Um Geothermie in großem Umfang und vor allem in größerem Umfang als bisher zu fördern, ist auch die Politik gefragt. Die Bundesregierung hat erste Programme aufgelegt, aber im Sinne einer zukunftsfähigen und somit regenerativen Energieversorgung kann und muss hierbei noch viel mehr passieren. Das kann beispielsweise auch dadurch geschehen, dass auf Bundesebene Programme aufgelegt werden, die das Risiko bei Probebohrungen ausgleichen, indem das Fündigkeitsrisiko hier ausgeglichen wird. Das kann ein weiteres sinnvolles und wichtiges Programm sein.
Die politische Verantwortung haben auch wir in Hamburg, wir nehmen diese wahr, denn wir haben die Potenziale für Geothermie bereits erkannt. Wir haben die Förderung der Tiefengeothermie in der schwarz-grünen Koalition neu in das Klimaschutzkonzept aufgenommen. Frau Dr. Schaal, das haben wir auch schon im Dezember im Ausschuss debattiert, als wir das Klimaschutzkonzept vorgelegt haben, das ist nicht jetzt neu in der Großen Anfrage aufgekommen.
Auch Werkzeuge für die Förderung von oberflächennaher Geothermie sind Bestandteile des Klimaschutzkonzeptes und ich bin gespannt auf eine weitere Diskussion im Ausschuss, welche weiteren Potenziale zur Förderung sich möglicherweise noch erschließen könnten.
Im Übrigen spielt in diesem Zusammenhang auch eine zentrale und wichtige Rolle die Prüfung über die Übernahme der Energienetze durch die Stadt und dabei vor allem der Wärmenetze. Wenn wir als Stadt die Verfügung über die Energienetze hätten, dann könnten wir noch gezielter als bisher Geothermie fördern, auch in Hamburg, indem wir nämlich dieser Art der Wärmeform Vorrang bei der Einspeisung in die Netze geben würden. Leider ist eine Einspeisung von Wärme aus erneuerbaren Quellen bisher durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz noch nicht gesetzlich geregelt. Dort ist die Initiative der Bundesebene gefragt, dort muss etwas passieren. Wenn wir aber auch die Verfügung über die Wärmenetze wieder in städtischer Hand hätten, könnten wir im Interesse des Klimaschutzes auch unabhängig davon Lösungen finden, indem wir der Einspeisung von Wärme aus Geothermie den Vorrang einräumen würden.
Geothermie ist neben Sonne, Wind und Wasser ein wichtiger Baustein für eine Energieversorgung der Zukunft. Der Energiemix muss regenerativ sein, auch für Hamburg. – Vielen Dank.
Meine Damen und Herren, Frau Präsidentin! In der heutigen Debatte zur Geothermie versucht die CDU, sich als Förderer der erneuerbaren Energien zu feiern, das ist ein ganz neuer Aspekt.
Der Pferdefuß des Ganzen wird aber verschwiegen. Die Nutzung der Erdwärme ist durchaus problematisch. Bohrungen für oberflächennahe Geothermie können zum Beispiel zur Gefährdung von Boden und Gewässern führen, zum Beispiel beim Grundwasser, insbesondere in Wasserschutzgebieten, und sind auch problematisch bei der Trinkwasserversorgung. Es kann zur Abkühlung des Untergrunds führen und zu Frostschäden. Hamburgs Anteil, das hat die Große Anfrage der CDU ergeben, an oberflächennaher Geothermie an der gesamten Energieerzeugung ist nicht erfasst. Ich übersetze einmal: spielt keine Rolle. Wenn GAL und CDU in diesem Zusammenhang davon sprechen, dass sie mit dieser Großen Anfrage und mit ihrem Versuch, Geothermie stärker auszubauen, den Atom- und Kohlestrom zurückdrängen wollen, dann ist das wirklich unglaubwürdig.
Zwischen 2003 und 2008 wurden insgesamt 500 Anträge für entsprechende Wärmepumpen beziehungsweise Wärmesonden gestellt. Der Umfang und die Größe dieser Anlagen wurden gar nicht benannt, auf jeden Fall sind es keine 100 pro Jahr. Wir können darüber reden, dass die Geothermie
ausgebaut werden soll, das ist durchaus ein vernünftiger Ansatz, aber das Ganze anzupreisen als eine besonders kostengünstige und erneuerbare Energieform, wie Sie es im Antrag getan haben, das ist wahrscheinlich falsch, insbesondere, wenn man genau liest, was der BUND dazu sagt. Ich zitiere einmal aus der Zusammenfassung vom BUND:
"Geothermie kann theoretisch sehr viel Energie bereitstellen – doch ihre Erschließung ist relativ aufwendig und bislang noch teuer."
Deswegen ist wahrscheinlich die Vision, dass das eine günstige Energieform sein wird, ein Wunsch, aber ich glaube nicht, dass man das in der Realität umsetzen kann.
"Wir sehen die Geothermie sehr differenziert, Bohrrisiken und Fündigkeitsrisiken verteuern die Nutzung der Tiefengeothermie und oberflächennahe Geothermie macht häufig wegen der Wärmepumpenproblematik keinen Sinn."
Wir sind der Auffassung, dass man diese Frage der Wärmepumpen durchaus kritisch sehen muss, weil die Energiebilanz häufig negativ ist. Deshalb glaube ich auch, dass der BUND recht hat, wenn er sagt, man müsse erst einmal sehen, ob man nicht andere Formen von Energieeinsparungen nutzen könne. In seinen Unterlagen steht, technisch und wirtschaftlich sei ein mit Sonne und Holz beheiztes, gut gedämmtes Passivhaus, dessen Abwärme durch Wärmepumpen genutzt sei, viel sinnvoller als der Einsatz von Wärmepumpen mit Grundwasserbohrung.
DIE LINKE ist für die Erforschung des Potenzials der Tiefengeothermie; die Alternative zu kohle- und atomstromfressenden Wärmepumpen ist allerdings die Wärmedämmung von Alt- und Neubauten. Das hat in Hamburg ein riesiges Potenzial, darauf weisen alle Umweltverbände hin und insofern meinen wir, dass dies durchaus ein Ansatz ist.
Tiefengeothermie kommt für Hamburg, wie wir aus der Großen Anfrage ersehen haben, überhaupt nicht infrage, also müssen wir uns auf die Oberflächengeothermie beschränken. Hier muss aber noch viel mehr erforscht werden und auch die Erfahrungen in Allermöhe zeigen, dass sie durchaus ernüchternd sein können. Das Modellprojekt, das jetzt in Wilhelmsburg betrieben wird, ist zwar ein Anfang und kann positive Ansätze haben, aber bevor das ausgeweitet wird, muss es auch sehr genau und kritisch begleitet werden.
Was das Thema erneuerbare Energie aus Erdwärme anbetrifft, stehen dieser Senat und die BSU höchstens am Anfang und hier muss noch sehr viel getan werden, es muss sehr sorgfältig gemacht
Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Wir diskutieren nun wahrlich nicht zum ersten Mal über Energiepolitik in dieser Legislaturperiode und das hat auch seine guten Gründe. Die Thematik heute, geothermische Energie,
hat viel Potenzial, das hat die Debatte deutlich gemacht. Mit Blick auf die kritischen Töne, die in der Debatte gefallen sind, glaube ich, dass wir als Gesellschaft insgesamt in einer Situation sind, die es erfordert, die ganze Bandbreite der Alternativen weiter zu erforschen, die uns davon befreien, CO2 freizusetzen. Deswegen finde ich auch, dass trotz mancher unklarer Perspektiven auch die Geothermie als klimafreundliche Energieversorgung für die Zukunft eine bedeutsame Rolle spielen kann.
Die in der Erde gespeicherte Wärme ist unabhängig von der Tages- und Jahreszeit, kann unabhängig von Wetterbedingungen genutzt werden. Deswegen ist perspektivisch natürlich auch die Frage der Energiegewinnung für eine Grundlastfunktion gegeben. Die in der Erdkruste gespeicherte Wärme kann als Energiequelle sowohl direkt zum Heizen als auch indirekt zur Erzeugung von elektrischem Strom oder in Kraft-Wärme-Kopplung genutzt werden. Also sowohl als Heizstrategie oder auch perspektivisch als grundlastfähige Energieerzeugung kann Geothermie einen Beitrag zu weniger CO2-Emissionen leisten, damit zum Klimaschutz und ist insofern ein wichtiges Thema.
Das ist auch der Grund, warum die BSU weiter die Nutzung dieser geothermischen Energie vorantreiben muss und wir werden noch Gelegenheit haben, Detailfragen weiter im Ausschuss zu beraten.
Es kann unterschieden werden zwischen der oberflächennahen Geothermie und der Tiefengeothermie; deswegen möchte ich einige Punkte aus der Großen Anfrage noch einmal aufgreifen. Bei der oberflächennahen Geothermie ist aufgrund des niedrigen Temperaturniveaus in den oberflächennahen Bodenschichten in der Regel der Einsatz von Wärmepumpen erforderlich. Sowohl das Heizen als auch das Kühlen von Gebäuden ist mit der Wärmepumpentechnik möglich und wird auch in Hamburg zunehmend nachgefragt. Der CO2-Aus
stoß bei einer Wärmeerzeugung mittels oberflächennaher Geothermie verringert sich gegenüber einer Gas-Brennwertheizung immerhin um durchschnittlich 20 bis 25 Prozent und man kann auch feststellen, dass im Hamburger Raum naturräumliche Voraussetzungen für eine Nutzung oberflächennaher Geothermie in weiten Teilen gegeben sind. Die benötigten Informationen werden zurzeit im Internet veranschaulicht über den DigitalenAtlasNord und außerdem bietet das Geologische Landesamt eine sehr häufig nachgefragte, individuelle, grundstücksbezogene Beratung an.
Ganz kurz einige Zahlen: Allein 2008 gab es rund 500 Anfragen. Die Tendenz der Anfragen ist weiter steigend. Wenn wir die letzten Jahre betrachten, wurden in den Jahren 2003 bis 2008 umgekehrt dann auch circa 500 wasserrechtliche Erlaubnisse für die Nutzung dieser oberflächennahen Geothermie erteilt.
In unserem Klimaschutzprogramm Solarthermie und Heizung wird unter anderem der Ersatz einer bestehenden Heizung durch eine Grundwasseroder Solarwärmepumpe gefördert, wenn gleichzeitig eine Solaranlage installiert wird. Darüber hinaus haben die Hamburgerinnen und Hamburger die Möglichkeit, Mittel über bundesweite Programme, zum Beispiel der KfW-Bank, zu beantragen.
Ich möchte kurz auf die Tiefengeothermie eingehen, hierüber sind heute auch kritische Töne gefallen. Ich sage noch einmal grundsätzlich, auch wenn ich Ihr Argument gehört habe, Frau Schaal: Es mag Alternativen geben zum ganzen Thema Grundlast für die Großkraftwerke, wie wir sie bisher hauptsächlich nutzen, wenn man an das Thema virtuelle Kraftwerke denkt. Ich habe heute eine Pressekonferenz gegeben, bei der wir gezeigt haben, wie wir aus dem Konjunkturprogramm in Hamburg dieses virtuelle Kraftwerk, diese Vernetzungsidee, diese privaten Kraft-Wärmekopplungs-Anlagen fördern.
Ich glaube weiterhin, dass wir uns in einer Situation befinden, in der wir uns breit aufstellen müssen mit der Erforschung unserer Möglichkeiten. Deswegen plädiere ich nicht nur an Ihre Neugier, sondern auch an diese strategische Herausforderung, die Bandbreite der Neukonzeptionierung unserer Energieversorgung voranzubringen und nicht Dinge voreilig abzulehnen – die haben wir bei den virtuellen Kraftwerken auch noch nicht erreicht –, bei denen wir noch keine endgültige Lösung haben.
Deswegen komme ich noch einmal zur direkten Wärmenutzung und einer wirtschaftlichen Stromerzeugung durch die Tiefengeothermie. Es ist richtig, hier sind sehr tiefe Bohrungen notwendig, aber CO2-Emissionen einer geothermischen Stromerzeugung betragen immerhin weniger als ein Zehntel der Emissionen eines modernen Kohlekraftwerks, bei einer geothermischen Kraft-Wärme-Kopplung ist das sogar noch weniger.
Der tiefe Untergrund Hamburgs ist bisher im Wesentlichen nur im südlichen Randbereich durch Tiefbohrungen der Erdölindustrie erschlossen und Aussagen über die tiefliegenden Formationen in anderen Teilen Hamburgs sind im Moment nur anhand von Korrelationen mit außerhalb Hamburgs liegenden Tiefbohrungen oder geologischen Kartenwerken möglich. Sie haben ganz richtig auf ein Beispiel in Hamburg-Allermöhe verwiesen. Hier hat man 1997 eine vorhandene Erdölbohrung abgeteuft, hat dann im Endeffekt aufgrund ungünstiger geologischer Bedingungen dieses Projekt aber wieder eingestellt, weil es dort wirtschaftlich nicht nutzbar war. Ich finde es aber nicht falsch, sondern auch vernünftig und richtig, dass wir im Klimaschutzkonzept 2007 bis 2012 eine Modellprojektbohrung für Tiefengeothermie vorsehen, weil es an einer anderen Stelle auch zu einem anderen Ergebnis kommen kann. Ausgelöst durch den hohen Wärmebedarf eines Wilhelmsburger Unternehmens ist die Debatte über die Exploration von tiefengeothermischen Potenzialen in den letzten Monaten von der IBA GmbH aufgegriffen worden und auch mit dem Geologischen Landesamt intensiv erörtert worden.
Deswegen erkunden wir das tiefengeothermische Potenzial von Wilhelmsburg, das aufgrund der Wohn- und Gewerbenutzung geeignete Abnehmerstrukturen bieten könnte und für die Durchführung dieses Projekts wurde auch eine Projektgesellschaft gegründet und geologische und technische Machbarkeitsstudien liegen inzwischen vor.
An dieser Stelle möchte ich noch erwähnen, dass Geothermie, so wie wir sie heute diskutiert haben, eine Herausforderung ist, wenn sie einen Beitrag zur Senkung der CO2-Emissionen leisten soll, perspektivisch eine ernstzunehmende und zu überprüfende Frage. Ehrlicherweise stimmt es zu sagen, dass wir noch einen weiten Weg vor uns haben. Diesen Weg zu erkunden und ihn gemeinsam zu diskutieren, ist es wert. – Vielen Dank.
Wer stimmt einer Überweisung der Drucksache 19/3610 an den Umweltausschuss zu? – Gegenstimmen? – Stimmenthaltungen? – Das ist einstimmig geschehen.
Ich rufe den Tagesordnungspunkt 15 auf, Drucksache 19/3987, Bericht des Europaausschusses: Internationale Metropole am Wasser – Marseille als Dialogpartner für Hamburg.
Internationale Metropole am Wasser – Marseille als Dialogpartner für Hamburg (Antrag der Fraktion der CDU) – Drs 19/3987 –]
Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Es gibt eigentlich zwei Gründe für uns, heute diesen Ausschussbericht aus der letzten Europaausschusssitzung noch einmal auf die Tagesordnung zu setzen.
Ein Bemühen besteht darin, die Städtepartnerschaften, die wir in Hamburg pflegen, präsent zu halten, aber auch mit Leben zu füllen, und die Diskussion, die wir im Ausschuss hatten und auch der Bericht, der Ihnen heute zur Zustimmung vorliegt, sind ein sehr gutes Beispiel dafür, wie wir eine Städtepartnerschaft, die ihre Höhen und Tiefen hatte, im letzten Jahr wieder mit Leben bewegt haben. Wir als CDU-Fraktion sind der Meinung, dass wir auf diesem Weg vorangehen sollten.