Protocol of the Session on November 19, 2009

das kann einfach nicht sein. Und Sie haben Ihren Geist eben noch mal deutlich gemacht.

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Wir sind der Überzeugung, dass das geschlossene Kapitel der deutschen Geschichte auch geschlossen bleiben muss.

(allgemeine Unruhe)

Zu diesem Kapitel gehören die Zerschlagung des faschistischen Deutschlands und das Ende des Zweiten Weltkrieges – das sage ich bewusst an Ihre Adresse – durch die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Zu diesem Kapitel gehört die Enteignung der Kriegsverbrecher,

(Udo Pastörs, NPD: Sehr richtig formuliert. Ich sehe, Sie lernen.)

der Großgrundbesitzer und der Naziaktivisten, und zu diesem Kapitel gehört auch die Bodenreform in der sowjetischen Besatzungszone.

(Udo Pastörs, NPD: Und mit dieser Totschlag- keule wird dann jeder enteignet nach ’45.)

Bei aller unterschiedlicher Bewertung, die vorgenommen werden kann und auch vorgenommen werden muss, allein der Prüfauftrag in dem Koalitionsvertrag von Schwarz-Gelb muss all diejenigen auf den Plan rufen – und das ist der Ansatz und der Anlass unseres Antrages –, die die Ergebnisse der Bodenreform verteidigen beziehungsweise dieses Kapitel der deutschen Geschichte für abgeschlossen halten.

(Udo Pastörs, NPD: Das sind Gott sei Dank nicht alle.)

Und wenn gestern von dem richtungsweisenden Koalitionsvertrag gesprochen wurde, dann kann ich nur sagen, in dieser Frage zeigt dieser Koalitionsvertrag in eine absolut falsche Richtung.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE)

Das ist rückwärts gewandt und hat mit Sicherung und mit Zukunft gar nichts zu tun. Und wir als Landtag, im Kernland der Bodenreform, sind gerade durch den Koalitionsvertrag aufgefordert, uns erneut und unmissverständlich zu den Ergebnissen der Bodenreform zu bekennen.

Jeder, will ich hier die Position der LINKEN sagen, jeder, der Interesse am Bodenerwerb hat und dieses bekundet, soll und muss im Sinne der Chancengleichheit gleich behandelt werden. Wir lehnen eine Bevorzugung der Alteigentümer ab. Das war so, das ist so und das wird auch in Zukunft so bleiben. Nur das garantiert tatsächlich den sozialen Frieden,

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

so, wie Herr Backhaus das hier deutlich gemacht hat.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE)

Und abschließend, auch da stimme ich mit Herrn Backhaus überein, das will ich hier noch mal deutlich sagen: Wer die Bodenreform infrage stellt, der stellt auch die Einheit Deutschlands infrage. Die Bodenreform war unverhandelbar und sie bleibt unverhandelbar. Das ist unsere Position. Danke für den Antrag auf namentliche Abstimmung. – Danke schön.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE)

Danke schön, Herr Holter.

Das Wort hat jetzt noch einmal der Fraktionsvorsitzende der FDP, der Abgeordnete Herr Roolf.

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich möchte nur eine Richtigstellung, weil der Kollege Holter, glaube ich, absichtlich hier etwas falsch in den Raum reingestellt hat.

(Helmut Holter, DIE LINKE: Behaupten Sie nicht was Falsches!)

Ich habe mich dagegen, ich habe mich dagegen verwahrt, dass die 600.000 Betroffenen alle zusammen – und ich habe es aufgezählt: aus Junkern, Faschisten, Kriegsverbrechern, Steigbügelhaltern des Nationalsozialismus – in einer Gruppe pauschalisiert verurteilt werden.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der FDP)

Nichts anderes habe ich hier gesagt. Und das möchte ich an dieser Stelle ganz klar und deutlich sagen, wir haben vielen Menschen damit unendliches Unrecht getan. – Vielen Dank.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der FDP)

Danke schön.

Das Wort hat jetzt noch einmal der Abgeordnete Herr Dr. von Storch von der Fraktion der CDU.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Oh, vielen Dank auch! Das ist ja klasse.)

Frau Präsidentin! Meine Kolleginnen und Kollegen! Es ist eigentlich erschreckend, welche Diskussion wir hier anzetteln, dass wir von einem Phantom ausgehen. Das Phantom heißt Revision der Bodenreform. Niemand will das!

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der FDP – Michael Roolf, FDP: Eben, das gibt es nämlich gar nicht.)

Ich habe Ihnen vorhin nachgewiesen,

(Toralf Schnur, FDP: Richtig.)

ich habe Ihnen nachgewiesen, dass durch die historische Entwicklung es eine Revision gar nicht geben kann.

(Hans Kreher, FDP: Richtig.)

Worüber reden Sie eigentlich? Das ist Volksverdummung, was Sie hier machen!

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der CDU und FDP – Michael Roolf, FDP: Genau so.)

Ich will noch einmal ganz deutlich machen: Es gibt nach der Koalitionsvereinbarung eine Arbeitsgruppe.

(Regine Lück, DIE LINKE: Solche Bemerkungen sind unerhört von Ihnen.)

Die befasst sich damit.

Und, meine Kolleginnen und Kollegen, wir müssen folgenden Hintergrund zur Kenntnis nehmen: Die BVVG verwaltet im Auftrage des Bundes derzeit noch 175.000 Hektar Gesamtfläche. Zahlreiche Flächen hiervon sind langfristig verpachtet oder mit EALG-Ansprü

chen belegt. Meine Kolleginnen und Kollegen, von daher schon ist ein ganz geringer Spielraum für diese Arbeitsgruppe vorgegeben. Ich weiß gar nicht...

(Helmut Holter, DIE LINKE: Was soll denn die Arbeitsgruppe?)

Das wird doch wohl die Bundesregierung gemeinsam mit der Koalition in Berlin entscheiden. Das steht Ihnen nicht zu!

(Helmut Holter, DIE LINKE: Wir brauchen die Arbeitsgruppe doch gar nicht.)

Das ist Bestandteil der Koalitionsvereinbarung und hat mit einer Revision überhaupt nichts zu tun.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der FDP)

Und was Sie von der Zustimmung der Sowjets sagen, da sind Sie auch historisch falsch informiert. Gorbatschow hat das Gegenteil gesagt.

(Michael Roolf, FDP: Genau so.)

Und es gibt jetzt eine umfangreiche Dissertation dazu.

(Helmut Holter, DIE LINKE: Gorbatschow erzählt viel, wenn der Tag lang ist.)