Sie stellen fest, wenn die Realschulprüfungen so schlecht ausfallen, dann liegt das daran, dass der Minister nicht imstande ist, die Unterrichtsversorgung in Ordnung zu bringen. Nun frage ich jetzt aber mal nach Zusammenhängen insgesamt. Welche Umstände beispielsweise führen dazu, dass etliche Schüler gar keinen Schulabschluss mehr bekommen, dass viele nicht mehr zur Prüfung zugelassen werden, in Mathematik versagen und so weiter?
(Heiterkeit bei Harry Glawe, CDU: Weil die Lehrer, statt in die Schule zu gehen, hier im Landtag sitzen.)
Darf ich denn in diesem Zusammenhang auch mal folgende Frage stellen: Hat sich mal jemand Gedanken gemacht über individuelle Ausfallstatistiken einzelner Schüler, die sich so auf bis zu 20, 30 Tage im Jahr belaufen,
dass der einzelne Schüler noch viel weniger Unterricht bekommt als das offizielle Angebot? Dieser Faktor ist nicht mehr zu verniedlichen, das kann ich Ihnen aus der Praxis sagen.
(Dr. Ulrich Born, CDU: Ja, woran liegt denn das? Worauf führen Sie das denn zurück? – Harry Glawe, CDU: Ach, jetzt ist die Zweiklassenmedizin schuld.)
aber lassen Sie mir jetzt einfach mal die fünf Minuten, das zu sagen, was ich gern möchte. Danke sehr.
Wir müssen also feststellen, dass die einzelne Verantwortung ja offensichtlich nach diesen Zusammenhängen null Komma nix ist.
Was ist denn noch mit der Erziehung aus dem Elternhaus? Wenn man wirklich die Kurve so kurz zieht – Unterricht fällt aus, also schlechte Ergebnisse, das kann es ja wohl nicht sein. Da gibt es noch eine ganze Menge mehr Ursachen, auf die man sich mal gründlich einstellen sollte, und wer Schule kennt, der kann Ihnen auf Anhieb mindestens fünf aufzählen. Ich habe leider heute insgesamt nicht die Zeit dazu, biete mich aber gerne dazu an.
(Dr. Ulrich Born, CDU: Sie haben schon zehn Minuten, doppelt so viel wie alle anderen. Also das muss ja möglich sein.)
Die zweite Frage: Ich möchte Sie mal darauf aufmerksam machen, was hier alles so abwertend unter fachfremd erteiltem Unterricht läuft. Das ist dieses ja vielleicht nicht einmal. Ich sage jetzt bloß mal, es gab eine Zeit nach meiner Kenntnis, nämlich 1991, da hatten wir hier auf Schlag die Situation im Land, dass Sozialkunde zu hundert Prozent fachfremd erteilt wurde. Warum? Ganz klar, es gab dieses Fach vorher bei uns nicht.
Die Staatsbürgerkundelehrer haben ihre Teilkündigung erhalten und jedermann musste sehen, wie er das nun fachlich auf die Reihe bekommt.
Und ich versichere Ihnen, meine sehr geehrten Damen und Herren, das haben die Fachlehrer sehr gut auf die Reihe bekommen.
Ob es der Klassenleiter war, der sich ganz intensiv damit befasste und sein enges Verhältnis zur Klasse genutzt hat, um hier zu motivieren, ob es die Kollegen waren, die sich in intensiven Weiterbildungen neben ihrem Beruf kundig machten und einen ganz ausgezeichneten Unterricht erteilten, fachfremder Unterricht ist noch lange nicht sachfremd, das möchte ich wirklich hier mal deutlich sagen. Es gibt in vielen Ländern schon Überlegungen, ob man nicht grundsätzlich einfach mal sagt, der Fachlehrer unterrichtet genau in einem Fach, in dem er nicht ausgebildet ist. In Amerika gibt es da ganz tolle Ergebnisse, und zwar hervorragende. Das hat nämlich den Vorteil, dass der Lehrer, der selbst Lernender in diesem Moment ist, methodisch sehr klug und auf einem verständlichen Niveau seine Botschaften anbringen kann.
Also kann man im Grunde auch nicht sagen, dass das nun wirklich so schlecht ist. Ich kenne ausgezeichnete Fachlehrer, die haben nicht Mathematik studiert, sind aber sehr wohl in der Lage,
(Dr. Ulrich Born, CDU: Sie machen hier so einen tollen Unterricht. Sie fehlen an der Schule. – Harry Glawe, CDU: Sie müssen das alles mal an der Basis verkünden. – Heiterkeit bei Lorenz Caffier, CDU)
in Hauptschulklassen einen qualifizierten Unterricht zu erteilen. Was ist also dieses Pauschalurteil? – Schall und Rauch, wenn man es einfach mal hinterfragt.
(Beifall Heidemarie Beyer, SPD – Dr. Ulrich Born, CDU: Sehen Sie, Sie fehlen an der Schule. Bei Ihren taktischen Fähigkeiten ist das jammerschade.)
(Harry Glawe, CDU: Das sind ja schon strategische Dinge, die Sie vortragen. – Heiterkeit bei Dr. Ulrich Born, CDU)
Ein letztes Wort sei mir noch gestattet, weil das hier ständig von der CDU angemahnt wurde. Schauen Sie doch einfach mal rein, wie das in den anderen Bundesländern aussieht,
das sage ich sicherheitshalber mal –, vielleicht liegt es auch einfach daran, dass die Anforderungen an abrufbares Wissen doch sehr vielfältig geworden sind,
so dass ein Abitur einer Berufsausbildung nicht unbedingt schaden kann. – Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit.
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordnete! Mein Kollege Dr. Born wies bereits auf die gesamtgesellschaftliche Komponente von Schule hin und Frau Polzin sprach auch von der Erziehung, die in ihrer Schule stattfindet. Vielleicht wähle ich auch den Einstieg zur Problematik Unterrichtsversorgung über diesen Weg und möchte also zunächst feststellen, dass gewiss Schule, Bildung nicht die massiven gesellschaftlichen Probleme insgesamt lösen kann. Die CDU hat sich immer gegen diese Auffassung gewehrt, dass Schule ein Reparaturbetrieb der Gesellschaft ist. Sie kann es nicht sein.