Protocol of the Session on July 3, 2008

Gerade die Einheit Deutschlands war ein wesentlicher Bestandteil ihres politischen Protestes. „Wir wollen freie Bürger sein“, riefen die Streikenden 1953. „Wir wollen freie Bürger sein“, riefen auch 1989 unsere Landsleute.

(Zuruf von Dr. Margret Seemann, SPD)

Für die NPD-Fraktion hat die Betrachtung des Mutes, des Strebens für die Einheit und Freiheit unserer Heimat und Gerechtigkeit zum Entschluss geführt, den Landtag aufzufordern, den 17. Juni zukünftig als Gedenktag zu begehen. Welche Haltung Sie zu diesem Freiheitsaufbruch haben werden, können Sie ja gleich in der Abstimmung beweisen.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der NPD – Dr. Margret Seemann, SPD: Das Wort „Freiheit“ können Sie doch gar nicht in den Mund nehmen.)

Danke schön, Herr Köster.

Herr Abgeordneter Dankert, Sie machten einen unparlamentarischen Zwischenruf, den ich hiermit zurückweise.

(Michael Andrejewski, NPD: Welchen denn?)

Im Ältestenrat wurde eine Aussprache mit Dauer von 45 Minuten vereinbart. Ich sehe und höre keinen Widerspruch, dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache.

Das Wort hat der Abgeordnete Herr Ritter von der Fraktion DIE LINKE.

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Peter, nun gib ihnen mal Saures hier! – Stefan Köster, NPD: Na, da haben Sie sich ja den Richtigen ausgesucht, den sogenannten Demokraten.)

Eben, Herr Köster, eben.

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Sie sind ja auch eine ganz tolle Besetzung. – Zurufe von Stefan Köster, NPD, und Udo Pastörs, NPD – Dr. Margret Seemann, SPD: Sie reden von Freiheit und treten sie mit Füßen.)

Meine Damen und Herren, meine Herren der Fraktion der NPD, das Wort hat jetzt Herr Ritter. Ich bitte, jetzt diese Zwischenrufe einzustellen.

Herr Ritter, Sie haben das Wort.

Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren!

„Die Lösung Nach dem Aufstand des 17. Juni ließ der Sekretär des Schriftstellerverbandes in der Stalinallee Flugblätter verteilen, auf denen zu lesen war, daß das Volk das Vertrauen der Regierung verscherzt habe und es nur durch doppelte Arbeit zurückerobern könne. Wäre es da“

(Michael Andrejewski, NPD: Das machen Sie doch gerade.)

„nicht einfacher, die Regierung löste das Volk auf und wählte ein anderes?“

(Stefan Köster, NPD: Das machen Sie doch gerade.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, so äußerte sich Bertolt Brecht nach den Ereignissen nach dem 17. Juni 1953.

(Dr. Armin Jäger, CDU, und Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Richtig.)

Und bevor Sie nun, meine Herren von der NPD, in Jubelschreie ausbrechen

(Zurufe von Michael Andrejewski, NPD, und Stefan Köster, NPD)

und Brecht für Ihre geistigen Untaten vereinnahmen wollen,

(Michael Andrejewski, NPD: Haben Sie auch den Stalin-Preis? – Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

will ich Ihnen einiges zu Brecht sagen.

(Zuruf von Raimund Borrmann, NPD)

Nach der Machtübertragung an Hitler 1933 muss Brecht ins Exil.

(Udo Pastörs, NPD: Sie sollten nicht aufrechnen, Sie sollten objektiv bewerten, was wir vorgetragen haben.)

1935 wird Brecht von den Nationalsozialisten ausgebürgert. 1938 werden Brechts Werke als entartete Kunst in Düsseldorf ausgestellt.

(Zuruf von Michael Andrejewski, NPD)

1939 flieht er nach Schweden, 1941 über Finnland und die UdSSR in die USA. Nach Kriegsende verweigern die Alliierten Brechts Einreise in die Westzonen. Er geht nach Ostberlin, bleibt überzeugter Marxist, der sich in keine Parteiideologie einpassen lässt.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Meine Herren von der NPD!

(Raimund Borrmann, NPD: Und Österreicher! Das haben Sie wohl vergessen? – Zurufe von Michael Andrejewski, NPD, und Raimund Borrmann, NPD)

Herr Borrmann! Menschen wie Brecht haben das moralische Recht, sich mit den Ereignissen, wie dem Aufstand vom 17. Juni 1953 auseinanderzusetzen. Sie haben dieses moralische Recht nicht.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE – Zuruf von Raimund Borrmann, NPD)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, in der Problembeschreibung zum Gesetzentwurf stellt die NPDFraktion die Frage: …

(Zurufe von Michael Andrejewski, NPD, Raimund Borrmann, NPD, und Udo Pastörs, NPD)

Herr Abgeordneter.

Meine Herren von der NPD, ich lasse nur kurze, knappe Zwischenrufe zu. Der Redner muss immer noch zu hören sein von hier oben und das war nicht mehr der Fall. Deswegen bitte ich Sie, das hier zu beachten.

Bitte, Herr Ritter.

Danke, Frau Präsidentin.

Ob kurz oder lang, die Zwischenrufe der NPD bleiben politischer Unsinn.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD und DIE LINKE)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, in der Problembeschreibung zum Gesetzentwurf stellt die NPDFraktion die Frage: „Was verursachte den 17. Juni 1953...?“ Ich will versuchen, kurz einige Punkte zu benennen:

(Stefan Köster, NPD: Das war auch wieder das Dritte Reich aus Ihrer Sicht.)

Im Juli 1952, Herr Köster, fand die 2. Parteikonferenz der SED statt. Verkündet wurde der planmäßige Aufbau des Sozialismus, was im Kern aber nichts anderes bedeutete als eine Stärkung der Staatsmacht nach sowjetischem Vorbild.

(Zuruf von Raimund Borrmann, NPD)

Dieser Beschluss wurde vor dem Hintergrund einer schwierigen ökonomischen Situation im Land gefasst.

(Raimund Borrmann, NPD: Die hat Stalin ja geschaffen.)

Als Ergebnis des Kalten Krieges und der damit verbundenen Militarisierung