Protocol of the Session on September 19, 2007

Einen Moment bitte, Herr Holter.

Ich bitte die Abgeordneten, Ruhe zu bewahren. Das Wort hat jetzt der Abgeordnete Herr Holter und danach haben die Vertreter der Fraktionen Gelegenheit, in Ihren Redebeiträgen darauf zu reagieren. – Vielen Dank.

Danke, Frau Präsidentin.

Die Konjunktur zieht an. Das ist erfreulich.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Eben, jetzt, wo Sie nicht mehr dabei sind, geht es aufwärts.)

Die Arbeitslosigkeit sinkt, das ist erfreulich.

(Zuruf von Harry Glawe, CDU)

Statistik ist das eine, aber die gefühlte Welt ist das andere.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Dafür sorgen Sie.)

Und deswegen geht es meines Erachtens nicht nur darum, darüber zu sprechen –

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja. – Zuruf von Harry Glawe, CDU)

darüber hat im Moment noch gar keiner gesprochen –, den wirtschaftlichen Aufschwung in Mecklenburg-Vorpommern zu nutzen. Es war ein Rückblick. Es geht darum, auch den Menschen zu vermitteln, was sie von dieser konjunkturellen Entwicklung haben.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE – Zuruf von Reinhard Dankert, SPD)

Wem nützt diese konjunkturelle Entwicklung?

(Dr. Armin Jäger, CDU: Haben Sie nicht die zehn Punkte von Herrn Seidel gehört?)

Natürlich, zu den zehn Punkten kommen wir gleich noch.

Wem nützt dieser Aufschwung? Natürlich sind diejenigen, die im Arbeitslosengeld-I-Bezug waren, schneller in Arbeit gekommen, aber Langzeitarbeitslosigkeit verfestigt sich. Beschäftigungspolitische Maßnahmen werden durch Herrn Seidel reduziert, zusammengestrichen. Kinderarmut in Mecklenburg-Vorpommern wächst. Ein großer Teil der Empfängerinnen und Empfänger der Familien, die von Harzt IV leben müssen, sind durch Kinderarmut geprägt. Und wir haben es mit einer Explosion von Steuern, Gebühren und einer Preisentwicklung zu tun. Infl ation und die Gesundheitsreform lassen grüßen! Auch hier wird eine stärkere Belastung der Menschen erwartet.

(Zuruf von Harry Glawe, CDU)

Und deswegen, meine Damen und Herren von der CDU insbesondere, stimmt es eben nicht mehr, was Ludwig Erhard gesagt hat: Geht es den Unternehmen gut, geht es auch den Bürgern gut. Das kann man jetzt wirklich in den Bücherschrank stellen.

(Beifall Angelika Gramkow, DIE LINKE)

Denn die Konjunktur, Wachstum der Wirtschaft, ist heute verbunden mit der Schwindsucht im eigenen Portemonnaie. Und deswegen klafft diese Welt auseinander und deswegen können die Menschen dort draußen in Mecklenburg-Vorpommern und in der Bundesrepublik den wirtschaftlichen Aufschwung nicht als ihren Aufschwung begreifen.

(Torsten Koplin, DIE LINKE: Kapitalismus. – Zuruf von Dr. Armin Jäger, CDU)

Es ist richtig, dass auch in Mecklenburg-Vorpommern – darüber freue ich mich, auch meine Fraktion – die sozialversicherungspfl ichtige Beschäftigung tatsächlich zunimmt.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja, das erste Mal.)

Aber wie sieht es mit den Reallohnbedingungen derer aus, die hier beschäftigt sind?

(Zuruf von Barbara Borchardt, DIE LINKE)

Sie werden sicherlich alle „Anne Will“ geschaut haben am Sonntagabend. Ich kann hier nur sagen, Frau Weser aus Sachsen ist überall, auch in Mecklenburg-Vorpommern.

(Beifall Barbara Borchardt, DIE LINKE, und Irene Müller, DIE LINKE)

Zeitarbeit, Leiharbeit, befristete Arbeitsverhältnisse, Unwesen im Praktikum, prekäre Beschäftigungsverhältnisse sind an der Tagesordnung. Es wachsen nicht nur die sozialversicherungspfl ichtigen Beschäftigungsverhältnisse, nein, auch das Prekariat wächst, und das, glaube ich, kann man so nicht hinnehmen.

(Beifall Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE – Zuruf von Torsten Koplin, DIE LINKE)

Und deswegen braucht man sich nicht zu wundern, meine Damen und Herren, dass zwischen Massenkündigungen und anwachsenden Managergehältern eine sehr große Welt liegt,

(Zuruf von Torsten Koplin, DIE LINKE)

und deswegen ist es ganz normal, dass soziale Marktwirtschaft nicht mehr als sozial empfunden wird.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE)

Nun bin ich der Überzeugung, dass ökonomischer Wettbewerb, Marktwirtschaft und freiheitlich-demokratische Grundordnung eine Einheit bilden. Das ist meine innere Überzeugung.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Das ist wahr.)

Wenn das richtig ist, dass sich beide gegenseitig bedingen, ist auch die zweite These richtig, Marktwirtschaft ist nicht per se sozial und ökologisch.

(Beifall Angelika Gramkow, DIE LINKE)

Deswegen stellt sich hier die Frage nach der Rolle der Politik, nach der Verantwortung der Regierung und nach der Verantwortung des Landtages. Herr Seidel hat keine Antwort darauf gegeben, welche Politik er verfolgt, eine nachfrageorientierte Politik oder eine Angebotspolitik. Wenn ich das richtig interpretiere, ist es mehr die Angebotspolitik. Aber die nachfrageorientierte Politik würde dafür sorgen, dass Realeinkommen steigen, damit die Binnenkaufkraft sich entwickeln kann und damit die Bürgerinnen und Bürger, die Menschen am konjunkturellen Aufschwung auch teilhaben können.

(Stefan Köster, NPD: Richtig. – Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Auch die Unternehmen. – Zuruf von Irene Müller, DIE LINKE)

Genau das fehlt in den Leitlinien der Landesregierung.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE)

Zweitens geht es darum, Lösungen zu suchen für die Probleme. Es geht darum, dass Staat, Gesellschaft, Individuen und Wirtschaft so synchronisiert werden, dass wir Lösungen fi nden können.

Wissen Sie, was der Vorteil von Rot-Rot war, der Vorgängerregierung?

(Heiterkeit bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD, CDU, DIE LINKE und FDP – Dr. Armin Jäger, CDU: Ja jetzt sind wir ja mal gespannt! Einer muss es ja wohl wissen.)

Ja, ich weiß es.

(Zurufe von Harry Glawe, CDU, Hans Kreher, FDP, und Udo Pastörs, NPD)

Ich werde es Ihnen sagen.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Bitte. – Zuruf von Hans Kreher, FDP)

Wir haben genau diese Synchronisation geschaffen. Wir haben das Zusammenspiel zwischen Wirtschaft, Gewerkschaften, Arbeitsloseninitiativen,