Protocol of the Session on December 12, 2001

(Dr. Berndt Seite, CDU: Ja.)

Meine Damen und Herren, Ihre Bilanz ist, dass es noch nie so viele Insolvenzen in Mecklenburg-Vorpommern gegeben hat wie im Jahre 2001.

(Dr. Berndt Seite, CDU: Richtig.)

Und die Arbeitslosigkeit – gucken Sie sich das doch an, was die amtliche Statistik ausweist, meine sehr verehrten Damen und Herren, Frau Gramkow ist ja nicht mehr da,

ich kann ihr das nur empfehlen, das mal zu lesen –, die Arbeitslosigkeit ist höher als in den Jahren zuvor.

Man kann es immer nur wieder gebetsmühlenartig wiederholen:

(Peter Ritter, PDS: Davon wird es aber auch nicht besser, Herr Born! – Zuruf von Dr. Berndt Seite, CDU)

Gerade in einem weitläufigen Flächenland wie Mecklenburg-Vorpommern sind Autobahnen, ein modernes Schienennetz, mindestens ein leistungsfähiger Verkehrsflughafen und gut ausgebaute Wasserstraßen für die wirtschaftliche Entwicklung und die schrittweise Angleichung der Lebensverhältnisse eine unabdingbare Voraussetzung.

Obwohl die Anstrengungen in fast zwölf Jahren seit der deutschen Einheit gewaltig waren und auch die Erfolge für jedermann sichtbar sind, müssen die Verkehrswege weiter modernisiert und ausgebaut werden, damit der Wirtschaftsstandort gestärkt werden kann und weitere Arbeitsplätze entstehen können. Und Sie verhindern dies mit der Verbandsklage ganz entschieden!

(Dr. Armin Jäger, CDU: Ja, genau.)

Mecklenburg-Vorpommern ist in seiner verkehrsinfrastrukturellen Ausstattung noch weit hinter vergleichbaren Ländern zurück. So liegt beispielsweise die Netzdichte von Bundes-, Landes- und Kreisstraßen im Land rund 43 Prozent unter dem Ausstattungsniveau des Landes Schleswig-Holstein mit 0,63 Kilometern je Quadratkilometer. Jeder Versuch, den notwendigen Ausbau zu verhindern oder in die Länge zu ziehen, ist ein Schlag ins Gesicht derjenigen, die einen Arbeitsplatz suchen.

Vor dem Hintergrund der bevorstehenden EU-Osterweiterung kann der Standort Mecklenburg-Vorpommern eine einzigartige wirtschaftsgeographische Aufwertung erfahren und damit die Chance erhalten, in einer Drehscheibenfunktion im Nord-Süd- beziehungsweise Ost-West-Verkehr erfolgreich zu agieren. Dieses Ziel wird allerdings nur gelingen, wenn entsprechende Anstrengungen auf Landes- und Bundesebene in der Verkehrspolitik unternommen werden. Dazu ist es nicht nur erforderlich, die 17 großen Verkehrsprojekte Deutsche Einheit spätestens bis zum Anfang des nächsten Jahrzehnts zeit- und fristgerecht fertig zu stellen, sondern auch dafür zu sorgen, dass die Bahn endlich ihr Kahlschlagprogramm in den neuen Ländern im Allgemeinen und in MecklenburgVorpommern im Besonderen beendet. Wer immer nur auf Fahrgastzählungen verweist, greift eindeutig zu kurz bei der Bewertung der Materie. Zunächst muss ein vernünftiges Angebot bereitstehen, um den Zug zu einer echten Alternative werden zu lassen.

(Peter Ritter, PDS: Wie viele Strecken sind denn von 1990 und 1998 stillgelegt worden um Waren herum? Das haben Sie wohl alles vergessen?!)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, bevor wir also mit Fug und Recht von einer Beschleunigung der Infrastrukturentwicklung in diesem Land reden können, müssen Sie erst einmal Ihre ideologischen Bremsklötze beseitigen,

(Beifall bei Abgeordneten der CDU)

aber das wird wohl erst der Wähler am 22. September 2002 besorgen.

(Heiterkeit bei Gerd Böttger, PDS – Heinz Müller, SPD: Wunschdenken!)

Bis dahin geht für unser Land leider weitere kostbare Zeit verloren.

Herr Born, kommen Sie bitte zum Ende.

Mein letzter Satz: Einweihung zu feiern ist wunderschön. Aber Sie vergessen dabei, dass vor der Ernte die Saat zu erfolgen hat. Und da haben Sie leider gar nichts aufzuweisen. Die schönen Einweihungen gönnen wir Ihnen gerne. Wir sind froh, dass wir dafür die Voraussetzungen geschaffen haben, dass Sie jetzt die Einweihungen genießen können.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der CDU)

Das Wort hat der Abgeordnete Herr Neumann von der PDS-Fraktion. Bitte sehr, Herr Neumann.

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich denke, man kann der SPDFraktion nur danken, dass sie dieses Thema heute hier zum Tagesordnungspunkt 1 gemacht hat.

(Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Beifall Dr. Berndt Seite, CDU – Dr. Ulrich Born, CDU: Das ist sehr schön, ja.)

Denn es wurde wohl selten so klar wie in der letzten Stunde, worin die wesentlichen Differenzen zwischen der Koalition und der Opposition genau in dieser Frage bestehen.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Sehr richtig. Richtig.)

Es wurde deutlich, dass die Landesregierung klare Strategien verfolgt.

(Unruhe und Beifall bei einzelnen Abgeordneten der CDU)

Im Wirtschaftsministerium die klare Strategie, bürokratische Hürden abbauen,

(Zuruf von Dr. Ulrich Born, CDU)

Verfahren beschleunigen, Planungssicherheit schaffen.

(Zuruf von Rainer Prachtl, CDU)

Die Koalitionsfraktionen werden heute einen Doppelhaushalt beschließen, um Planungssicherheit zu schaffen.

(Rainer Prachtl, CDU: Immer mehr Arbeitsplätze.)

Das Wirtschaftsministerium wird Regionalmanager fördern. Mit dem Arbeitsmarkt- und Strukturentwicklungsprogramm des Arbeitsministers

(Georg Nolte, CDU: Toll! Toll!)

wird die Verantwortung für wesentliche inhaltliche Gestaltung den regionalen Akteuren übertragen.

(Beifall Peter Ritter, PDS – Rainer Prachtl, CDU: Es lebe die Regierung! – Zuruf von Georg Nolte, CDU)

Mit der morgen zu diskutierenden BSHG-Novelle legt die Sozialministerin das wichtigste Instrument für die sinnvolle Gestaltung der sozialen Infrastruktur in die Hände der regional Verantwortlichen.

(Unruhe bei Abgeordneten der CDU – Beifall Gerd Böttger, PDS – Heiterkeit bei Harry Glawe, CDU)

Und das alles, meine Damen und Herren von der CDU und insbesondere Herr Riemann, obwohl auch Landräte und Oberbürgermeister der CDU angehören.

(Peter Ritter, PDS: Noch! Noch!)

Wenn Sie hier von der Beseitigung ideologischer Brems

klötze reden, dann würde ich an Ihrer Stelle als Erstes bei sich selbst anfangen!

(Beifall bei Abgeordneten der PDS – Wolfgang Riemann, CDU: Dann geht es ja voran in Ostvorpommern.)

Wir haben Vertrauen in die demokratischen Strukturen, Vertrauen in die Kompetenz vor Ort und wir beweisen es auch und reden nicht nur darüber.

(Beifall bei einzelnen Abgeordneten der PDS – Harry Glawe, CDU: Ja, ja, ja! Da sehen Sie sich mal an, was Sie in den Anträgen rein- geschrieben haben! – Glocke des Präsidenten)

Im Umkehrschluss heißt das natürlich, dass wir auch alle Akteure auffordern,

(Zuruf von Harry Glawe, CDU)

sich in diesen Prozess einzubringen. Alle Akteure! Niemand kann es sich aufgrund der heutigen Situation erlauben, sich auf die Wartebank zu setzen, nur damit er oder sie später an den Lösungen der anderen rumkritisieren kann.