Wir begrüßen im Vergleich zu dem, was FDP und CDU hier vorgestellt haben, die Entscheidung des Senats, zumindest ein gemeinsames und einheitliches Lehramt für die Sekundarstufe I an Gymnasien und Stadtteilschulen umsetzen zu wollen. Wir sind aber sehr skeptisch, ob die Ausbildung der Gymnasiallehrkräfte hinreichend den hohen Anforderungen an Heterogenität und vor allem inklusiver Bildung gerecht wird. Da sehen wir deutlichen Nachbesserungsbedarf; da müssen Sie noch einmal ran.
Jetzt zu dem, was Frau von Treuenfels-Frowein hier vorgestellt hat, und auch Sie, Frau Stöver. Wenn wir einmal die Ideale der Französischen Revolution, Liberté, Égalité und Fraternité, zur Grundlage nehmen: Die Freiheit, ja, die Freiheit der Konkurrenz haben Sie eben vorangestellt, aber im Vergleich zu Herrn Jarchow, der das beim Tierschutz sehr gut gemacht hat, kommen in Ihrem Entwurf zur Lehrerinnenbildung weder die Égalité zum Zuge noch die Fraternité. Sie wollen ein elitäres Bildungssystem, wo genau ausgewählt wird, und zwar nicht so, dass alle die gleichen Chancen haben, zu Bildung Zugang zu haben.
Und was wir zudem ablehnen, ist, dass in einer Anhörung vonseiten der CDU und der FDP Bezirksabgeordnete und sogar ein eingeladener Experte sich als besorgte Bürgerinnen darstellen. Das finde ich höchst fragwürdig. Das kann man natürlich machen, aber wenn das alle Parteien machen würden, dann würden wir denjenigen,
die nicht in einem anderen Rahmen die Möglichkeit haben, sich zu artikulieren, das Wort entziehen, weil sie sich in solch einer Situation gar nicht durchsetzen können. Das finde ich nicht richtig.
Zudem muss ich sagen: Sie kritisieren immer den angeblichen Einheitsschullehrer. Das ist dieser Reform völlig unangemessen und entlarvt auch Ihre
Intention, die Stadtteilschulen in Wahrheit auf den ersten und den mittleren Schulabschluss, wie Sie es auch benannt haben, degradieren zu wollen. Das finden wir nicht richtig. Da finden wir den Reformentwurf wesentlich besser und er sollte eigentlich um unsere Forderungen ergänzt werden. – Danke.
Vielen Dank. – Sehr geehrtes Präsidium, meine Damen und Herren! In den letzten Monaten haben wir in den gemeinsamen Ausschusssitzungen vom Schul- und Wissenschaftsausschuss mehrfach und sehr kontrovers über die geplante Reform diskutiert. Ich möchte an der Stelle noch einmal allen Experten, Ausschussmitgliedern und Bürgern für ihre Diskussionsbeiträge und Nachfragen danken, und ich finde es unerhört, einen Teil der teilnehmenden Bürger hier zu diffamieren, sie wären irgendwie … Wahrscheinlich macht man das eben so vonseiten der LINKEN, wenn einem die andere Meinung nicht passt.
Die engagierte Auseinandersetzung konnte jedoch leider nicht verhindern, dass der rot-grüne Senat entgegen der Empfehlung der Expertenkommission, zahlreicher Ausschussmitglieder und zahlreicher besorgte Bürger auf die Einführung eines separaten Stadtteilschullehramts verzichtet und für den Sek-I-Bereich an den Stadtteilschulen künftig nur noch ausgebildete Gymnasiallehrer einsetzen will.
Stadtteilschulen und Gymnasien haben aber, auch wenn der Senat und die ihn tragenden Fraktionen die Unterschiede im Schulgesetz stark verwischt haben, noch immer unterschiedliche Bildungsaufträge. Und auch die Praxis zeigt, dass Stadtteilschulen und Gymnasien nach wie vor unterschiedliche Schwerpunkte setzen und Schüler sehr unterschiedlicher Art, heterogener Art, zu beschulen haben. Das Gymnasium zeichnet der Auftrag und das historisch gewachsene Selbstverständnis aus, speziell zur Hochschulreife zu führen. Stadtteilschulen haben einen anderen Schwerpunkt, und ein ganz wesentlicher Punkt ist nach wie vor, dass sie eben auch für eine berufliche Ausbildung das Rüstzeug liefern sollen. Diese historisch gewachsene Gliederung des Bildungswesens spiegelt die natürliche Heterogenität der Schüler, ihre Anlagen und Interessen wider, auch wenn man das auf der linken Seite nicht so gern hört. Wir sind daher der Meinung, dass diese unterschiedlichen Aufgaben nach wie vor unterschiedliche Lehrämter für Gymnasien und Stadtteilschulen bedingen, und das ist nicht elitär, sondern das dient eben gerade dazu, die
Stadtteilschulen und die berufsbezogene Ausbildung, die dort nach wie vor auch ermöglicht wird, nicht abzuwerten, sondern sie als gleichwertig anzuerkennen und zu berücksichtigen.
In der Diskussion um die Hamburger Lehrerausbildung fiel nicht ohne Grund das Wort Einheitslehre. Das ist kein Kampfbegriff des, sage ich jetzt einmal, bürgerlich-freiheitlichen Lagers; das ist Realität. Diese Entwicklung zu immer stärkerer Vereinheitlichung hat spätestens mit der Zusammenlegung von Haupt- und Realschulen zu Stadtteilschulen begonnen und hier ist es eben ein weiterer Schritt zum linken Ideologieprojekt Einheitsschule. Und solange das linke Lager in dieser Stadt weiterhin die Mehrheit hat, wird es diese Entwicklung in kleinen Schritten weiter forcieren, Schulfrieden hin oder her, machen wir uns da nichts vor. Das passiert scheibchenweise, das passiert Schritt für Schritt.
Die geplante Reform der Lehrerbildung stellt an einer entscheidenden Stelle eine weitere Weiche zur Vereinheitlichung des Hamburger Schulsystems. Als AfD-Fraktion lehnen wir diese geplante Reform daher insoweit entschieden ab. – Vielen Dank.
Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! Hamburg hat eine gute, klare und vernünftige Schulstruktur, die hier gemeinsam von allen Parteien, von allen Fraktionen in der Bürgerschaft erdacht und umgesetzt worden ist. Mit der vierjährigen Grundschule, mit dem achtjährigen Gymnasium und mit der Stadtteilschule, die alle Schulabschlüsse bis zum Abitur nach neun Jahren anbietet, haben wir in den letzten Jahren große Bildungserfolge erzielt.
Ich will wenige nennen: Die Zahl der Schulabbrecher hat sich nahezu halbiert. Die Zahl der qualitativ hochwertigen Schulabschlüsse hat deutlich zugenommen. Doppelt so viele Jugendliche schaffen nach der zehnten Klasse den Übergang in den Beruf und in die Ausbildung. Und zuletzt: Hamburg ist das einzige Bundesland, das sich in allen namhaften Bildungsstudien der letzten Jahre in allen Schulfächern und allen Klassenstufen verbessert hat. Diese Erfolge wollen wir weiter unterstützen durch eine Reform der Lehrerbildung. Hamburg hat eine gute Schulstruktur; wir wollen sie stabilisieren und weiterentwickeln.
Wir haben dazu einen sehr langen und sehr seriösen und ich glaube sehr dialogischen Prozess in Gang gesetzt. Ein Prozess, an dem beteiligt waren die Universität, die Schulbehörde und die Wissenschaftsbehörde. Ein Prozess, zu dem wir Experten
Und wir haben über 80 Organisationen, Institutionen, Verbände, Berufsverbände aus dem Bildungsbereich eingeladen und um Rückmeldung gebeten und diese Rückmeldungen einbezogen. Zum Schluss: Wir haben über diesen langen Zeitraum in sechs Ausschusssitzungen der Bürgerschaft Rechenschaft abgelegt und die Möglichkeit gegeben, gemeinsam etwas zu entwickeln. Ich finde, diese Planung, das dürfen, glaube ich, alle gemeinsam sagen, war durchaus offen, transparent und dialogisch, und das allein ist schon ein großer Erfolg, für den ich mich hier noch einmal bedanken möchte.
Und wenn wir einmal ehrlich wären miteinander an einer Stelle, dann stellen wir ganz blass werdend fest: Es geht um vier Lehrämter, und in drei Lehrämtern sind wir uns absolut einig und im vierten sind wir uns zu 97 Prozent einig. Wir haben eine Übereinstimmung, gerade zwischen CDU und FDP einerseits, Rot und Grün andererseits, von 397 von 400 Prozent. Ich finde, es ist ein bisschen abenteuerlich, diese letzten 3 Prozent derart hochzujazzen, als ob die Schulrevolution jetzt vor der Tür stünde, wegen 3 Prozent
oder genauer gesagt 11 Credit Points in einem von vier Bildungsgängen. Das ist doch deutlich überzogen.
Ich freue mich, dass wir bei der Grundschule einig sind, dass es ein eigenes Grundschullehramt braucht. Ich freue mich auch, dass wir einig sind darin, dass dieses Grundschullehramt drei Fächer umschließt: Mathematik und Deutsch als Schlüsselkompetenzen und ein weiteres, frei gewähltes Fach. Wir adeln damit endlich den wichtigen Bereich des Grundschullehramts, der Grundschule überhaupt, und wir machen deutlich, dass Deutsch und Mathematik als Schlüsselqualifikationen so wichtig sind, dass sie schon im Studium ordentlich gelernt werden müssen. Ich freue mich sehr darüber, dass wir hier doch eine über alle Fraktionen hinweg große Einigkeit erzielt haben. Das wird Hamburgs Grundschülerinnen und Grundschüler in der Bildung deutlich voranbringen.
Und dann möchte ich doch zum Schluss auf den scheinbar so strittigen Punkt eingehen. In der Tat, es gab unterschiedliche Rückmeldungen zu der
Frage, ob die Stadtteilschule mit zwei Lehrämtern weiterhin bestückt wird – schon jetzt haben wir an der Stadtteilschule Haupt- und Realschullehrer und gleichzeitig Gymnasiallehrer – oder ob wir in Zukunft ein Lehramt an der Stadtteilschule für bedeutsamer halten. Und es gab Argumente für beide Seiten. Kinder an der Stadtteilschule machen sowohl den Hauptschul- als auch den Realschulabschluss als auch das Abitur. In der Abwägung der verschiedenen Argumente hat sich allerdings herausgestellt, dass auch die Experten, die für zwei Lehrämter plädiert haben, den Unterschied lediglich in sehr wenigen Studieninhalten gesetzt haben. So gering war er, dass er 3 Prozent des Studiums umfasste. In der Situation galt es abzuwägen: Ist es eigentlich richtig, wegen dieser 3 Prozent ein eigenes Lehramtsstudium, Haupt-/Realschulstudium sozusagen, anzusetzen? Wir haben uns in dem Dialog mit den vielen Interessenverbänden anders entschieden. Die Gründe sind hier eben genannt worden, ich will sie deshalb nicht ausführlich wiederholen. Aber wichtig ist, und das haben alle Experten gesagt: Bildungserfolg für Schüler hängt davon ab, ob ein Lehrer, eine Lehrerin ihr Fach gut kann und das Fach gern hat und davon begeistert ist. Und genau das im Studium zu vermitteln ist sehr, sehr wichtig, und das leistet das gymnasiale Lehramt.
Vielen Dank, Herr Senator. Ich möchte Sie auf das Jahr 2009 ansprechen. Haben Sie sich damals für eine Einheitsschule ausgesprochen, haben Sie sie damals befürwortet? Haben Sie sich dazu bekannt? Und wie stehen Sie heute dazu?
Nein, natürlich nicht. Nein. Das habe ich übrigens auch schon … Herr Scheuerl hat das eine Weile versucht. Da ist aber die Debatte abgestorben; das haben Sie damals vielleicht noch nicht so mitbekommen. Aber ich habe mich damals schon so geäußert, dass ich damals keine Einheitsschule befürwortet habe.
Ich würde gern noch einmal auf die fachlichen Argumente eingehen. Die Fachlichkeit ist der erste Punkt. Der zweite: Die meisten Interessenverbän