Protocol of the Session on June 24, 2004

Die zweite Angelegenheit geht dahin, dass der Landtag die Landesregierung auffordert, auf die Kommunen einzuwirken, dass die entsprechende Trägerschaft dahin gehend ausgenutzt wird, dass die Museen aufgemacht werden.

(Kerstin Fiedler-Wilhelm, CDU: Richtig.)

Es ist nett, von Ihnen zensiert zu werden, Frau FiedlerWilhelm.

(Heiterkeit bei Kerstin Fiedler-Wilhelm, CDU)

Ich vermute, Sie waren irgendwann einmal Lehrerin.

(Kerstin Fiedler-Wilhelm, CDU: Genau.)

Jeder, der heute in die Hansestadt Wismar fährt, und zwar egal aus welcher der drei Himmelsrichtungen, wird über der Straße einen Spanner sehen. Da steht sinngemäß drauf: Vom 3. April bis 30. Oktober hat die ehemals landesweite Ausstellung „Wege zur Backsteingotik“ geöffnet. Sicher werden wir in der nächsten Woche freudig und erregt lesen, dass dort 20.000 Besucher in drei Monaten waren, also anders als bei der Ausstellung „Mythos und Magie“ hier in Schwerin.

(Kerstin Fiedler-Wilhelm, CDU: Gutes Beispiel.)

Das ist eine sehr angenehme Sache. Und warum ist das so? Es ist so, weil sie Montag aufhat. Insofern ist die Qualität dieses Antrages sehr gut. Wenn wir die Bedingungen haben, dass am Montag aufgemacht wird, dann ist das gut. Es müssen halt nur die Bedingungen stimmen.

Ich habe mir die Mühe gemacht, mit einer Museumsdirektorin, mit dem Ausstellungsmacher von Neuhaus, Titanic-Ausstellung, mit unserer Tourismuschefin, mit dem Küster von Sankt Nikolai – das ist eine Kirche, die jedes Jahr 100.000 bis 200.000 Besucher hat – und auch mit dem Museumsverband zu sprechen. Und alle sagen: Jawohl, es wäre gut, wenn wir dieses so tun könnten. Wir sollten alles versuchen.

Herr Dr. Bartels hat darauf hingewiesen, es sind aber einige Fragen zu klären. Ist die Kostenfrage relevant, ja oder nein? Müssen wir andere noch mit einbeziehen? Sind technische Bedingungen zu beachten? Was sagen uns die guten Beispiele, zum Beispiel Peenemünde und Stralsund, ganz grob gesagt mit fast einer Million? Was wird dort gemacht und wie wird es dort gemacht? Ich würde diesen Antrag sogar hinsichtlich der Kirchen erweitern. Ich werde nicht sagen, dass die Kirchen Museen sind. Viele Besucher benutzen die Kirchen, unsere wunderschönen Backsteingotikkirchen in den Städten und auch in den Dörfern, sozusagen nicht zu einer christlichen Handlung, sondern sie besuchen das Bauwerk. Das heißt, auch die Kirchen sollten in dieser Angelegenheit angesprochen werden. Es gibt so eine …

(Rainer Prachtl, CDU: Sind Sie Kirchenmitglied? Die Pfarrer haben am Mittwoch immer ihren Sonntag. Am Montag gibt es keinen Sonntag im kirchlichen Bereich. Also das könnte man sich sparen. Dann müsste man höchstens auf den Mittwoch gehen.)

Herr Prachtl, Sie sind sofort dran.

Herr Abgeordneter, fahren Sie in Ihrer Rede fort!

(Heiterkeit bei Kerstin Fiedler-Wilhelm, CDU – Rainer Prachtl, CDU: Das ist aber authentisch, was ich eben gesagt habe.)

Wenn Herr Prachtl eine Frage stellt, wird sie beantwortet, zumal es im Buch steht. Die Antwort heißt Nein!

(Rainer Prachtl, CDU: Ich wollte Ihnen jetzt helfen in der Argumentation und freundschaftlich.)

Herr Prachtl, auch dafür bedanke ich mich.

(Heiterkeit bei Kerstin Fiedler-Wilhelm, CDU – Rainer Prachtl, CDU: Bitte.)

Ich denke noch einmal, dass man auch die Kirchen ansprechen sollte, hier mitzumachen. Es gibt zum Beispiel in Brandenburg eine Veranstaltung, die heißt „Kirche okay“.

(Renate Holznagel, CDU: Das heißt „Offene Kirche“.)

Lassen Sie mich doch einfach einmal ausreden!

(Heiterkeit bei Kerstin Fiedler-Wilhelm, CDU)

Wenn man das Schild so sieht „Kirche okay“, aber es ist richtig, es heißt „Offene Kirche“, aber das ist dann ja wohl okay. Es gibt auch, das möchte ich hinzufügen, durchaus Museen, die sind in privater Trägerschaft, auch die sollten wir mit ansprechen.

Letztendlich, denke ich, ist der Vorschlag von Herrn Dr. Bartels, wir sollten den Antrag in die genannten Ausschüsse überweisen, zu unterstützen. Und ich bin mir ganz sicher, dass wir zumindest partiell eine Lösung finden, um all das, was Frau Fiedler-Wilhelm an positiven Zahlen in Richtung Tourismus gesagt hat, noch zu verbessern. Das sollten wir gemeinsam tun. Ich würde gerne meinen Beitrag dazu mit Ihnen zusammen, Herr Prachtl und Frau Fiedler-Wilhelm, leisten. – Danke.

(Beifall Mathias Brodkorb, SPD, Heike Polzin, SPD, und Dr. Gerhard Bartels, PDS – Kerstin Fiedler-Wilhelm, CDU: Das freut uns.)

Danke schön.

Es hat jetzt das Wort für die Fraktion der CDU der Abgeordnete Herr Prachtl. Bitte schön, Herr Abgeordneter.

Mit der Redezeit müssen wir mal gucken. Vielleicht brauche ich eine Zwischenfrage.

Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Kollegen! Ich bin Ihnen erst mal dankbar, dass Sie diese Beiträge gebracht haben, vor allem Ihnen, Herr Dr. Bartels, weil ich finde, dass Ihr Beitrag sehr realistisch war. Ich sage es gleich vorweg, auch zu Herrn Dr. Zielenkiewitz, unser Antrag ist, vorsichtshalber gesagt, ein bisschen hart formuliert.

(Heiterkeit bei Angelika Gramkow, PDS)

Das muss man zugestehen und das wollen wir ein bisschen weicher machen. Das werde ich versuchen.

Die Forderung nach Öffnung von bedeutenden und beliebten Museen im Tourismusland Mecklenburg-Vor

pommern wird häufig gestellt, genauso wie die Sache mit dem Angelschein, das kennen Sie alles. Es wird ein paar Mal abgelehnt und zum Schluss gibt es glorreiche Ritter, ganz egal ob es der Versuch des Landwirtschaftsministers oder der Versuch von uns ist, hier wieder was zu bewegen. Ich denke, wir sollten es zumindest versuchen. Ich bin für beide Sachen, Angelschein wie auch Museumsöffnung, hierfür eine Zustimmung im Parlament zu erhalten.

Wenn wir über Museen sprechen, Herr Dr. Bartels – und das ist sicherlich wichtig –, sollte man erst einmal über Wert und Funktion der Museen allgemein sprechen, dass sie von großer Bedeutung sind und dass sie Bedeutung wie Wert haben. Der Wert von Museen für die Gesellschaft lässt sich meiner Meinung nach daran messen, wie gut sie im Stande sind, Fragen nach den Rechten des Publikums einmal, das ist die Frage auch heute, den Pflichten des Rechtsträgers – darauf komme ich noch zu sprechen, Herr Minister – und den Pflichten der Museen selbst zu beantworten. Museen sind dazu da, dass Menschen ihre Sammlungen studieren, um sie zu verstehen, um angeregt zu werden und um sich an ihnen fortzubilden. Zu diesem Zweck erwirbt, bewahrt, erforscht und entwickelt das Museum Sammlungen, die es für die Gesellschaft als Treuhänder verwaltet. Daher ist auch jegliche museale Arbeit nur dann zu rechtfertigen – und das ist auch das Thema des heutigen Tages –, wenn sie in der Vermittlung ihrer Ergebnisse an die Gesellschaft mündet.

In einer Zeit – das sage ich Ihnen auch ganz ehrlich – zunehmender Globalisierung und Kommerzialisierung müssen auch Museen ihren Ort in der Welt wieder neu bestimmen. Dabei ist entscheidend, dass sie jene unersetzbare Funktion im Dienste der Gesellschaft wiedererkennen, die zu ihrer Gründung, und jetzt müssen wir auf die Gründungssachen zurückkommen, vor mehr als 2 0 0 Jahren geführt hatte. Und beim Thema Geschichte sind wir, liebe Kollegen, bei zwei entscheidenden Fragen:

Erstens. Geht es uns mehr um den Rentabilitätsdruck und weniger um die Kunst und Kultur?

Oder zweitens. Muss der Montag weiterhin der Sonntag der Museumsmitarbeiter sein?

(Heiterkeit bei Angelika Gramkow, PDS)

Zur ersten Frage möchte ich Ihnen eine sehr überzeugende Antwort aus der Geschichte geben, vielleicht längst vergessen, die aber eine Handlungsmaxime für Regierungsparteien, gleich welcher Couleur, sein könnte:

Es ist 203 Jahre her. Am 2. April 1801 gab es die berühmt-berüchtigte Schlacht vor Kopenhagen. Wer geschichtlich bewandert ist, weiß, dass der Vizeadmiral Nelsen, listig wie er war, die dänisch-norwegische Flotte vor Kopenhagen versenkte. Der Besiegte war Christian VII., König von Dänemark und Norwegen. Was macht man nach einer verlorenen Schlacht? Da wird der Staatsminister herangeholt und der sagt natürlich: Freunde, es wird gekürzt. Oder zu seinem König: Herr König, wir kürzen. Der König Christian VII. sagte darauf: Den Krieg haben wir verloren, arm mögen wir auch sein, unser Land leidet, aber wir müssen deswegen nicht dumm werden.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der CDU und Jochen Schulte, SPD – Wolfgang Riemann, CDU: Genau.)

Und sein Fazit zum Minister, und das wünschte ich Ihnen einmal bei Ihren Leuten, lieber Herr Minister: Sie

können in allen Bereichen sparen, der Etat für Kunst wird erhöht. Verehrter Herr Minister Metelmann, was würde heute wohl ein Kultusminister dafür geben, noch einen Christian VII. zu haben und nicht Bernd oder Harald I., die dem garantiert nicht zustimmen würden.

(Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der SPD, CDU und PDS – Beifall bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Zuruf von Wolfgang Riemann, CDU)

Weil das so ist, weil wir Christian VII. nicht haben, gibt es bei uns auch nicht die Taube auf dem Dach, Herr Minister. Aber wir sollten uns zumindest bemühen, dass wir vielleicht den Spatz in die Hand bekommen.

(Zuruf von Dr. Gerhard Bartels, PDS)

Auf den Spatz komme ich noch, Herr Dr. Bartels und auch Herr Dr. Zielenkiewitz, denn Kunst, Kultur und Museen müssen wir in ihrem Wert so hoch halten, wie sie sind.

(Beifall Wolfgang Riemann, CDU)

Und wenn Weizsäcker und Rau sagen, der geistige Bereich darf in Deutschland nicht unterbewertet werden, dann gilt das auch für diesen Landtag. Dann kann ich mich mit den knappen Antworten so nicht zufrieden geben.

(Beifall Karin Strenz, CDU)