Protocol of the Session on March 9, 2016

Huch! Nicht schon wieder, ne?!

Das geschieht längst durch die drei Feststellungsbescheide, deren Rücknahme wir mit dem vorliegenden Antrag nochmals fordern. Es ist das Gesamtpaket zur Neuordnung der Krankenhauslandschaft in VorpommernGreifswald, mit dem unsere Gesundheitspolitik in die ganz falsche Richtung steuert. Wir wollen sicher nicht, dass sich Fälle wie der von Laura Schlutt und ihrer Pia oder der von Annett Jansch und ihrem Aeneas wiederholen – niemand will das.

Ich bitte um eine faire Diskussion und freue mich auf die Debatte. Nachher ist noch mal etwas von mir zu hören. – Danke.

(Beifall vonseiten der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Im Ältestenrat ist vereinbart worden, eine Aussprache mit einer Dauer von bis zu 90 Minuten vorzusehen. Ich sehe und höre keinen Widerspruch, dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache.

Das Wort hat die Ministerin für Arbeit, Gleichstellung und Soziales. Bitte, Frau Hesse.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Es ist immer wieder erstaunlich, wie sich Frau Gajek bei diesem Thema positioniert, vielleicht auch positionieren lässt,

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Ach nö!)

wobei es ja ihr gutes Recht ist, sich die Interessen einer Bürgerinitiative einseitig zu eigen zu machen.

(Heiterkeit bei Silke Gajek, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Die waren schon vorher da. Wir hatten schon vorher die Idee.)

Nur, verantwortlichvolle Politik sieht anders aus. Man sollte schon die gesamte Versorgungssituation im Landkreis Vorpommern-Greifswald in den Blick nehmen. Darum reicht es eben nicht aus, sich ausschließlich mit der Wolgaster Bürgerinitiative zu solidarisieren,

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Nein, wir haben nur Vorschläge gemacht.)

denn Dialog, Frau Gajek, sieht einfach anders aus. Der würde beinhalten, auch mit den Menschen in Anklam zu sprechen, die sich ebenfalls für ihren Krankenhausstandort einsetzen.

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Tja, dann fahren Sie doch mal hin!)

Oder man müsste mit den Verantwortlichen aller Krankenhäuser in der Region reden,

(Zuruf von Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

mit den niedergelassenen Ärzten, mit der Landrätin, mit dem zuständigen Beigeordneten, mit den Bürgermeistern,

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Na, der war ja da.)

mit den Kreistagsabgeordneten, auch denen der GRÜNEN, mit der Krankenhausgesellschaft und den Krankenkassen,

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Mit der Ärztekammer!)

mit der Kassenärztlichen Vereinigung und auch mit der Gewerkschaft ver.di.

(Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

Das ist Dialog, wenn auch kein einfacher. Aber nur so kann eine Basis geschaffen werden für verantwortungsvolle Entscheidungen. Deshalb sind meine Mitarbeiterin

nen, meine Mitarbeiter und ich diesen Weg gegangen, und das oft genug an der Schmerzgrenze zu Verleumdungen und unsachlichen Unterstellungen, leider auch in der lokalen Presse. Und ich finde es schon ein starkes Stück, dass Sie gerade diese Presseartikel dann auch noch hier vorlesen.

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ich habe nur Beispiele vorgelesen.)

Nun aber zur Sache: Sie stellen Fragen, ich gebe Ihnen die Antworten. Die Entscheidung – und jetzt hören Sie bitte mal genau zu –, die die beiden involvierten Krankenhäuser mit den Planungsbeteiligten getroffen haben, war keine nach Lust und Laune, sondern sie diente dem Zweck des Erhaltes beider Krankenhäuser in der Region Vorpommern-Greifswald.

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Ja, deswegen geht es um regionale Krankenhausplanung.)

Vor allem das Krankenhaus Wolgast – das kann keiner leugnen – befand sich in einer wirtschaftlichen Schieflage.

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Und warum?)

Die Geschäftsführung hat deshalb ein ganzes Jahr lang mit ver.di über einen Sanierungsvertrag verhandelt, parallel wurden mehrere Gutachten erstellt, und am Ende dieses Weges haben sich die Krankenhäuser Wolgast und Anklam gemeinsam darauf verständigt, bestimmte Leistungen an einem Standort zu konzentrieren – Konzentration und Kooperation, genau das Gegenteil von dem, was Sie dargestellt haben. Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Pädiatrie sind in Anklam. Diesem Antrag ist die Runde der Planungsbeteiligten dann gefolgt.

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Nö.)

Ich wiederhole es gerne noch 5.000 Mal:

(Zuruf von Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Es ist ein Antrag beider Krankenhäuser gewesen. Und die Planungsbeteiligten – all die Beteiligten, die ich gerade aufgezählt habe –, mit denen wir intensiv gesprochen haben, haben gesagt, das ist der richtige Weg für diese Region.

(Zuruf aus dem Plenum: Silke! Silke, hör genau hin! – Zuruf von Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Aus gutem Grund: Die Krankenhauslandschaft...

Scheinbar interessieren Sie Fakten nicht.

… in Vorpommern-Greifswald hat die höchste Bettendichte im ganzen Land, darunter inzwischen viele Betten gerade in der Kinderheilkunde, die gar nicht gebraucht werden. Die Konzentration und Kooperation – ich kann es auch noch mal wiederholen: Konzentration und Kooperation –

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

waren also notwendig, um die Auslastung in den betroffenen Fachbereichen wieder wirtschaftlich und vor allen Dingen auch qualitätssichernd zu machen. Hier ist niemand gegeneinander ausgespielt worden.

(Julian Barlen, SPD: Im Gegenteil! – Zuruf von Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Wolgast und Anklam haben sich darauf verständigt. Die Entscheidung, besagte Fachbereiche in Anklam anzusiedeln, macht auch mit Blick auf die,...

(Zuruf von Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Frau Gajek, hören Sie einfach mal zu! Vielleicht kommt dann mal was an.

… die Entscheidung, besagte Fachbereiche in Anklam anzusiedeln, macht auch mit Blick auf die geografische Lage Sinn. Schließlich liegt die Stadt mittig im Landkreis und die stationäre Versorgung wird im Norden und Süden weiterhin durch Greifswald und Pasewalk abgedeckt.

Meine Damen und Herren, um es noch einmal klarzumachen: Dass in Wolgast Fachabteilungen geschlossen wurden, ändert nichts daran, dass dort die Notfallversorgung weiterläuft. Dafür gibt es in Wolgast wie überall in Deutschland feste Strukturen aus Rettungsdienst, Notaufnahme und kassenärztlichem Notdienst, also dem allgemeinen Bereitschaftsdienst. Das Kreiskrankenhaus hat einen Versorgungsauftrag, der es verpflichtet, kranke Personen und damit ganz klar auch Kinder aufzunehmen, erst recht im Notfall.

Nichtsdestotrotz sehe ich natürlich die besondere Herausforderung, die sich auf der Insel Usedom mit Blick auf die sprechfreien Zeiten und vor allem mit Blick auf die Urlaubssaison ergeben.

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Tja.)

Ich habe dort am vorletzten Wochenende mit der Bürgerinitiative gesprochen und nehme deren Sorgen natürlich ernst. Deshalb sind wir insbesondere in Zusammenarbeit mit der zuständigen Kassenärztlichen Vereinigung auf dem Weg, die Lösung zu finden. Die Frage ist, welche Mediziner wir zumindest zeitweise wie und wofür einbinden können. Die Antwort darauf muss und wird pragmatisch ausfallen, schließlich sind die Sommermonate nicht mehr weit.

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Nö.)

Sehr geehrte Damen und Herren, in Ihrem Aufbäumen gegen die Entscheidung zur Konzentration und Kooperation schwingt immer der Vorwurf mit, es sei eine Entscheidung gegen den Krankenhausstandort Wolgast. Mitnichten!