Ähnliches, meine Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, kann im Nachhinein, so meine ich, zu den Olympischen Spielen in München 1972 gesagt werden. In diesem Zusammenhang will ich aus gegebenem Anlass sagen, dass die Münchener Bevölkerung noch heute, 30 Jahre später, mit Sicherheit von sich behaupten kann, davon nicht unerheblich profitiert zu haben.
Nun schickt sich Hamburg an, dieses sportliche Großereignis 2012 in seinen Mauern zu beherbergen. Dabei ist wichtig - das hat die Kollegin Somfleth schon gesagt -, dass man das nicht nur auf dem eigenen Territorium machen will, sondern dass man die anliegenden Bundesländer Bremen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und auch Niedersachsen in die Durchführung und Planung mit einbeziehen will.
Deshalb ist es sehr zu begrüßen, liebe Kolleginnen und Kollegen, dass wir heute im Plenum des Niedersächsischen Landtages über diesen Entschließungsantrag sprechen und, so hoffe ich, ihn ab heute offensiv und positiv in der Öffentlichkeit und auch in den anschließenden Ausschussberatungen vertreten.
Wir müssen und sollten die Gelegenheit nutzen, politisch Solidarität mit Hamburg zu zeigen, das sich ja erst im nationalen Wettbewerb gegen Leip
zig, Frankfurt, Düsseldorf und Stuttgart durchsetzen muss und sich anschließend der internationalen Konkurrenz zu stellen hat. Wir sollten heute nicht die günstige Chance verstreichen lassen, auf die vielen Vorteile hinzuweisen, die mit einer eventuellen Durchführung dieser Spiele in Hamburg/Norddeutschland für den heimischen Breitenund Leistungssport, für das Image dieser Region, für die Wirtschaft und letztlich für die hier wohnenden Menschen - auch in Niedersachsen - verbunden sind.
Diese politische Zustimmung, liebe Kolleginnen und Kollegen, sollte - nein, besser ausgedrückt -, muss einmütig sein.
Ich hoffe, dass sich auch der PDS-Kollege Schwarzenholz dafür erwärmen kann, denn es bringt nicht viel, wenn wir uns hier auseinanderdividieren. Er hat ja schon einen Einwurf gemacht, sodass man denken könnte, dass er sich eventuell der Stimme enthält oder dagegen stimmt. Denn Hamburg hat ein Konzept vorgelegt, das sich in der Tat, Frau Kollegin Somfleth, sehen lassen kann.
Wenn die Wahl des IOC im Sommer 2005 auf Hamburg fallen sollte, dann können 90 % aller Wettkämpfe in einem Umkreis von nur 10 km um das Olympische Dorf ausgetragen werden. Für die Athletinnen und Athleten, die Bürgerinnen und Bürger, die Besucher aus aller Welt werden die Spiele zu einem Fest der bequemen Wege, denn der Olympische Park mit all seinen Wettkampfstätten wird innerhalb weniger Minuten vom Rathausplatz, vom Hauptbahnhof und den Flaniermeilen Mönckebergstraße und Jungfernstieg zu erreichen sein.
Bei allen Planungen werden vor allem Aspekte der Nachhaltigkeit in einem umfassenden Sinne auf den drei Ebenen Umwelt, Stadtentwicklung und Sport berücksichtigt und praktiziert.
Mit Barcelona 1992, Sydney 2000 und Athen 2004 erhielten zuletzt drei international bekannte Handelsmetropolen am Wasser den Zuschlag für Olympia. Offensichtlich ist der Reiz Olympischer Sommerspiele in der maritimen Atmosphäre eines Hafens besonders groß. Hamburg wäre nach den Olympischen Spielen 2008 in Peking wieder ein attraktiver Bewerber, der mit seinen 90 Konsulaten und seinen über 6 000 Außenhandelsunternehmen
eine natürliche Internationalität aufweist und als brückenreichste Stadt der Welt - man lernt immer noch etwas dazu; das wusste ich auch nicht - eine einmalige Stadt-, Park- und Wasserlandschaft bieten kann.
Dieses Olympiakonzept sieht aber auch vor - die Kollegin Somfleth hat es gesagt -, dass Niedersachsen mit einbezogen wird. Hannover ist AWD-Arena - für das Fußballturnier und - Preussag-Arena - für das Basketball-Turnier vorgesehen, Luhmühlen für Military und Garlstorf für den Schießsport. Auch Lüneburg ist vorgesehen, meine Damen und Herren. Lüneburg baut das SoftballZentrum zwar noch nicht auf, aber sollte Hamburg den Zuschlag bekommen, ist Lüneburg, Herr Sportminister, wie ich vom Kollegen Althusmann gehört habe, auch dabei. Wir dürfen aber auch nicht Cuxhaven vergessen,
das sich mit einer gesonderten Ausschreibung um die Segelwettbewerbe der 30. Olympischen Spiele bewirbt
- ich habe sie auch bekommen - und das eine profunde und exzellente Bewerbungsunterlage abgegeben hat. Wir sollten auch hier die Gelegenheit nutzen, unsere niedersächsische Küstenstadt Cuxhaven profund zu unterstützen. Ich bitte den Sportminister Herrn Bartling, etwas dazu zu sagen, ob Cuxhaven materiell genauso unterstützt wird wie Luhmühlen und andere niedersächsische Städte.
Meine Damen und Herren, sollte es wirklich gelingen, die Olympischen Spiele 2012 in Hamburg/Norddeutschland stattfinden zu lassen, dann wird damit nicht nur die weltweit wichtigste Sportveranstaltung in unsere Region geholt werden, sondern darüber hinaus ein kulturelles, politisches und wirtschaftliches Ereignis höchsten Ranges. Es wäre unverantwortlich - da gebe ich dem Herrn Sportminister in seiner Antwort auf eine diesbezügliche mündliche Anfrage der SPD vom 14. März dieses Jahres völlig Recht -, dieses Potenzial nicht auch in und für Niedersachsen zu nutzen.
Mit Sicherheit würde dadurch die weitere Entwicklung des Freizeit-, Breiten- und Leistungssports in Niedersachsen im positiven Sinne beeinflusst werden. Wir würden die Möglichkeit haben, uns weltweit als guter Gastgeber zu präsentieren, und gleichzeitig der norddeutschen Bevölkerung die Möglichkeit geben, dies als ein Mehr an Lebensqualität verstehen und kennen zu lernen.
Auch in wirtschaftlicher Hinsicht würden mit Sicherheit wesentliche Vorteile damit verbunden sein. Denn sowohl die Stadtentwicklung als auch die Verkehrsinfrastruktur im Land würden von der Austragung der Spiele in Hamburg/Niedersachsen erheblich profitieren.
Was den volkswirtschaftlichen Nutzen angeht, sei mir noch eine Zahl gestattet. Es gibt nachvollziehbare Unterlagen, wonach der volkswirtschaftliche Zusatznutzen für Sydney im Zeitraum 1996 bis 2006 ca. 3,2 Milliarden Euro beträgt. 3,2 Milliarden Euro volkswirtschaftlicher Zusatznutzen! Sollte Hamburg den Zuschlag bekommen, würde mit Sicherheit ein größerer Teil davon auf Hamburg und auch auf Niedersachsen zukommen. Und wir können es in der Tat auch gebrauchen.
Mit einer erfolgreichen Olympiabewerbung 2012 würden meines Erachtens aber auch sportliche Verbesserungen in Niedersachsen einhergehen, die wir aus der sportpolitischen Diskussion der letzten Zeit unter den Schlagwörtern „Verbesserung der Sportlehrerausbildung“, „effektivere Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses“, „verstärkte Unterstützung der Sportmedizin“ und „Einführung der dritten Schulsportstunde in Niedersachsen“ kennen - nebenbei bemerkt: in Hamburg ist das vor kurzem so durchgesetzt worden; das ist ein Appell an die Kultusministerin -, und dann würden auch wir diese Vorteile mit Sicherheit genießen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir Landtagsabgeordneten als - wenn Sie so wollen- Praktiker der Politik wissen, dass gute Argumente und gute Planungen das eine sind, die letztliche Entscheidungsfindung aber das andere ist.
Deshalb, Kollege von der Heide, sei mir gestattet, in dem Zusammenhang auf Folgendes hinzuweisen - nicht ohne Hintergrund -: Nach Informationen,
die mir vorliegen, scheint es so zu sein, dass sich in dem NOK-Gremium, das letztlich über die nationale Vergabe entscheidet, offensichtlich eine Mehrheit von Personen aus Süd- und Westdeutschland befindet,
sodass damit mutmaßlich a priori ein gewisser Nachteil für Hamburg und Norddeutschland gegeben ist. Deshalb sollten wir heute die Gelegenheit nutzen, im Rahmen unserer politischen Möglichkeiten das Erforderliche zu tun, d. h. insbesondere, Einmütigkeit zu zeigen. Und das haben wir in der letzten Zeit zwischen den großen Fraktionen auch getan, wenn es darum ging, sportpolitische Entscheidungen herbeizuführen.
Ich darf für meine Fraktion betonen, dass wir ohne Wenn und Aber hinter dem Konzept Hamburgs und ohne Wenn und Aber hinter der Bewerbung Cuxhavens stehen und dass wir hoffen, dass wir national gewinnen und dann auch im Jahr 2005 die internationale Zustimmung bekommen werden. Danke schön.
- Das sind Aufgaben des parlamentarischen Geschäftsführers, und ich komme gern den Wünschen des parlamentarischen Geschäftsführers nach.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! In 198 Tagen wird vom Olympischen Komitee entschieden, wo die Olympischen Spiele 2012 stattfinden und ob sie überhaupt in Deutschland stattfinden. Sollte das der Fall sein - ich gehe davon aus, dass wir als Bundesrepublik Werbung machen werden, damit die Olympischen Spiele wirklich in
Deutschland stattfinden -, fällt dann die Entscheidung über die deutsche Stadt, die Ausrichter der Olympischen Spiele sein wird.
Hamburg hat sich beworben, und mit Hamburg hat sich der Norden beworben. Damit ist zumindest schon ein Ziel bei der Bewerbung erreicht: Sie ist flächendeckend, sie ist nachhaltig, weil sie letztendlich den Nachwuchssport fördert und so positive Effekte für den deutschen Sport erzielt. Hamburg hat sich nicht nur als Metropolregion beworben, Hamburg hat sich mit einem Konzept beworben, das von fünf Bundesländern getragen wird. Dies ist in Deutschland einmalig. Allein an diesem Konzept zeigt sich, wie stark der Norden sein kann, wenn er denn will. Dieser gemeinsame starke Wille ist auch notwendig, wenn wir uns die Mitbewerber ansehen: Stuttgart, Frankfurt, Leipzig, Düsseldorf. Sie alle haben auch sehr gute Bewerberkonzepte vorgelegt. Doch was bei ihnen fehlt, sind das breite Miteinander und Füreinander über Ländergrenzen hinweg, was die Bewerbung von Hamburg einmalig macht und was wir wirklich gemeinsam unterstützen müssen.
Was in dem Gerangel aber nicht passieren darf, in diesem Wettkampf der fünf deutschen Städte beim NOK, ist, dass es zu einer Spaltung des deutschen Sports kommt und dass der Lobbyismus der einzelnen Städte die Argumente verdrängt.
Wir Grüne werden die Olympiabewerbung von Hamburg unterstützen. Wir wollen, dass sich der Norden zumindest in Sachen Sport einig und stark zeigt und das auch nach außen dokumentiert.
Wir gehen davon auch aus und hoffen, dass es keine Eintagsfliege bleibt und dass zukünftig verstärkt gemeinsame Projekte über Ländergrenzen angepackt werden. Der Norden ist einig, der Norden ist stark - und das nicht nur bei der Bewerbung um die Olympischen Spiele.
Wir haben nur noch einen Vorschlag: Wenn wir uns die Überschrift „Feuer und Flamme für die Olympischen Spiele 2012 in Hamburg - Der Norden ist einig und stark“ ansehen, dann macht uns das - 30 Jahre nach den Olympischen Spiele in München - sehr nachdenklich. Wir wissen, es ist ein Gesamtkonzept, von der Agentur so benannt.