Die Geschäftsführung und in der weiteren Folge wir, das führe ich nachher noch aus, mussten handeln, um nicht den Standort als Ganzes zu gefährden. Das bedeutet, wir mussten das Krankenhaus in den Blick nehmen, ohne dabei die Versorgung in der Region aus dem Blick zu verlieren.
Es ist keineswegs so, dass sich mein Ministerium alleine an diese Aufgabe gemacht hat. Ich habe es vorhin schon einmal erwähnt. Nachdem der Krankenhausträger ein Sanierungskonzept vorgelegt hatte – also der Krankenhausträger hat von sich aus gesagt, dass er mit diesen beiden Abteilungen so nicht weiterarbeiten kann –, haben sich alle Planungsbeteiligten mit den beiden Häusern Wolgast und Anklam, also auch mit beiden Geschäftsführungen,
Ich zähle gerne noch mal auf, wer zu dieser Runde der Planungsbeteiligten gehört. Das sind die Krankenhausgesellschaft – Wolfgang Gagzow hat sich ganz klar für
dieses Konzept ausgesprochen, auch vor Ort –, der Städte- und Gemeindetag, der Landkreistag, die Verbände der Krankenkassen und die Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern. Die Entscheidung, die Fachgebiete Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Pädiatrie in Anklam zusammenzuführen, ist also breit diskutiert worden und wird von vielen Schultern getragen. Ich betone es noch einmal: Ich treffe diese Entscheidung nicht alleine. Sie ist mit hoher Fachkompetenz besprochen und getroffen worden und über all diese Schritte haben wir informiert, sowohl im politischen Raum als auch vor Ort. Sie wissen, auch ich selber war vor einiger Zeit in Wolgast und habe im Sozialausschuss des Landkreises über unser Vorhaben informiert und die Gründe dargelegt.
Bei einer demografischen Entwicklung wie in unserem Land bleibt es nicht aus, das wurde vorhin von den LINKEN sogar angemahnt, dass wir früher oder später Veränderungen vornehmen und dass es früher oder später natürlich auch dazu kommt, dass sich Fallzahlen negativ auswirken. Diese Fallzahlen müssen wir berücksichtigen, nicht nur wegen der Wirtschaftlichkeit einzelner Fachbereiche, sondern vor allem wegen der Qualität der Versorgung in diesen Fachbereichen, denn für ein hohes Niveau brauchen Ärzte und ihre Teams vor allem eines: Praxis.
Wenn man einfach mal vor Ort die Frage stellt, zu welchem Spezialisten geht man denn lieber, zu einem, der 100 Fallzahlen hat, oder zu einem, der 2 hat, dann ist die Antwort vor Ort meistens sehr einfach. Genau dieses, nämlich diese schwierige Situation, dass die Fallzahlen abgesunken sind, ist in dieser Region bei den beiden Krankenhäusern Wolgast und Anklam passiert. Es ist keineswegs so, dass wir den Standort Wolgast schwächen durch diese Lösung, schließlich werden wir dort die Geriatrie spürbar aufstocken und auch die Notaufnahme modernisieren. Insgesamt fließen in diesen Standort über 10 Millionen Euro. Und glauben Sie mir, dieser Standort wird bombensicher sein.
Zudem ist es nicht so, als würde eine funktionierende Abteilung an einem Ort geschlossen werden, was auch oft gesagt worden ist, denn im Krankenhaus Anklam ist bereits eine entsprechende Abteilung. Nachdem die Universitätsmedizin den Betrieb aufgegeben hat, wird also AMEOS die Station wieder selber betreiben.
Gemeinsam mit der wegfallenden Konkurrenz wird sie wieder in enger Verzahnung mit den anderen Fachbereichen die Versorgungssituation dort deutlich verbessern. Die Standorte in Greifswald und in Anklam sowie natürlich auch in Pasewalk werden also künftig die medizinische Versorgung in den Bereichen Gynäkologie, Geburtshilfe sowie Pädiatrie sicherstellen.
Schauen wir uns die Geografie an, dann haben wir hier einen Gürtel durch den Landkreis. Die flächendeckende Versorgung in Vorpommern-Greifswald ist also auch nach dieser Entscheidung sichergestellt, aber, und das habe ich frühzeitig eingeräumt, wir müssen natürlich gucken, wie wir zusätzliche Angebote in Wolgast vorhalten können. Deswegen haben wir uns zeitnah mit der Kassenärztlichen Vereinigung in Verbindung gesetzt und haben noch weitere Angebote vor Ort, also in Wolgast, diskutiert und auch ein Ergebnis erzielt:
Erstens. Die KV, also die Kassenärztliche Vereinigung, will dabei helfen, ambulante Tätigkeiten von Ärzten direkt am Krankenhaus zu ermöglichen, insbesondere solche mit kindermedizinischer Fachkompetenz. Dies wäre beispielsweise durch zwei Praxen oder Ermächtigungen zu realisieren.
Zweitens. Um unnötige Fahrzeiten, gerade mit kranken Kindern und natürlich auch für die Inselbewohner, zu vermeiden, sind auch telefon- oder videogestützte Angebote ein Lösungsansatz, dessen Umsetzung wir in der AG Kindermedizin diskutieren, Stichwort „Telemedizin“, genauso wie die Möglichkeit, mobile Dienste mit besonders qualifizierten Kinderkrankenschwestern einzusetzen.
Drittens. Keine Kindermedizin ohne Kindermediziner – auf der Regionalkonferenz in Ueckermünde wurde daher empfohlen, ähnlich wie in der Allgemeinmedizin auch die pädiatrische Weiterbildung finanziell zu fördern, nämlich in den Weiterbildungsabschnitten, die in der Arztpraxis stattfinden. Ich freue mich, dass die KV und die AOK Nordost nun einen Vertrag geschlossen haben, der das gewährleistet. Ein toller Erfolg!
Meine Damen und Herren, für die Zukunft noch dieses: Bei aller Bedeutung, die die medizinische Versorgung von Kindern und werdenden Müttern selbstverständlich hat und weiter haben muss, es steht nirgendwo geschrieben, dass die Fachabteilung Kinder- und Jugendmedizin Teil der Grund- und Regelversorgung ist,
und nur, weil man es behauptet, wird es noch nicht richtig. Das ist keine Besonderheit unseres Bundeslandes, sondern wird beispielsweise von unseren Nachbarn Brandenburg und Schleswig-Holstein ebenso gehandhabt.
In Ihrem Antrag sagen Sie außerdem, dass wir folglich mit der Bündelung in Anklam vom Landeskrankenhausplan abweichen. Mitnichten. Unser Vorgehen, nämlich eine Anpassung der Krankenhausplanung unter Abstimmung mit allen Planungsbeteiligten, entspricht sowohl der Intention des Landeskrankenhausgesetzes wie auch der des Krankenhausplans. Seien Sie sicher, wir haben sorgfältig gearbeitet und tun das auch bei den nun anstehenden Schritten. Ich bitte Sie, auch die Debatte darüber mit etwas mehr Sorgfalt zu führen.
Ich fasse noch mal zusammen: Mit dieser Entscheidung sichern wir beide Standorte, Anklam und Wolgast. – Vielen Dank.
(Beifall vonseiten der Fraktion der SPD und Bernd Schubert, CDU – Dr. Norbert, Nieszery, SPD: Sehr richtig.)
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich könnte es jetzt eigentlich ganz kurzmachen, weil Frau Ministerin Hesse alles gesagt hat.
(Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Ich bin ruhig. Das ist mein Temperament. – Minister Harry Glawe: Ei, jei, jei, Frau Gajek! – Heiterkeit bei Silke Gajek, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Wir als CDU-Fraktion haben uns für den Erhalt der 37 Krankenhausstandorte in Mecklenburg-Vorpommern ausgesprochen und dazu stehen wir auch. Aber eine flächendeckende medizinische Versorgung in Mecklenburg-Vorpommern kann nur sichergestellt werden, wenn es Strukturveränderungen gibt, und die muss es nun mal geben, Frau Gajek.
Nur so können wir langfristig gesehen die Standorte Wolgast und Anklam erhalten. Hierfür ist der oben genannte Einschnitt unausweichlich. In der demografischen Situation spielt die finanzielle Lage aufgrund der mangelnden Fallzahlen eine Rolle und macht eine Verlagerung der Geburtshilfe und der Pädiatrie an einen anderen Standort, nämlich nach Anklam, notwendig.
Meine Damen und Herren, Wolgast gehört aber nicht zu den Verlierern. Eine geriatrische Tagesklinik wird dort errichtet, die Intensivmedizin und die Notfallmedizin werden weiter ausgebaut. Die Altersmedizin muss weiter gestärkt werden. Das bedeutet für Wolgast in Zukunft eine gute Prognose mit vielen Entwicklungschancen. Gerade vor dem Hintergrund der vielen Touristen spielt auch die Notfallmedizin für Wolgast eine große Rolle und muss weiter gestärkt werden. Damit bleibt Wolgast ein Zentrum der medizinischen Versorgung im Landkreis Vorpommern-Greifswald.
Frau Gajek, ich hoffe, Sie haben es verstanden, dass die demografische und wirtschaftliche Situation in Betracht gezogen werden müssen. Ein Gegeneinanderausspielen der Krankenhäuser