Protocol of the Session on November 22, 2018

Das Wort hat jetzt für die Fraktion DIE LINKE die Abgeordnete Frau Rösler.

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Meine Fraktion gratuliert der Volksinitiative ohne jedes Wenn und Aber.

(Beifall vonseiten der Fraktionen der AfD, DIE LINKE und Torsten Renz, CDU)

Mit Beharrlichkeit und wirksamen Protestformen wurde auf der Straße erreicht, wogegen sich die Koalition bis vor Kurzem mit Händen und Füßen gewehrt hatte.

(Sebastian Ehlers, CDU: Sie ja auch, Sie haben ja auch keinen Antrag gemacht.)

Beim Thema Straßenausbaubeiträge,

(Peter Ritter, DIE LINKE: Das stimmt doch gar nicht. Das stimmt doch gar nicht.)

beim Thema Straßenausbaubeiträge

(Unruhe vonseiten der Fraktion der CDU – Peter Ritter, DIE LINKE: Ach, hör doch auf!)

betritt dieser Landtag heute nun wirklich keinen jungfräulichen Boden. Wir sollten uns daher kurzfassen, denn es

sind Taten und weniger Worte gefragt, vor allem, wenn man den gestrigen Ankündigungen der Koalition Glauben schenken darf.

(Zurufe von Andreas Butzki, SPD, und Thomas Krüger, SPD)

Und, Herr Innenminister, es ist ja interessant,

(Andreas Butzki, SPD: Aber seit wann glauben die LINKEN?)

es ist ja interessant, wenn Sie hier von einem Eckpunktepapier reden, uns allerdings ist ein solches nicht bekannt. Wir erwarten, dass dieses im Innenausschuss auch vorgelegt wird.

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE – Zuruf von Dietmar Eifler, CDU)

Dieser Landtag sollte es zunächst als Glücksfall begreifen, dass außerparlamentarische Initiativen zusammenfallen mit parlamentarischen Debatten und Auseinandersetzungen in diesem Haus. Die Volksinitiative ist also nicht Belästigung, sondern Bereicherung. Wir sollten die Volksinitiative beziehungsweise eine Vertreterin oder einen Vertreter oder mehrere Vertreter zügig in den Innenausschuss einladen.

(Beifall Henning Foerster, DIE LINKE – Zuruf von Martina Tegtmeier, SPD)

Das bringt frischen Wind und politischen Druck in die weitere parlamentarische Debatte.

Meine Damen und Herren, es ist nicht so sehr Verdienst der Volksinitiative, die parlamentarische Arbeit angestoßen zu haben. Ich erinnere an Kleine Anfragen, Gesetzentwürfe, Expertengespräche, Anhörungen oder auch Arbeitsgruppen. Den eigentlichen Verdienst von „FAIRE STRASSE – Volksinitiative gegen Straßenausbaubeiträge in Mecklenburg-Vorpommern“ sehe ich darin, Bewegung in eine festgefahrene politische Diskussion

(Beifall vonseiten der Fraktionen der AfD und DIE LINKE)

und, wie wir seit gestern wissen, auch einen Durchbruch gebracht zu haben. Der wöchentliche lautstarke Protest vor der Staatskanzlei konnte schon historische Assoziationen wecken. Mit Posaunen, so berichtet das Alte Testament, mit Posaunen also sollen die Israeliten

(Unruhe vonseiten der Fraktion der SPD – Heiterkeit bei Andreas Butzki, SPD – Zurufe von Tilo Gundlack, SPD, und Martina Tegtmeier, SPD)

um 1.200 vor Christus die Mauern von Jericho

(Zuruf von Sebastian Ehlers, CDU)

zum Einsturz gebracht haben.

(Beifall vonseiten der Fraktion DIE LINKE – Zuruf von Thomas Krüger, SPD)

Unsere Staatskanzlei

(Tilo Gundlack, SPD: Ich glaube, da ging es aber um einen ein bisschen anderen Sachverhalt.)

erstrahlt weiterhin in aller Schönheit,

(Zuruf von Patrick Dahlemann, SPD)

es wurden aber politische Blockadehaltungen zum Einsturz gebracht.

(Torsten Renz, CDU: Das war Ihre Pressemitteilung, Frau Rösler, die kennen wir doch schon.)

Meine Damen und Herren, ein guter Gesetzgeber sollte sich nicht durch schnelle Antworten auszeichnen, sondern vielmehr durch richtige Fragestellungen.

(Sebastian Ehlers, CDU: Aha!)

Das gilt auch für das Problem der Straßenausbaubeiträge.

(Zuruf von Susann Wippermann, SPD)

Wir haben viele Argumente sowohl für eine Abschaffung als auch für eine Beibehaltung dieser Beitragsform zusammengetragen in den letzten Jahren. Die CDU begründete ihre strikte Ablehnung einer Beitragsabschaffung unter anderem mit der Frage nach denen, die bereits Beiträge gezahlt hätten.

(Torsten Renz, CDU: Haben Sie da mal ein Zitat für?)

Und Frau Tegtmeier hat gegen eine Beitragsabschaffung

(Torsten Renz, CDU: Frau Rösler, haben Sie dafür mal ein Zitat?)

stets die Frage der Werterhöhung der betroffenen Grundstücke gestellt.

(Zuruf von Marc Reinhardt, CDU)

Das alles kann man tun, wir sollten uns aber fragen, warum die Widerstände und Proteste dagegen in den letzten Jahren massiv zunehmen. Wir sollten uns fragen, warum es einer Volksinitiative auch bei uns in relativ kurzer Zeit gelingt, deutlich mehr als die erforderlichen Unterschriften zu organisieren.

(Manfred Dachner, SPD: Ja, das ist doch positiv, ne?)

Wir sollten uns fragen, warum bundesdeutsche Entwicklungen

(Manfred Dachner, SPD: Das ist doch Teilhabe an der Politik, und das ist doch gewollt. – Zuruf von Dr. Mignon Schwenke, DIE LINKE)

zu eigenen Positionen möglicherweise diametral verlaufen.

(Unruhe bei Manfred Dachner, SPD, und Peter Ritter, DIE LINKE)

Meine Damen und Herren, im Rahmen eines Bürgerforums in Bad Doberan