Protocol of the Session on November 20, 2008

Wer im Studium seine Kinder bekommen hat, hat nachher, wenn er in den Beruf kommt, die Hände frei; dann ist die größte Belastung schon vorbei. Aber das ist natürlich Zukunftsmusik, zu der wir vielleicht noch kommen. Wenn sich dann auch noch der eine oder andere Herr aus der Rolle des Reproduktionsassistenten löst und wirklich Vater wird, ist es vielleicht noch ein bisschen einfacher.

Im letzten Jahr haben der Wissenschaftsrat und die Hochschulrektorenkonferenz ein Programm aufgelegt, eine Offensive zur Chancengleichheit in Forschung und Lehre. Das gilt es jetzt intensiv in die Realität umzusetzen; unser eingebrachter Antrag soll dazu beitragen. Wir brauchen mehr Frauen in der Forschung, wir brauchen im Übrigen auch mehr Forschung, die sich mit den Frauen beschäftigt. Aber wenn man mehr Professorinnen will, dann braucht man auch mehr Frauen in den Entscheidungsgremien, in den Berufungskommissionen.

Ich denke, dass man das mit deutlichen Zielvorgaben erreichen kann. Ich eiere hier so ein bisschen um die Quote herum. Ich persönlich habe nie Schwierigkeiten damit gehabt, weil ich als Quotenfrau immer wusste, was ich wert war. Aber vielleicht kommen wir nicht drumherum, mit einer gemeinsamen Initiative ein bisschen nachzusetzen, denn die Männer können sehr viel von Frauen in der Wissenschaft mit Familie lernen, was Organisation, was Zusammenarbeit und auch was Resilienz anbetrifft.

Wir haben eine Menge erreicht, wir werden noch eine Menge erreichen und ganz zum Schluss wollen wir noch mal ein bisschen üben. Es ist eine Genderdebatte. Vielleicht können Sie sich inhaltlich damit auseinandersetzen, dass es Gender Mainstreaming gibt. Vielleicht kann der eine oder andere das einmal nachsprechen.

(Beifall bei der LINKEN)

Es gibt Gender Studies und letztendlich – dies für einen Herrn, der leider im Augenblick nicht da ist, den ich aber hoch schätze – auch ein Gender Budgeting. So schwer ist das nicht.

(Beifall bei allen Fraktionen)

Das Wort bekommt Frau Dobusch.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Ich will etwas nachliefern, was Frau Koop ausgelassen hat. Da fehlte ein großer Teil: Der Fortschritt ist eine Schnecke. Niemals war dieser Spruch so angebracht wie jetzt, da wir über dieses Thema sprechen. Das Beharrungsvermö

gen von Männern in Wissenschaft und Forschung ist phänomenal

(Vizepräsident Wolfhard Ploog übernimmt den Vorsitz.)

und, möchte ich anfügen, eigentlich auch die Geduld der Frauen in der CDU. Auf einer Konferenz der Bundesregierung Anfang dieses Jahres wurde von kognitiver Verweigerung gesprochen, anders sei nämlich das konsequente Verleugnen der Ungleichbehandlung von Frauen und Männern einerseits und das Ignorieren von Zielvorgaben – die gibt es je nach Land bereits seit Jahrzehnten – und das Unterlaufen sämtlicher Frauenfördermaßnahmen andererseits kaum zu erklären.

Die Universitäten in Deutschland – Hamburger Universitäten machen da überhaupt keine Ausnahme – sind Organisationen, bei denen die Rekrutierung hochgradig geschlechtshierarchisch verläuft; das möchte ich hier noch einmal festhalten. Die Weichen hierfür werden bereits in der Promotionsphase gestellt, danach öffnet sich die Schere zwischen Männern und Frauen weit, sehr weit, bis wir von an die 50 Prozent weiblichen Studierenden über 23 Prozent Habilitierte schließlich bei peinlichen 8 bis 9 Prozent C4-Professorinnen angekommen sind. Das ist die Schere, die wir derzeit immer noch haben. Es führt überhaupt kein Weg daran vorbei. An deutschen Universitäten wird nicht nach Qualitätsgesichtspunkten berufen. Es lässt sich gar nicht anders formulieren, wir haben nichts als Quotenmänner in dieser Universität. Nun hat sich in den letzten Jahrzehnten zwar wenig aber doch etwas zum Positiven verändert. Es könnte also sein, dass es Hamburg nicht wie die meisten deutschen Universitäten erst am Ende dieses Jahrhunderts schafft, eine echte Gleichstellung der Geschlechter in der Forschung zu erreichen, sondern – man höre und staune – bereits in 50 Jahren. Ich sehe hier links vielleicht zwei Damen, die das noch erleben werden. Der Rest von uns wird zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht mehr hier sein.

(Karl-Heinz Warnholz CDU: Was?)

Nicht mehr unter den Lebenden weilen, kann ich auch formulieren. So ist es einfach. Wir erleben das nicht mehr.

Es gibt aber aktuell ein Zeitfenster, das wir nutzen sollten, wenn wir klug sind. In den nächsten Jahren werden nämlich gehäuft Professuren frei, die wir ganz gezielt mit Frauen besetzen sollten. Das wäre die einzig positive Botschaft an die jungen Frauen da draußen, die bis dahin ein bisschen wie bei Kafka zwar an die Türen der Alma Mater klopfen dürfen, aber nur ins Kellergeschoss hineingelassen werden. Im Jahr 2007 lag der Frauenanteil bei den Neuberufungen der Universität Hamburg zwar bei 40 Prozent – und auf den ersten Blick ist das eine wunderbare Zahl –, aber das täuscht, denn wir müssen im Blick behalten, von welcher Basis wir

(Karen Koop)

kommen. Der Frauenanteil insgesamt verändert sich dadurch nämlich überhaupt nicht. 2010 wird der Frauenanteil an den Professuren trotzdem nur bei planmäßigen 24,8 Prozent liegen. Das ist wirklich großartig.

Frau Koop, Sie haben sich wirklich viel Mühe damit gemacht, alles, aber auch wirklich alles, abzufragen, was man an der Universität unter dem Aspekt Familie so machen kann.

Ja, es ist ein großer Fortschritt, wenn Wissenschaft und Forschung familien- und kinderfreundlicher werden. Das ist überhaupt keine Frage.

Aber klar ist doch auch: In Deutschland allgemein und in den letzten Jahren im Besonderen in dieser Stadt verengt sich die Debatte sehr oft, sehr gern und sehr schnell auf die Kinder- und Familienfrage. Das kann aber nicht alles sein in dieser Beziehung.

(Beifall bei der SPD und der LINKEN)

Gleichstellungsförderung in Wissenschaft und Forschung lässt sich keineswegs auf die Vereinbarkeitspolitik und auf Double Career-Maßnahmen reduzieren. Es geht auch um Diskriminierung in einem umfassenderen Sinne. Frauen beklagen zum Beispiel eine im Vergleich zu männlichen Kollegen deutlich geringere Rückendeckung durch ihre Betreuenden und Vorgesetzten, der Zugang zu Netzwerken bleibt ihnen versperrt, Vorbilder fehlen. Mentoring-Programme könnten hierbei zum Beispiel helfen, die gibt es ab und zu schon. Ich möchte Sie noch einmal an unsere durchaus engagierte Debatte von letzter Woche, oder wann es war, erinnern, als wir über männliche Personen in Kita und so weiter gesprochen haben. Das Verhältnis an der Universität ist ähnlich katastrophal und das schon von Beginn an, also seit Jahrzehnten.

Ich frage mich aber auch ein bisschen, was dieser Alleingang der CDU mit der Großen Anfrage soll. Angesichts der Ankündigung im Koalitionsvertrag hätte ich eher erwartet, dass GAL und CDU gemeinsam konkret werden. Wo ist denn jetzt das hochschulübergreifende Programm, das die Verantwortung der Stadt und der Hochschule für die Nachwuchs- und Frauenförderung aufzeigt? Wo sind denn eigentlich die konkreten Informationen über die verbindlichen Ziel- und Leistungsvereinbarungen zur Frauenförderung nach dem Kaskadenmodell für 2009/2010? Stattdessen kommt die CDU-Fraktion jetzt mit einem Antrag, in dem es eigentlich nur um eines geht, nämlich den zweifellos erfreulichen Erfolg von zwei Hamburger Hochschulen beim Professorinnen-Programm zu feiern. Das ist wunderbar, aber wirklich nicht genug. Das ist angesichts der Lage der Frauen im Hamburger Wissenschaftsbetrieb wirklich entschieden zu wenig.

(Beifall bei der SPD und der LINKEN)

Der frühere Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft Winnacker hat sich dazu durchgerungen zu sagen, es sei im internationalen Vergleich peinlich, dass nur 13 Prozent aller Professoren Frauen sind und es unter den C4-Professuren nur 8 Prozent sind. Eine solche Ressourcenverschwendung könne sich nicht leisten, wer an die Spitze wolle. Das wollen wir doch aber in Hamburg. Oder haben Sie das nicht mehr vor? Verehrte Kolleginnen und Kollegen von CDU und GAL, wir hoffen sehr, dass von Ihnen noch etwas Konkreteres kommt als in diesem CDU-Antrag. Sie wissen: Für die Quote waren wir von der SPD schon immer und dazu stehen wir natürlich. – Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und der LINKEN)

Das Wort bekommt Frau Dr. Gümbel.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Zunächst einmal möchte ich mich bedanken für die ausführliche Beantwortung der Großen Anfrage der CDU durch die Behörde. Das war recht ausführlich und bildet eine gute Grundlage, um weiterarbeiten zu können. Weiterhin ist natürlich auch sehr erfreulich, dass wir bei zwei Hamburger Hochschulen Spitzenbewertungen bekommen haben und in dieses Professorinnen-Programm, das ein Bund-Länder-Programm ist, aufgenommen worden sind. Das ist richtig gut.

Wenn man die Antworten liest, dann stellt sich heraus, dass die HAW besonders gut abschneidet. Das ist auch kein Zufall, denn die HAW hat an diesem Auditierungs-Verfahren der Hertie-Stiftung als familiengerechte Hochschule teilgenommen. Genau an diesem Auditierungs-Verfahren orientiert sich auch die Fragestellung der Großen Anfrage. Wir würden es insofern sehr begrüßen, wenn auch die Universität – auch die anderen Hochschulen, aber insbesondere die Universität – an einem solchen Auditierungs-Verfahren teilnehmen würde. Das hilft Defizite zu erkennen, sie zu beheben und Vorhandenes besser kenntlich zu machen. Defizite, das konnten wir in der Großen Anfrage lesen, gibt es noch reichlich. Es gibt einige gute Ansätze, aber wichtig ist dabei auch, dass das, was vorhanden ist, deutlich gemacht wird. Zum Beispiel gibt es bei der Universität für Verwaltungsangestellte die Möglichkeit zum einmonatigen Sabbatical. Verwaltungsangestellte, die Kinder haben, können also, wenn sie zwölf Monate auf ein Zwölftel des Gehalts verzichten, einen Monat freimachen. Das hilft sowohl Frauen als auch Männern über die schwierige Phase der sechswöchigen Sommerferien ganz gut hinweg. Es hilft nur alles nichts, wenn diese Maßnahme so gut wie unbekannt ist. Es gibt also viele Maßnahmen, die vorhanden sind, die sich aber so verstecken, dass es fast so ist, als gäbe es sie gar nicht. Die eine Seite ist sozusagen das Un

(Gabi Dobusch)

terstützen der Eltern in der Hochschule, sei es, dass sie studieren, sei es, dass sie Lehrende sind, sei es, dass sie sich in akademischen Programmen befinden. Das ist wichtig und da gibt es viel zu tun. Ich will das jetzt gar nicht mehr im Einzelnen nennen. Frau Dobusch und Frau Koop haben darauf hingewiesen. Da herrscht große Einigkeit.

Die andere Sache hat Frau Dobusch auch genannt: Natürlich kann man es nicht darauf reduzieren, dass man in der Hochschule Kindergärten, Wickelplätze und Stillzimmer einrichtet und sagt, damit wäre dann die Sache getan. So ist es nicht. Der 50-prozentige Anteil an weiblichen Studierenden ist relativ gut, da kann man nicht meckern. Bei den Promotionen ist das dann immer noch so, das unterscheidet sich natürlich je nach Fachgebiet, das ist soweit in Ordnung. Dramatisch, darauf hatte Frau Dobusch auch schon hingewiesen, wird es dann ab den Postdocs und ganz schlimm sieht es aus bei den Professorinnen. Ich hatte anfänglich schon gesagt, dass es gut ist, dass zwei Hamburger Hochschulen, nämlich die HAW und die Uni, diese Spitzenpositionierung bekommen haben und deshalb zusätzliche Professuren bekommen haben. Das ist gut, das begrüßen wir auch ausdrücklich, ebenso wie den Antrag der CDU, das mit Maßnahmen zu flankieren. Aber, was sich deutlich zeigt, ist, dass wir dazwischen einen Gap haben, nämlich zwischen den Frauen, die promovieren, und denen, die dann die wissenschaftliche Karriere so weitergehen, dass sie hinterher C4-Professorinnen werden. Das sind 8 Prozent, das ist mehr als kläglich.

Man muss sich fragen, warum das so ist, und ich glaube, dass ein wichtiger Aspekt zur Klärung in der dramatischen Unsicherheit der Lebensplanung von akademischen Karrieren zu sehen ist. Das wirkt abstoßend sowohl auf solche Leute, die in der Familienplanung sind, aber auch auf andere. Ich glaube, neben diesem ganzen Aspekt, den Sie schon angesprochen hatten, Frau Dobusch – der Diskriminierung –, wirkt auch das so abstoßend, dass viele begabte Frauen der Hochschule den Rücken kehren und anderswo ihre Zukunftschancen suchen. Das kann sich eine Hochschullandschaft nicht erlauben. Eine Hochschullandschaft muss so aufgestellt sein, dass sie auf dieses wichtige Kapital nicht verzichtet und eben diesen Nachwuchswissenschaftlerinnen Angebote macht.

(Beifall bei Antje Möller GAL)

Deshalb denken wir, dass es ganz wichtig ist, hierbei zu unterstützen. Wir brauchen in größerem Maße, und zwar in wesentlich größerem Maße, Stipendien für Postdocs, für Wiedereinsteigerinnen und für solche, die nach der Geburt oder der Kleinkindphase wieder in den akademischen Bereich zurück wollen.

Ich will noch einmal festhalten, dass wir die Förderung der akademischen Spitze durch das Profes

sorinnen-Programm gut finden. Es ist auch gut, das zu unterstützen, wie das in dem Antrag geschieht, aber wesentlich ist, den Flaschenhals im Mittelbau zu weiten und hier Nachwuchsstipendien zu installieren. Das wird für uns alle gemeinsam in diesem Haus Aufgabe sein und wir haben im Koalitionsvertrag dazu auch schon die Weichen gestellt. Ich denke aber, dass wir das alle gemeinsam die nächsten vier Jahre bewegen werden, und ich hoffe sehr, dass wir – so wie Frau Koop das am Anfang ihrer Rede bilanziert hat, wo sie gesagt hat, dass wir vor zwei oder vier Jahren schon einmal zum gleichen Thema diskutiert hätten und jetzt schon ein bisschen weiter seien –, wenn wir das in zwei Jahren noch einmal tun, dann gemeinsam festhalten werden können, dass wir hoffentlich wieder ein Stückchen und vielleicht ein etwas größeres Stückchen weiter gekommen sind. – Danke.

(Beifall bei der GAL und der CDU)

Das Wort bekommt Frau Artus.

Herr Präsident, sehr geehrte Herren und Damen! Die Große Anfrage der CDU trägt den Namen Wissenschaft und Geschlechtergerechtigkeit. Dieser Titel ist ein durchaus erfreulicher Anblick im Wust dieser ganzen parlamentarischen Dokumente. Doch beim genaueren Lesen bin ich ins Stocken geraten. Erst einmal sind wir es nun wirklich nicht gewohnt, dass so knapp formulierte Fragen mit einer derartigen Fülle und Detailgenauigkeit beantwortet werden.

(Beifall bei der LINKEN und der SPD)

Bei unseren Fragen ist das Verhältnis oft andersherum. Außerdem fehlt der so vertraute Verweis auf die Unmöglichkeit der Beantwortung der Fragen in der zur Verfügung stehenden Zeit.

(Beifall bei der LINKEN und der SPD – Wolf- gang Beuß CDU: Das ist ja auch eine Große Anfrage. Das ist bei Kleinen anders!)

Wie sieht es inhaltlich aus mit dem Stand der Geschlechtergerechtigkeit in der Hamburger Wissenschaft? Ein überwältigender Anteil der Anfrage und der Antwort des Senats bezieht sich ausschließlich auf die Fragen der Familienfreundlichkeit des Hamburger Hochschulbetriebs. Dass Geschlechtergerechtigkeit weit darüber hinausgeht, rückt leider völlig in den Hintergrund und wurde von meinen Vorrednern auch schon entsprechend angemerkt. Ich möchte nicht falsch verstanden werden. Jede Maßnahme, die es Frauen erleichtert, die weiter anhaltende strukturelle Benachteiligung durch die immer noch ungleich verteilte Familienarbeit zu mildern, ist zu begrüßen. Die Bemühung, Studentinnen mit Kindern eine verbesserte Betreuung zu gewährleisten und den Hochschulbetrieb in seiner Struktur familienfreundlicher zu gestalten, ist

(Dr. Eva Gümbel)

lange überfällig. Wobei die Beantwortung der Anfrage keine Zweifel daran lässt, woher das gesteigerte Interesse kommt. Gleich auf der ersten Seite wird betont, dass der Senat die Steigerung der Attraktivität der Hamburger Hochschulen für Familien auch als strategischen Wirtschaftsfaktor versteht. Die selbstverständliche Forderung, dass es Frauen möglich sein muss, Ausbildung, Beruf und Familie zu verknüpfen, wird erst dann für die politischen Entscheider relevant, wenn sie mit einem wirtschaftlichen Vorteil verknüpft ist.

Neben der Familienfreundlichkeit wird – zwar in sehr bescheidenem Umfang, aber immerhin – noch auf einige andere Punkte eingegangen, die eine genauere Beachtung verdienen. Frauen stellen zurzeit sowohl circa die Hälfte der Studierenden als auch die Hälfte des Hochschulpersonals. Aber dies bedeutet noch lange keine Gleichstellung. Zum einen muss die Entwicklung der Studierenden genau beobachtet werden. Die Befürchtungen, dass Frauen überdurchschnittlich durch die Einführung der Studiengebühren betroffen sein werden, sind inzwischen wissenschaftlich belegt. Die Ende Oktober vom Hochschulinformationssystem vorgelegte und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Untersuchung bestätigt, dass der Studienverzicht aufgrund von Studiengebühren, ob sofort zu zahlen oder nachgelagert, bei jungen Frauen und Kindern aus hochschulfernen Elternhäusern überdurchschnittlich ausgeprägt ist.

Zum anderen ist die Verteilung der Geschlechter in den verschiedenen Karriereabschnitten bezeichnend. Während Frauen nach den Daten des Statistischen Bundesamts noch in gleichem Maße wie Männer einen Studienabschluss erreichen und auch 41 Prozent der Doktortitel erwerben, stellen sie nur noch 22 Prozent der Habilitationen. Gerade einmal 15 Prozent der Professorenstellen sind weiblich besetzt und die höchstdotierten C4- beziehungsweise W3-Stellen liegen gerade noch mit 10 Prozent in Frauenhand. Die Antwort des Senats spricht von einer deutlichen Steigerung der W3beziehungsweise C4-Professuren, es werden aber leider keine konkreten Zahlen genannt. Hier ist die genannte Teilnahme am Professorinnen-Programm des BMBF ein richtiger Schritt aber natürlich bei Weitem nicht ausreichend.

Ein weiterer Aspekt, der ganz besondere Aufmerksamkeit verdient, ist die Betonung der Genderkompetenz als Schlüsselqualifikation. Lobend für Hamburgs Qualifikation auf diesem Gebiet wird in der Antwort des Senats die Möglichkeit, ein Zertifikat Genderkompetenz zu erwerben, erwähnt. Die Geschichte dieses Zertifikats ist allerdings ein wahres Trauerspiel im Kapitel Geschlechtergerechtigkeit in der Hamburger Wissenschaftslandschaft. Im Wintersemester 2002/2003 starteten an Hamburger Hochschulen der Master-Studiengang Gender und Arbeit an der damaligen Hochschule für Wirtschaft

und Politik sowie ein Magister- und Diplom-Nebenfach-Studium Gender und Queer Studies an der Universität Hamburg. Beide Studiengänge wurden hochschulübergreifend und interdisziplinär zwischen der TU Hamburg-Harburg, der Hochschule für Angewandte Wissenschaften, der Hochschule für bildende Künste, der Hochschule für Musik und Theater und der Evangelischen Hochschule für Soziale Arbeit angelegt. Die Zusammenarbeit ermöglichte es trotz geringer eigener Kapazitäten, den Studierenden in jedem Semester 80 bis 100 Lehrveranstaltungen anzubieten. Diese Studiengänge wurden begeistert von den circa 180 Studierenden im universitären Magister- und Diplom-NebenfachStudium und weiteren 60 Studierenden im MasterStudiengang Gender und Arbeit aufgenommen.