Protocol of the Session on June 5, 2008

(Zuruf von Reinhard Dankert, SPD)

Kinder möglichst schnell und möglichst lange abzugeben. Ich zitiere: „Die Frage darf nicht lauten: Wie kriegen wir die Frauen nach der Geburt schnellstmöglich wieder in das Berufsleben zurück.“

(Reinhard Dankert, SPD: Ja, sondern an den Kochtopf. – Dr. Armin Jäger, CDU: An den Herd, ja.)

„Hinter dieser Fragestellung steckt ein Denkmuster, das ich für völlig falsch halte.“

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Aha!)

„Es geht nämlich davon aus, daß ein Kind eine Belastung und eine Behinderung für die Mutter ist.“

(Zurufe von Dr. Armin Jäger, CDU, und Irene Müller, DIE LINKE)

„In fremden Umgebungen mit wechselnden Bezugspersonen werden Kinder sicherlich innerlich nicht zu stabilen Menschen.“

(Dr. Armin Jäger, CDU: Das ist ja völliger Unsinn!)

„Dafür werden wir in 20 Jahren eine sehr hohe Rechnung zahlen.“ Zitatende.

(Reinhard Dankert, SPD: Wir werden einmal beobachten, ob viele NPD-Kinder zu Hause bleiben. – Zuruf von Irene Müller, DIE LINKE)

EZUS hat bei einer repräsentativen Umfrage, ich habe es Ihnen ja schon einmal hier vorgestellt, von potenziellen Müttern herausgefunden, dass circa 70 Prozent von ihnen gern ihre Kleinkinder zu Hause erziehen wollen, wenn die finanziellen Mittel dafür zur Verfügung stünden. Wir benötigen also nicht nur eine Novellierung des Kindertagesfördergesetzes, sondern so schnell wie möglich auch eine sehr intensive Unterstützung von Eltern, deren Kinder beispielsweise nur drei bis vier Stunden in die Kindertagesstätte gehen und sich darüber hinaus aus freiem Herzen persönlich um die Erziehung ihrer Kinder kümmern.

Die heute verfolgte Strategie des Ausbaus der Kleinkinderverwahrung hat System. Ein Blick auf die Denkweise der fanatischen Befürworter der antiautoritären Erziehung genügt, um festzustellen, genauso wurde es umgesetzt. Die Frankfurter Schule vertrat einen antiautoritären Kurs, frei von allen natürlichen Bindungen

und einer Antielternhaltung. Jetzt hat sich diese Doktrin durchgesetzt.

(Zuruf von Irene Müller, DIE LINKE)

Der Einfluss und die Bindung zu den Eltern sollen möglichst gering gehalten werden, um die Kleinsten gleich kollektiv auf Multikultiwerte zu trimmen.

(Irene Müller, DIE LINKE: Haben Sie schon mal was von Zusammenarbeit von Eltern und Kita gehört?)

Darum auch die Propagierung von Gender Mainstreaming schon im Kindergarten und selbstverständlich die Integration von Ausländern.

(Reinhard Dankert, SPD: Jetzt geht ihm ein Licht auf. – Zurufe von Heinz Müller, SPD, und Irene Müller, DIE LINKE)

Wenn Sie so an die Sache herangehen, werden Kinderziehung und -betreuung einerseits,

(Zuruf von Heike Polzin, SPD)

wenn man auf Qualität achten will, vom Geldbeutel abhängig bleiben und andererseits zum bloßen Geschäft.

(Zuruf von Ilka Lochner-Borst, CDU)

Und beides wollen wir nicht.

Herr Köster, Ihre Redezeit ist beendet.

Ich komme zum Schluss.

Wir von der NPD lehnen diese Kinderverziehung aus tiefster Überzeugung ab.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der NPD)

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Frau Tegtmeier von der Fraktion der SPD. Bitte, Frau Tegtmeier.

Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren!

Zunächst ein Wort an meinen Vorredner: Ich denke, für diese Thesen werden Sie keine belastbaren wissenschaftlichen Studien finden, die diese Auffassung, die Sie hier eben kundgetan haben, vertreten.

(Stefan Köster, NPD: Ich schicke sie Ihnen per E-Post zu. – Zuruf von Udo Pastörs, NPD)

Ganz im Gegenteil, es gibt sogar andere Untersuchungen, die die gegenteilige Auffassung sehr klar darlegen und auch gut begründen.

(Reinhard Dankert, SPD: Die NPD braucht keine wissenschaftlichen Studien.)

Darüber hinaus habe ich erst vor einer Woche eine sehr interessante repräsentative Umfrage in der Evangelischen Akademie auf Zingst zur Kenntnis genommen, in der es darum ging, wie die Einstellung der Kinder zu bestimmten Sachen ist. Es ging um das Empfinden der Kinder für eine liebevolle Erziehung in ihren Elternhäusern. Es ging darum, ob Kinder sich durch die Abwesenheit und durch die Fremdbetreuung in Kindertagesstätten benachteiligt beziehungsweise vernachlässigt fühlen und ob ihre Lebensfreude darunter leidet. Diese Umfrage war in der gesamten Bundesrepublik repräsentativ, und zwar in Ostdeutschland und in Westdeutschland. Man hat ländliche und städtische Räume dabei berücksichtigt

und ausgewogen. Dabei hat es sich ganz klar gezeigt, dass wir es hier mit einem überkommenen Vorurteil, das in Westdeutschland leider noch ziemlich gepflegt wird, zu tun haben.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der SPD – Udo Pastörs, NPD: Das ist absolut falsch, was Sie sagen. Das wissen Sie auch. Das ist das Schlimme.)

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Etwa 97 Prozent, DIE LINKE spricht sogar von 98 Prozent, der 3- bis 6-Jährigen in Mecklenburg-Vorpommern besuchen eine Kindertagesstätte. Aber wir müssen es realisieren und auch sehr ernst nehmen, dass die Einschulungsuntersuchungen bei einer Vielzahl dieser Kinder Entwicklungsdefizite aufgedeckt haben und aufdecken werden. Der hohe Anteil unserer 3- bis 6-Jährigen …

(Udo Pastörs, NPD: Wie kommt das denn? Das widerspricht doch dem, was Sie zuvor gesagt haben.)

Hören Sie zu, hier widerspricht nichts!

(Udo Pastörs, NPD: Das ist aber sehr originär.)

… in unseren Kitas muss besser genutzt werden, um Kinder individuell zu fördern und ihre Gesundheit zu stärken. Hier müssen wir ansetzten, um spätere Entwicklungsdefizite zu vermeiden und die Chancengleichheit aller Kinder beim Übergang in die Grundschule zu verbessern. Die Zusammenarbeit von Kita und Grundschule muss verbessert werden, das haben wir vorhin auch von Frau Dr. Linke gehört,

(Udo Pastörs, NPD: Bla, bla, bla!)

und das ist sicherlich im Rahmen des jetzt gültigen KiföG in einigen Teilen schon möglich.

Die Zahl der festgestellten physischen und psychischen Auffälligkeiten ist bei Kindern aus Elterhäusern – und das war hier auch schon öfter Bestandteil der Diskussion – mit niedrigem Bildungsabschluss und einem hohen Grad an Arbeitslosigkeit drei- bis viermal so hoch wie bei Kindern aus Elternhäusern mit hohen Bildungsabschlüssen und einem hohen Grad an Erwerbstätigkeit. Aber ebenso wichtig wie die Erkenntnis, dass trotz der hohen Betreuungsrate – ich nenne es einmal so – bei uns im KitaBereich zahlenmäßig enorm hohe Entwicklungsdefizite zu verzeichnen sind,

(Udo Pastörs, NPD: Aha!)

ist die Erkenntnis, dass die Kita-Zeit die Entwicklung von Kindern entscheidend positiv beeinflusst.

(Udo Pastörs, NPD: Ach so, sonst wären sie noch verwahrloster.)

Eine veröffentlichte DEW-Studie zeigt auf, dass jedes zweite Kind von Eltern ohne Bildungsabschluss wegen Entwicklungsrückständen erst ein Jahr später eingeschult wird. Besuchen diese Kinder jedoch ab dem Alter von drei Jahren eine Kita, beginnt nur noch jedes fünfte Kind die Schulzeit ein Jahr verspätet.

(Udo Pastörs, NPD: Das ist ein Zeichen für Ihre Bildungswirtschaft.)

In Mecklenburg-Vorpommern besuchen also, ich sagte es bereits, fast alle Kinder ab drei Jahren eine Kita. Um ihre Entwicklung in dieser Zeit bestmöglich zu fördern, werden wir noch in dieser Legislaturperiode das im