Protocol of the Session on October 13, 2010

Also sind wir uns darüber einig, dass dieser Bereich auch nach der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts ein originärer Zuständigkeitsbereich der Gemeinden ist.

(Toralf Schnur, FDP: Das hat uns doch bei der Kreisgebietsreform aber auch nicht gestört.)

Hören Sie mir doch mal zu!

Jetzt haben wir das Gleiche auch vom Grundsatz her in der Kommunalverfassung unseres Landes stehen. Da ist nur eine ganz gewaltige Einschränkung. Die kommt dann tatsächlich durch das ÖPNV-Gesetz, nämlich über das ÖPNV-Gesetz wird es den Landkreisen übertragen. Warum wird es den Landkreisen übertragen?

(Zuruf von Toralf Schnur, FDP)

Doch nicht, weil das so viel Spaß macht, sondern weil die Landkreise eine Ergänzungsfunktion haben für die im kreisangehörigen Raum angehörigen Gemeinden. Das heißt, wenn die Gemeinden selber nicht in der Lage sind, diese Aufgabe zu erfüllen, dann machen es deswegen die Landkreise. Und der Gesetzgeber geht in Mecklenburg-Vorpommern davon aus – und das ist bei der Größe der hier kreisangehörigen Gemeinden ja wohl auch nicht von der Hand zu weisen –, dass die Gemeinden vom Grundsatz her diesen Bereich nicht selber wahrnehmen können.

(Zuruf von Toralf Schnur, FDP)

Wenn sie es dann wahrnehmen können, Herr Schnur, können sie einen Antrag stellen, und der muss dann ja auch nach Recht und Gesetz beschieden werden.

Jetzt wollen Sie also gerade denjenigen Gemeinden, die in der Vergangenheit bewiesen haben, dass sie es können, dieses verfassungsrechtlich geschützte Recht nehmen.

(Toralf Schnur, FDP: Die haben’s bewiesen.)

Und da wird es natürlich dann wirklich schon kriminell.

Und, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, ich bin heute vielleicht etwas gesundheitlich angeschlagen und deswegen auch im Ton vielleicht ein bisschen zurückhaltender und nicht ganz so barsch wie sonst, aber Sie hätten sich bei diesem Antrag wirklich überlegen sollen, ob Sie den heute hier in den Landtag einreichen. – Vielen Dank.

(Beifall bei Abgeordneten der Fraktion der SPD)

Danke, Herr Schulte.

Das Wort hat jetzt noch einmal der Fraktionsvorsitzende und Abgeordnete der FDP Herr Roolf.

(Zuruf von Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE)

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist immer das gleiche Spiel, aber das wird uns von unserer Arbeit nicht abhalten.

(Jochen Schulte, SPD: Ich würde erst mal anfangen.)

Ja, Herr Schulte, mag ja sein.

Genauso wie beim Thema Kommunalverfassung werden wir auch bei diesem Thema aktiv werden. Wir werden das, was offensichtlich hier im Parlament nicht gewollt ist, nämlich wir werden diejenigen, die in diesem Bereich tätig sind, mit einer öffentlichen Anhörung – genauso wie wir es bei der Kommunalverfassung machen – zu uns in die Fraktion holen. Und es ist schon sehr bedauerlich, wenn ich höre …

(Toralf Schnur, FDP: Da können wir ja Herrn Schulte mit einladen.)

Ja, Herrn Schulte können wir gerne mit einladen.

(Zuruf von Jochen Schulte, SPD)

Das wäre eigentlich Aufgabe der Ausschüsse, aber wir können ihn gerne mit einladen.

(Toralf Schnur, FDP: Herr Schulte hat ja bloß keine Fragen.)

Wenn ich höre, dass wir in unseren Betrachtungen Rücksicht auf die Gebietskörperschaften nehmen sollen, Rücksicht auf die mögliche Ungleichbehandlung der Kommunen nehmen sollen, vielleicht am Ende die finanziellen Auswirkungen nicht zu Ende diskutiert haben – aber, Herr Schulte, ich habe von Ihnen nicht ein einziges Wort zu den Bürgerinnen und Bürgern im Land Mecklenburg-Vorpommern gehört. Denn im Kern geht es darum, den ÖPNV so zu gestalten, dass er zukunftsfähig ist,

(Barbara Borchardt, DIE LINKE: Das ist ja auch nur so eine hohle Floskel.)

und in den jetzigen Strukturen kann jeder mit jedem reden. Theoretisch ist auch alles geregelt. Theoretisch ist auch jeder verpflichtet, mit dem anderen zusammen einen Verkehrsraum zu bilden, sich ins Einvernehmen zu setzen und ganz bestimmte Strukturen zu ermöglichen. Die Praxis sieht aber leider anders aus. Ich habe Ihnen die Praxis am Beispiel der Hansestadt Wismar erläutert.

(Toralf Schnur, FDP: Du hast es versucht.)

20 Jahre lang Stillstand,

(Egbert Liskow, CDU: Aber warum denn? Aber warum?)

30 Millionen Euro Verlust für den Steuerzahler. Und genau das war unser Anliegen,

(Zuruf von Egbert Liskow, CDU)

Herr Kollege Liskow, genau das war unser Anliegen heute hier im Parlament.

(Zuruf von Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE)

Bringen wir Ihnen keine Alternativen ein, sagen Sie, die FDP macht ja nichts. Bringen wir Ihnen einen Vorschlag, den wir mit Ihnen diskutieren wollen, in die Ausschüsse ein, sagen Sie:

(Peter Ritter, DIE LINKE: Das macht nichts.)

Machen wir schon alles. Sie sind inhaltlich zu dumm. Sie verstehen gar nicht, worum es geht. Das, liebe Kolleginnen und Kollegen, die jetzt die Überweisung ablehnen, schreckt Leute, schreckt Bürger weiterhin von der Politik ab

(Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE: Sehr richtig.)

und führt sie nicht zur Politik hin. – Vielen Dank.

Danke, Herr Roolf.

Um das Wort hat jetzt noch einmal gebeten der Abgeordnete Herr Schulte von der Fraktion der SPD.

(Zurufe von Jochen Schulte, SPD, Barbara Borchardt, DIE LINKE, und Dr. Wolfgang Methling, DIE LINKE)

Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich wollte nur trinken, genau.

(Egbert Liskow, CDU: Hättest du auch an die Seite gehen können.)

Ein, zwei Äußerungen von dem Kollegen Roolf kann man einfach hier nicht im Raum stehen lassen. Wenn hier behauptet wird, dass die FDP am Arbeiten gehindert wird – ich habe noch nie jemanden am Arbeiten gehindert.

(Toralf Schnur, FDP: Das glaube ich Ihnen.)

Ja, warum auch?

Herr Kollege Roolf, das Einzige, was ich hier sage, Arbeiten ist kein Selbstzweck, es muss auch ein Ergebnis dabei rüberkommen.

(Michael Roolf, FDP: Das sagen wir Ihnen doch in jeder Ausschusssitzung.)

Und wenn Sie hier solche Gesetzentwürfe, die nach Ihrem eigenen Bekunden völlig undurchdacht sind, vorlegen, dann dürfen Sie sich doch nicht wundern, …