Protocol of the Session on June 28, 2006

(Torsten Renz, CDU: Das klappt nur bei Vollmond. – Heiterkeit bei Vincent Kokert, CDU, und Torsten Renz, CDU – Minister Dr. Till Backhaus: So ist das mit der PDS! – Angelika Gramkow, Die Linkspartei.PDS: Na, Herr Minister!)

Man hat aber erst zum Ende des 19. Jahrhunderts herausgefunden, dass diese kleinen weidenblattförmigen Fische Larven des Aales sind. Diesen Zusammenhang zum Glasaal, um den es heute geht, den fand man noch später heraus.

Der Aal ist ein Wanderfisch. Er wandert zum Laichen von den Bächen und Flüssen bis hinab ins Meer.

(Torsten Renz, CDU: Und dann singt er „Das Wandern ist des Müllers Lust“! – Heiterkeit bei Vincent Kokert, CDU, und Torsten Renz, CDU)

Die Männchen beginnen mit 6 bis 9 Jahren ihre Wanderung. Die Weibchen hingegen zieht es erst mit 12 bis 15 Jahren zum Laichen ins Meer. In der Regel erfolgt dies beim europäischen Aal von August bis Oktober. Sie ändern dabei ihre Farbe zum Silber hin und werden dann die sogenannten Blankaale. Nach ihrem 5.000 Kilometer langen Zug zum Ablaichen sterben die Alttiere. Erst im Jahre 1922 erkannte man, dass die europäischen und auch die amerikanischen Aale in der Saragossosee im mittleren Westatlantik vermutlich südlich der Bermudas laichen und ihre Larven, eben diese Weidenblätterlarven, mit dem Golfstrom an die europäischen Küsten zurücktreiben. Genaueres ist bis heute nicht bekannt, da man bisher keine laichenden Aale beobachten konnte. Die

Reise der Larven von der Saragossosee bis nach Europa dauert circa drei Jahre. Dann sind diese kleinen weidenblätterförmigen Gebilde fünf bis sieben Zentimeter lang.

(Vincent Kokert, CDU: Da muss der Minister ganz schön zuhören.)

Wenn die Aale angelandet sind an der europäischen Küste, vollziehen sie in nur 24 Stunden eine Metamorphose. Sie erhalten hier vor der Küste angekommen, bevor sie in die Flüsse wieder hochsteigen, ihren typischen aalförmigen Körperbau und werden jetzt Glasaale genannt. Das Einwandern dieser jungen Glasaale in die Fließgewässer erfolgt in Frankreich im September oder bis zum Mai, da wandern sie in die Ostsee. Danach beginnen sie mit der Einlagerung von Pigmenten, wenn sie in den Flüssen sind, verlieren so ihre Durchsichtigkeit und beginnen zu steigen in den Flüssen. Am heftigsten – die Aale heißen in dieser Phase auch Steigaale – steigen die Weibchen. Sie haben einen sehr starken Wandertrieb, sodass wir selbst im Rheinfall bei Schaffhausen sehen, dass Aale hier hochsteigen können, und wir zum Beispiel sogar im Bodensee und in anderen tiefer liegenden Gewässern im Binnenland Aale antreffen.

Trotz der Forschung ist noch vieles unbekannt, was den Aal betrifft. So ist es bis heute nicht gelungen, den Aal künstlich vom Laichen bis zum erwachsenen Tier aufzuziehen, da nicht genau bekannt ist, wovon sich die Larven ernähren. Zur Aalzucht benötigt man nach wie vor Glasaale in großen Mengen. Es klappt eben leider nicht mit den Weidenruten.

Meine Damen und Herren, noch 1984 wurde der europäische Aal nicht als gefährdet eingestuft, obwohl schon seit Beginn der 80er Jahre ein starker Rückgang des Aalaufkommens zu verzeichnen war, auch des Glasaalaufkommens. Dieser Rückgang, der sich bis heute verstärkt, wurde anfangs als rätselhaft bezeichnet. Bei genauerem Hinsehen konnte man aber damals schon einige Ursachen erkennen. Zum einen haben sich durch den Klimawandel Geschwindigkeit und Richtung des Golfstroms geändert, sodass also weniger Aallarven an die europäische Küste kommen. Zum anderen aber ist seit den 70er Jahren eine Praxis zu beobachten, die zunehmend einem Raubbau bei der Glasaalfischerei gleichkommt. Der Glasaal, also dieser kleine, der gerade vor der Küste Europas frisch entstandene, gilt unter anderem in Ländern wie Frankreich, Spanien, aber auch in Japan als Delikatesse. Seit 1997 kann zum Beispiel die Nachfrage nach Glasaalen nicht mehr gedeckt werden. So waren die Preise von 1.000 Euro pro Kilogramm um die Jahrhundertwende keine Seltenheit. Seither sanken zwar die Preise zum Teil auch mal auf 450 Euro pro Kilogramm, im Moment stehen sie wieder bei 900 Euro pro Kilogramm. Und das verführt natürlich zum Abfischen der Glasaale.

Außerdem haben sich auch die natürlichen Lebensräume des Aals stark verändert. Die Flüsse werden zunehmend verbaut, es entstehen immer mehr Staustufen aus Hochwasserschutzgründen, aber auch zur Energiegewinnung. Die Glasaale werden an den Schleusen aufgehalten, sie stauen sich dort regelrecht und werden dann massenhaft abgefischt. Was ist nun mehr zu verurteilen: das Aufhalten der Glasaale an den Schleusen oder das Abfischen durch die Fischer? Ich denke, es ist beides schlimm. Allerdings hat auch erst der Bau von Schleusen vielerorts dazu geführt, dass dort so massiv Glasaal abgefischt wird.

Das Kernstück, ich sagte es schon kurz, des Problems sind die finanziellen Interessen. Es wäre nicht das erste Mal, dass eine Tierart aus finanziellem Interesse ausgerottet wird. Dieses Problem muss grundsätzlich angepackt werden. Solange es so hohe Preise für das Kilo Glasaal gibt, solange wird es auch Überfischung und Wilderei geben. Und die zunehmende Nutzung der Wasserkraft zur Energiegewinnung mit Turbinen tut ein Übriges, sodass also der eigentlich gute blaue Strom in diesem speziellen Fall doch eine nicht so gute Nebenwirkung hat.

Ebenso kann die schlechte Wasserqualität in vielen Fließgewässern ein zusätzlicher Grund für den schlechten Allgemeinzustand der Aale sein. Sie werden dadurch wesentlich anfälliger für besonders aus Ostasien eingeschleppte Parasiten. Ein befallener laichbereiter Aal hat kaum Chancen, sein Ziel in der Saragossosee zu erreichen. Ebenso nimmt die Fruchtbarkeit der Aale durch aufgenommene Schwermetalle nachgewiesenermaßen ab.

Leider werden viele Flüsse in Europa zur Wanderzeit der Aale mit sogenannten Aalhamen abgesperrt und alle Aale werden abgefischt. Die Aalhame sind für die, die es vielleicht nicht wissen, so eine Art Reusen, nicht in Netzform, sondern in Korbform, die maximal auf der Hälfte des Fließgewässers eingesetzt werden dürfen, doch sie werden illegalerweise oftmals über den ganzen Fluss gezogen. Und dann sind natürlich alle Aale drin.

Jetzt höre ich doch sicherlich auch die Stimmen der Opposition: Und was ist nun mit dem Kormoran?

(Zuruf von Vincent Kokert, CDU)

Doch, der Kormoran spielt beim Rückgang der Aalbestände zwar eine Rolle, aber eine sehr geringe. Die Kormorankolonien zum Beispiel, die sich sehr gerne von Aal ernähren, finden sich übrigens sehr oft an den Staustufen und hinter den Turbinen. Sie fressen die verletzten und nach dem Turbinendurchlauf benommenen und orientierungslosen Fische einfach auf.

Sie sehen, meine Damen und Herren, der europäische Aal ist nicht umsonst auf die Rote Liste gekommen. Hauptursache ist menschliches Handeln in vielen Facetten. Nicht umsonst hat die Europäische Kommission dem Europäischen Rat im Frühjahr dieses Jahres eine Verordnung mit Maßnahmen zur Wiederauffüllung des Bestandes zur Unterschrift vorgelegt. Darin wird eingeschätzt, dass zurzeit noch ein Prozent der adulten Aale überhaupt die Laichgebiete erreichen, und dies in sehr schlechtem Zustand. Wenn der Rückgang der adulten Bestände den Rückgang bei der Glasaalrekrutierung widerspiegelt, würde dies in Zukunft eine Abnahme der Aalbestände auf ein Prozent der früheren Menge bedeuten. Darauf gehe ich nachher in meiner Rede zum Thema weiter ein.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der SPD und Linkspartei.PDS)

Danke schön, Frau Wien.

Im Ältestenrat ist eine Aussprache mit einer Dauer von bis zu zehn Minuten für jede Fraktion vereinbart worden. Ich sehe und höre keinen Widerspruch, dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache.

Als Erste hat das Wort für die Fraktion der CDU die Vizepräsidentin und Abgeordnete Frau Holznagel. Bitte schön, Sie haben das Wort.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Aal gehört traditionell in unsere Gewässer und der Aal ist auch ein traditionelles Gericht in unseren Regionen. Das darf man nicht vergessen. Der Schutz der Aalbestände ist ein gemeinsames Anliegen der Fischerei, der Artenschützer und auch der Politik. Aus diesem Grunde ist die Bundesregierung bereits heute in Verhandlungen zum Verordnungsentwurf der Europäischen Kommission aktiv. Ich hoffe, unser Antrag und die Debatte werden noch mithelfen, hier etwas zu erreichen.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Bestand des europäischen Aals hat sich in den vergangenen Jahren so entwickelt, dass er nach Einschätzung des Internationalen Rates für Meeresforschung außerhalb sicherer biologischer Grenzen existiert, wie Frau Wien es hier dargelegt hat. Im Klartext heißt dies, er ist in seinem Bestand gefährdet. Nur aus diesem Grunde, das möchte ich noch mal deutlich sagen, steht der Aal auf der Roten Liste der gefährdeten Tiere Deutschlands.

Wenn noch in den Anfängen der 90er Jahre in ganz Europa etwa 30.000 Tonnen Aal gefangen wurden, so liegen die Fangergebnisse heute bei circa 135 Tonnen. Im Bereich der Küstengewässer von Mecklenburg-Vorpommern sind die Fänge von circa 160 Tonnen im Jahre 1994 auf 97 Tonnen im Jahr 2002 zurückgegangen. Allein diese Tendenz macht die Notwendigkeit eines Aalmanagements deutlich, denn der Bestand an Blank- und Glasaalen hat ein bisher nicht gekanntes historisches Tief erreicht. Hierfür werden seitens der Wissenschaft eine Vielzahl von Vermutungen angeführt. Einen klaren Beleg für oder gegen die jeweiligen Vermutungen gibt es bisher nicht und deswegen, denke ich, muss auch hier weiterhin Forschungsarbeit geleistet werden.

Warum ist der Aalbestand gefährdet? Zu den durch die Menschen verursachten Gründen sind insbesondere die Verbauung von Gewässern und die Turbinenverluste durch Wasserkraftwerke zu nennen, wie Frau Wien es auch angeführt hat. So kommt das Umweltbundesamt zu dem Ergebnis, dass die Flussverbauung und Staustufen in weiten Bereichen den Aufstieg des Glasaales verhindern. Allein hierdurch stehen dem Aal in Europa nicht einmal mehr 50 Prozent seines angestammten Lebensraumes zur Verfügung. Die Gefährdung durch Turbinen wird mit einer Mortalitätsrate von 30 Prozent beziffert. Weitere Verluste, die nicht näher quantifiziert werden können, entstehen durch den hohen Fraßdruck des Kormorans.

(Zuruf von Wolfgang Riemann, CDU)

Und hier, denke ich, haben wir vielleicht noch eine andere Einstellung oder Haltung, denn man kann davon ausgehen, dass der Kormoran den Aal sehr gerne frisst. Das kann man wissenschaftlich auch schon belegen.

(Zurufe von Vincent Kokert, CDU, und Birgit Schwebs, Die Linkspartei.PDS)

500 Gramm und sogar bis zu 1-Kilo-Funde von gefressenem Aal sind im Kormoran entdeckt worden. Also ich finde, wenn man das mal hochrechnet, ist es schon eine enorme Größe.

(Vincent Kokert, CDU: Ein schlimmer Vogel ist das.)

Weiterhin liegt die Gefährdung des Aals durch Klimaerwärmung und einen aus Asien eingeschleppten Schwimmblasenparasiten vor.

Meine Damen und Herren! Herr Präsident! Wenn auch der Fang und der Verkauf von Glasaalen in den asiatischen Raum einen erheblichen Einfluss auf die Bestandsentwicklung haben, bedarf es doch einer ganzheitlichen Betrachtung dieses Problems, denn nicht nur die gefangenen Glasaale sind das Problem, sondern, wie schon angeführt, der Preis, der für sie gezahlt wird. Das möchte ich noch mal deutlich unterstreichen. Bereits zehn Prozent der Glasaalfänge reichen aus, um den Besatz im deutschen Gewässer zu realisieren. Allerdings vermindern Preise von über 700 bis 900 Euro je Kilogramm für Besatzfische die Besatzaktivitäten der einheimischen Fischer. Vor dem Hintergrund, dass Glasaale kaum noch auf natürliche Weise in die Gewässer einwandern können, wird die Dimension des Problems hier besonders deutlich. Klar ist meines Erachtens, dass die Summe der Einflüsse die aktuelle Bestandsentwicklung beim Aal nach sich zieht.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Wenn wir auch das Ziel, den Aalbestand zu schützen beziehungsweise wieder aufzubauen, uneingeschränkt unterstützen, müssen hier jedoch alle Möglichkeiten der Maßnahmen ergriffen werden. Gerade im Bereich unseres Bundeslandes bestehen Möglichkeiten, die Durchlässigkeit der Gewässer zu verbessern, den Kormoranbestand zu reduzieren und die Besatzmaßnahmen der Fischer zu unterstützen. Allein die Aufforderung an die Landesregierung, sich auf Bundesebene dafür einzusetzen, dass der Glasaalfang in Europa durch Lizenzen reglementiert wird und nur ein Teil des Glasaalaufkommens gefangen werden darf, wird meines Erachtens nicht ausreichen. Erstens fehlt hier der genaue Adressat in Ihrem Antrag und zweitens führt nicht nur der Fang des Glasaales vor der spanischen Atlantikküste, wie bereits ausgeführt, zu dramatischen Bestandsentwicklungen. Klar ist, dass sich hier die Bundesregierung auf der Ebene der Europäischen Union im Fischereirat für Aalmanagementmaßnahmen einsetzen muss. Ich denke, das müssen wir hier noch deutlich machen. Inwieweit sie sich hierbei gegen Frankreich und Spanien durchsetzen kann, bleibt vor dem Hintergrund zu hinterfragen, dass jährlich circa 130 Millionen Euro an Einnahmen aus dem Glasaalfang in diesen Ländern zu betrachten sind.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Meine Fraktion hat mit dem Änderungsantrag versucht, Ihren Antrag vom Kopf auf die Füße zu stellen und zu ergänzen.

(Peter Ritter, Die Linkspartei.PDS: Wobei das beim Aal schwierig ist. – Volker Schlotmann, SPD: Genau.)

Ich glaube aber, es könnte uns gelungen sein. Die CDU-Landtagsfraktion fordert zum Schutz des Aales die Unterstützung von Besatzmaßnahmen der Fischer, die Reduzierung des Kormoranbestandes, die Herstellung der Durchlässigkeit der Gewässer und den Einsatz der Bundesregierung im Fischereirat der Europäischen Union. Aus diesem Grunde möchte ich Sie bitten, unserem Änderungsantrag zuzustimmen, und dann, denke ich, ist dieses Problem des Aales damit auch umfassend gelöst. – Danke für die Aufmerksamkeit.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU, einzelnen Abgeordneten der Linkspartei.PDS und Volker Schlotmann, SPD)

Danke schön, Frau Holznagel.

Es hat jetzt ums Wort gebeten der Minister für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Fischerei Dr. Backhaus. Bitte schön, Herr Minister, Sie haben das Wort.

Meine Damen und Herren! Nachdem wir eine Vorlesung aus der Sicht einer Internetrecherche gehört haben, will ich mich auf das Wesentliche beschränken.

(Heiterkeit bei Vincent Kokert, CDU: Und unser Umweltminister hier, der macht den Fischereischein, ne?!)

Die Aale gehören sicherlich in Europa, auf der Welt zu einem der Themen, die die Weltwirtschaft tatsächlich ein Stückchen mit beeinflussen. Und dass wir insgesamt in Europa im Welthandel mit diesem Objekt der Begierde ein echtes Problem haben, ist in den Redebeiträgen bereits deutlich geworden. Wenn man sich aber die Zahl noch einmal auf der Zunge zergehen lässt, und das will ich hier machen, dann sagen die Schätzungen, dass wir in Europa um die 30.000 Tonnen Aal pro Jahr tatsächlich fangen und damit ein Umsatzerlös von 200 Millionen Euro erzielt wird. Dass wir hier zu Fangbeschränkungen kommen müssen, um die Aalbestände gesunden zu lassen, ist bereits deutlich geworden. Dass wir uns überall in Europa einig sind, dass der Aal geschützt werden muss und er gesunden muss, ist die eine Seite, aber auf der anderen Seite ist es leider so, dass nach wie vor europäische Mitgliedstaaten Glasaalfänge durchführen lassen. Für mich ist es eine Sünde, dass so etwas heute noch passiert, und ich bin der Auffassung, grundsätzlich müssen die Glasaalfänge untersagt werden.

Ich meine, noch einmal an einigen Zahlen deutlich machen zu können, wie wir in Mecklenburg-Vorpommern von dem tatsächlichen Produkt und dem Geschäft abhängig sind. Durch die Binnenfischerei in MecklenburgVorpommern sind im vergangenen Jahr immerhin noch 48 Tonnen Aal gefangen worden mit einem Erlös von 512.000 Euro. Wenn man sich die Zahl von 1990 anschaut, dann waren es noch 150 Tonnen im Vergleich zu knapp 50 Tonnen im letzten Jahr. Das macht deutlich, in welcher Situation sich die Aalbestände auch bei uns befinden. Aus diesem Grunde haben wir festgelegt, Frau Holznagel, dass wir mit dem neuen FIAF-Programm sehr wohl auch Besatzmaßnahmen fördern werden. Ich gehe davon aus – ich bin jetzt selber in Brüssel gewesen und habe dazu verhandelt –, dass die Europäische Kommission unserem Vorschlag, das Aalmanagementprogramm europaweit nach dem Modell von Mecklenburg-Vorpommern einzuführen, folgt. Ich glaube, es ist richtig gewesen, dass wir alle Gewässer des Landes Mecklenburg-Vorpommerns bonitiert haben.

(Beifall Alexa Wien, Die Linkspartei.PDS)

Wir haben zum Glück in fast allen Gewässern nach wie vor Aale aufgefunden, aber es muss auch darum gehen, die Staustufen beziehungsweise die Wasserkraftwerke im Auge zu behalten, um dem Wanderwillen dieser Tiere nachzukommen.

In dem Zusammenhang ist mir außerordentlich wichtig, dass wir der Kommission haben deutlich machen können, dass wir mit unserem Aalmanagementprogramm auf der sichereren Seite sind im Vergleich zu dem, was die Kommission zunächst vorgeschlagen hatte. Ich selber habe in der Agrarministerkonferenz vorgeschlagen, dass die Bundesregierung sich massiv dafür einsetzt, dass wir zu

neuen Verfahren kommen, ich habe den Eindruck, nachdem die Kommission ihren Verordnungsentwurf zurückgenommen hat, mit Erfolg. Wenn man sich überlegt, es sollte dazu führen, dass pro Monat 14 Tage keine Fänge von Aal durchgeführt werden. Ich habe versucht, der Kommission darzustellen, was das bedeutet, und habe gefragt, ob wir hinter jeden Angler, hinter jeden Fischer einen Kontrolleur stellen sollen mit dem Ziel, darauf zu achten, ob hier noch Aal gefangen wird. Nein, dieser Verordnungsentwurf ist zurückgezogen worden und ich gehe davon aus, dass man genau auf das einschwenkt, was wir gemacht haben, und zwar gezielt die Bestände gesunden zu lassen, Besatzmaßnahmen zu fördern und auf der anderen Seite alles dafür zu tun, um durch Wissenschaft und Forschung die Vorkommen in der Saragossosee weiter zu eruieren und dann Ableitungen vorzunehmen.

Neben dem Aspekt der Besatzmaßnahmen wachsen in Europa im Übrigen etwa 10.000 Tonnen in Aquakulturanlagen heran. Auch hier wird deutlich, dass, wenn die Glasaale ein Wertprofil von – das ist richtig – aktuell 900 bis 1.200 Euro haben, diese Produkte als solches am Markt nicht mehr zu platzieren sind. Ein leidiges Beispiel haben wir bereits in Demmin. Diese Anlage konnte nicht weitergeführt werden, was die Aalaufzucht anbetrifft, und ist in Insolvenz gegangen. Dies hängt ausschließlich damit zusammen, dass die Glasaalpreise so sprunghaft von 350 Euro auf über 900 Euro angestiegen sind. Insofern glaube ich, dass wir mit dem Antrag insgesamt ein gutes Signal senden.

Ich halte es auch für richtig, dass wir uns mit dem Kormoran weiter beschäftigen. Der Deutsche Fischereitag in Mecklenburg-Vorpommern hat gezeigt, dass es notwendig ist, dass wir endlich in Europa zu einem einheitlichen Kormoranmanagement kommen, und dass die Bundesregierung in gleicher Weise aufgefordert ist, den Kormoran von der Roten Liste herunterzunehmen mit dem Ziel, diese Bestände wieder ein Stück abzusenken. Insofern unterstütze ich diesen Antrag und hoffe,

(Renate Holznagel, CDU: Den Änderungs- antrag auch? – Vincent Kokert, CDU: Auch den Änderungsantrag?)