Protocol of the Session on December 11, 2002

Heute werfen Sie uns die hohen Lohnnebenkosten vor.

(Zuruf von Dr. Armin Jäger, CDU)

Es ist schon etwas scheinheilig.

(Heiterkeit bei Dr. Ulrich Born, CDU: Wer hat Ihnen das denn aufgeschrieben?! Wenn Sie das frei formulieren würden, wäre das nicht so schlimm.)

Wir leben alle seit Maastricht nicht mehr in einer Zeit, in der man bei kleinen oder großen Problemen einfach mal die Neuverschuldung grenzenlos anheben kann. Waigel’sche Finanzpolitik ist deswegen erledigt und damit Geschichte. Wenn wir die Investitionen drastisch herunterfahren würden, würden wir damit weniger Aufträge an die Wirtschaft vergeben.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Eben, da sind Sie doch dabei.)

Die negativen Folgen würden wir dann über noch stärkere Steuerausfälle und noch höhere Arbeitslosigkeit zu spüren bekommen.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Genau das.)

Das hätte ich übrigens zur Not auch frei hingekriegt, Herr Born, keine Angst.

Für mich gibt es keine Frage, Mecklenburg-Vorpommern wird und soll sich für die Wiedereinführung der privaten Vermögenssteuer einsetzen.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Dann macht das mal!)

Wer über soziale Gerechtigkeit redet, kommt an der Vermögenssteuer einfach nicht vorbei, meine Damen und Herren.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Fragen Sie mal den Bundeskanzler, was er Ihnen dazu sagt! – Wolfgang Riemann, CDU: Was sagt denn der Kanzler dazu?)

Und dabei geht es nicht darum, das kleine Einfamilienhäuschen zukünftig zu erfassen oder kleine Betriebe mit einer zusätzlichen Steuer zu belasten. Hier gibt es eine Menge Parolen im Umlauf, die jeglicher Grundlage entbehren.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Das haben Sie immer gesagt.)

Ich bin der festen Überzeugung, dass es in dieser Situation mit erheblich veränderten Rahmenbedingungen von der Landesregierung richtig war, einen ausgewogenen Mix aus Einsparung und einer höheren Nettokreditaufnahme zu wählen.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Das ist ausge- wogener Murks, sonst weiter nichts!)

Ihr Versuch, sich durch das Bedienen einer unsolidarischen Klientel wieder an die Macht spülen zu lassen, meine Damen und Herren von der CDU, ist zum Scheitern verurteilt.

(Beifall Karsten Neumann, PDS – Dr. Armin Jäger, CDU: Jaja.)

Und nicht nur das, es ist in hohem Maße verantwortungslos.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Jaja.)

Ihre offen zur Schau getragene Schadenfreude über die wirtschaftliche Situation in Deutschland und in Mecklenburg-Vorpommern zeigt nur,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja, es ist zum Heulen.)

was für einer Geisteshaltung Sie anhängen.

(Zuruf von Kerstin Fiedler, CDU)

Der auf Schaueffekte ausgerichtete Versuch der Union, einen Untersuchungsausschuss zum Thema Wahlversprechen im Deutschen Bundestag zu installieren, ist dann wohl der Gipfel der politischen Scheinheiligkeit, gestartet von Herrn Koch. Mehr muss man dazu wohl nicht sagen.

Was ist denn mit Ihren ganzen Wahlversprechen und Ihrem Verteilen von ungedeckten Schecks? Wir haben jedenfalls in Bund und Land keine leeren Versprechungen in die Welt gesetzt. Wir haben den Rat der Experten befolgt

(Dr. Ulrich Born, CDU: Volle Versprechungen und leere Kassen!)

und bei den Schätzungen des Wirtschaftswachstums die untere Grenze eingehalten. Und selbst das war für viele noch zu optimistisch. Wir haben in vielen Bereichen Reformen angepackt, die in 16 Jahren der Kohl-Regierung einfach verpennt wurden,

(Zuruf von Gesine Skrzepski, CDU)

Reformen, meine Damen und Herren, die sozial ausgewogen und solidarisch werden. Die Nagelprobe für Sie,

meine Damen und Herren von der Opposition, wird bei den Beratungen zum Doppelhaushalt kommen. Eine Einsparung statt höhere Neuverschuldung zu fordern ist ja leicht, vor allem dann leicht,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Der liest einfach was ab.)

wenn man nie konkret sagt, wo gespart werden soll. Aber da erwarten wir dann ja Ihre Vorschläge.

(Wolfgang Riemann, CDU: Das haben wir konkret gesagt.)

Ich bin mal auf Ihr Verhalten gespannt. Und, Herr Riemann, ich wage eine Voraussage: Egal, was wir vorschlagen werden, Sie werden dagegen sein.

(Zuruf von Wolfgang Riemann, CDU)

Warum? Weil es einige Strategen bei Ihnen so wollen.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Nee.)

In Haushaltsberatungen werden Sie zeigen müssen, ob es Ihnen um die Sache geht oder nur um die Strategie, nämlich die Sonthofen-Strategie.

(Dr. Armin Jäger, CDU: Was ist denn das?)

Herr Kollege Rehberg, natürlich werde ich zum Ende meiner Rede auch noch auf Sie zu sprechen kommen. Was Sie und Ihr Kollege Riemann in den letzten Tagen in Sachen Finanzpolitik getrieben haben, ist so ziemlich unterste Schublade.

(Zuruf von Dr. Armin Jäger, CDU)

Ja, ja, Sie sagen es.

Herr Präsident, bevor Sie mir unparlamentarisches Verhalten vorwerfen,

(Zuruf von Dr. Ulrich Born, CDU)

will ich nur eines vorwegsagen: Wenn jemand etwas Falsches sagt, was er nicht besser oder richtig weiß, ist das die eine Seite. Wenn jemand aber bewusst etwas Falsches sagt, obwohl er die Wahrheit kennt, nur um dem politischen Gegner zu schaden, dann ist das schlicht und ergreifend die Unwahrheit. Und Sie, Herr Kollege Rehberg, haben in diesem Hohen Hause in der Sondersitzung zur Finanzpolitik behauptet, in der gerade abgeschlossenen Koalitionsvereinbarung stünde erstmalig ein Finanzvorbehalt. Das ist genauso falsch, wie Sie im Schweriner „SonntagsBlitz“ vom 17.11.2002 zitiert werden: „Erstmals steht sogar der ganze Koalitionsvertrag unter Finanzierungsvorbehalt.“

Ich darf der Richtigkeit halber darauf hinweisen, auch die Koalitionsvereinbarung des Jahres 1998 hatte in Ziffer 209 eine entsprechende Regelung. Und es kommt noch besser: Auch der Koalitionsvertrag zwischen CDU und SPD im Jahre 1994 hatte so eine Regelung – unterschrieben auch von Herrn Rehberg.

(Wolfgang Riemann, CDU: Generalklausel. – Zuruf von Heike Polzin, SPD)

Aber damit ja nicht genug. Er hat sich in der Sondersitzung auch zu der Behauptung hinreißen lassen, in den Ministerien und der Staatskanzlei sei es zu keinem Stellenabbau gekommen. Im Gegenteil, es wäre sogar zu einem Stellenzuwachs gekommen.

(Wolfgang Riemann, CDU: Neue Abteilungsleiterstellen.)