Protocol of the Session on November 22, 2017

Es ist aber unser Anliegen, dass die bisherigen Anstrengungen gegenüber Altona, gegenüber den Hamburgerinnen und Hamburgern, den großen wie den kleinen, sich zu öffnen, nicht nur so engagiert weiterlaufen wie bisher, sondern ausgebaut werden. Das von DESY getragene Besucherinnenund Besucherzentrum bietet hier wirklich viele Möglichkeiten für die Zukunft: zum Beispiel zur Förderung der Diskussion über die gesellschaftlichen Auswirkungen neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse. Das ist eine Diskussion, die wir in Hamburg dringend führen sollten. Zum Beispiel aber auch zur Stärkung der naturwissenschaftlichen Bildung für Kinder und Jugendliche, die so die Welt von morgen vielleicht besser verstehen könnten.

(Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

Mir persönlich wäre es natürlich, das werden Sie nachvollziehen können, eine Herzensangelegenheit, wenn dabei auch nachhaltige Strategien zum Einsatz kämen, um insbesondere die Mädchen aus unserer Stadt für die Spitzenforschung auf dem Campus Bahrenfeld zu begeistern.

(Beifall bei der SPD und den GRÜNEN)

Ein internationaler, wuselnder Campus mit kleinen und großen Forscherinnen und Forschern aus China genauso wie aus, sagen wir einmal, Lurup, ich könnte auch Bergedorf sagen, eingebettet in einen sich rasant weiterentwickelnden Stadtteil und Bezirk: Auf die Realisierung dieser gar nicht so fernen Vision freuen wir uns jedenfalls besonders und wollen darauf hinarbeiten. – Vielen Dank.

(Beifall bei SPD und GRÜNEN)

Vielen Dank, Frau Dobusch. – Herr Ovens von der CDUFraktion bekommt das Wort.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Liebe Kollegin Dobusch, das war ein wunderschöner Besinnungsaufsatz, dem wir natürlich in seiner gesamten wohlfeilen Prosa durchaus vollumfänglich zustimmen können, vielen Dank dafür.

(Beifall bei Wolfhard Ploog CDU und bei Dr. Ludwig Flocken fraktionslos)

Es geht um die Stärkung und den Ausbau des Campus von DESY in Bahrenfeld beziehungsweise des Geländes vom XFEL in Schenefeld. Und in der Tat, Sie haben es schön umschrieben, wir haben hier nicht weniger als eine Elbphilharmonie der Wissenschaft. Und eine Elbphilharmonie, wie wir sie im Hafen haben, die strahlt durch ihre Architektur, die strahlt durch ihre Musik, die strahlt durch das, was wir in den Medien über sie tagtäglich be

richtet bekommen, auch international. Eine Elbphilharmonie der Wissenschaft wiederum hat es deutlich schwerer, vor allem, wenn ein Großteil dieser Elbphilharmonie unter der Erde liegt beziehungsweise in weniger schmuckvoll gestalteten Räumen stattfindet. Aber tatsächlich findet dort wissenschaftliche Exzellenz auf international höchstem Niveau statt und das ist etwas, worauf wir hier in Hamburg durchaus stolz sein können. Und deshalb ist es auch folgerichtig, dass wir diesen wissenschaftlichen Leistungen dort, diesen Frauen und Männern, die dort in der Forschung und in der Lehre tätig sind, zu mehr Strahlkraft und vor allem mehr Aufmerksamkeit in Hamburg verhelfen wollen. Dem können wir uns als CDU natürlich vollumfänglich anschließen.

(Beifall bei der CDU)

Dafür braucht es mehr Kommunikation, dazu kann diese Debatte hier heute sicherlich beitragen, dazu braucht es aber auch, und das greifen Sie in Ihrem Antrag in Teilen auf, unter anderem ein Besucherzentrum. Jedoch braucht es nicht nur ein Besucherzentrum, wenn man sich auch mit den Konzeptionen, mit den mittelfristigen Fortentwicklungsplänen für XFEL beispielsweise auseinandersetzt, sondern – Herr Dr. Tode nickt schon – es braucht ein Kongresszentrum. Es braucht ein internationales Kongresszentrum, das aber nicht für sich allein stehen sollte, sondern eines, das im Idealfall als ganzheitliche Einrichtung Besucherzentrum und Kongresszentrum vereint. Es ist wohl etwas ungeschickt, Sie haben dieses Kongresszentrum in Ihrem Antrag schlichtweg vergessen, meine Damen und Herren, liebe Frau Dobusch, denn der Antrag ist an diesen konkreten Stellen, wo er hätte konkret werden können, eben leider doch etwas schwammig gehalten.

Genauso schwammig, liebe Frau Dobusch, ist auch Punkt 2 des Antrags, in dem Sie sagen, Sie wollen gern einen internationalen Forschungs- und Lehrcampus dort aufbauen für naturwissenschaftliche Fächer. Wir diskutieren im Wissenschaftsausschuss ja gerade noch darüber, was denn eigentlich am Campus Bahrenfeld überhaupt entstehen soll, ob die Chemie beispielsweise dorthin verlagert werden soll oder nicht. Sie bleiben in diesem Antrag komplett schwammig, woraufhin wir uns jetzt natürlich die Frage stellen: Ist das jetzt etwa schon ein Vorgriff universitärer Entscheidungen, was die Verlagerung der Chemie angeht, oder aber ist es einfach nur wieder wohlfeile Prosa, weil es so nett klang, dass man irgendetwas Internationales entwickeln will? Vielleicht können das ja Ihre Koalitionskollegen der GRÜNEN gleich noch erklären, was es denn eigentlich konkret damit auf sich hat, dass Sie einen internationalen Forschungsund Lehrcampus entwickeln wollen.

Was Sie dann leider auch, obwohl Sie ja ein bisschen auf den HVV eingegangen sind, in Ihrem

(Gabi Dobusch)

Antrag selbst wiederum vermissen lassen, liebe Frau Dobusch, verehrte Damen und Herren von SPD und GRÜNEN, ist eine bessere Vernetzung der beiden Standorte. Denn die S-Bahn-Stationen allein, die insgesamt im Großraum entstehen sollen, werden nicht reichen. Wenn wir uns heute die unregelmäßig verkehrenden Buslinien anschauen, die wiederum gerade vom Standort des XFEL in Schenefeld zu den nahegelegensten S-Bahn-Stationen fahren, ist das weder für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine Freude, so den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen, den wir hier alle gemeinsam stärken wollen, noch erfüllt es das, was wir eigentlich wollen, nämlich eine Vernetzung zu schaffen, diesen Campus über den rein wissenschaftlichen Bereich zu öffnen. So schreiben Sie es in Ihrem Antrag, aber das funktioniert so, wie Sie es gerade geschildert haben, eben noch nicht, das ist zu wenig.

Dennoch sind wir sehr gespannt, was die Bürgerschaft im Sommer 2018 vom Senat zu diesem Thema berichtet bekommen soll. Ich persönlich habe die Vermutung, dass es, wie bei so vielen anderen Punkten, deutlich länger dauern wird als bis zum Sommer 2018, aber die Legislaturperiode ist dann auch lang. Ich bin mir sicher, kurz bevor es dann in die Fassung der Wahlprogramme geht, wird der Senat irgendeine Drucksache aus dem Hut zaubern, mit großen Ankündigungen durch die Presse jagen, anschließend hier durch uns diskutieren lassen, wobei wir dann feststellen, das war zwar gut, dennoch nur ein halber Schritt, aber ein halber Schritt ist immerhin besser als gar nichts, insofern werden wir zustimmen. – Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU)

Vielen Dank, Herr Ovens. – Herr Gögge von der GRÜNEN Fraktion, Sie haben jetzt das Wort.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Goethes Faust hat ja die Wissenschaft einmal so definiert, dass es sich um die Frage handelt, was die Welt im Innersten zusammenhält. Und wer sollte besser qualifiziert sein, dazu Antworten zu finden, als Naturwissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftler. In dieser Hinsicht können wir besonders stolz sein, dass wir eine der renommiertesten naturwissenschaftlichen Forschungsstätten Europas hier in unserer Stadt haben. Ich finde, als Wissenschaftsstadt Hamburg können wir darauf wirklich stolz sein.

(Beifall bei den GRÜNEN und der SPD)

Wir Menschen wollen ja wissen, was hinter den Dingen steht, und wir fragen uns natürlich immer wieder, wie wir auf die Herausforderungen der Zukunft reagieren sollen. Vieles davon kann uns natürlich allein die Wissenschaft erklären und in die Wege leiten. Gleichzeitig ist sie ein bedeutender

Wirtschaftsfaktor. Es ist ja geradezu eine Binsenweisheit, dass wir als Stadt, die in Zukunft nicht mehr allein durch den Hafen getragen werden kann, auf die Innovationskraft von Wissenschaft besonders angewiesen sind. Wissenschaft und insbesondere Spitzenforschung bilden oft genug die Grundlage für kommerziell erfolgreiche Produkte und auch für Neuerungen, die die Menschheit voranbringt. Das World Wide Web zum Beispiel wurde, viele von Ihnen wissen das, 1989 mehr oder weniger am CERN in Bern erfunden. Und klar ist, dieses Forschungsergebnis hat die Menschheit und ihr Leben völlig revolutioniert. Bedeutende Erfindungen aus Forschungsprojekten sollen ja künftig dann auch hier aus Bahrenfeld kommen und so werden im Moment auch schon neuartige medizinische Geräte für die Krebsforschung entwickelt.

In der naturwissenschaftlichen Strukturforschung bilden DESY und XFEL die Kathedrale der Wissenschaft und diese beeindruckenden Einrichtungen sollen allen Interessierten auch offenstehen.

(Beifall bei den GRÜNEN und der SPD)

Um spürbar und verständlich zu machen, welchen Wert Wissenschaft für unsere Gesellschaft hat, soll das künftige Besucherzentrum zu einer Reise durch die naturwissenschaftliche Forschung einladen. Möglichst viele Menschen, und da meine ich besonders die jüngeren, sollen hier eintauchen in das, was Wissenschaft ausmacht. Kinder und Jugendliche sprühen vor Neugier und Gestaltungslust und diese perfekte Ausgangssituation müssen wir nutzen, um Begeisterung für die Wissenschaft zu entfachen.

(Beifall bei den GRÜNEN und der SPD)

Je mehr Begeisterung für die Wissenschaft, desto besser für Hamburg, das meine ich jedenfalls, und genau darum investiert diese Koalition auch immer weiter in die Zukunft der Forschung, kümmert sich um strategischen Ausbau und um den wissenschaftlichen Nachwuchs, und das machen wir auch weiter so.

Für die Menschen in Bahrenfeld ist das DESY ein spannender, internationaler, aber durchaus auch etwas geheimnisvoller Nachbar. Das Interesse daran, was dort passiert, ist offensichtlich sehr groß. So war die Begeisterung bei Dark Matter, dem ersten Kunst-trifft-Wissenschaft-Projekt im Oktober, auch folgerichtig absolut großartig. Für mich ist das eine Bestätigung, dass ein neues Besucherzentrum genau das richtige Signal für die Wissenschaftsstadt Hamburg ist.

Erst vor Kurzem hat DESY unter großer internationaler Aufmerksamkeit den European XFEL Röntgenlaser in Betrieb genommen. Mein Eindruck war, dass die Neugier hier weit über die Wissenschaftsszene hinausging. In diesem Zusammenhang freue ich mich, dass sich diese Wissenschaftsein

(Carsten Ovens)

richtung ihrer gesellschaftlichen Verantwortung sehr bewusst ist. Forschen allein genügt natürlich noch nicht, sondern wir müssen den Menschen immer wieder auch erklären, wozu das Ganze gut ist und warum wir dafür öffentliche Gelder aufbringen.

(Beifall bei den GRÜNEN und der SPD)

Das entsprechende Interesse an Forschung und ihren Leistungen für die Gesellschaft wollen wir gemeinsam mit DESY stärken und wie könnte das besser gelingen als mit einem modernen Besucherzentrum.

Vielleicht darf ich heute zu meinem Geburtstag einmal an Sie den Wunsch richten, dass wir gemeinsam in Zukunft weiter für die Bedeutung der Wissenschaft werben, und genau dazu laden wir Sie mit diesem Antrag auch ein. – Vielen Dank.

(Beifall bei den GRÜNEN und der SPD)

Vielen Dank, Herr Gögge. – Von der Fraktion DIE LINKE bekommt Herr Dolzer das Wort.

Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Hamburgerinnen und Hamburger! Bei den wissenschaftspolitischen Debatten fühle ich mich irgendwie an den Film "Und täglich grüßt das Murmeltier" erinnert.

(Dirk Kienscherf SPD: Wir auch, wenn wir Sie sehen!)

Immer wieder die gleichen Debatten, jetzt sind wir wieder bei der Laserkanone und beim DESY, die Debatte hatten wir im letzten Jahr, glaube ich, dreibis viermal, jetzt haben wir sie wieder. Was ich positiv finde in der SPD-Fraktion, es redet nicht immer nur Herr Dr. Tode, sondern da gibt es eine Art Rotationsprinzip. Das finde ich super, finde ich echt gut, dann reden wenigstens unterschiedliche Akteurinnen und Akteure und das trägt ja vielleicht auch zum Zusammenhalt Ihrer Fraktion bei, das ist auch sehr schön.

(Dirk Kienscherf SPD: Das Dumme bei Ih- nen ist, dass Sie immer sprechen!)

Aber kommen wir jetzt zum Thema. Es ist wieder ein Leuchtturm, den Sie hier vorstellen. Das Besucherzentrum kann man bauen. Sie wollen aber so ein bisschen, das wurde schon angedeutet, blankoscheckmäßig eine Fortschreibung und einen weiteren Ausbau dieses Campus vorantreiben. Das kann man auch machen, das müsste dann aber konkreter benannt werden. Aber es gibt mit diesem Leuchtturm wirklich ein Problem. Frau Fegebank hat das letztes Mal, glaube ich, auch nicht verstanden, als ich versucht habe, das hier einmal in den Raum zu werfen. Es werden bestimmte Bereiche der Wissenschaft ausgebaut. Im wissenschaftlichen Diskurs heißt das Schweinezyklen. In den Siebzigerjahren gab es die Sozialwissenschaf

ten, die gepäppelt worden sind, in den Achtzigerjahren waren es die Betriebswirtschaften und seit 2005 sind es MINT. Das wird immer so fortgesetzt und immer so weitergemacht und irgendwann stellt man dann fest, okay, den Bereich haben wir gepäppelt, die anderen Bereiche haben wir unterfinanziert und abgebaut.

(Hansjörg Schmidt SPD: Das ist doch auch Quatsch!)

Deshalb nennt man das auch Schweinezyklen. Man kann natürlich auch einmal antizyklisch denken und sagen, na ja, wir wollen eine Grundfinanzierung und Ausfinanzierung aller Bereiche. Wir schauen uns nicht einige Leuchttürme an, sondern wir gucken, wo sind konkret die Probleme in den Hochschulen, wo sind sie zum Beispiel in der Sonderpädagogik, in der Lehrerinnen- und Lehrerbildung. Da bräuchten wir einmal solche Leuchttürme.

(Glocke)

Vizepräsidentin Christiane Schneider (unterbre- chend): Herr Dolzer, Sie hatten keinen Punkt gemacht, deshalb habe ich jetzt irgendwann geklingelt. Gestatten Sie eine Zwischenfrage von Herrn Dr. Tode?

Herr Dr. Tode darf gern etwas fragen, kein Problem.

Herr Dolzer, ist Ihnen bekannt, dass wir jetzt beim Exzellenzbereich beispielsweise die Manuskriptforschung haben und damit weltweit führend sind? Wir haben hier Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Slowakei, die sich mit afrikanischen Dialekten aus Timbuktu beschäftigen. Das sind, glaube ich, Geisteswissenschaften. Wir haben hier diverse geisteswissenschaftliche Förderungen. Wir renovieren gerade den Philosophenturm und verschiedene andere Sachen. Ist Ihnen das bekannt? Oder glauben Sie, dass das alles unter MINT abgehakt werden kann?