Protocol of the Session on September 23, 2009

zumindest mit den Maßnahmen, die die Landesregierung in die Wege geleitet hat, abgebaut und abgefedert werden kann.

Sie haben Probleme angesprochen, die Probleme bestehen in diesem Land. Da ist es natürlich die Frage: Wie gehen wir mit den Werften weiter um? Da bin ich auch ganz ehrlich, das ist meiner Auffassung nach kein Thema, das man hier im Rahmen des Bundeswahlkampfes verhackstücken sollte.

(Dr. Norbert Nieszery, SPD: Sehr richtig, sehr richtig. – Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Ach, Sie, Herr Pastörs!

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Wenn ich mitbekomme, und im Gegensatz zu den Kollegen von der NPD

(Zuruf von Regine Lück, DIE LINKE)

gehe ich mal davon aus, dass die Vertreter der demokratischen Fraktionen nicht nur über die Werften reden und über die Beschäftigten dort, sondern es tatsächlich auch mit ihnen tun.

(Udo Pastörs, NPD: Das tun Sie, das tun Sie, Herr Schulte? – Zuruf von Stefan Köster, NPD)

Ja, ich habe das am Montag noch getan.

Aber, Herr Kollege Holter, die Situation gerade bei den Werften ist natürlich so existenziell bedrohend für die Beschäftigten, dass man das wirklich aus dem Wahlkampf heraushalten sollte.

(Udo Pastörs, NPD: Das können wir ausklammern, das wird nicht funktionieren, junger Mann!)

Und wenn man mitbekommt, dass darüber diskutiert wird,

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

dass sich nicht nur die Frage stellt, wie viele dort in Zukunft überhaupt noch Arbeit finden, sondern zu welchen Bedingungen sie dann überhaupt noch arbeiten, weil offensichtlich der neue Investor seine Vorstellungen, wie man Beschäftigte zu bezahlen hat, gleich aus Russland mitgebracht hat,

(Gabriele Měšťan, DIE LINKE: Das hat Herr Holter eben angesprochen.)

dann, denke ich, sollte man das tatsächlich hier nicht in den Bundestagswahlkampf hineinziehen.

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Das ist richtig. Dafür gibt es letztendlich Tarifpartner und dafür sind auch die Gespräche, die gestern

(Peter Ritter, DIE LINKE: Abgebrochen wurden seitens der Gewerkschaften. – Zuruf von Dr. Norbert Nieszery, SPD)

stattgefunden haben beziehungsweise weiter stattfinden.

Aber lassen Sie mich auf das Thema Neuverschuldung kommen.

(Udo Pastörs, NPD: Jetzt kommt Substanz.)

Herr Kollege Holter, die Frage ist doch allen Ernstes: Was ist verantwortungsvolle Politik?

(Helmut Holter, DIE LINKE: Ja, richtig. – Udo Pastörs, NPD: Dann definieren Sie das mal!)

Man kann das natürlich so sagen, wie das zum Beispiel von den Kollegen der FDP auch auf Bundesebene gemacht wird: Wir senken die Steuern und wir sehen zu, wie sich das dann alles weiterentwickelt. Ich will jetzt gar nicht darüber diskutieren, ob das Modell funktioniert, aber es wird zumindest nicht im kommenden Haushaltsjahr funktionieren, denn man muss ja erst wieder Geld einnehmen können.

(Michael Roolf, FDP: Wir haben das Thema noch.)

Aber der Fakt, der hier deutlich wird, ist doch: Bei all dem, was im Bund gemacht worden ist, was von diesem Land mit unterstützt worden ist, haben wir auf Bundesebene nächstes Jahr voraussichtlich eine Neuverschuldung von 100 Milliarden Euro.

(Udo Pastörs, NPD: 100 Milliarden Euro.)

Das muss auch von diesem Land, von den Steuerzahlern in diesem Land mit abgetragen werden

(Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

und wir stehen in einer Situation, das haben Sie selber geschildert, dass wir noch nicht wissen, wie sich die Steuereinnahmen tatsächlich entwickeln werden. Wir müssen davon ausgehen, nicht weil hier die Unternehmensgewinne einbrechen, sondern weil in anderen Bundesländern das vielleicht noch wesentlich schwerer sein wird, dass wir auch davon getroffen werden. Es ist unverantwortlich,

(Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

in dieser Situation, wo man noch nicht weiß, wie sich die wirtschaftliche und finanzielle Situation dieses Landes in den nächsten Monaten weiterentwickeln wird, jetzt schon darüber zu sprechen, dass wir neue Schulden aufnehmen wollen, ohne zu wissen, wie das tatsächlich von den Menschen in diesem Land abgetragen werden soll.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der SPD – Udo Pastörs, NPD: Unverantwortlich, einen Doppelhaushalt zu beschließen.)

Denn jeder Euro, den Sie jetzt mehr ausgeben wollen, ist mit Zinsen und Zinseszinsen nicht mehr durch Sie oder durch mich, aber durch die Kinder von Ihnen, von Ihnen allen und Ihre Enkelkinder abzutragen.

(Udo Pastörs, NPD: Kinder? Es gibt doch kaum noch welche. Haben Sie welche, Herr Schulte?)

Wenn Sie das Thema Kurzarbeit ansprechen, dann bin ich stolz darauf, dass die Bundesregierung durch den Bundesminister die Kurzarbeit tatsächlich auf 24 Monate verlängert hat.

(Helmut Holter, DIE LINKE: Das ist auch gut so. Aber was kommt danach?)

Das ist gut so und es ist auch gut so, dass wir uns darüber einig sind.

(Zuruf von Peter Ritter, DIE LINKE)

Aber man muss dazu auch sehen, Kurzarbeit ist kein Allheilmittel.

(Helmut Holter, DIE LINKE: Richtig.)

Wir haben, dazu komme ich noch, die Forderung: Verlängerung der Transfergesellschaften bei den Werften. Wir haben doch in den Werften nicht das Problem für die Beschäftigten, dass nicht dieser oder jener heute schon sagt, ich gehe aus der Transfergesellschaft raus, ich finde woanders Arbeit. Da werden doch teilweise ganze Kolonnen abgeworben. Ich habe mich mit dem Betriebsrat unterhalten, der sagt, da ist ein ehemaliger Meister der Werft in Warnemünde, der geht zu uns in die Transfergesellschaft und sagt: Leute kommt mit mir rüber, geht zu dem Unternehmen, wo ich jetzt arbeite, dann habt ihr auch eine sichere Zukunft. Das Problem, das wir inzwischen bei den Werften haben, besteht doch darin, selbst wenn die Aufträge kommen sollten, auf die wir alle hoffen, dass wir dann möglicherweise, wenn wir noch mehrere Monate darauf warten müssen, gar nicht mehr das qualifizierte Personal haben.

(Helmut Holter, DIE LINKE: Umso schlimmer.)

Das ist doch das Problem. Umso wichtiger ist es tatsächlich, dass wir eine schnelle Lösung auch für Folgeaufträge für die Werften bekommen. Bloß das ist ein Problem,

(Udo Pastörs, NPD: Dann lösen Sie das mal!)

und da sollten wir doch ehrlich sein, Herr Kollege Holter, das lösen Sie nicht, das löse ich nicht, das wird auch die Landesregierung nicht lösen. Das ist eine Aufgabe des Investors

(Peter Ritter, DIE LINKE: Die legen bloß die Hände in den Schoß.)

und es ist tatsächlich die Frage: Gibt es da ein Konzept? Ich würde mich freuen, wenn Herr Yusufov tatsächlich hier mal herkommen und das einmal vorstellen würde.