Meine Damen und Herren, in den Frauenhäusern steht die Fachberatung im Fokus des Gutachtens. In diesem Zusammenhang darf ich darauf hinweisen, dass die Beratung im Bundesvergleich sich den zweiten Platz mit Niedersachsen teilt. Auch hier sehe ich deutlich keine Systemlücke. Fünf Interventionsstellen stehen zur Verfügung, aber auch die gesamte Kinder- und Jugendhilfe begleitet die Bedarfe der betroffenen Kinder – eine Vernetzung, die immer noch intensiviert werden kann, aber auch heute schon funktioniert.
Herausstellen möchte ich an dieser Stelle auch die zwei Täterberatungsstellen im Land. Meine Damen und Herren, ein großer Erfolg, denn die Ursache der häuslichen Gewalt anzugehen, ist ein großer Schritt. Wenn ein Täter sich freiwillig beraten lässt, ist ein Meilenstein zur Therapie erreicht.
(Dr. Margret Seemann, SPD: Das machen die meisten aber nicht. – Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Das wollte ich gerade sagen.)
Auch das zeigt, dass die Landesregierung nicht bei den Hilfeangeboten stehen bleibt, sondern weitere Ansätze, ganzheitliche Ansätze zur Problembewältigung sucht und findet. Die finanzielle Unsicherheit, der sich Frauenhäuser ausgesetzt sehen, lässt sich wegen dem Instrument der Zuwendung, wenn man sich von diesem nicht trennen kann oder trennen will, nicht vollständig beseitigen,
Verschiedene Möglichkeiten der Finanzierung werden in den Gutachten reflektiert. Ich sage es mit Bedacht, haushaltspolitische Abwägungen machen wenig Sinn und obliegen einem anderen Zeitpunkt, vielleicht einer Haushaltsdebatte. Wir werden Ihren Antrag und den Antrag von der NPD, auf den ich nicht weiter eingehen möchte, vollumfänglich ablehnen. – Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordnete! Der vorliegende Antrag greift ein ernstes und wichtiges Thema auf, das mich
auch persönlich bewegt. Ich selber habe 1990 hier in Schwerin das autonome Frauenhaus mit aufgebaut, habe hier zwei Jahre gearbeitet. Ich glaube, wer schon mal Opfer häuslicher oder sexualisierter Gewalt kennengelernt hat, weiß, was das für eine Arbeit ist. Und von daher einen herzlichen Dank für das Engagement derjenigen, die in diesem Bereich arbeiten. Viele Rostockerinnen sind fast schon 20 Jahre dabei. Ich kann nur sagen, die zwei Jahre haben mich stark geprägt und es ist immer wieder eine Herausforderung, dort Menschen Mut zu machen, das muss man einfach so sagen.
Und, Herr Lindner, ich denke, niemand, weder Frau Bernhardt noch Frau Schwesig, also der Kollege der SPD, der gesprochen hat – nee, er hat noch gar nicht gesprochen, Quatsch, der wird noch sprechen –, wird das haushaltstechnisch sehen,
weil dafür sind die Probleme zu groß. Ich werde noch einige Aspekte ansprechen, aber Frau Schwesig hat einen guten Hinweis gegeben, nämlich noch mal den Runden Tisch sexualisierte Gewalt.
Ich selber war als Expertin eingeladen bei der Unabhängigen Beauftragten. Sie fragte mich, wie ist es denn mit Opfern sexueller Gewalt, die dann nicht diese Angebote aufsuchen, denn wir reden ja hier über diejenigen, die die Angebote aufsuchen. Die Grauzone ist so groß, das ist nicht ermesslich. Man sagt ja immer, jede vierte Frau hat in ihrem Leben häusliche Gewalt erlebt. Ich denke, diese Zahl wird immer noch aktuell sein, aber dieses Schweigen zu brechen, das wird für viele, ob Mann oder Frau, insbesondere auch Kinder, der größte und schwerste Schritt sein. Wir haben damals, in der Zeit, als ich dort gearbeitet habe, wie gesagt 1990 bis 1992, die Erfahrung gemacht, dass jemand bis zu sieben Mal versucht, Hilfe zu finden. Diejenigen, die kommen, davon müssen wir alle ausgehen, haben einen extremen Leidensdruck.
Beim Runden Tisch sind Angebote gemacht worden wie beispielsweise die nationale Hotline. Da wurde ich damals gefragt: Was passiert dann, wenn Frauen, die beispielsweise irgendwo auf dem Dorf wohnen, diese Hilfe annehmen? Dieser Frage müssen wir uns stellen, denn nicht für jede Frau und auch nicht für jeden Mann ist der Zugang zu einer Beratungsstelle der, der für sie oder ihn richtig ist.
Zudem habe ich dort Männer kennengelernt, die sexuell missbraucht wurden, ein Thema, was sehr tabuisiert ist. Es passiert im Fußballverein, möglicherweise bei der Armee, anderen Institutionen, was bis heute immer noch totgeschwiegen wird, also große Hochachtung vor denjenigen,...
Dahin gehend möchte ich Sie ermutigen, Frau Schwesig, noch mal darauf aufmerksam zu machen, weil viele, die in diesen Hotlines sitzen, kommen aus der Stadt. Sie haben überhaupt kein Gefühl dafür, wie es ist, eine Hilfe zu bekommen, weil es häufig nicht ausreicht, einmal hinzugehen, sondern es müssen Folgeberatungen kommen, diese kontinuierlich und von gut ausgebildeten Frauen und Männern.
Ich habe mehrfach Männer beraten – ich weiß nicht, wer das nachvollziehen kann –, die Opfer sexueller Gewalt sind. Die suchen keinen Mann auf in der Beratung. Das ist ein Tabuthema, dem muss man sich auch noch mal stellen. Vielleicht ist dort beim Runden Tisch noch mal die Gelegenheit, gerade für diese Opfer Institutionen zu finden, einen Wegweiser zu finden, wo sie zeitnah Hilfe finden. Das ist ein Problem. Und Gewalt macht krank, das wissen wir alle, darauf werde ich aber hier jetzt nicht eingehen.
Aber lassen Sie mich noch mal auf die personelle Ausstattung eingehen. Wir haben das hier gehört. Es sind in den fünf Einrichtungen jeweils zwei Frauen, die dort arbeiten. Und die Absicherung zu den Wochenenddiensten, Nachtschichten ist letztendlich immer wieder schwierig. Und es ist vorhin noch mal auf die Kinder in den Frauenschutzwohnungen und Frauenschutzhäusern
Aber zur damaligen Zeit war ich für die Kinderbetreuung im Frauenhaus zuständig. Das ist ein Thema, was uns
echt über 22 Jahre bewegt. Von daher kann ich immer wieder nur ermutigen und den Blick dahin wenden, dass das zu einem Regelangebot in einem Frauenhaus gehört. Ich weiß, dass Frau Dr. Seemann sich damals immer drum bemüht hat. Ich hoffe, dass Frau Schwesig diesen Weg weiterführt.
Also das eine Problem ist die Personalausstattung in den Frauenhäusern. Und es ist letztendlich so, diejenigen, die diese Arbeit über fünf Jahre, sechs Jahre, sieben Jahre machen und dann immer wieder Wochenenddienste absolvieren müssen, kommen irgendwann an Grenzen. Dem müssen wir uns stellen. Ich weiß, dass mehr Geld eingestellt wurde, aber dieser Bereich ist halt, denke ich, noch zu toppen.