(Jörg Vierkant, CDU: Das haben Sie ja damals geschafft, die vier Jahre auf zwei Jahre zu reduzieren.)
Ich bin also sehr froh, dass der Minister es wieder möglich macht, dass in diesem Land auch Berufsausbildung mit Abitur stattfinden kann. Die mussten wir auch 1992 abschaffen.
Für die neuen Fächer, die in diesem Land hier eingeführt worden sind unter der alten Regierung, Informatik und AWT, gilt aber auch: Ohne Technik geht es nicht. Mit Kreide und Tafel einen Computer ersetzen zu wollen oder die Kreide statt Metall mit einer Feile zu bearbeiten, das kann wirklich danebengehen. Und der Slogan „Wer nicht hat, imitiert“ ist bildungspolitisch unhaltbar und ein Finger in der Steckdose ersetzt den Internet-Zugang nicht.
(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD, CDU und PDS – Beifall bei einzelnen Abgeordneten der PDS – Dr. Ulrich Born, CDU: Da braucht man wenigstens zwei Finger in der Steckdose.)
Wir haben mit dem Haushalt 2000 hier in diesem Landtag die Mittel für die IT-Ausstattung an den Schulen um
1,5 Millionen DM erhöht. Aber auch damit laufen wir der Zeit hinterher. Es ist in der Vergangenheit versäumt worden, die Weichen in die richtigen perspektivisch notwendigen Richtungen zu stellen, und wir haben die Bedeutung unterschätzt. Dafür haben Sie viel lieber in Gewerbegebiete und Spaßbäder investiert, obwohl damit wirklich nur punktuell beleuchtete oder Effektivteillandschaften entstanden sind. Heute zeigt sich, dass ein großer Teil dieser Investitionen viel besser in der IT-Ausstattung der Schulen und Hochschulen angelegt gewesen wäre.
Uns bleibt die Aufgabe, unter dem von der CDU hinterlassenen finanziellen Desaster diese Entwicklungsdefizite so schnell wie möglich zu korrigieren.
Dies gibt mir, meine Damen und Herren, ein weiteres Stichwort und ich habe es heute wirklich vermisst: Schulund Turnhallenbau sowie -sanierung. Die Landesregierung hat reagiert. Die Möglichkeiten der Nutzung von IFGMitteln wurden für diesen Bereich erweitert. Und ich hoffe sehr, dass wir hier zusätzliche Investitionsfördermittel bereitstellen werden, um genau diesem Defizit im Land weiter begegnen zu können.
Ich will an der Stelle nur noch sagen, da die rote Lampe leuchtet, wir lehnen Ihren Antrag ab, denn Ihr Antrag, Herr Vierkant, ist eine Analogie zum Verhalten eines Pyromanen, der sich anschließend hyperaktiv an der Brandbekämpfung beteiligt. – Ich danke Ihnen.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren Abgeordnete! Ich habe mich bei den Reden der Kollegen Rehberg und Vierkant gefragt, ob die beiden es wohl jemals gelernt haben, zu lesen und zu schreiben. Denn so, wie unser Bildungssystem zu DDRZeiten beschrieben worden ist, muss man wirklich die Schlussfolgerung ziehen, dass diejenigen, die das DDRBildungssystem durchlaufen haben, weder lesen noch schreiben, noch rechnen, noch irgendwas anderes können.
Und ich hatte bei Herrn Vierkant sogar noch den Eindruck, einen Haufen Neurotiker hat es dabei auch noch gegeben.
Herr Vierkant, ich habe nicht behauptet, dass es nichts gibt, was ich nicht auch dazulernen könnte. Nur, ich habe mich in den ganzen Jahren nach der Wende gegenüber den Kollegen aus den alten Bundesländern nicht im Geringsten minderqualifiziert empfunden.
Und ich denke, so geht es einem Großteil der Bevölkerung hier in der ehemaligen DDR. Und wir sollten uns davor hüten, das gesamte DDR-Bildungssystem in Bausch und Bogen vor allen Dingen von den Strukturen her zu verwerfen!
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und einzelnen Abgeordneten der PDS – Jörg Vierkant, CDU: Es lebe die Einheits- schule! Also doch! Also doch! Es lebe die Einheitsschule! Also doch!)
Es geht darum, Herr Vierkant, dass es um Inhalte geht und dass die Leute zu DDR-Zeiten nicht schlecht qualifiziert gewesen sind. Ich weiß nicht, wer auf die Idee kommt, so was unserer Bevölkerung immer einreden zu wollen.
Noch ein Wort vorneweg: Sie haben sich ja so sehr schön auf irgendwelche wissenschaftlichen Analysen,
unter anderem vom Max-Planck-Institut, bezogen. Das war, wenn ich mich recht entsinne – ich konnte das dem Geschrei von Herrn Rehberg nicht ganz entnehmen, aber ich glaube, auch er hat sich auf Analysen des Max-PlanckInstitutes bezogen, und Frau Schnoor hat es im Übrigen auch schon häufiger getan –, des Öfteren der Fall. Und zwar geht es offensichtlich um die von Professor Baumert und Kollegen erarbeitete Studie „Bildungsprozesse und psychosoziale Entwicklungen im Jugendalter“. Und dort wird ja jetzt letztendlich unterstellt von Frau Schnoor und so weiter, dass niedrigere kognitive Fähigkeiten an Gesamtschulen im Vergleich zu Realschulen vermittelt werden. Und am 08.02. des Jahres titelte auch „Die Welt“ mit gleichem Bezug „Die Gesamtschule: Ein Ort, an dem die Intelligenz verkümmert“. Meine Damen und Herren, hier wird die Gefahr ganz deutlich, dass empirische Daten und Ergebnisse für politische oder schon ideologische Grabenkämpfe missbraucht werden können,
denn angesichts dieser zumindest klaren Fehldeutungen und Verkürzungen sahen sich die Autoren der Studie, also Professor Baumert und Kollegen, zu einer ungewöhnlichen Stellungnahme veranlasst. Und, Herr Vierkant, Sie haben ja gesagt, Sie surfen im Internet. Vielleicht hätten Sie da auch mal reingucken sollen.
Sie schreiben wörtlich, und jetzt zitiere ich mal, meine Damen und Herren, um den Wert solcher Studien deutlich zu machen: „Als Autoren der Studie möchten wir klarstellen, dass unsere Befunde derartige Interpretationen in keiner Weise rechtfertigen. Die Darstellung in der WELT entbehrt der empirischen Grundlage und schadet einer seriösen Rezeption von Ergebnissen aus der Bildungsforschung und jeder konstruktiven Schulentwicklung.“ Zitatende, Herr Vierkant.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und einzelnen Abgeordneten der PDS – Jörg Vierkant, CDU: Hab’ ich ihn zitiert?)
Hintergrund war nämlich, dass in zwei völlig verschiedenen Testserien aus 1996 und 1999 Ergebnisse ermittelt wurden,
die von Nichtwohlmeinenden unzulässig verglichen wurden. Querschnittsdaten können nicht hinsichtlich des Zeithorizonts und des Qualitätsniveaus innerhalb der Zeitschiene verglichen werden. Es ist ja logisch, dass an den Gesamtschulen die Schüler längere Zeit zusammenbleiben. An den Realschulen werden die Schüler, die das Leistungsniveau nicht bringen, irgendwann an die Hauptschule gehen. Und das dann nach einer längeren Zeit noch mal zu vergleichen, denke ich, verbietet sich von selbst. Und von diesem einfach zu erklärenden Fakt auf Qualitätsunterschiede zwischen beiden Schulformen abzuleiten, entlarvt meines Erachtens den ideologischen Hintergrund aller Antigesamtschulkampagnen. So weit mein Vorwort.
Meine Damen und Herren der Opposition, als ich die Begründung zu Ihrem Antrag gelesen habe, dachte ich im wahrsten Sinne des Wortes, ich sei im falschen Film. Herr Kollege Bluhm war da gestern auch schon.
Dass ausgerechnet Sie den Koalitionsfraktionen unterstellen, die Debatte um Bildungspolitik im Land werde ausschließlich ideologisch und majorisiert von Strukturstatt von Inhaltsdiskussionen geführt, ist an Dreistigkeit wohl kaum zu überbieten.
Vielleicht fehlt Ihnen derzeit Ihre Bildungsfachfrau, denn Gedächtnis wie ein Sieb kann als Begründung für diesen Antrag wohl nicht herhalten.
Eine vernünftige Begründung habe ich allerdings auch in beiden Reden für diesen Antrag von Ihnen nicht erhalten.
Ich habe nach 1989 nicht in der Praxis – so wie meine Kollegin Frau Polzin –, sondern hier im Parlament hautnah die Umgestaltung des Bildungssystems unter der CDU/F.D.P.-geführten Landesregierung miterlebt und mir wird heute noch schlecht, wenn ich daran denke, mit welcher Leichtfertigkeit Sie entgegen dem Rat von Wissenschaftlern, Schulentwicklungsplanern, Praktikern und auch dem Willen breiter Teile der Bevölkerung Ihre Bildungspolitik ausschließlich auf Strukturveränderungen, nämlich die Einführung des dreigliedrigen Schulsystems, ausgerichtet hatten.