Protocol of the Session on December 15, 2017

Für die Fraktion DIE LINKE hat noch einmal das Wort der Abgeordnete Koplin.

Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Wir machen es bei uns in der Fraktion so, dass, wenn wir Anträge eingebracht haben, die behandelt wurden, die meisten haben das bekannte Schicksal, wir gehen dann trotzdem nach der Landtagssitzung noch mal in medias res und sagen: Was war da dran? Was ist uns gelungen? Warum ist er abgelehnt worden? Welche Argumente waren so stichhaltig, dass man sich ihrer selbst annimmt? Man sagt dann so in Neudeutsch: Learning by Doing.

Sie haben jetzt mit großer Verwunderung,

(Minister Harry Glawe: Was? Das war 1990/1991 richtig Learning by Doing.)

mit großer Verwunderung aufgenommen, was wir Ihnen hier als Antrag unterbreitet haben. Selbstkritisch will ich sagen, vielleicht haben wir noch nicht richtig und genug herausgearbeitet, wie viel Brisanz in diesem Antrag steckt,

(Zuruf von Minister Harry Glawe)

denn es wäre eine geniale Gelegenheit gewesen, Herr Glawe, nicht nur zu sagen, wir machen, Tagesgeschäft. Nein, ich habe vorhin ausdrücklich gesagt, es geht um eine Zäsur.

(Minister Harry Glawe: Wie oft soll ich Ihnen das noch vortragen?!)

Die Entwicklung der Krankheitsbilder,

(Minister Harry Glawe: Sie sind beratungsresistent, Herr Koplin.)

die demografische Entwicklung und die technologische Entwicklung …

Einen Moment, Herr Abgeordneter!

Herr Glawe, ich bitte Sie, Sie haben noch Redezeit oder Sie können jederzeit reden, aber nicht von der Regierungsbank aus.

(Zuruf von Minister Harry Glawe – Peter Ritter, DIE LINKE: Nicht Ihrer Präsidentin widersprechen, auch nicht, wenn man Geburtstag hat!)

Setzen Sie sich als Abgeordneter zu Ihrer Fraktion, dann können Sie auch dazwischenrufen, aber nicht von der Regierungsbank.

(Minister Harry Glawe: Okay.)

Danke schön, Frau Präsidentin!

… zwingen dazu, einen qualitativ anderen Landeskrankenhausplan aufzulegen. Dass einer kommen wird, haben Sie gesagt. Dass es einen gibt, ist bekannt. Das ist hier referiert worden. Es kommt jetzt darauf an zu sagen, was ist das Entscheidende und wie der neue aussehen soll. Das haben wir skizziert mit sehr allgemeinen Worten. Aber ich nehme das so.

Noch einen Blick zur anderen Opposition: Ich bin wirklich erstaunt über die Alternative für Deutschland. Ich denke, da kommt die Alternative. Aber so oft, wie Sie die Landesregierung unterstützen, wie Sie ihr beipflichten, ist es wirklich seltsam, wie es so um das Oppositionsverständnis steht.

Herr Wildt, ich schätze Sie sehr, aber zu sagen, die handeln und wir werden sehen, was dabei rauskommt, das kann doch nicht das Verständnis sein. Das Verständnis muss doch sein,

(Zurufe von Wolfgang Waldmüller, CDU, und Dr. Ralph Weber, AfD)

das Verständnis muss sein, dass wir der Landesregierung zumindest mit auf den Weg geben und sagen, wie wir es gern hätten. Zu den brisanten Themen …

(Bernhard Wildt, BMV: Das muss aber was Konkretes sein!)

Ja, ja, ganz konkret steht das hier drin. Ich nehme jetzt mal ein Beispiel.

(Bernhard Wildt, BMV: Na dann lesen Sie das mal vor!)

Hier steht „wohnortnahe“ und „hohe Qualität“.

(Bernhard Wildt, BMV: Ja.)

Diskutiert wird in der Fachwelt. Die Fachpolitiker/-innen, die Gesundheitsexpertinnen und die Gesundheitsexperten, die auf den Traversen sitzen, werden es bestätigen können. Die Diskussion läuft eigentlich in eine andere Richtung: Wohnortnähe versus Qualität. Ja, dazu gab es von der Krankenhausgesellschaft vor Monaten sogar eine Fachtagung, weil Sie sich ja scheinbar ausschließen.

(Peter Ritter, DIE LINKE: Wer war denn da alles dabei? War die CDU auch da?)

Was heißt es denn aber, „wenn wir es erreichen“? Es kommt ja einer Quadratur des Kreises gleich, wenn man beides unter einen Hut kriegen will.

(Bernhard Wildt, BMV: Das ist ja das Argument, was wir haben!)

Wenn wir das diskutieren wollen, und wir haben gesagt, wir wollen das schon gerne haben, was heißt das? Frau Julitz hat berechtigt gefragt: Wo ist das Innovative? Das Innovative an diesem Antrag – das steht im Antrag und ich habe es in der Begründung noch mal gesagt – ist: Wir wollen, dass es ein Bekenntnis gibt zu den personellen Mindeststandards.

(Minister Harry Glawe: Das habe ich gerade ausgeführt! – Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

Sie haben ausgeführt.

(Minister Harry Glawe: Sie hören nicht zu, oder was?!)

Ja, wie sieht es denn aber aus? Das muss dann aber auch fixiert sein.

(Henning Foerster, DIE LINKE: Erzählen tun Sie viel, wenn der Tag lang ist.)

Frau Ministerpräsidentin Schwesig hat vor einigen Tagen bei der großen Jahrestagung des DGB in Lübeck gesagt, dass es ein Hauptanliegen sein wird, konkrete Mindeststandards im Gesundheitswesen ebenso wie in der Pflege sicherzustellen und zu fixieren.

(Minister Harry Glawe: Genau.)

Es wäre die Gelegenheit gewesen, sich dazu zu bekennen und das zu sagen.

(Minister Harry Glawe: Ich habe nichts anderes erzählt.)

Ein zweiter Punkt ist diese Mindestmengendiskussion. Die ist äußerst heikel, muss ich sagen. Was heißt denn „Mindestmengen“? Nehmen wir ein brisantes Beispiel aus dem vorpommerschen Bereich mit der Geburtenstation. Es wird landläufig gesagt, es müssten mindestens 400 Geburten an einem Krankenhausstandort im Jahr stattfinden, um zu sagen, die Qualität wäre gegeben. Dann wird gesagt, damit es sich betriebswirtschaftlich rechnet – in Anführungsstrichen –, müsste es mindestens 500 Geburten im Jahr geben. Wenn man aber nachschaut und sagt, wo ist denn das niedergeschrieben, wo gibt es zum Beispiel eine Richtlinie, die belegt, dass es diese Mindestmengen geben muss, findet man die nicht. Diese Mindestmengen sind noch nicht fixiert. Der Gemeinsame Bundesausschuss, das höchste Gremium in der gesetzlichen Krankenversicherung, das sich zu solchen Sachen äußert und Richtlinien festlegt, hat zu sieben Krankheitsbildern Richtlinien festgelegt.

(Minister Harry Glawe: Genau.)

Nur zu sieben.

(Minister Harry Glawe: Nur zu sieben, genau.)

Herr Glawe, Sie haben hier vorhin gesagt, wir werden erst mal warten, bis der Gemeinsame Bundesausschuss solche Mindestmengen definiert. Das macht er im laufenden Prozess.

(Heiterkeit bei Minister Harry Glawe)

Wenn wir warten, bis etwas gekommen ist, dann werden wir nie einen neuen Landeskrankenhausplan aufstellen. Wir müssen uns der Diskussion stellen. Das ist das Problem,

(Minister Harry Glawe: Die Diskussion wird in der Bundesregierung geführt, Herr Koplin. Das wissen Sie ganz genau!)

und die Diskussion verläuft in diesem Land äußerst konträr.

Herr Ehlers hat darauf hingewiesen, die CDU hat sich kundig gemacht, alle Fraktionen waren damals da auf Einladung der Landeskrankenhausgesellschaft, und die haben gesagt, es gäbe ein großes Problem. Wenn die Mindestmengen, die vom Gemeinsamen Bundesausschuss definiert werden, und ich greife jetzt einfach mal heraus, dass an einem Krankenhausstandort, wenn man von Qualität reden will, 500 Hüftoperationen im Jahr stattfinden müssen, sonst wird das dort nicht mehr vergütet – das ist jetzt sehr holzschnittartig, nur um das Problem mal zu illustrieren –, dann kann das dazu führen, dass an bestimmten Standorten, wo man diese Versorgungsleistung eigentlich haben will, sie nicht mehr vorhalten kann.