Protocol of the Session on November 28, 2001

Ich war selbst einmal fünf Jahre in der SPD, das war mein Trauma.

(Beifall bei der Partei Rechtsstaatlicher Offensive, der CDU und der FDP – Michael Neumann SPD: Dass Sie aus Nordrhein-Westfalen kommen, hört man!)

Ich komme übrigens aus Nordrhein-Westfalen, wo ich fünf Jahre in der SPD war, und dort reagiert man ganz anders. Ich bin stolz darauf, dass Sie das hören.

(Dirk Nockemann Partei Rechtsstaatlicher Offensive)

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(Michael Neumann SPD: Das höre ich: Ich bin stolz darauf!)

Da arbeitet die SPD besser mit der CDU zusammen, das haben wir pragmatisch gemacht.

Aber dass auch diejenigen in der SPD, die es besser wissen mussten, nicht den Mut hatten, entsprechend dieser Einsicht zu handeln, sondern im Gegenteil wider besseres Wissen das Vertrauen der Polizei auf dem Altar der Koalitionspolitik geopfert haben, ist der eigentliche Skandal.

(Beifall bei der Partei Rechtsstaatlicher Offensive, der CDU und der FDP)

Sie hätten der GAL dieses Instrument verweigern müssen. Indem Sie das nicht getan haben, haben Sie das Vertrauen der Polizei zur Politik aus nachvollziehbaren Gründen auf den Nullpunkt gebracht. Oder war Ihre Zustimmung zur Einrichtung der Polizeikommission etwa nicht nur koalitionspolitisch motiviert? War sie etwa Ausdruck einer bereits dem ehemaligen Innensenator Pawelczyk zugeschriebenen Formulierung, der seinen Polizeiführern vorgehalten haben soll, von 100 Prozent glaube er ihnen nur 50 Prozent und er sei nicht sicher, ob es die richtigen 50 Prozent seien.

Wie dem auch sei, Ihre Zustimmung zur Einrichtung der Polizeikommission war eine Verantwortungslosigkeit gegenüber der Polizei und vor allem gegenüber den Bürgern und manifestiert Ihr gespaltenes Verhältnis zur Inneren Sicherheit.

(Beifall bei der Partei Rechtsstaatlicher Offensive, der CDU und der FDP)

Eine solche Ausgeburt politischer Disziplinierung der Polizei ist wahrlich nur unter Rotgrün möglich gewesen und deshalb sind Sie abgewählt worden. Ich hoffe, dass Sie das einsehen, denn eine starke Regierung braucht eine gute und einsichtsfähige Opposition.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Kommission wirft Jahr für Jahr über 400 000 DM an Steuergeldern zum Fenster hinaus. Sie ist ein rein politisches Zugeständnis und das in einer Zeit, in der man wegen anstehender Haushaltskonsolidierung jede Mark zehnmal umdrehen muss. Diese Finanzmittel, die aus dem Polizeititel abgezwackt werden, wären in der technischen Ausrüstung für die Polizei oder in Planstellen besser angelegt. Die Polizeikommission ist ein Gremium, das sich nicht bewährt hat, und als solches gehört es abgeschafft, und zwar so schnell wie möglich.

(Beifall bei der Partei Rechtsstaatlicher Offensive, der CDU und der FDP)

Deshalb lehnen wir auch den Zusatzantrag der SPD ab. Damit hier keine Missverständnisse auftreten: Die Abschaffung der Polizeikommission ist für niemanden ein Freibrief. Auch mit der Abschaffung der Polizeikommission wird es in Hamburg keine entfesselte Polizei geben, die hat es übrigens nie gegeben. Die Polizei braucht aber für ihren schwierigen Dienst Vertrauen und Rückendeckung,

(Erhard Pumm SPD: Den aufrechten Gang!)

Herr Pumm, die Sie von Ihnen niemals bekommen hat.

(Beifall bei der Partei Rechtsstaatlicher Offensive, der CDU und der FDP)

Wir erkennen an, dass wir eine selbstbewusste und rechtsstaatlich orientierte Polizei haben. Wir wollen mit dieser

Polizei die Grundrechte des Bürgers schützen; das ist das neue Politikverständnis in dieser Stadt. Neu ist auch, dass wir unserer Polizei einen verdienten Vertrauensvorschuss geben,

(Beifall bei der Partei Rechtsstaatlicher Offensive)

denn dieser Vertrauensvorschuss ist ein wichtiger Beitrag zur Motivation der Polizei.

(Beifall bei der Partei Rechtsstaatlicher Offensive, der CDU und der FDP – Erhard Pumm SPD: Alles Duckmäuser!)

Das Wort hat der Abgeordnete Mahr.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Nichts hören wollen, nichts sehen wollen, aber viel dummes Zeug quatschen...

(Glocke)

Herr Abgeordneter, ich bitte darum, doch die Würde des Hauses zu wahren.

Das sagen Sie den Vorrednern. – Für dieses modifizierte Motto von den drei Affen steht offenbar diese neue Rechtsregierung. Es gehört schon eine gehörige Portion Unverfrorenheit dazu und ist an Dreistigkeit kaum noch zu überbieten, wenn sich zum Beispiel der Innensenator weigert, geltende Gesetze einzuhalten, und die Regierungskoalition sich dazu ausschweigt.

Es ist einfach wunderbar, Herr Ehlers, dass Sie es einem so einfach machen; Sie haben nämlich heute hier nichts gesagt. Und Herr Nockemann, wenn Sie so wissend über den Untersuchungsausschuss „Polizei“ reden, einen Fall zitieren und meinen, das wäre der Anlass für diesen Untersuchungsausschuss gewesen, dann haben Sie einfach keine Ahnung.

(Beifall bei der SPD und der GAL)

Sie haben die 1200 Seiten nicht gelesen, aber das können Sie natürlich auch nicht.

(Hartmut Engels CDU: Sie haben ein schlechtes Gedächtnis!)

Ich habe ein sehr gutes Gedächtnis, Herr Engels, und mein gutes Gedächtnis ist, dass Herr Ehlers Kreide gefressen hatte. Er war im Untersuchungsausschuss so klein mit Hut und die Folge war, dass er nachher für den Polizeibeauftragten eingetreten ist.

(Karl-Heinz Ehlers CDU: Ich war da überhaupt nicht!)

Das ist die Wahrheit.

(Beifall bei der GAL und der SPD – Karl-Heinz Eh- lers CDU: Ich war nicht in dem Ausschuss!)

Sie sind nicht dran. – Herr Schill, was glauben Sie eigentlich, wer Sie sind, dass Sie meinen, sich nicht an geltendes Recht halten zu müssen?

(Norbert Frühauf Partei Rechtsstaatlicher Offen- sive: Welches geltende Recht?)

Nichts anderes ist es, wenn Sie sich weigern, den Bericht der Kommission entgegenzunehmen. Das ist eine Beleidi

(Dirk Nockemann Partei Rechtsstaatlicher Offensive)

gung, Herr Lenders, sowohl der Kommission als auch des Parlaments,

(Beifall bei der GAL und der SPD)

denn dieses Parlament hat dieses Gesetz auf den Weg gebracht. Und ich frage mich, wann eigentlich dieser Erste Bürgermeister aufwacht und diesen Innensenator in seine Schranken weist.

(Beifall bei der GAL und der SPD)

Wer regiert eigentlich diese Stadt?

(Dr. Michael Freytag CDU: Sie nicht mehr!)

Herr Schill, es wurde schon angesprochen, ich werde mich moderat ausdrücken. Es bleibt Ihnen ja frei, auf Partys zu gehen, wohin Sie wollen, das ist Ihr Problem. Aber begreifen Sie endlich, welche Verantwortung Ihnen als Innensenator übertragen worden ist.

(Rolf Harlinghausen CDU: Kann ihm jemand den Schaum vom Mund wischen!)

Als Innensenator haben Sie eine Vorbildfunktion. Was muss eigentlich ein Polizeibeamter von Ihnen halten, von dem verlangt wird, dass er sich an Recht und Gesetz zu halten hat, wenn sein eigener Senator es nicht so genau damit nimmt? Und was für ein Verhältnis zur Wahrheit haben Sie eigentlich, wenn Sie sich standhaft weigern, Berichte zu lesen, die möglicherweise Ihr eigenes Weltbild infrage stellen könnten? Man müsste fürwahr sagen, das ist eine Partei rechtswidriger Offensive.