Und so habe ich eine erste Forderung, die die Montagsöffnung der Museen betrifft. Die Forderung lautet, dass kein neuer Rentabilitätsdruck aufkommen darf und die Museen deshalb die zusätzlich erzielten Einnahmen gesondert und speziell für die Montagsöffnung einsetzen dürfen. Wer bedeutende Schätze hat, der sollte sie zeigen. Er darf sich dabei nicht zu kleinbürgerlichen Kommerzialisierungszwängen drängen lassen. Deshalb muss es wesentlich auch um den Wert und die Bedeutung unserer Museen gehen und in zweiter Linie, das sage ich auch ganz bewusst, Herr Dr. Bartels, in zweiter Linie nur um die Besucherzahlen und den Tourismus.
Ich möchte dies an einem praktischen Beispiel deutlich machen und nehme einmal unser Schloss und die Kunstsammlung, die wir in Schwerin haben. Hier muss man wissen, dass man einmalig in Norddeutschland die Atmosphäre eines feudalen Hofes mit den Händen greifen kann, einbezogen die Herzögliche Galerie, dies alles eingeschlossen in eine einmalige großartige Speisenkarte der norddeutschen Landschaft. Finden Sie das noch irgendwo? Die Leute kommen und stehen hier vor verschlossenen Türen.
Wir dürfen das Innere und Äußere des Schlosses und die Galerie (Kunstsammlung) den Besuchern am Montag nicht verwehren. Bezogen auf den Montag als Schließtag sollte es im 21. Jahrhundert Möglichkeiten geben, anfallende Probleme aus dem Weg zu räumen. Dies betrifft vorwiegend die Reinigung und Personalvorhaltung und hier muss natürlich effizient geplant werden, selbstverständlich mit den zusätzlichen Einnahmen des Tages. Hier setze ich aber – vielleicht setze ich da verkehrt, mit Augenzwinkern, aber Augenzwinkern lassen wir weg – auf die Kreativität der Beamten, endlich mal hoch und etwas Gescheites machen.
Ich habe natürlich auch mit Herrn Dr. Karge, dem Vorsitzenden des Museumsvereins gesprochen. Er sagt – und das verstehe ich auch –, Herr Prachtl, wir haben so wichtige Dinge zu machen, Forschung und all so was. Aber lassen Sie uns das freiwillig machen! Wenn ich an die Ausbildungsplätze denke, Sie wissen, was Ihnen freiwillig von der Wirtschaft versprochen wurde. Ich bin dafür, dass viel freiwillig gemacht wird. Aber nur so kann es nicht gehen, denn wir haben einen Bereich von Mitarbeitern vergessen, die man auch hätte fragen sollen. Ich habe zwei Museumsführer gefragt, die haben gesagt: Herr Prachtl, wir stehen hier vor den Toren, das geht bis hin zu Beleidigungen, weil die Gruppen nicht reinkommen.
Herr Minister, wenn man einmal rechnet – man kriegt ja nicht einmal genaue Zahlen, die bekommen unten ja schon langsam so das Zittern, dass sie ja nicht einmal mehr Tageszahlen geben –, kommt man bei vorsichtigen Berechnungen auf 400 bis 500 Leute. Wenn schlechtes Wetter ist, dann kommen wohl noch mehr am Montag. Es ist natürlich klar, dass dann dabei etwa 1.000 bis 1.500 Euro rauskommen könnten. Das sind Summen, die nicht zu unterschätzen sind.
Ich möchte hier noch einmal auf drei Statistiken eingehen, weil das Besucher im bedeutenden Tourismusland Mecklenburg-Vorpommern sind. Wir glauben, auch noch besser als die Bayern zu sein, aber gut, okay, das gönne ich uns in der Euphorie.
Das habe ich an euphorischen Tagen auch einmal gesagt, aber mit zunehmendem Maße betrachte ich das nüchterner. Aber gut, okay.
Zu den ersten der drei Statistiken. Wir haben etwa 130.000 bis 150.000 Tagestouristen im Land, das bedeutet im Bereich Schwerin etwa 50.000, am Montag vielleicht ein paar weniger. Diesen Touristen sind wir verpflichtet, gerade den Tagestouristen.
Zweitens. Wenn wir die Aktion setzen, wir sind also wirklich die Besten, was Tourismus betrifft, dann müssen wir natürlich auch einmal auf die Zahlen schauen. Wir haben 3,2 Millionen Museumsbesucher im Jahr, die Bayern, die wir längst überholt haben, haben 20,5 Millionen,
aber jetzt bleibe ich einmal sachlich, ein Land, mit dem wir uns rubbeln müssten, Schleswig-Holstein haben wir überholt, das weiß ich. Niedersachsen ist auch nicht unbedeutend, denn Niedersachsen hat immerhin 7,5 Millionen Besucher. Die haben zwar nicht so ein schönes Schloss und nicht so schöne Landschaften, das habe ich schon alles erläutert, aber das sind für uns Dinge, die wir auch in Konkurrenz sehen müssen.
Nun zur dritten und letzten Statistik. Es gibt einen zunehmenden Trend, montags Museen zu öffnen. Von etwa 3.800 befragten Museen hatten im Jahr 2001 676 geöffnet und die Zahl steigt jährlich, 2002 waren es 692.
Lieber Herr Dr. Bartels, lieber Herr Dr. Zielenkiewitz, Sie haben mit Ihren Bedenken ja Recht. Ich möchte einmal auf einige zu sprechen kommen. Ich mache Ihnen einen Vorschlag, wie man den Antrag neu formulieren könnte:
Ich glaube, es wäre besser, wenn in der Ziffer 1 stehen würde: Die Landesregierung wird aufgefordert, „ab sofort“ und „die“ wird gestrichen, dann steht da einfach, „wird aufgefordert, stark frequentierte Staatliche Museen“ – nun kann man sich streiten, ob das nur eins oder mehrere sind, aber Sie wissen dann, was ich meine – „des Landes Mecklenburg-Vorpommern saisonal auch am Montag für den Besucherverkehr zur öffnen“. Also hier wird, ich sage es noch einmal, „ab sofort“ rausgenommen. Hier wird nicht gesagt, dass es alle sein müssen, wenn es so formuliert ist. Und hier wird „saisonal“ gesagt, also müssen wir es nicht im April machen, wir können es versuchsweise im Juli/August machen oder auch drei Monate nehmen.
Und bei der Ziffer 2 schlage ich vor, auf die kommunalen Träger von „stark frequentierten“ Museen einzuwirken. Dann müssen wir nicht auf Hunderte einwirken, sondern haben vielleicht noch fünf oder sechs. Freunde, das, denke ich, ist sehr, sehr realistisch.
Herr Dr. Bartels, ich gebe Ihnen Recht, natürlich werden Ausstellungen eröffnet. Günter Grass hat hier ausgestellt, wir hatten Cranach hier, wir hatten in besonderer Weise Barlach hier, wir hatten Einheimische hier wie Marie Hager et cetera. Ich denke, dafür braucht man Zeit, dann muss eben wirklich einmal an einem Montag geschlossen werden. Und wenn Sie sich angucken, wann die eröffnet wurden, die werden nicht im Juli/August geöffnet, meistens in der Vorsaison, das kann man dann ja auch so legen. Aber Sie haben Recht, die Frage muss natürlich geklärt werden.
Deshalb zum Abschluss, das werden Sie mir gestatten: Mecklenburg-Vorpommern und damit wir als Politiker sollten selbstbewusst genug sein, unsere bedeutenden kulturellen Schätze auch am Montag Besuchern zu zeigen. Paris hat als Wahrzeichen den Eifelturm, der natürlich am Montag öffnet. Unser Schloss ist unser Wahrzeichen, unsere Identität ist sozusagen unser Eifelturm und dies noch mit einem kleinen Louvre.
Es hat jetzt um das Wort gebeten der Abgeordnete Herr Walther von der Fraktion der PDS. Bitte schön.
Herr Prachtl hat ja zum Schluss ein bisschen die Kurve gekriegt, gerade was Formulierungsvorschläge und nun auch das Wirken in den zuständigen Ausschüssen angeht. Ich glaube, Sie hatten am Anfang Ihrer Ausführungen, Herr Prachtl, so eine Phase, wo Sie ein bisschen gefragt und provoziert haben. Ist denn die Kultur in den Fraktionen von PDS und SPD nicht hoch geschätzt, dass wir an der Stelle nicht vorwärts kommen wollen? Also ich glaube, die Frage stellt sich nicht. Und alle …
Ja, ganz genau, dass wir an der Stelle alle an einem Strang ziehen und auch alle in die gleiche Richtung wollen.
Ich glaube, würde der Antrag wirklich zweigeteilt dahin gehend sein, dass wir zwei getrennte Punkte hätten, die wir abstimmen können, wären wir uns heute auch viel einiger gewesen, denn die Frage ist ja die der Staatlichen Museen. Die Frage können wir ja in eigener Hoheit hier bei uns im Land regeln, denn da haben wir letztendlich das Sagen, auch darüber, was die Finanzströme angeht, die eventuell als Mehrbedarf vor uns stehen. Aber die Frage ist ja auch die, wenn wir auf die kleineren Museen im Land schauen, auch auf die vielen Einrichtungen, die, wie Herr Dr. Bartels es gesagt hat, Teilzeitbetriebe sind, die werden teilweise sogar noch mit ABM und SAM geführt, dann kommen wir eben wirklich vor die Probleme.
Ich habe das letztens, als wir uns mit dem Antrag beschäftigt haben, einfach so gemacht und habe einmal das Haff-Museum in Ueckermünde angerufen. Ich habe Frau Reinhard, die dortige Leiterin, gefragt, wie sie mit diesem Antrag umgehen würde. Und da hat sie zu mir gesagt: Herr Walther, das ist für mich äußerst problematisch, weil dieser Antrag suggeriert, dass es für uns ohne weiteres möglich wäre, montags zu öffnen. Das können wir ganz einfach nicht. Sie hatte noch etwas drastischere Formulierungen verwendet, die ich hier jetzt nicht nennen möchte. Es ist einfach so, Ausstellungen müssen abgebaut und wieder neu aufgebaut werden. Der Montag wird für die Statistik gebraucht, weil oft an den Besuchertagen die Mitarbeiter in den Museen nonstop tätig sind. Sie können gar nicht alle statistischen Anforderungen erledigen, die sie in der Pflicht sind zu erledigen, so dass sie sich den Montag dafür vorbehalten.
Sie müssen auch viele Dinge mit bei den organisationstechnischen Abläufen beachten. Es gibt sogar Museen, die brauchen zwingenderweise einen Schließtag, und zwar dort, wo Galerien ausgestellt werden, wo zum Beispiel die Luftfeuchtigkeit innerhalb der Woche zu groß wird, dass ein Tag gebraucht wird, um wieder auf die reguläre Luftfeuchtigkeit zu kommen, damit man nämlich die Bilder letztendlich dort so ausstellen kann, wie es erforderlich ist.
Ich möchte an dieser Stelle nur sagen, ganz so einfach und so pauschal und mit einer Empfehlung an die Kommunen und an die Träger in den Kommunen, so nach dem Motto, macht bitte möglichst Montag auf, so einfach ist es nicht.
Ich glaube aber schon, dass gerade was die staatlichen Einrichtungen anbelangt und auch, wie Herr Prachtl eben sagte, die Frage ist, wir müssen definieren, was stark frequentiert ist,
dass wir an der Stelle wirklich noch zueinander finden, dann kommen wir auch mit der Luftfeuchtigkeit am Haff klar. – Ganz vielen Dank.
Im Rahmen der Debatte ist vorgeschlagen worden, den Antrag der Fraktion der CDU auf Drucksache 4/1233 zur federführenden Beratung an den Bildungsausschuss und zur Mitberatung an den Innenausschuss, Finanzausschuss
und an den Tourismusausschuss zu überweisen. Wer stimmt für diesen Überweisungsvorschlag? – Danke schön. Gegenprobe. – Stimmenthaltungen? – Bei einer Stimmenthaltung seitens der Fraktion der CDU ist dem Überweisungsvorschlag ansonsten zugestimmt.