Protocol of the Session on December 13, 2001

die wirklich so hinken, wie sie stärker nicht hinken können. Sie können nicht Bundesländer miteinander vergleichen, die völlig andere Voraussetzungen haben, allein von ihrer Größe. Und wenn Sie in Hessen einmal die Übernachtungen abzählen, die allein und ausschließlich mit dem Flughafen Frankfurt am Main zusammenhängen,

(Vizepräsident Andreas Bluhm übernimmt den Vorsitz.)

dann würden Sie schnell zu der Auffassung kommen, Herr Abgeordneter Prachtl, dass Mecklenburg-Vorpommern zumindest den Hessen weit vorauseilt.

(Zuruf von Wolfgang Riemann, CDU)

Ihnen ist entgangen, dass wir die Mittel für die Tourismuswerbung deutlich erhöht haben. Ihnen ist entgangen, dass sich die Auslastungsquote erhöht hat, und, wie das auch so üblich ist bei Ihnen, Sie haben Göhren-Lebbin für sich reklamiert. Zu der Zeit, Herr Prachtl, darf ich Sie daran erinnern, war ich Wirtschaftsminister.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Wir haben in der Zeit die Verhandlungen geführt, also man sollte durchaus etwas bei der Wahrheit bleiben.

Ich finde es schon wirklich etwas dreist, Herr Prachtl, wenn Sie durch Ihren Vortrag den Eindruck erwecken wollten, als wenn wir im Tourismus die rote Laterne trügen.

(Wolfgang Riemann, CDU: Hat er gar nicht gesagt. – Zuruf von Dr. Ulrich Born, CDU)

Doch, doch, doch! Den Eindruck haben Sie zu erwecken versucht.

(Wolfgang Riemann, CDU: Bei Ihnen geht die rote Laterne schon an, wenn jemand von der CDU redet!)

Sie können Wahrheiten wohl nicht ertragen. Warum werden Sie denn so unruhig?

Wir haben seit 1999 die größte Tourismusintensität. Wir haben unsere Werbeanstrengungen deutlich erhöht und Sie haben zu Recht auf Kunst und Kultur hingewiesen.

(Wolfgang Riemann, CDU: Gestern hätten Sie reden können, Herr Ministerpräsident!)

Da wird Ihnen nicht entgangen sein, dass da einiges auf den Weg gebracht wurde und wir vor einem neuen großen Ereignis stehen. Wir versuchen nämlich die Backsteingotik bei uns auch überregional zu vermarkten

(Beifall Beate Mahr, SPD)

und unternehmen zusammen mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, mit dem NDR und mit vielen anderen Sponsoren große Anstrengungen, um diese wertvollen Kulturdenkmäler auch über die Landesgrenzen hinaus vertraut zu machen. Ich erinnere noch einmal daran – und in dieser Kontinuität steht Ihr Vortrag –, dass Sie der rotroten Regierung unterstellt hätten, nur weil die Menschen hier in Mecklenburg-Vorpommern falsch gewählt hätten, würden die Touristen nicht kommen. Aber Tatsache ist, Herr Prachtl, schauen Sie mal in den TUI-Katalog, womit der TUI-Katalog aufmacht!

(Dr. Ulrich Born, CDU: Mit Vorpommern.)

Die ersten 60 Seiten beim Deutschlandtourismus sind Mecklenburg-Vorpommern.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der SPD – Zuruf von Martin Brick, CDU)

Es könnte ja sein, dass sich für die Kultur des Landes auch noch mehr interessieren, wenn die Auflage Ihrer Gedichtbände vielleicht etwas erhöht wird und wir die etwas weiter streuen würden in Deutschland.

(Unruhe bei Abgeordneten der CDU – Zuruf von Rainer Prachtl, CDU)

Also ich bin gerne bereit, über Vorschläge, die von Ihnen kommen, zu diskutieren,

(Wolfgang Riemann, CDU: Beim Haushalt schweigen und hier in die Bütt!)

aber Sie dürfen bei Ihren ganzen Betrachtungen nicht übersehen, dass die Landesregierung sehr viel tut, dass wir neben saisonverlängernden Maßnahmen den Kulturtourismus, zunehmend auch werbewirksam den Gesundheitstourismus in den Vordergrund stellen, weil wir hier große Potentiale sehen. Und eins, Herr Prachtl, glaube ich, sollten wir nicht so unkritisch hinnehmen: Sie fordern Großprojekt an Großprojekt.

(Rainer Prachtl, CDU: Das habe ich nicht gesagt.)

Doch, Sie haben ständig gesagt, wir haben zu wenig Großprojekte.

(Rainer Prachtl, CDU: Großprojekte habe ich nicht gesagt. – Zuruf von Wolfgang Riemann, CDU)

Dieses Land lebt, Herr Prachtl,

(Lorenz Caffier, CDU, und Wolfgang Riemann, CDU: Er hört nicht zu.)

dieses Land und der Tourismus in diesem Land lebt davon, dass wir eine unverwechselbare Natur haben

(Till Backhaus, SPD: Ein Glück, ein Glück! Zum Glück ist das so.)

und es eben nicht mit Bettenburgen vollgepflastert haben.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Till Backhaus, SPD: Herr Rehberg macht das auch immer so. Das kann ich doch auch mal.)

Deshalb, Herr Prachtl, kommt es darauf an, dass wir die touristische Infrastruktur unseres Landes verantwortungsvoll weiterentwickeln

(Zuruf von Barbara Borchardt, PDS)

und nicht in dieser Art und Weise, wie Sie es durch Ihren Vortrag uns weismachen wollten.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Also besser kann man doch nicht werben für das Land, als es ein Herr Prachtl macht. Da können Sie sich mal eine Scheibe von abschneiden!)

Also wir sind im Tourismus auf einem sehr guten Weg. Wir haben zweistellige Zuwachsraten über Jahre, und das auf einem hohen Niveau. Und ich denke, das wird auch weiter so gehen, denn wir verdeutlichen unsere Werbeanstrengungen. Mittel aus der Staatskanzlei sind mit großem Erfolg in die Werbekampagne eingeflossen und ich bitte Sie noch einmal darum, wenn Sie Vergleiche hier heranziehen, nicht Äpfel und Birnen miteinander zu vergleichen. Auch in Bayern würden die Zahlen anders aussehen, wenn das Land kleiner wäre und wenn Sie die Stadttouristen in München abziehen würden.

(Zuruf von Wolfgang Riemann, CDU) Dann kämen Sie auf andere Zahlen. Ich würde mich freuen, Herr Abgeordneter Prachtl, wenn Sie dazu beitragen würden, hier die Erfolge des Landes auch nach außen hin deutlich zu machen. Dass es immer das eine und das andere gibt, was noch verbesserungsbedürftig ist, das sehe ich auch so. Aber man darf nicht den Eindruck erwecken, dass Mecklenburg-Vorpommern, das das erfolgreichste Flächenland im Tourismus in den letzten Jahren ist, hier die rote Laterne trägt. Das ist nicht richtig. (Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Ulrich Born, CDU: Das hat doch überhaupt keiner gesagt. – Wolfgang Riemann, CDU: Das hat er doch nicht gesagt.)

Danke schön, Herr Ministerpräsident.

Das Wort hat jetzt die Abgeordnete Prehn von der Fraktion der PDS.

(Unruhe bei Dr. Margret Seemann, SPD, und Dr. Ulrich Born, CDU)

Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Mitglieder des Präsidiums! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete des Landtages! Werte Gäste!

(Angelika Gramkow, PDS: Das ist ihre erste Rede.)

Wir alle wissen, dass der Tourismus sich zu einem immer stärker werdenden Bindeglied der Arbeitsmarktund Strukturpolitik in unserem Land entwickelt. Somit erhält er einen zunehmend höheren Stellenwert als tragund entwicklungsfähiger Wirtschaftszweig in Mecklenburg-Vorpommern. Vielfach ist die Tourismuswirtschaft in schwachen Regionen besonders stark angesiedelt als zukunftsweisende Säule der kommunalen Entwicklung und als Alternative zur Ansiedlung von mittleren bis industriellen Wirtschaftszweigen. Das stellt uns Politiker vor die Aufgabe, gerade in diesen Gebieten des Landes die touristische Infrastruktur als eine ausgleichende Funktion der Regionaldisparität zu forcieren.

Um für diesen sich vollziehenden Prozess die erforderlichen Grundvoraussetzungen zu schaffen, hat die Politik in Mecklenburg-Vorpommern unter anderem die Aufgabe, die entsprechend notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, um die Lücken zu schließen, die durch touristische Unternehmen nicht zu leisten sind. Dabei geht es um

die Sicherung von Voraussetzungen für eine entsprechend notwendige Infrastruktur und wirksame Werbung sowie Marketing im In- und Ausland,

die Initiierung eines sich vernetzenden und effektiv arbeitenden Regionalmanagements,

die Entwicklung statt Ausbau von sozialer und kultureller Infrastruktur in den Städten und Gemeinden als Ausdruck der Lebensqualität und

die Erschließung von Straßennetzen als Zuwegung zu den Urlaubszentren.