Protocol of the Session on January 26, 2018

(Zuruf von Simone Oldenburg, DIE LINKE)

Da kommt eins zum anderen, also müssen wir das natürlich dementsprechend überlegen.

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Genau.)

(Zuruf von Simone Oldenburg, DIE LINKE)

jetzt zur Verkürzung der Referendariatszeit. Ich war im November bei einer Veranstaltung, da wurde ich von einem Schulleiter aus dem ländlichen Raum angesprochen. Ich habe gesagt, kannst du dir das vorstellen, ich

habe diesen Vorschlag mit dem Bildungsministerium diskutiert und wir reden ja öfter über solche Sachen. Du hättest mich auch kurz vorher mal ansprechen können. Und die Begründung, die jetzt nachzuvollziehen ist bei diesen 18 Monaten, ist, erst mal haben wir das Lehrerbildungsgesetz und die Lehrervorbereitungsdienstverordnung – die könnte man vielleicht ändern –, aber es gibt beispielsweise auch einen Beschluss der KMK vom 02.06.2005, der eine anderthalbjährige schulische Ausbildung vorsieht.

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Vorsieht!)

Das heißt, wir sind von 24 Monaten schon auf 18 Monate runtergefahren, weil wir einiges in die erste Phase gegeben haben. Sachsen hatte nur 12 Monate, seit 2017 sind sie wieder auf anderthalb Jahre gegangen, setzen diesen KMK-Beschluss um.

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Nee, nee, nee, nee!)

Ich will noch mal auf ein anderes Problem hinweisen. Wenn wir auf zwölf Monate umstellen, werden wir so attraktiv für die anderen Bundesländer. Wer in Schleswig-Holstein, Brandenburg studiert, der macht die Phase bei uns und geht dann wieder zurück.

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Nein, nein!)

Dann passiert es, dass gerade diese Studenten unseren Studenten noch die Plätze wegnehmen, weil vielleicht die Noten besser sind oder die Fachkombination. Da ist auf der einen Seite eine Chance drin, dass sie vielleicht hierbleiben,

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: So viele offene Stellen! So viele offene Stellen!)

aber die größere Chance ist, dass sie eine Abkürzung machen von sechs Monaten, dann wieder in ihre Heimatregion zurückgehen, weil ja überall Lehrer gesucht werden.

Zur Seiteneinsteigerproblematik möchte ich auch bloß auf das Lehrerforum hinweisen. Es gibt immer solche und solche Meinungen. Dort haben wir in dem Falle von Herrn Todt von der IHK ein sehr positives Beispiel gekriegt, von der Schulleiterin der beruflichen Schule. Ich kenne auch negative Beispiele, aber man kann nicht alle über einen Kamm scheren. Ich denke, wir werden auf die Seiteneinsteiger nicht verzichten.

Ich will dann auch noch mal auf die Sachsen hinweisen. Wie viele Seiteneinsteiger braucht Sachsen? Allein 400 Seiteneinsteiger werden zum 1. Mai eingestellt, damit sie im neuen Schuljahr einsatzbereit sind. Für die Besetzung der Stellen im Februar werden ebenfalls Seiteneinsteiger benötigt, allerdings absolvieren über 1.000 Seiteneinsteiger in Sachsen noch keine berufsvorbereitende Lehrerqualifikation. Das ist ein großes Defizit. Das ist ein Problem, was im Prinzip alle Länder haben, und gerade für Sachsen habe ich vor einigen Wochen in der „WirtschaftsWoche“ gelesen, dass im Regionalschulbereich zur polnischen Grenze, also im Görlitzer Raum, bis zu 90 Prozent bei Neueinstellungen Seiteneinsteiger sind. Das ist eine Sache, die wir natürlich nicht haben wollen, und da müssen wir dementsprechend dagegenarbeiten.

Die Lehrergewinnung, wie gesagt, wird in den nächsten Jahren ein größeres Thema werden. Wir sind im Wettstreit mit den anderen Bundesländern. Wir haben einige Maßnahmen schon erreicht, beispielsweise die Verbeamtung bis zum 40. Lebensjahr. Die ist in Sachsen und in Berlin zum Beispiel auch ein großes Hindernis, weil da nicht verbeamtet wird. Und wir haben eine der höchsten Besoldungen, das darf man immer nicht vergessen, von allen Lehrern, was natürlich dann auch attraktiv ist für diejenigen, die den Lehrerberuf anstreben, zumal unsere Lebenshaltungskosten im Vergleich zu den anderen Bundesländern ja mit am niedrigsten sind.

Worüber wir natürlich nachdenken müssen, ist die Besoldung beim Grundschulbereich, A13, da müssen wir handeln.

(Torsten Renz, CDU: Das ist aber ein neues Thema. – Zuruf von Marc Reinhardt, CDU)

Berlin hat 2017 schon eingestellt, 2019 wird Brandenburg es tun und demzufolge wird der Druck sicherlich auf uns höher werden.

Was ein ganz wichtiger Punkt ist, und damit will ich zum Schluss kommen,

(Unruhe bei Tilo Gundlack, SPD, und Marc Reinhardt, CDU – Glocke der Vizepräsidentin)

die Bewerbungsprozeduren, die bei uns im Augenblick stattfinden, sind auf der einen Seite sehr gut – Onlineplattform, schulscharfe Einstellungen, auch in den Schulen klappt das relativ gut –, aber wenn das zurückgeht und so weiter, das muss verkürzt werden, weil die Lehramtsstudierenden bewerben sich nicht nur in Mecklenburg und Vorpommern an vielen Schulstandorten, auch in anderen Bundesländern, und da muss einfach schneller gehandelt werden und die Leute müssen hier gehalten werden.

Eins kann ich jetzt sagen: Die SPD steht für Verlässlichkeit. Wir werden keine Experimente machen, das ist auch so vereinbart worden in unserer Koalitionsvereinbarung und wir werden Schritt für Schritt für Verbesserungen sorgen. Dazu zählt auch die Lehrerausbildung. – Ich danke für die Aufmerksamkeit.

(Beifall vonseiten der Fraktion der SPD)

Für die Fraktion der AfD hat jetzt das Wort der Abgeordnete Reuken.

Sehr geehrtes Präsidium! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Liebe Mecklenburger und Vorpommern! Der Antrag der Fraktion DIE LINKE zeigt gute Ansätze, aber eines der Kernprobleme, das uns in diese Mangelsituation gebracht hat, kann er natürlich auch nicht heilen. Das war das zu lange Klammern am Lehrerpersonalkonzept. Dieses Konzept hat sehenden Auges zu einer Überalterung der Lehrerkollegien geführt, und das mit erheblichen Folgen. Insofern muss man sagen, das Thema „Lehrermangel beheben“ heißt jetzt nur noch, den im Lande zu verantwortenden, also hausgemachten Problemen hinterherzulaufen

(Andreas Butzki, SPD: Herr Reuken, Sie haben keine Ahnung.)

und sich jeden

(Andreas Butzki, SPD: Das war ein Beschluss der Gewerkschaft.)

bietenden Strohhalm

(Andreas Butzki, SPD: Die Alternative wollte man damals nicht.)

als Rettungsanker zu suchen.

(Andreas Butzki, SPD: Keine Ahnung! Was erzählen Sie denn?!)

Zum zweiten Teil des Titels, „Ausbildungsbedingungen für künftige Lehrkräfte verbessern“, macht der Antrag durchaus prüfenswerte Vorschläge, aber er betreibt Lobbyarbeit für Lehramtsstudenten. Der Obertitel „Lehrermangel beheben“ ist dem eigentlich nur aufgesetzt, kann man sagen. Welcher junge Mensch, der sich zum Lehramt berufen fühlt, wird sich von dieser Berufswahl ernsthaft abhalten lassen, wenn er hört, dass Praktika und schulpraktische Übungen unter Umständen gewisse Kosten verursachen könnten? Alle Studiengänge sind mit Kosten verbunden, auch für die Studenten, zum Teil in ganz anderen Größenordnungen. Wenn man die Lehramtsstudenten hier entlastet, dann ist das eine Ungleichbehandlung gegenüber allen anderen Studiengängen.

Was ist es also, das junge Menschen vom Ergreifen des Lehrerberufs abhält? Es ist wohl auch das, was sie vor Kurzem noch selbst aus der Schülerperspektive im Schulalltag erlebt haben, also vor allem der Stress, dem Lehrer wie in kaum einem anderen Beruf ausgesetzt sind. Mit dem Werteverfall unserer Gesellschaft schwand auch die Achtung vor der Autorität. Disziplin- und Distanzlosigkeit vieler Schüler sind an der Tagesordnung, ohne dass dem Lehrer ausreichend Mittel dagegen zur Verfügung stehen würden.

(Zuruf von Andreas Butzki, SPD)

Vielmehr ist es heute der Lehrer,

(Peter Ritter, DIE LINKE: Vor allem die ausländischen Schüler, ne? Die sind unmöglich.)

der zum Prügelknaben geworden ist, und das bedauerlicherweise auch im wahrsten Sinne des Wortes.

Kommt noch.

(Andreas Butzki, SPD: Es kommt noch.)

Die Situation verschärft sich heute noch zunehmend durch die Inklusion stark verhaltensauffälliger Kinder in die Regelklassen sowie die Integration von Kindern, die mit von Haus aus vollkommen anderen Verhaltensmustern herangewachsen sind.

(Zuruf von Andreas Butzki, SPD)

In Großstädten ist in manchen Klassen schon kaum noch Unterricht möglich, wenn Kinder und Jugendliche mit diesem Hintergrund den hohen Anteil der Klasse bilden.

(Andreas Butzki, SPD: Wann waren Sie das letzte Mal an einer Schule in Mecklenburg-Vorpommern?)

Und Lehrerinnen, das muss man auch mal sagen,

(Andreas Butzki, SPD: Wann waren Sie mal an einer Schule?)

werden dort überhaupt nicht mehr geachtet.