Protocol of the Session on January 29, 2016

Da ist nicht mehr zu sagen, es geht manchmal um Haltung.

(Torsten Renz, CDU: Ach so!)

Es geht um eine Haltung und die dann umzusetzen und nicht allein darum, der Macht immer wieder zu folgen, wie das die CDU/CSU gerne macht. Das ist nur ein Beispiel von vielen.

(Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

Wir als Bündnisgrüne werden dem zustimmen. Ich denke, es braucht nicht mehr Argumente. Wir stehen für die Bürgerversicherung heute, morgen, und ich hoffe, sie wird irgendwann Realität werden. Vielleicht können wir die CDU/CSU davon überzeugen, ansonsten gibt es 2017 Wahlen auf Bundesebene und das Volk wird entscheiden.

(Torsten Renz, CDU: So wie beim letzten Mal.)

Ich hoffe, es wird dann eine Veränderung geben

(Torsten Renz, CDU: So wie beim letzten Mal. 41 Prozent CDU!)

für soziale Gerechtigkeit und Umverteilung.

(Beifall vonseiten der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Das Wort hat jetzt für die Fraktion der SPD der Abgeordnete Herr Barlen.

Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich kann das nicht anders einordnen, man muss das wirklich mal sagen, DIE LINKE hat diesen Antrag im Grunde wider besseres Wissen und aus parteitaktischen Gründen hier vorgelegt

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: „Wahlkampf“ haben Sie vergessen! – Dr. Mignon Schwenke, DIE LINKE: Wahlkampf! – Zuruf von Karen Stramm, DIE LINKE)

und möchte den Wählerinnen und Wählern vortäuschen, dass sie sich hier wirklich mit voller Ernsthaftigkeit

(Torsten Renz, CDU: So sieht es aus!)

und ganz überzeugt dafür einsetzt, dass es am Ende eine geschlossene Haltung der gesamten Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern pro Parität in der gesetzlichen Krankenversicherung gibt.

(Karen Stramm, DIE LINKE: Das wäre doch aber wünschenswert, ne?)

Das wäre wünschenswert, aber es ist, sage ich mal, eine bewusste Täuschung Ihrerseits,

(Karen Stramm, DIE LINKE: Warum? – Zuruf von Torsten Renz, CDU)

weil Sie und jeder einigermaßen interessierte Mensch genau wissen, dass es auf Bundesebene und auch hier im Land zwischen SPD und CDU unterschiedliche Auffassungen zu der Struktur und der Wirkungsweise im Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung gibt.

(Dr. Mignon Schwenke, DIE LINKE: Aber das muss man den Leuten immer wieder sagen, Herr Barlen.)

Das ist klar und das war auch vor Einreichen dieses Antrages bekannt.

(Zuruf von Bernd Schubert, CDU)

Das ist auch der Grund dafür, warum sich die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern im Bundesrat bei diesem Punkt nur der Stimme enthalten kann, weil es ja keine Übereinstimmung gibt, sage ich mal.

(Karen Stramm, DIE LINKE: Und dann kommt es einer Neinstimme gleich.)

Eine Seite ist dafür, die andere Seite ist dagegen und am Ende enthält man sich der Stimme. In anderen Bundesländern ist das anders.

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Genau.)

Insofern kann man mit Fug und Recht sagen, dass DIE LINKE versucht, jetzt aus der Bundesratsinitiative Honig zu saugen.

(Dr. Mignon Schwenke, DIE LINKE: Ja. Das ist uns doch freigestellt, ne?)

Das kann man machen, aber es ist natürlich auch für uns die Gelegenheit, sage ich mal, unsere eigene Bundesratsinitiative zur Rückkehr zur gleichen Beteiligung von Arbeitnehmern und Arbeitgebern in der GKV noch mal ein bisschen näher zu erläutern. Der Antrag für die Entscheidung des Bundesrates wird im Wesentlichen gemeinsam von SPD-regierten Bundesländern vorangetrieben: Brandenburg, Rheinland-Pfalz, Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und auch Thüringen.

(Karen Stramm, DIE LINKE: Bremen haben Sie vergessen!)

Wir wollen erreichen, dass die sich aus medizinischer Innovation und natürlich auch aus sich verändernder Mobilität potenziell ergebenden Kostensteigerungen in der Gesundheitsversorgung nicht weiter alleine von den Versicherten bezahlt werden müssen. Aus diesem Grund zielt die auch von uns als SPD-Fraktion in MecklenburgVorpommern inhaltlich völlig unterstützte Initiative auf eine vollständige Rückkehr zur paritätischen Finanzierung ab. Nicht nur der allgemeine Beitragssatz, sondern auch etwaige Zusatzbeiträge,

(Zuruf von Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

so sie denn sein müssen, sollen wieder jeweils zur Hälfte vom Arbeitgeber und zur anderen Hälfte vom Arbeitnehmer bezahlt werden. Nach unserer Einschätzung gibt die Lage der Wirtschaft und auch der Sozialkassen das allemal her.

(Rudolf Borchert, SPD: Sehr richtig.)

Meine Damen und Herren, ja, es trifft zu – und darauf reitet DIE LINKE auch genüsslich herum, die natürlich auf Bundesebene noch nie, sagen wir mal, Verantwortung übernehmen musste und das aus dieser Rolle heraus auch immer gut machen kann –, es trifft zu, an der Einführung dieses Zusatzbeitrages und auch an den weiteren Regelungen waren wir als SPD ab 2005 beteiligt. Das war in einer insbesondere den Bundesarbeitsmarkt betreffenden sehr ernsten Situation. Damals gab es 5 Millionen Arbeitslose in Deutschland und es gab eine ganz große Verunsicherung auf dem Beschäftigungsmarkt. Deshalb haben sich die wesentlichen Teile der SPD damals dazu entschieden, temporär die Lohnnebenkosten zu senken und damit Arbeitsplätze zu sichern und Arbeitgeber zu entlasten. Und, meine Damen und Herren, diese Entscheidung hat sich seitens der SPD und übrigens auch seitens der GRÜNEN und der Gewerkschaften, die das zu Teilen mitgetragen haben, damals niemand leicht gemacht.

Fakt ist, es gab damals wie heute sehr unterschiedliche Auffassungen über die Wirksamkeit dieser Maßnahme mit Blick auf die Bewältigung der Wirtschaftskrise. Das zeigt auch die Debatte heute. Einigkeit bestand aber bei

der SPD und – ich habe das so wahrgenommen – auch bei den GRÜNEN insbesondere in dem Punkt, dass die Aufhebung der Parität zeitlich befristet sein muss und dass diese Aufhebung der Parität auf eine krisenhafte Situation bezogen sein muss.

Unseres Erachtens ist der Grund für die damals getroffene Regelung nicht mehr gegeben. Deshalb setzen wir uns im Rahmen dieser Initiative und übrigens auch im Rahmen der politischen Bestrebungen in unserer Programmatik dafür ein, dass wir zu der Gleichbehandlung von Arbeitgebern und Arbeitnehmern zurückkehren.

(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN: Genau.)

Wir setzen uns darüber hinaus dafür ein, dass sich zukünftig nicht ausgerechnet diejenigen einer solidarischen Finanzierung der Gesundheitsversorgung entziehen und der Solidargemeinschaft den Rücken kehren können, die finanziell besonders stark sind und die die sogenannten guten Risiken einer jeden Krankenversicherung darstellen, also Besserverdienende, Beamte – Stichwort: Wir kämpfen natürlich weiterhin für eine solidarische Bürgerversicherung.

Meine Damen und Herren, Rückkehr zur Parität, solidarisch finanzierte Krankenversicherung, das sind unsere Ziele, daran ändert auch der vorliegende Antrag der LINKEN nichts. Dass wir uns in diesen Punkten mit der CDU uneinig sind, im Bund und auch hier im Land, das ist bekannt. Deshalb werden wir dem Antrag der LINKEN auch nicht zustimmen können. – Herzlichen Dank.

(Beifall vonseiten der Fraktion der SPD)

Das Wort hat jetzt für die Fraktion der NPD der Abgeordnete Herr Köster.

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Mit der Verabschiedung von der gemeinschaftlichen Finanzierung der Beiträge für die gesetzlichen Krankenkassen durch Arbeitgeber und Arbeitnehmer, die am 5. Juni 2014 im Bundestag von CDU, CSU und SPD beschlossen wurde, haben CDU, CSU sowie die SPD einen erheblichen Beitrag zu einer entsolidarisierten Gesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland zu verantworten, denn mit diesem Beschluss haben diese Superdemokraten dafür Sorge getragen, dass seit dem 01.01.2015 einzig und allein die Arbeitnehmer für die Beitragssteigerungen in der gesetzlichen Krankenkasse in Anspruch genommen werden. Wer sich mit Personalabrechnungen auskennt beziehungsweise jeder Arbeitnehmer, der seine Gehaltsabrechnung betrachtet, wird feststellen, dass die Zusatzbeiträge der Kassen stetig erhöht werden und hierdurch die Belastung für die Arbeitnehmer immer wieder ansteigt.

Vor dem Hintergrund der katastrophalen Umfrageergebnisse für die SPD versucht diese, zumindest medial ihre fatale Fehlentscheidung zu berichtigen. Viele Arbeitnehmer halten die SPD jedoch nicht mehr für glaubwürdig. Das Zurückrudern der SPD wird ihr dabei nicht helfen. Bis zu 1,5 Prozent beträgt zwischenzeitlich der Zusatzbeitrag, und die Entwicklung nach oben scheint sich ungebrochen fortzusetzen.

(Simone Oldenburg, DIE LINKE: Der Prozentsatz ist höher als Ihre Prognose bei den Wählern.)

Diese Umfrage, Frau Oldenburg, ist in etwa so glaubwürdig wie die Politik der ehemaligen SED-Partei.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Harter Tobak hier! Harter Tobak hier!)

Nach Ansicht des CDU-Abgeordneten Schubert sollen die Versicherten nun ein Kassenwechselspiel beginnen.

(allgemeine Unruhe)