Ich hoffe einfach, dass wir durch diese Diskussion heute zu einem wirklichen Ergebnis kommen, im Sinne der Studierenden und im Sinne des Landes, und dass die Regierung nicht einfach wieder unsere Verbesserungen ignoriert, dass wir wenigstens im Bildungsausschuss darüber diskutieren.
Sehr geehrte Damen und Herren, zu unseren vorgeschlagenen Verbesserungen gehört aber auch, dass wir die zweite Phase der Lehrerausbildung, nämlich das Referendariat, so gestalten wollen, dass wir es zum einen den tatsächlichen Notwendigkeiten einer Lehrerausbildung anpassen wollen, und zum anderen so attraktiv machen möchten, dass nicht weiterhin die Hälfte der Stellen pro Einstellungstermin unbesetzt bleibt.
Im Februar 2015 wurden 316 Stellen ausgeschrieben, von denen 166 nicht besetzt wurden. Im August 2015 wurden 232 Stellen ausgeschrieben und 101 blieben unbesetzt. Für das Schuljahr 2017/2018 waren 449 Stellen für ein Referendariat ausgeschrieben, 302 Stellen blieben unbesetzt. Das heißt, wir haben mehrere Hundert Stellen, die jetzt schon nicht besetzt sind, mehrere Hundert Stellen, die zukünftig dann fehlen werden für Lehrerinnen und Lehrer.
Gleichzeitig stellen wir aber über 700 Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger ein. Wir wissen, dass wir sie derzeit brauchen, vor allem auch an den beruflichen
Schulen. Diese Seiteneinsteiger sind zum Beispiel Melker, sie sind Biologen oder auch Bürokauffrau, sie haben kein pädagogisches Studium absolviert, sie haben keinen einzigen Tag in einer Schule hospitiert, sie haben noch nie vor einer Klasse gestanden, sie haben noch nie eine Arbeit, eine Klausur bewertet, geschweige denn so eine konzipiert, und sie haben auch noch nie einen Entwurf für eine Unterrichtsstunde geschrieben. Diese Frauen und Männer stellen wir ohne jegliche Vorkenntnisse ein und die sollen dann auch sofort 27 Stunden in der Woche unterrichten. Aber diejenigen, die ein fünfjähriges Lehramtsstudium gemeistert haben, die laufen, nachdem sie Praktika gemacht haben, nach schulpraktischen Übungen, was auch alles wirklich noch mehr sein müsste, erst unzählige Wochen an der Schule mit und hospitieren und hospitieren und hospitieren, bevor sie die erste Stunde überhaupt unterrichten können. Dann allerdings müssen sie auf Schlag alle Stunden eigenständig unterrichten, denn die Mentorin/der Mentor, die haben nur eine einzige Stunde in der Woche, um die Referendare zu begleiten.
Sehr geehrte Damen und Herren, warum sollte heute noch jemand ein Lehramtsstudium aufnehmen? Wo liegen die Vorteile?
Mit welchen Argumenten wollen wir die jungen Frauen und Männer überzeugen? Und wie gelingt es uns, wirklich mehr Referendariatsstellen zu besetzen? Das ist relativ einfach – ja, Frau Hesse –, und einfach heißt nicht einfältig.
Wir schlagen Ihnen folgende Änderungen vor: Das Referendariat muss den wirklich notwendigen Inhalten einer zukünftigen Lehrertätigkeit angepasst werden. Die Hospitationen sollen vor allem neben dem Unterricht stattfinden, um damit diese wochenlangen Kennenlernphasen zu reduzieren. Die Referendare werden mindestens bei der Hälfte ihrer Unterrichtstätigkeit, also fünf Stunden pro Woche, durch Mentoren begleitet. Es muss geprüft werden, ob die Hausarbeit abgeschafft werden kann. Wenn die Stoffkomplexplanung, die Bestandteil ist, in die Langentwürfe kommt, würden wir den Referendaren viel Arbeit abnehmen. Die beiden Langentwürfe würden sich dann, wie gesagt, um diese Stoffkomplexplanung erweitern. Die Lehrervorbereitungsdienstverordnung und die -prüfungsverordnung müssen überarbeitet werden und dann auch so überarbeitet werden, dass tatsächlich die Lehrtätigkeit gelehrt und geübt wird. Somit könnten wir in Mecklenburg-Vorpommern wirklich darüber nachdenken – ohne dass auch nur eine einzige Stunde weniger unterrichtet wird durch die Referendarinnen und Referendare, als es jetzt der Fall ist –, dass wir das Referendariat auf zwölf Monate begrenzen und damit um sechs Monate verkürzen.
Der Lehrermangel macht um die meisten Länder keinen Bogen und ich möchte verhindern, dass Sie mir jetzt sagen, das brauchen wir alles nicht, das ist Quatsch, wir müssen auch nicht darüber reden, und nachher auf dem Flur höre ich: „Mensch, da waren ja gute Ideen dabei, aber …!“.
die ich vorgestern erhalten habe, damit Sie einfach darüber nachdenken: „Liebe Frau Oldenburg! Durch Zufall habe ich in der Ostsee-Zeitung über den Antrag von Ihnen und Ihrer Fraktion gelesen, in welchem Sie für eine Verkürzung des Referendariats auf zwölf Monate und die Abschaffung der Hausarbeit während des Referendariats plädieren. Als Lehramtsstudent der Universität Greifswald – ich beginne im April mit dem Staatsexamen – kann ich, auch wenn ich politisch anders verortet bin, das nur voll und ganz unterstützen und danke Ihnen herzlich für diesen Antrag.“
„Gerade nach einem verkorksten Studium mit modularisiertem Staatsexamen, fehlender Kommunikation zwischen Lehrerprüfungsamt und der Universität, fehlendem Praxissemester und unzähligen Hausarbeiten wäre dies nun ein Argument für mich, um doch in MecklenburgVorpommern zu bleiben und nicht in die ‚Heimat‘ zurückzukehren.“ Ich möchte, dass diese Worte jetzt bei Ihrer Argumentation irgendwo bei Ihnen sind, bevor Sie den Antrag wieder in Bausch und Bogen ablehnen werden. – Schönen Dank.
Im Ältestenrat ist vereinbart worden, eine Aussprache mit einer Dauer von bis zu 120 Minuten vorzusehen. Ich sehe und höre dazu keinen Widerspruch, dann ist es so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich finde es erst mal sehr gut, dass wir uns diesem Thema heute widmen. Ich hätte mir natürlich einen anderen Zeitpunkt gewünscht und nicht Freitag kurz vor Schluss, um dieses wichtige Thema zu besprechen.
Man kann es ganz einfach sagen: Gute Schule braucht gute Lehrer, das ist ein ganz wichtiger Punkt. Wir haben eine schwierige Situation in Mecklenburg-Vorpommern, die darauf beruht, dass wir ein Lehrerpersonalkonzept hatten und es zwischen 1995 bis 2010 kaum Neueinstellungen gab.
Das war natürlich in den 90er-Jahren dem dramatischen Schülerrückgang zuzurechnen. Wir hatten einen Rückgang um zwei Drittel in den Geburtenzahlen.
Das gab es nicht mal nach dem Dreißigjährigen Krieg, so einen Einbruch. Es wurde das Lehrpersonalkonzept beschlossen. Die Gewerkschaften, die Landesregierung, alle wollten das so. Wir hatten nur einen begrenzten Einstellungskorridor und das hat zur Folge – das LPK ist aufgehoben, wir haben jetzt Vollbeschäftigung –, die Ruhestandswelle rollt auf uns zu und wir müssen für Ersatz sorgen.
Vor zwei Jahren habe ich mich immer noch hingestellt und habe gesagt, in Deutschland werden mehr Lehrer ausgebildet, als gebraucht werden. Diese Zeiten sind vorbei. Alle ostdeutschen Länder suchen. Im letzten Jahr hatte ich eine Besprechung, auch mit SachsenAnhaltinern, die haben zu diesem Jahr Tausend Lehrer gebraucht. Und ich habe gestern in MDR Info einen Satz gefunden, den möchte ich gerne mal zitieren: „Sachsen ächzt unter dem Lehrermangel.“
„Wie lange soll das noch gehen? Vorerst scheint wenig Entspannung in Sicht. Bis zum Februar müssen 660 Stellen neu besetzt werden, wir wissen noch nicht, wie das ausgehen wird. Zum neuen Schuljahr im August brauchen wir … 1.240 neue Lehrer, haben jedoch nur 840 Absolventen. Ob der Nachwuchs dann in Sachsen bleibt, ist dahingestellt. … Insgesamt müssen in diesem Jahr 1.900 Lehrer eingestellt werden.“
Wir hatten am Dienstag das Lehrerforum, die Ministerin hat die Zahlen genannt. Wir haben über 400 Lehrer eingestellt, obwohl bloß 350 ausgeschrieben worden sind. Ich denke, das war für dieses Jahr ein sehr gutes Zeichen. Die Lehrergewinnung wird in den nächsten Jahren das wichtigste Thema sein oder mit das wichtigste Thema sein und alle Ideen sind da gefragt. Wir werden das sicherlich im Ausschuss oder im Plenum hier öfter diskutieren,
Und auf Ziffer I will ich jetzt gar nicht weiter eingehen. Ich könnte es ja ein bisschen sarkastisch formulieren, es sind bahnbrechende Erkenntnisse, fast promotionswürdig, was da festgestellt worden ist, aber deswegen will ich auch nicht weiter darauf eingehen.
Ziffer II zeigt mögliche Lösungsansätze und auch aus meiner Sicht müssen schulpraktische Übungen ausgedehnt werden. Wir brauchen mehr Schulen und wir brauchen eine höhere Anzahl der schulpraktischen Übungen. Es darf aber nicht zur Überforderung kommen der Städte Rostock, Greifswald, Neubrandenburg und dem Umland und es muss eine bessere Verzahnung zwischen der ersten Phase (sprich Universität) und der zweiten Phase (Referendariat) kommen.
Wir hatten letztens – ich glaube, vor 14 Tagen – ein Schreiben von einem Studenten gekriegt, der Mathematik studiert. Der hat die Situation dargestellt. Vorgestern hatten wir mit ihm gesprochen, wir hatten ihn noch mal eingeladen. Er hat uns einige Dinge genannt. Deswegen sind auch intensive Gespräche mit der Hochschule geführt worden. Ich kann wieder bloß auf das Forum hinweisen am Dienstag, das wurde ja auch da thematisiert.
Die räumliche Ausweitung ist nicht in erster Linie ein Kostenfaktor. Die Ministerin hatte gesagt oder es wurde ja schon gesagt, es wird geprüft. Ich denke, es könnte relativ einfach sein mit dem Semesterticket.
Wenn das für weite Strecken genutzt werden könnte, wäre das relativ einfach. Wir brauchen aber auch eine größere Anzahl von Ausbildern und wir brauchen eine größere Anzahl von Mentoren. Und wenn Sie jetzt sagen, soundso viele Stunden sollen begleitet werden, dann haben wir natürlich wieder ein Problem, wo wir die Köpfe herkriegen sollen. Die brauchen wir ja auch für den Unterricht. Also das beißt sich dann auch wieder bei den ganzen Vorschlägen.
Ein anderer großer Vorteil ist, der wurde hier schon genannt, wenn die Lehramtsstudierenden in den ländlichen Schulstandorten sind, kann man dann auch sehen, dass es da nicht, wie immer dargestellt wird, einen großen Investitionsstau gibt. Das wird es sicherlich an einzelnen Standorten geben. Ich kann jeden in meinen Wahlkreis einladen, da sind gerade an den ländlichen Standorten – ob das Feldberg ist, Wesenberg ist, Blankensee ist – die Schulen alle saniert, alle durch den Schulträger Stadt beziehungsweise Kreis. Bei mir in der Stadt Neustrelitz ist das zwar nicht so, aber man kann auch nicht so ein abschreckendes Bild von unseren Schulen darstellen.
Bei der Kostenübernahme sehe ich aber auch ein anderes Problem. Wir haben ja nicht nur das Lehrerstudium, wir haben beispielsweise Juristen.