Das Sterberisiko der Frauen ist damit geringer als das der Männer. Bei den Todesfällen liegen die Frauen hier in Mecklenburg-Vorpommern nicht mit dem Krebserreger an erster Stelle, sondern mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD und CDU – Dr. Wolfgang Methling, Die Linkspartei.PDS: Was für eine Diskussion?)
Aber auch hier müssen wir feststellen – und die letzte Erhebung war im Jahr 2003 –, dass bei Frauen in Mecklenburg-Vorpommern über 50 Prozent nach dem BodyMass-Index
Und wenn wir uns dann anschauen, dass bei den Belastungen zu Tabak und zu Alkohol Frauen und Männer sich nichts nehmen in Mecklenburg-Vorpommern, dann haben wir Daten und Fakten – und da gebe ich dem Sozial minister natürlich recht –, die analytisch aufzuarbeiten sind und dann auch auszuwerten sind.
Ich fi nde, wir können auch bei der Gesundheitsberichterstattung tatsächlich noch einen Zahn zulegen. Ich habe mir nämlich mal den Gesundheitsbericht des Landes Brandenburg angeschaut. Der hat eine Überschrift, die ich sehr interessant fand: „Zwei Geschlechter – zwei Gesundheiten?“, und hat erstmals versucht, dieses Prinzip in Gänze durchzusetzen und dann daraus auch Schlussfolgerungen zu ziehen.
Ich erspare Ihnen jetzt die Frage, wer von Ihnen regelmäßig zu Vorsorgeuntersuchungen geht. Wenn wir das jetzt abfragen würden, würden wir feststellen, dass die Geschlechter auch sehr unterschiedlich mit dieser Frage umgehen. Insofern halte ich das Thema für akzeptabel. Wir sollten daran gemeinsam weiterarbeiten, aber wir sollten zumindest bei diesem Thema vermeiden, Erfolge, die wir bereits auf den Weg gebracht haben, kleinzureden. – Danke schön.
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Bereits im Koalitionsvertrag haben sich CDU und SPD in Nummer 255 darauf verständigt: „Die Koalitionspartner setzen sich für eine geschlechterdifferenzierte Gesundheitspolitik ein.“
Nun ist es nicht so, dass wir auf diesem Gebiet bei null anfangen. Die auch im Antrag benannten 145 geschlechtsspezifi sch aufbereiteten Indikatoren sind ein Anfang. Aber gerade im Hinblick auf die Perspektiven, die der Bereich der Gesundheitswirtschaft in unserem Land bietet, sollten wir die Potenziale einer auf den neuesten Forschungserkenntnissen basierenden geschlechterdifferenzierten Gesundheitsberichterstattung erschließen.
Dass eine optimale gesundheitliche Versorgung von Frauen und Männern eine Geschlechterdifferenzierung erfordert, ist eine Erkenntnis, die sich erst in den letzten Jahren zunehmend durchsetzt. Von daher besteht gerade in diesen Bereichen Nachholbedarf, sodass dieses Thema zu Recht in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt wird. Es geht neben geschlechtsspezifi schen Erkrankungen in erster Linie um die großen Volkskrankheiten, die unterschiedlich gehäuft bei Männern und Frauen auftreten. Hier gilt es, die Ursachenanalyse zu intensivieren. Während bei Frauen hauptsächlich die unzureichende Datenlage zu beklagen ist, zeigen die Männer, also das angeblich starke Geschlecht, beim Gesundheitsschutz und der Vorsorge immer noch große Schwächen. Das Bewusstsein für die Erhaltung und die Pfl ege des eigenen Körpers, die Sorge um das eigene Wohlbefi nden sind im Vergleich zu den Aktivitäten der Frauen immer noch zu gering ausgeprägt. So sterben denn auch Männer im Allgemeinen wesentlich früher als Frauen.
Sehr geehrte Damen und Herren, Sie werden mir aus vorgenannten Gründen sicherlich alle zustimmen, dass eine umfassende Datenaufbereitung eine große und zugleich sehr wichtige Aufgabe ist. Sie wird innerhalb der Landesregierung in die Zuständigkeit des Sozialministeriums fallen, das in enger Kooperation und im intensiven Dialog mit der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten hierbei die Federführung übernehmen soll. Ich gehe davon aus, dass die Gesundheitsberichterstattung des Landes entsprechend dem Antrag möglichst zeitnah geschlechtersensibel aufbereitet wird und uns die Ergebnisse rasch zugeleitet werden können. Nur so ist gewährleistet, dass mögliche Defi zite in der gesundheitlichen Versorgung schnell ermittelt und etwaige Gegenmaßnahmen unverzüglich entwickelt und umgesetzt werden können.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die FDP wird sich diesem Antrag anschließen, weil ich denke, dass es sehr wichtig ist, dass wir mehr Zahlenmaterial bekommen. An dieser Stelle würde ich mich persönlich freuen, wenn es auch über behinderte Frauen mehr Zahlenmaterial geben würde, dass man also auf einige Therapien oder Wünsche besser eingehen kann. Die FDP-Fraktion schließt sich diesem Antrag an.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Präsidentin! Natürlich! Ich möchte gleich vorwegsagen, dass ich mich, obwohl es ja eine differenzierte Ansicht im Prinzip zu diesem Antrag gibt, über diesen Antrag sehr gefreut habe. Ich habe das schon vor zwei Jahren an der gleichen Stelle gesagt, weil ich, obwohl wir, Frau Kollegin Gramkow, natürlich weiter vorangekommen sind, trotzdem der Meinung bin, dass gerade die Gesundheitsberichterstattung dem Bohren dicker Bretter gleichkommt. Denn das ist ja nicht nur eine Forderung, die wir schon in der letzten Legislaturperiode hatten,
(Barbara Borchardt, Die Linkspartei.PDS: Da haben Sie recht. – Zuruf von Angelika Gramkow, Die Linkspartei.PDS)
sondern eigentlich solange ich in diesem Parlament für Frauen und Gleichstellung zuständig bin, fordere ich eine geschlechtergerechte Gesundheitsberichterstattung, und zwar dahin gehend, dass nicht nur Daten mehr oder weniger sinnvoll erhoben werden – in der Zwischenzeit werden sie sinnvoll erhoben, das ist richtig –, sondern dass wir sie auch ins Lebensumfeld stellen, entsprechend auswerten und damit Handlungsempfehlungen ableiten. Und darauf bezieht sich dieser Antrag auch.
Insgesamt, denke ich, ist es der Frauengesundheitsbewegung in Deutschland überhaupt zu verdanken. Seit Jahrzehnten kämpft die Frauengesundheitsbewegung in Deutschland darum, dass die Verteilung geschlechtsspezifi scher Gesundheitsrisiken entsprechend beachtet wird.
Ich möchte dazu mal ein bundesdeutsches Beispiel nennen. Ich weiß nicht, ob Sie das in den Medien verfolgt haben. Es wurde nämlich endlich eine Knieprothese speziell für Frauen entwickelt. Das mag einigen lächerlich vorkommen. Frauen mit künstlichen Kniegelenken bekamen und bekommen Knieprothesen in Deutschland, die auf die männliche Anatomie zugeschnitten sind. Den weiblichen Besonderheiten versuchte man dadurch gerecht zu werden, indem man die Implantate einfach ein
wenig verkleinerte. Doch ich glaube, darüber sind wir uns hier alle einig, Frauen sind eben keine kleinen Männer.
(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD, CDU, Linkspartei.PDS, FDP und NPD – Dr. Wolfgang Methling, Die Linkspartei.PDS: Ja, das ist wohl wahr. – Zuruf von Dr. Armin Jäger, CDU)
Frau haben häufi g ein breiteres Becken und somit eine Tendenz zur X-Bein-Stellung. Das beeinfl usst natürlich die Bewegungsabläufe der Kniescheibe und das neue Implantat soll dem zum Beispiel Rechnung tragen.
Oder zweitens: Die Vorderseite des Oberschenkelknochens ist bei vielen Frauen weniger ausgeprägt. Bei bisherigen Implantaten verspürten manche Frauen nach dem Einsetzen ein permanentes Fremdheitsgefühl. Als Grund hierfür wird die zu dicke Vorderseite des künstlichen Knies, nämlich nach der Anatomie des Mannes, angenommen.
In Studien kam dann auch heraus – diese Operationen sind ja sehr teuer, die kosten dem Beitragszahler erhebliche fi nanzielle Mittel –, dass nahezu jede fünfte Patientin in Deutschland mit der Knieprothese nicht zufrieden ist, da sie, wen wundert es denn auch, hinten und vorne nicht passte. Mittlerweile nutzen bundesweit 17 Kliniken in Deutschland diese neue Femiprothese. Und beim Knie allein soll es Gott sei Dank auch nicht bleiben. Jetzt wird überlegt, ob nicht auch das künstliche Hüftgelenk speziell auf die Anatomie der Frau zugeschnitten werden müsste.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, so erfreulich diese medizinischen Fortschritte auch sind, ich möchte eigentlich sagen: Erst jetzt?! Und so lange haben wir einfach draufl osgedoktert?!
Doch zurück zu unserem landespolitischen Geschäft. Ich wurde 2005 an dieser Stelle noch gefragt: Warum brauchen wir eigentlich eine geschlechterdifferenzierte Gesundheitsberichterstattung? Ich glaube, das Thema wurde heute morgen eigentlich schon beantwortet. Sie ist ein Beitrag zur Verbesserung der Qualität in der Versorgung und leistet natürlich auch einen Beitrag in der Prävention.
Ich habe selbst erfreulich festgestellt, dass sich durch die Anwendung des Indikatorensatzes für die Gesundheitsberichterstattung der Länder – also 145 Indikatoren wurden geschlechtsspezifi sch aufbereitet – die Gesundheitsberichterstattung erheblich verbessert hat. Frau Dr. Linke wird sich sicher noch daran erinnern, dass wir darüber wiederholt in den Schnittstellengesprächen gesprochen hatten. Damit gibt es zum Beispiel auch Aussagen darüber, wie viele Jungen und wie viele Mädchen im Land adipös sind oder dass junge Männer in unserem Land mehr Verkehrsunfälle haben als junge Frauen. Was das für die Gesundheit der Menschen bedeutet, denke ich, brauche ich hier nicht weiter zu erörtern.
Und es ist in der Tat so: Unsere Landesregierung reagierte auf diese neue differenzierte Betrachtungsweise. Das Gremium der Landesarbeitsgemeinschaft Frauengesundheit im Sozialministerium ist ja hier schon mehrfach benannt worden. Ich freue mich, muss ich ganz ehr
lich sagen, dass dieses Gremium jetzt wieder mit neuer Energie belebt wird, denn leider war die Tätigkeit in der Vergangenheit nicht mehr so energievoll.
Des Weiteren fördere ich in meinem Aufgabenbereich den Gemeinsamen Arbeitskreis Frauengesundheit, der maßgeblich auch an den gleichnamigen Landeskonferenzen mitarbeitet. Im letzten Jahr fand die 4. Landeskonferenz statt zum Thema Müttergesundheit. 2008 werden die Bilanz, ein Ausblick und der Zustand der allgemeinen Gesundheitsprävention von Frauen im Mittelpunkt stehen.
Trotz dieser Aktivitäten, liebe Kolleginnen und Kollegen, und darüber sind der Sozialminister und ich uns auch einig, hat Mecklenburg-Vorpommern hinsichtlich eines gegenderten Gesundheitsberichts im Vergleich zu manch anderem Bundesland doch erheblichen Nachholbedarf bezüglich der Auswertung und vor allen Dingen auch der Schlussfolgerungen. Denn die wichtigste Forderung an einen geschlechtersensiblen Gesundheitsbericht ist, dass die geschlechterdifferenzierten Daten entsprechend interpretiert und Handlungsfelder beschrieben werden. Hamburg beispielsweise fordert aufgrund seiner Ergebnisse im Gesundheitsbericht unter anderem die Integration des Themas Frauengesundheit in die Berufsausbildung von Fachpersonal und die Einrichtung eines Frauengesundheitszentrums, eine Forderung, die unser gemeinsamer Arbeitskreis Frauengesundheit hier in Mecklenburg-Vorpommern bereits seit 1998 vertritt.