Ich habe schon darauf geantwortet. Ich wusste, was Sie fragen wollten, Herr Präsident. Herr Fischer hat sich ja gemeldet. Ich möchte keine Zwischenfragen zulassen.