Frau Präsidentin! Meine verehrten Damen und Herren Abgeordnete! Herr Bluhm hatte es bereits zum Ausdruck gebracht, meine Fraktion unterstützt alle Anliegen, die einer verbesserten, auf Chancengleichheit aller Kinder und Jugendlichen zielenden Bildung, Erziehung, Betreuung und individuellen Förderung dienen.
Wir legen deshalb zu dem vorliegenden Antrag einen Änderungsantrag vor, der zunächst einmal in die Themenstellung die Erziehung mit einbindet und damit konsequent am SGB VIII, aber vor allem an den in diesem Landtag verabschiedeten gesetzlichen Regelungen, wie zum Beispiel im Kindertagesförderungsgesetz, bleibt. Das Land Mecklenburg-Vorpommern, die Kommunen, die Träger der Kindertageseinrichtungen haben in den vergangenen Jahren gemeinsam mit den Erzieherinnen und Erziehern viel geleistet, um unseren Kindern einen guten Start in das Leben zu ermöglichen. Herr Minister Tesch hat das nachvollziehbar hier dargestellt. Das Land hat im bundesweiten Vergleich eine anspruchsvolle qualitative Ausbildung. Das zeigt sich an der Ausbildungsverordnung. Aber, meine sehr verehrten Damen und Herren, es geht um die Weiterbildung, es geht um die Weiterentwicklung, um die Zukunftsfähigkeit unserer Ausbildung.
In Auswertung zahlreicher Fachgespräche, aber auch der unterschiedlichsten Anhörungen zu dieser Problematik plädieren wir dafür, die Ausbildung an Fachhochschulen und Hochschulen künftig anzusiedeln. Wir befi nden uns damit in guter Übereinstimmung mit internationalen Erfahrungen und Forderungen der Gewerkschaften, der Wohlfahrtsverbände wie auch der Unternehmerverbände. Schließlich entspricht das aber auch und gerade dem Anliegen der Eltern in unserem Land, die an eine Kindertagesbetreuung ihrer Sprösslinge sehr hohe Erwartungen knüpfen. Dafür spricht auch die Zahl der hohen Inanspruchnahme von 97 Prozent.
Bei der Neukonzipierung der Ausbildung können die ersten Erfahrungen des Studienganges „Early Education“ in Neubrandenburg ebenso eingebracht werden wie die Erfahrungen aus drei Jahren Arbeit mit dem Rahmenplan für die zielgerichtete Vorbereitung von Kindern in Kindertageseinrichtungen auf die Schule. Wir sehen es als dringend erforderlich an, die Erarbeitung neuer Konzepte zur Ausbildung mit denen der Fort- und Weiterbildung zu verbinden und hierbei die neuesten Erkenntnisse der pädagogischen Forschung einzubinden. Wir wissen aber auch um die wachsende Bedeutung einer engen Partnerschaft zwischen Eltern und Erziehern für den pädagogischen Erfolg der Arbeit in den Kindertageseinrichtungen.
Täglich kommen die Eltern mit ihren Kindern hierher und haben Kontakt zu den Erziehern. Hier bestehen Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch zwischen Eltern und Erziehern wie im späteren Alter der Kinder nie wieder. Hierauf müssen auch die Ausbildungs- und Weiterbildungskonzepte ausgerichtet werden, um die sozialpädagogische Arbeit mit den Eltern in allen Kindertageseinrichtungen im Interesse einer engen Erziehungspartnerschaft zwischen Eltern, Kindertageseinrichtung und Gesellschaft gezielt zu fördern. Ich denke, sie ist ein Schwerpunkt der Familienpolitik, denn Kindertageseinrichtungen werden zunehmend auch zu Bildungseinrichtungen für Eltern. Die Förderung der Elternkompetenz sollte deshalb als Forschungs- und Studienschwerpunkt an den pädagogischen Ausbildungs- und Weiterbildungseinrichtungen entwickelt werden.
Meine sehr verehrten Damen und Herren Abgeordnete der Koalitionsparteien! Die Einführung einer dualen, das heißt einer zwar anders gearteten, aber eben berufl ichen Ausbildung halten wir angesichts der Bedeutung der frühkindlichen Entwicklung für die gesamte Persönlichkeitsentwicklung der Kinder und Jugendlichen weder für innovativ noch für zielführend. Eine derartige Ausbildung, Herr Brodkorb, führt zurück zum vergangenen Jahrhundert und kann unser Anliegen nicht sein. Aus Ihren Ausführungen spricht doch eher der fi nanzielle Aspekt, dass man staatliche Gelder umleiten will zu den Trägern und über die Träger dann letzten Endes den Elternbeitrag erhöhen will.
Meine sehr verehrten Damen und Herren Abgeordnete, wir Älteren sollten uns den Anforderungen unserer Kinder, den Erfordernissen unserer Wissensgesellschaft stellen.
Im Namen meiner Fraktion beantrage ich deshalb die Überweisung der vorliegenden Anträge und Änderungsanträge an den Bildungs- und an den Sozialausschuss, um den Auftrag an die Landesregierung, der nun einmal heute mit dem Koalitionsantrag hier vorliegt, zu präzisieren und aus dieser Präzisierung heraus auch Empfehlungen an die Expertenkommission zu geben. – Vielen Dank.
sind eigentlich die Fraktion der Partei DIE LINKE und der FDP so unzufrieden mit dem Antrag? Herr Kreher, Sie hielten ihn sogar für überfl üssig, weil eigentlich alles im Koalitionsvertrag steht. Warum stellen Sie dann noch Änderungsanträge?
(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der SPD – Zurufe aus dem Plenum: Genau, genau! – Zurufe von Andreas Bluhm, DIE LINKE, und Irene Müller, DIE LINKE)
Wenn er überfl üssig ist, brauche ich auch keine Änderungsanträge zu stellen, sondern ich lehne ihn ab.
Das muss wohl bedeuten, dass Ihnen das doch nicht unwichtig ist. Ich habe so nachgedacht: Warum eigentlich?
(Hans Kreher, FDP: Das Thema ist uns auch nicht unwichtig. Ich habe ja gesagt, das Thema ist wichtig.)
Moment, ich glaube, ich kann Ihnen auch sagen, warum. In Berlin regiert eine rot-schwarze Koalition und die baut die Krippenplätze in Deutschland aus. In Schwerin regiert eine rot-schwarze Koalition und diese führt schrittweise eine Beitragsfreiheit in den Kindertagesstätten ein.
Jetzt gibt es drittens außerdem noch einen Antrag von der schwarz-roten Koalition, der sich dem Thema der Modernisierung der Erzieherinnenausbildung in Mecklenburg-Vorpommern widmet.
Ich glaube, genau das ist Ihr Problem, dass wir zum dritten Mal erfolgreich dieses Thema besetzen und Sie nicht.
(Beifall bei Abgeordneten der Fraktionen der SPD und CDU – Heiterkeit bei Abgeordneten der Fraktion DIE LINKE und Michael Roolf, FDP)
Herr Bluhm, ich habe mich deshalb ein bisschen gewundert. Sie sagten, müsste im ersten Punkt nicht eigentlich stehen, was unsere Ziele sind. Da musste ich ein bisschen kichern. Wir haben in der letzten Legislatur gemeinsam das Gesetz verabschiedet, wo alle Ziele drinstehen. Ich dachte, uns beiden sind die Ziele, die wir mit dieser Sache verfolgen, längst bekannt. Oder haben wir in der letzten Legislaturperiode bei dem Gesetz so schlechte Arbeit gemacht?
Dasselbe Problem ergibt sich bei Ihren Anmerkungen zum Studiengang. Da muss ich fragen: Wer hat Ihnen das denn aufgeschrieben?
(Heiterkeit bei Egbert Liskow, CDU – Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Sie unterschätzen Herrn Bluhm.)
Denn Sie haben in Ihrer Rede den Eindruck erweckt oder die Aufforderung an die Regierung formuliert, dieser Studiengang müsste jetzt fortgesetzt werden, dafür müsste doch die Regierung etwas tun. Ich darf Sie daran erinnern, wir haben beide zusammen in der Hochschulreform in der letzten Legislaturperiode längst die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass diese Stellen fortfi nanziert werden und der Studiengang weitergeführt werden kann,
Da müssen Sie nicht einmal die CDU, den CDU-Minister auffordern, das haben Sie selbst getan. Ich möchte Sie einmal daran erinnern.
(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der SPD – Heiterkeit bei Jörg Heydorn, SPD – Zuruf von Harry Glawe, CDU)
Dann sprachen Sie davon, das muss alles ein Affront gegen die Kommission sein. Nun darf ich Ihnen sagen, wir wissen es ja, ich bin nicht nur Mitglied dieser Kommission, sondern auch der Arbeitsgruppe „Frühkindliche Bildung und Erziehung“ und Frau Fiedler-Wilhelm ebenfalls. Im Unterschied zu Ihnen habe ich teilgenommen an den Anhörungen, die sich mit der Frage der dualen Ausbildung und der Vollakademisierung befasst haben.
Jetzt darf ich Ihnen ein Geheimnis verraten – vielleicht ist es auch keins –, in diesen Anhörungen treten Träger aus diesem Land auf und berichten, dass sie selbst von sich aus Modellprojekte versuchen, die Ausbildung …
Da muss ich Sie wieder enttäuschen, Sie sind nicht gut informiert. Kirchliche Träger wollen den Versuch machen, von sich aus.
Sie hatten mit uns überhaupt keinen Kontakt, um Modellprojekte zu initiieren zur Dualisierung der Ausbildung.
Das Einzige, worum ich bitte, ist, dass wir diese Träger einmal ernst nehmen und prüfen, was sie dort tun, denn hier steht hinter der Klammer „zu prüfende Option“ und nicht „umzusetzende Option“. Ich nehme diese Versuche solcher freien Träger ernst, gegebenenfalls auch einmal eine duale Ausbildung in dem Bereich auszuprobieren. Dann können wir uns immer noch darüber unterhalten, ob es etwas Vernünftiges ist oder nicht.
Auch eine Anhörung an der Hochschule Neubrandenburg zu dem Thema hat ergeben, dass die dort tätigen Professoren selbst gesagt haben, ja, wir wissen, natürlich können wir nicht in absehbarer Zeit eine Vollakademisierung betreiben. Eine ausschließliche Diskussion über diese Frage ist völlig abwegig. Wir wollen zwar möglichst viele bei uns ausbilden, aber da der Neuausbildungsbedarf so immens ist, kommen wir gar nicht umhin, jenseits der Hochschule nach Alternativen zu suchen. Das ist die Position, die von den Wissenschaftlern selbst vertreten wird.
Insofern ist es zwar ganz nett, dass Sie sich sozusagen als Anwalt inszenieren, aber es entspricht einfach nicht der Selbstwahrnehmung der tätigen Akteure an der Hochschule Neubrandenburg.