Protocol of the Session on December 18, 2009

(Helmut Holter, DIE LINKE: Sind Sie jetzt Erfüllungsgehilfe der CDU?)

Ja, meine sehr geehrten Damen und Herren, man muss die CDU für diese klare und deutliche Position loben.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der CDU und FDP – Michael Roolf, FDP: Jawohl. – Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Dass wir den Beschluss fast eins zu eins übernommen haben, ist der Tatsache geschuldet,

(Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

dass der Beschluss letztendlich genau dem entspricht, was die FDP auf ihrem Landesparteitag im März 2009 beschlossen hat.

(Michael Roolf, FDP: Sehr richtig. – Peter Ritter, DIE LINKE: Das war auch kürzer. – Zuruf von Reinhard Dankert, SPD)

Bei diesen Beschlüssen von CDU und FDP gibt es eine klare und konsequente Linie, denn beide Parteien wollen keinesfalls eine Verharmlosung des SED-Regimes,

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Sie haben schon mal zusammengearbeitet, ne?)

nicht heute und nicht morgen.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Das wollen wir auch nicht.)

Aber – und darüber bin ich eigentlich ganz froh – wir haben ja heute zum Tagesordnungspunkt 33 von Frau Schwebs erfahren können, dass DIE LINKE immer für Transparenz steht,

(Birgit Schwebs, DIE LINKE: Ja, jedenfalls mehr als bei Ihnen.)

vielleicht auch an der Stelle, das würde uns ganz speziell freuen.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der FDP)

Und, ja, meine sehr geehrten Damen und Herren, auch die FDP hatte eine Vergangenheit

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Oh!)

in der DDR in Form der LDPD und NDPD.

(Rudolf Borchert, SPD: Oh, schauen wir mal!)

Wir haben jedoch, und das ist ein entscheidender Unterschied, die DDR-Diktatur nie relativiert.

(Heiterkeit bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE – Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der FDP)

Die FDP ist gerade durch die klare Position ein gutes Beispiel dafür, dass Aufklärung in den eigenen Reihen beginnt.

(allgemeine Unruhe – Udo Pastörs, NPD: Beispiel für Wendehälse. – Zurufe von Dr. Norbert Nieszery, SPD, und Michael Andrejewski, NPD)

Wir betreiben keine Verzerrung der Geschichte, wir wollen sie aufarbeiten.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Abgeordneter Schnur, einen kleinen Moment.

Es muss möglich sein, dass der Redner hier seinen Vortrag hält.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Ja, soll er mal!)

Sie haben bitte schön in Bezug auf die Zahl und die Lautstärke der Zwischenrufe darauf Rücksicht zu nehmen.

Bitte schön, Herr Abgeordneter.

Wie ich es eben gesagt hatte: Wir als FDP wollen die DDR-Geschichte aufarbeiten,

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

und zwar nicht in dem Stil, wie es unser Ministerpräsident tut. Ich zitiere noch mal: Es war nicht alles schlecht in der DDR. Und ein Unrechtstaat sei es – sinngemäß – auch nicht ganz und gar gewesen.

(Wolfgang Griese, DIE LINKE: Recht hat er.)

Wer Geschichte in diesem Maße verklärt, meine sehr geehrten Damen und Herren,

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Zitieren Sie ihn doch wörtlich, wenn Sie ihn schon zitieren!)

der hat eigentlich den Anspruch auf eine sachliche Auseinandersetzung aufgegeben. Ich möchte es hier klar und deutlich sagen: Herr Ministerpräsident Sellering

(Reinhard Dankert, SPD: Zitieren Sie auch die anderen SPD-Mitglieder!)

hat mit seinen Äußerungen zum Thema DDR-Unrechtstaat zwar bundesweit ein Zeichen gesetzt für Mecklenburg-Vorpommern, aber leider auf äußerst beklemmende und unrühmliche Weise.

Von unseren Schülern erwarten wir eine umfassende objektive und kritische Auseinandersetzung mit der DDR,

(Udo Pastörs, NPD: Auch mit der BRD, vergessen Sie das nicht!)

nur, meine sehr geehrten Damen und Herren, es fehlt an dieser Stelle an Vorbildern. Der Ministerpräsident hat nämlich dazu beigetragen – und das ist unsere Auffassung –, dass DDR-Geschichte verharmlost wird. Oder wie bewerten Sie die Äußerung: „Es ist ja nicht so, dass ein idealer Staat auf einen verdammenswerten Unrechtsstaat stieß. Die alte Bundesrepublik hatte auch Schwächen, die DDR auch Stärken“?

Meine sehr geehrten Damen und Herren, diese Formulierung gibt einem das Gefühl, als wäre das Essen im Großen und Ganzen in Ordnung, aber an der einen oder anderen Stelle etwas versalzen.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der FDP – Michael Roolf, FDP: Sehr richtig. – Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

Wie erklären wir das den Angehörigen der Opfer, die am Todesstreifen zu Tode kamen?

(Zuruf von Birgit Schwebs, DIE LINKE)

Wie erklären wir es denjenigen, die zu Unrecht in den Stasigefängnissen gesessen haben? Wie erklären wir es denen, die aufgrund der Staatssicherheit ihre berufliche Zukunft verloren haben

(Udo Pastörs, NPD: Wie erklären Sie denn, dass NPD-Mitglieder jetzt ihre berufliche Zukunft verlieren?)

und heute noch unter den Folgen leiden? Wer meint, in der DDR sei nicht alles schlecht gewesen, der läuft Gefahr, dass am Ende in den Köpfen bleibt, in der DDR sei sogar vieles besser gewesen.

(Zuruf von Barbara Borchardt, DIE LINKE)

Damit stellen Sie sich ganz bewusst

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Das ist aber ein weiter Weg bis dahin.)