Das ist der komplett falsche Weg. Und ein Blick in die Klassenzimmer zeigt doch, wie man feststellt, Ihr Ansatz funktioniert nicht richtig, denn die Realität ist eine andere.
Ein Lehrer steht vor einer Klasse, so wie ich jetzt vor Ihnen, Sie sind doch auch alle sehr unterschiedlich, und soll alle Schüler, unterschiedlicher, wie sie nicht sein könnten, da abholen, wo sie in ihrer Leistung stehen. Da ist ein Kind, das gefördert werden muss, Inklusion, da ist ein hochbegabtes Kind, da ist ein leistungsstarkes Kind, da vielleicht gerade nicht, natürlich nur bei uns, ist doch auch egal.
Fragen Sie doch einmal Lehrer; Sie berufen sich immer auf sie. Es gibt aber nicht nur Sie als Lehrer, es gibt auch noch andere Lehrer, die uns zumindest sagen, dass das wirklich schwierig, fast unmöglich ist und dass die Herausforderungen auch durch die Inklusion, die gemeistert werden muss, manche Lehrer an den Rand dessen treiben, was Sie hier so loben. Das finde ich, von unserer Seite aus, wirklich unredlich.
Sie von Rot-Grün finden das auch noch gut, denn alle sollen irgendwie auch ein bisschen gleich sein. Selbst wenn es der kleinste gemeinsame Nenner ist, ist Ihnen das recht. Unterm Strich heißt das nichts anderes als Mittelmaß für alle.
(Sabine Boeddinghaus DIE LINKE: Das ist Quatsch! – Jens-Peter Schwieger SPD: Das ist Unsinn, das wissen Sie!)
Wenn man Sie damit einmal konfrontiert, dann tun Sie das, was Herr Duge gerade gesagt hat, und sagen plötzlich: die selbstverantwortete Schule. Das ist ein Feigenblatt, hinter dem Sie sich dann verstecken. Das ist Verantwortung delegieren. Sie selbst stehen gar nicht dazu, was Sie uns sagen müssen, außer der LINKEN, die sagt es immer ganz ehrlich. Das ist der alte Sozitraum. Sagen Sie uns doch einfach, dass Sie die Einheitsschule wollen. Damit können wir viel besser umgehen.
In einer Welt aber, in der unsere Hamburger Schüler nicht nur im Wettbewerb mit Bayern oder mit anderen Bundesländern, sondern mit ganzen Kontinenten stehen, ist diese Lösung der Gleichmacherei wirklich fatal. Das müssen Sie sich einmal vergegenwärtigen. Sie nehmen Kindern die Chancen, damit international im Wettbewerb zu stehen. Das ist der verkehrte Weg.
Wir Freien Demokraten möchten, dass jedes Kind fit gemacht wird für die Zukunft. Deswegen verstehen wir unter individuell etwas ganz anderes. Wir möchten gern, dass Kinder je nach Leistung gefördert werden. Das kann man nicht in einer Klasse schaffen, in der ein Lehrer vor so vielen verschiedenen Kindern steht. Es muss auch einmal eine Außendifferenzierung möglich sein, ohne dass man deswegen gleich von Ausgrenzung spricht.
Es gibt auch die gute Möglichkeit internationaler Schulen. Da gibt es Pilotschulen, die zeigen, dass es durch die Digitalisierung auch einen Fortschritt geben wird,
weil dann endlich jedes Kind maßgeschneiderten Unterrichtsstoff bekommen kann. Dazu braucht es allerdings Einsatz und Engagement. Hilfreich ist da wahrscheinlich nicht, wenn unser roter Schulsenator dem roten Bundesfinanzminister beispringt, wenn dieser den Bildungsetat kürzen möchte. Das spricht für sich. Ein Bildungssenator will Bildungsmittel kürzen – unfassbar, wie wir finden.
Unsere Kinder brauchen mehr Möglichkeiten zum Durchstarten. Solange wir das in Hamburg nicht durch das smarte Klassenzimmer schaffen, solange die Schulen noch eine digitale Wüste sind, solange brauchen wir – ob Sie es wollen oder nicht – die Außendifferenzierung. Denn nur so, mit Binnendifferenzierung und Außendifferenzierung im gleichen Maß, können wir unsere Kinder fördern. Das ist und bleibt unser aller Aufgabe. – Vielen Dank.
Vielen Dank, Frau von Treuenfels-Frowein. – Als Nächster hat das Wort Dr. Wolf von der AfD-Fraktion.
Sehr geehrtes Präsidium, meine Damen und Herren! Ganz richtig stellt die CDU-Fraktion in der Einleitung ihrer Großen Anfrage fest, dass es in Hamburg offenbar ein schulpolitisches Tabu gibt: die äußere Differenzierung, also die sinnvolle Bildung von homogenen Leistungsgruppen. Stattdessen lautet die Hamburger Lösung: Binnendifferenzierung und größtmögliche Heterogenität. Zwar steht es den Schulen formal frei, eine Fachleistungsdifferenzierung klassenintern oder äußerlich zu organisieren, die äußere Differenzierung ist aber praktisch nicht erwünscht. Sie wird aus tiefster Überzeugung von den meisten Verantwortlichen abgelehnt, in der Schulbehörde, im LI, im Zentrum für Lehrerbildung und in den Fachseminaren.
ten Stadtteilschulen – das hatte bereits eine Anfrage der Links-Fraktion ergeben – findet äußere Differenzierung nicht statt. Da werden Schüler sprichwörtlich über einen Kamm geschoren,
Die Diskussionen über die Chancen und Grenzen von innerer und äußerer Differenzierung werden selten ergebnisoffen geführt. In der Regel werden sie von Vertretern des links-grünen Lagers ideologisiert und emotionalisiert, meist unter moralischem Verweis auf eine sonst angeblich nicht gegebene Chancengleichheit.
Entsprechende Studien, Fragestellungen, Begründungszusammenhänge sowie Stellenbesetzungen perpetuieren diesen Zustand. Wer macht heute als Bildungsforscher oder Soziologe noch Karriere, wenn er das linke Dogma des gemeinsamen Lernens infrage stellt?
Am vergangenen Freitag haben Hamburger Schüler nach dem länderübergreifenden Mathe-Abi eine Petition gestartet, weil sie die Prüfung zu schwer fanden. Darin heißt es – den Satz, wie er ursprünglich veröffentlicht wurde, zwei der drei Grammatikfehler sind inzwischen eliminiert, muss man sich auf der Zunge zergehen lassen – wörtlich:
"Die vorgebenen Aufgaben besaßen im Gegensatz zu den der letzten Jahren sehr hohe Anforderungen, die in Anbetracht unseres Lernniveaus und Lernstoffs nicht angemessen waren."
Und einer der betroffenen Abiturienten, Fabian Müller, Initiator in Hamburg, äußert im Interview mit der "Zeit":
Der deutsche Lehrerverband hat sich inzwischen zu Wort gemeldet und sieht hingegen keine Anzeichen für eine besonders schwere Prüfung. Da muss man sich doch die Frage stellen, ob Inhalte und Methoden des Mathematikunterrichts in Hamburg angemessen sind. Und man muss sich fragen, ob mehr äußere Differenzierung, also Unterricht in leistungshomogeneren Gruppen, nicht doch
einen effektiveren, leistungsgerechteren und auch anspruchsvolleren Unterricht ermöglicht, der auch besser auf die Abiturprüfungen vorbereitet.
Größtmögliche Binnendifferenzierung als allein selig machender Weg ist ein Holzweg; davon ist jedenfalls meine Fraktion überzeugt. Am augenfälligsten bemerkbar wird das an der effektiven Betreuungszeit pro Schüler und am Lerntempo der Klassen. Die Lehrer stehen vor einem Riesendilemma, so wie früher die Volksschullehrer in der Kleinschule auf dem Land, die in einem Klassenraum Schüler der Klassen 5 bis 8 gleichzeitig zu unterrichten hatten. Entweder kümmern sie sich vorrangig um die Schwachen, während leistungsstärkeren Schülern lieblos Zettel ausgeteilt werden, oder sie gestalten anspruchsvollen Unterricht und ein erheblicher Teil der Schüler kommt nicht mehr mit und dreht Däumchen.