Der Unterricht wird inhaltlich durch neue Rahmenpläne auf die genannten Hauptziele ausgerichtet. Die Lehrkräfte erhalten gezielte Fortbildungsangebote zur Vorbereitung auf diesen Unterricht.
Die Regionale Schule soll schrittweise eingeführt werden und mit der Jahrgangsstufe 5 des Schuljahres 2002/03 beginnen. In den folgenden Schuljahren soll dann jeweils von unten nachfolgend eine Jahrgangsstufe hinzukommen. Die Regionale Schule wird als Angebot eingeführt. Bestehende, selbstständig geführte Hauptschulen, Realschulen und verbundene Haupt- und Realschulen können bestehen bleiben, wenn eigenständige Klassen nach den
bestehenden Vorgaben gebildet werden können, wenn ihr Bestand dem Schulentwicklungsplan entspricht und wenn eine wohnortnahe Beschulung in dem jeweils anderen Bildungsgang gesichert ist. Das ist jedenfalls mein Ansatz. Ich möchte Veränderungen nicht mit der Brechstange einführen. Ich bin überzeugt davon, dass die Regionale Schule als Angebot für sich werben wird.
Nun zum Abitur nach 12 Schuljahren: Wir beginnen parallel damit, die Verkürzung der Schulzeit im gymnasialen Bildungsgang einzuleiten. In der Sekundarstufe I und der gymnasialen Oberstufe ist nach den Regeln der Kultusministerkonferenz mindestens ein Gesamtstundenvolumen von 265 Wochenstunden nachzuweisen. Wir müssen nun die Unterrichtsstunden einer ganzen Jahrgangsstufe der gymnasialen Oberstufe auf die Klassen 5 bis 12 verteilen. Mit Beginn des Schuljahres 2001/02 erfolgte bereits in den Jahrgangsstufen 5 und 6 eine Erhöhung der Zahl der Unterrichtsstunden. Sie sehen, wir haben Wort gehalten.
Ich bin mal von einer Abgeordneten aus der Oppositionsfraktion gefragt worden, wie ich zu dem Abitur nach 12 Schuljahren stehe. Ich habe gesagt, sehr positiv. Und es macht mir kein Vergnügen, das Abitur nach einer Schulzeit von 13 Schuljahren einzuführen. Am Ende des Schuljahres 2007/08 wird dann erstmals das Abitur nach 12 Schuljahren mit 265 Schülerwochenstunden abgelegt werden. Gleichzeitig wird letztmalig das Abitur nach 13 Schuljahren abgelegt.
Die Erhöhung der wöchentlichen Unterrichtszeit hat unausweichlich zur Folge, dass vermehrt Unterricht am Nachmittag stattfinden muss. Das ist natürlich im ländlichen Raum nicht unproblematisch. Mit der Erhöhung der Stundenzahl um 23 Wochenstunden werden vor allem die Kernfächer Deutsch und Mathematik, die Naturwissenschaften sowie das Fach Arbeit-Wirtschaft-Technik in einer neuen Gewandung und Geschichte gestärkt.
Die Schüler aus Mecklenburg-Vorpommern erhalten mit einem Abitur nach 12 Schuljahren sowohl innerhalb der Bundesrepublik als auch auf dem internationalen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt eine bessere Startposition. Wir befinden uns mit dieser Entscheidung in der Gesellschaft von Sachsen und Thüringen. Das Saarland hat als erstes der alten Bundesländer vor einigen Monaten den Einstieg in das achtjährige Gymnasium beschlossen. Die Saarländer werden 2009 erstmals das Abitur nach 12 Schuljahren ablegen können. Wir haben also bereits jetzt den Vorlauf so weit, dass wir ein Jahr früher damit zurande kommen.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und PDS – Harry Glawe, CDU: Erst haben wir es eingeführt und dann sind wir schneller als die Saarländer nachher.)
Meine sehr verehrten Damen und Herren, der vorliegende Gesetzentwurf wird den Rahmen für eine notwendige Qualitätsentwicklung unserer Schulen setzen. Es gibt weiterhin viel zu tun. Jetzt gilt es, diesen Rahmen mit Inhalten zu füllen. Zu diesen Inhalten gehört auch eine neue Lernkultur. Was ist das? Eine neue Lernkultur vermittelt anwendungsbereite Inhalte. Die Inhalte müssen mit der Lebens- und Erfahrungswelt junger Menschen verbunden werden, sie müssen einen Weltbezug erhalten. Im Unterricht werden handlungsorientierte Methoden angewendet – Abwendung von der ausschließlichen Faktenvermittlung, Hinwendung zum problemorientierten Arbeiten in der Schule.
Ziel des Unterrichts muss es auch sein, dass alle Schüler, wirklich alle Schüler die Grundlagen eines Faches beherrschen. Das Lernen muss erlernt werden, um es ein Leben lang situationsangemessen ausüben zu können.
Lernen ist ein aktiver Prozess. Durch diesen aktiven Prozess werden Informationen und Fakten zum verstehenden Wissen. Unterricht darf nicht nur durch die Instruktion des Lehrers Fakten vermitteln, sondern muss die Konstruktion des Schülers ermöglichen.
Diese Grundsätze, meine sehr verehrten Damen und Herren, haben wir schon vor längerer Zeit im Zusammenhang mit den Vorbereitungen zur Regionalen Schule vertreten. Diese Grundsätze wollen wir über eine leistungsund ergebnisorientierte Schule erreichen. Das müssen vor allem die Lehrerinnen und Lehrer leisten, die eine schwierige und verantwortungsvolle Aufgabe haben. Ich bin mir sicher, dass in den Kollegien die Ergebnisse der PISAUntersuchung gründlich ausgewertet werden. Ich bin mir sicher, dass die Lehrerinnen und Lehrer sich auch auf die Anforderungen der Regionalen Schule einstellen werden. Wir müssen ihnen die Möglichkeiten bieten für Fortbildung, Weiterbildung und für eine an diesen Maßstäben orientierte Hochschulausbildung.
Die Landesregierung setzt verlässlich und kontinuierlich auf die Qualitätsentwicklung an den Schulen. Wir setzen auf realistische und langfristige Lösungen, weil nämlich das, was wir heute säen, erst in 15 Jahren geerntet wird. – Ich danke Ihnen.
Im Ältestenrat wurde eine Aussprache mit einer Dauer von 120 Minuten vereinbart. Ich sehe und höre keinen Widerspruch, dann ist das so beschlossen. Ich eröffne die Aussprache.
Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Angesichts der Ergebnisse der in der vergangenen Woche bekannt gewordenen PISA-Studie müssten eigentlich alle Fraktionen in diesem Hohen Haus einen Moment innehalten. Betrachten wir den Gesetzentwurf der Landesregierung, betrachten wir den Gesetzentwurf der CDU-Fraktion vom Juni, dann müssen wir der Ehrlichkeit halber feststellen, dass keiner der beiden Entwürfe dazu geeignet ist, den durch PISA erhobenen Ansprüchen an Bildung gerecht zu werden. Können wir uns zu dieser Einsicht durchringen? Diese Einsicht müsste zur Folge haben, dass wir beide Gesetzentwürfe zurückstellen, intensiv in die Analyse gehen, intensiv die nationalen Ergebnisse analysieren und dann an PISA orientiert unser Bildungssystem – jedenfalls was den gesetzlichen Rahmen anbelangt – reformieren.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Eckhardt Rehberg, CDU: Genau so ist das. – Zuruf von Siegfried Friese, SPD)
Ich bin sicher, meine Damen und Herren, das ist die Botschaft, die die Menschen in diesem Land von uns hören wollen. Meine Damen und Herren, es bringt nichts, mit PISA den vorliegenden Gesetzentwurf zu rechtfertigen und dabei die offensichtlichen Fehler – wie zum Beispiel die Versetzungsentscheidung nach der 5. Klasse – geflissentlich unter den Tisch fallen zu lassen. Mein Appell heute Morgen ist die Aufforderung, zur Besinnung zu kommen und beide Gesetzentwürfe noch einmal einer grundsätzlichen Neubewertung zu unterziehen.
Wir tun den jungen Menschen im Land keinen Gefallen, wenn wir nunmehr mit offensichtlich unreifen Änderungsvorschlägen – der Begriff „Reform“ scheint mir hier unangebracht zu sein –
(Angelika Gramkow, PDS: Oh, Frau Schnoor, das ärgert Sie ja wirklich, was wir vorgelegt haben. – Zuruf von Dr. Gerhard Bartels, PDS)
Sie hat als eine von 16 Finanzministern dazu beigetragen, dass die Finanzministerkonferenz weitere, das heißt mehr Investitionen in Bildung für nicht notwendig erachtet.
(Dr. Armin Jäger, CDU: Das will sie jetzt wieder nicht wahrhaben. – Zuruf von Reinhard Dankert, SPD)
Nicht nur das, meine Damen und Herren, auch die Einstellung der Finanzministerin Keler muss revidiert werden, die ihren Kollegen Kauffold immer am Nasenring durch das Land führt, wenn er für die Bildung etwas Gutes tun will
(Dr. Margret Seemann, SPD: Hat Frau Kleedehn das immer mit Ihnen ge- macht oder wie kommen Sie darauf?)
(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Angelika Gramkow, PDS: Frau Schnoor, waren Sie bei den Haushaltsberatungen nicht da? Ach nee, Sie waren nicht da. – Barbara Borchardt, PDS: Sie reist immer durchs Land.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir wollen dennoch den vorliegenden Gesetzentwurf einer Bewertung unterziehen. Die Kritik will ich Ihnen nicht ersparen, auch wenn ich davon ausgehe, dass zumindest bei der SPD mein Appell wenig Resonanz finden wird.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, eigentlich wollte ich die Koalitionsfraktionen zu diesem Gesetzent
wurf beglückwünschen, denn die SPD ist in der Bildungspolitik einen gewaltigen Schritt auf die CDU zugegangen.
Aber nicht nur deswegen fallen meine Glückwünsche etwas verhaltener aus. Viele Lehrer und Eltern werden sich fragen, warum dieses Aufeinanderzugehen nicht vor fünf Jahren möglich war. Sie haben fünf Jahre gebraucht, meine Damen und Herren von der SPD,
Mit Sinn meine ich, meinen wir den Bildungs- und Erziehungsauftrag von Schule. Drei Beispiele machen dies besonders deutlich:
1. der ausschließliche Elternwille nach der Grundschule und nach der Orientierungsstufe, 1996 von der SPD ausdrücklich ins Gesetz gebracht, 2001 nach dem Beispiel der CDU – siehe Gesetzentwurf vom Juni des Jahres – mit der Begründung der CDU wieder gekippt.
2. das Abitur nach 12 Jahren, 1996 ausdrücklich durch die SPD abgeschafft, obwohl schon 1996 die Alternativen durchgerechnet vorlagen,