Protocol of the Session on June 29, 2001

(Dr. Ulrich Born, CDU: Richtig.)

Dann haben Sie ideologisch geprägt ein Plattenbauprivatisierungsprogramm aufgelegt, das überhaupt nicht funktioniert. Das ist Ihre Politik!

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Zuruf von Dr. Ulrich Born, CDU)

Und jetzt ist Herr Holter auf einen ganz neuen Trichter gekommen,

(Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Dr. Ulrich Born, CDU: Ja.)

auf einen ganz neuen Trichter.

(Zuruf von Angelika Gramkow, PDS)

Jetzt will er nämlich ab dem Jahr 2002 beleuchtete Schafweiden haben.

(Zurufe von einzelnen Abgeordneten der CDU)

Jetzt hat er sich nämlich überlegt, wir müssen Vorratsflächen schaffen für Gewerbeansiedlungen.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Für die verstaat- lichten Betriebe, die dann kommen.)

Herr Holter, haben Sie sich wirklich mal überlegt, was Sie sich da ausgedacht haben?

(Zuruf von Dr. Armin Jäger, CDU)

Ja gut, Herr Holter, wissen Sie, mit dem Begreifen ist das so ein Problem. Also, ich kenne den Werdegang zur Erschließung von Gewerbegebieten so: Klug beraten ist die Kommune, die erst die Flächen kauft,

(Harry Glawe, CDU: Ja.)

denn dann sind sie preiswert,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Richtig. – Harry Glawe, CDU: So ist es.)

und dass man dann Planungsrecht schafft. Wer es nämlich umgekehrt macht

(Dr. Armin Jäger, CDU: Dann wird’s teuer. – Zuruf von Harry Glawe, CDU)

und sagt, dort will ich ein Gewerbegebiet planen, der sorgt eher dafür, dass die Grundstücke teurer werden.

(Harry Glawe, CDU: So ist es.)

Und was Sie überhaupt noch nicht verraten haben, wenn Sie so eine Vorratshaltung machen wollen: Wer bezahlt das? Die Kommunen,

(Dr. Armin Jäger, CDU: Die haben doch kein Geld.)

die Sie eh finanziell am Gängelband führen? Oder haben Sie sich schon wieder irgendeinen Topf in Ihrem Ministerium geschaffen, dass Sie das bezahlen?

(Harry Glawe, CDU: Der Zukunfts- fonds kommt dann wieder.)

Herr Holter, solch ein Unfug! Das ist ein ähnlicher Unfug wie beim Plattenbauprivatisierungsprogramm.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Richtig.)

Und ich sage Ihnen eins: Sie werden auch hiermit scheitern.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU)

Sie werden schlichtweg scheitern.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Aber er holt doch verstaatlichte Betriebe da hinein. Dann ist es ja nicht so schlimm. – Heiterkeit bei einzelnen Abgeordneten der CDU – Wolfgang Riemann, CDU: Dann ist es ja nicht so schlimm. Dann zahlt es ja wieder der Staat.)

Meine Damen und Herren, was sind denn wirklich die harten Fakten, über die man sich im Bündnis für Arbeit und Wettbewerbsfähigkeit unterhalten sollte? Haben Sie sich schon mal, Herr Holter, über die Ver- und Entsorgungskosten bei Strom, Wasser und Abwasser unterhalten? Haben Sie sich schon mal darüber unterhalten, wie massiv die einheimischen Unternehmen Wettbewerbsnachteile durch die Ökosteuer bekommen haben, weil die Ballungszentren ziemlich weit weg liegen – Hamburg und Berlin, aber auch das Ruhrgebiet –,

(Zuruf von Dr. Ulrich Born, CDU)

dass man, wenn man hier in Mecklenburg-Vorpommern Produkte schafft, die ja nach draußen abgesetzt werden müssen, allein hier eine Kostenfaktorbelastung hat, wie sie in Baden-Württemberg, in Sachsen und in Thüringen nicht gegeben ist? Sie unterhalten sich über ABM und Sie tun so, als ob Sie von nichts nichts gewusst haben.

(Heiterkeit bei Dr. Christian Beckmann, CDU)

Herr Holter, Sie haben Bescheid gewusst. Und Sie haben einfach auch dieses Thema schleifen lassen

(Zuruf von Harry Glawe, CDU)

und tun jetzt auf einmal so, als ob Sie nichts gewusst hätten. Haben Sie sich wirklich schon mal darum gekümmert, wie denn bedarfsgerecht und praxisnah Arbeitslose qualifiziert werden, und nicht am Bedarf und an den Anforderungen der Wirtschaft vorbei?

(Barbara Borchardt, PDS: Aber da kann ich Ihnen was erzählen, was Sie früher gemacht haben.)

Haben Sie sich darum wirklich schon einmal gekümmert?

(Barbara Borchardt, PDS: Masse statt Klasse, und das jahrelang.)

Nein, Sie haben 1999 arrogant einen Antrag von uns abgelehnt, wo wir Ihnen gesagt haben: Überprüfen Sie die Existenzgründerzuschüsse in bestimmten Segmenten der Wirtschaft.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Richtig.)

Sie haben noch im Jahr 2000, im Frühjahr, stolz verkündet, den 2.000. Fördermittelbescheid an einen Dachdeckermeister in Wismar übergeben zu haben.

(Dr. Ulrich Born, CDU: Ja.)

Herr Holter, das zeugt nicht von großer Sachkunde in Ihrem Ressort.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Dr. Ulrich Born, CDU: Na ja, aber mit Dachdeckern kennt er sich aus.)

Im Jahr 2000 braucht man Dachdeckerbetriebe nicht mehr zu fördern, zumindest nicht in Segmenten, wo Überkapazität vorhanden ist.

Und haben Sie sich wirklich mal darüber mit den Gewerkschaften unterhalten, wie man größere Flexibilität am Arbeitsmarkt ermöglichen kann? Haben Sie sich einmal darüber ernsthaft mit den Arbeitgebern unterhalten, ob es nicht einen Zusammenhang gibt zwischen unökonomischem Handeln der Arbeitgeber bei echten Dumpinglöhnen und dem Weggang von jungen Fachkräften aus Mecklenburg-Vorpommern?

(Dr. Armin Jäger, CDU: Sehr wahr. – Dr. Berndt Seite, CDU: Richtig.)

Ich rede nicht von Tarifen, das ist nicht mein Thema. Aber haben Sie sich schon mal mit den Unternehmern unterhalten? Ich sage das immer häufiger.