Protocol of the Session on May 29, 2002

Kommunales, kommerzielles und charakterisierendes Licht sollen im Einklang miteinander stehen. Charakterisierendes Licht soll verstärkt eingesetzt werden. Andere Städte in Europa machen uns bereits einiges vor. Ein positives Beispiel hierfür ist Lyon. Hamburg dagegen leugnet nahezu seine nächtliche Existenz. Gegenwärtig werden einzelne Gebäude, Kirchen und Denkmäler mit den unterschiedlichsten Lichtquellen illuminiert. Es gibt dabei bläuliches, weißes oder gelbliches Licht, alles aber teils privat, teils staatlich finanziert.

Um bei diesen unterschiedlichen Lichtquellen und Funktionen ein effizientes Miteinander zu erzielen, ist ein Masterplan erforderlich. Anhand einer Prioritätenliste sollen zentrale Gebäude, Plätze, Brücken und Denkmäler harmonisierend illuminiert werden.

Was wir also brauchen, ist ein globales Lichtkonzept, das Hamburg zu einem attraktiven Nachtbild verhelfen soll, denn Licht schafft Räumlichkeiten und Atmosphäre. Letztendlich definiert sich eine europäische Metropole auch durch ein attraktives städtisches Panorama. Hinzu kommt, da Hamburg über eine Vielzahl von fließenden Gewässern, Kanälen und Brücken verfügt, können auch hier durch einen gezielten Einsatz von charakterisierendem Licht Synergien effektiv genutzt und interessante Lichteffekte beziehungsweise Lichtreflexionen geschaffen werden.

Es gibt in Hamburg gegenwärtig einige vorbildlich illuminierte Objekte, die der Lichtkünstler Michael Batz erfolgreich umgesetzt hat. – Falls er heute hier sein sollte, so möchte ich ihm dafür von dieser Stelle aus danken. – Es sind dies: die Speicherstadt, der Michel und die Kunst

Ergebnis siehe Seite 774B.

halle, die bisher in einzigartigem Licht erstrahlten. Ich habe mir während der langen Nacht der Museen am letzten Samstag die illuminierte Kunsthalle wie auch im letzten Jahr angeschaut und war begeistert. Die illuminierte Speicherstadt hat sich mittlerweile zu einer beliebten touristischen Attraktion entwickelt.

Meine Damen und Herren! Wir wollen Hamburg zu einer Lichtkultur verhelfen, die lokale, nationale und internationale Besucher anzieht und Hamburg auch in dieser Hinsicht zu einem neuen Selbstbewusstsein verhelfen wird. – Danke.

(Beifall bei der Partei Rechtsstaatlicher Offensive, der CDU und der FDP)

Das Wort bekommt der Abgeordnete Dr. Christier.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Kurze, hoffentlich lichtvolle Ausführungen. „Gestaltendes Licht für die Metropole Hamburg“ ist vielleicht ein etwas bombastischer Titel für einen Antrag, der aber im Kern natürlich in Ordnung und sympathisch ist. Auch für uns gilt: Alles, was unsere schöne Stadt noch schöner macht und diese Schönheit ins rechte Licht rückt, ist vernünftig und wird von uns unterstützt.

Deshalb haben wir auch nichts dagegen, dass an Projekte angeknüpft wird, die in der Vergangenheit erfolgreich waren und zur Attraktivität der Stadt beigetragen haben. Herr Hardenberg hat sie erwähnt. Insbesondere die Illumination der Speicherstadt durch Herrn Batz ist ein hervorragendes Projekt, das unsere Stadt schmückt.

Zwei Dinge sollte man nicht tun, mit dem Antrag den Eindruck zu erwecken, der Senat hätte das Licht völlig neu erfunden. Auf der anderen Seite brauchen wir uns auch nicht vor anderen Städten zu verstecken. Die arbeiten genauso punktuell und projektbezogen. Quantitativ ist da kein großer Unterschied. Wir haben aber in den letzten Tagen gelernt, es kommt auf die Qualität an. Da kann man sicherlich auch noch ein bisschen besser werden. Wenn jetzt Sachverstand herangezogen wird, haben wir natürlich nichts dagegen.

Trotzdem habe ich Ihren Antrag im Prinzip nicht ganz verstanden. Wir haben seit ungefähr vierzehn Tagen eine Einladung der Frau Kultursenatorin zu einem Arbeitstreffen – auch die Sprecher im Ausschuss – und jetzt stellen Sie hier noch den Antrag. Ihre Abläufe liegen teilweise etwas im rembrandtschen Halbdunkel. Aber man kann nur mit Beckenbauer sagen: Schau’n mer mal.

Dieser Antrag zeichnet sich durch ein sehr patriotisches Pathos aus. Der bürokratische Ansatz veranlasst mich allerdings zu einigen wenigen Bemerkungen. Sehr gut gefallen hat mir der Begriff „Lichthierarchie“. Da wir unseren Senat mittlerweile kennen, möchte ich an dieser Stelle – für den Fall, dass eine solche Hierarchie möglicherweise folgendermaßen aussehen sollte – vorsorglich eine kleine Warnung aussprechen.

Erste Ebene. Bürgermeisterzimmer, Bismarckdenkmal, Springer-Hochhaus: Mega-Event-Bühnenbeleuchtung mehrfarbig.

Zweite Ebene. Kirchen und Handelskammer: Kerzen und Standardscheinwerfer.

Dritte Ebene. Spiegel-Hochhaus und Justizforum: Taschenlampen auf Anfrage und Gewerkschaftshaus natur

(Erster Vizepräsident Berndt Röder)

belassen, Mondlicht. Wenn Sie das machen, bekommen Sie mit uns Ärger.

(Beifall bei der SPD)

Für einen solchen Fall sähen wir uns nämlich gezwungen, um die Drohung auch zu konkretisieren, beispielsweise die Lichthierarchie im Senat zu untersuchen, abgestuft nach Lichtgestalten, Starlets, Normalleuchten, Armleuchtern und Tranfunzeln. Das wird ein interessantes Ergebnis.

(Beifall bei der SPD)

Ein zweiter etwas ernsterer Hinweis: Es ist sicherlich sehr gut, das Stadtpanorama zu beleuchten, aber es ist noch wichtiger, dieses Panorama zu erhalten und zu gestalten. Also, denken Sie daran beim Domplatz, beim Jungfernstieg und bei der aktuellen Diskussion über die Europapassage. Wenn da Schandflecken passieren, sind die bei besserem Licht natürlich auch besser zu sehen. Das kann auch nicht vernünftig sein.

Schließlich muss man natürlich auf die Risiken und Gefahren hinweisen, denn wir denken in diesem Zusammenhang natürlich immer nur an unseren größten Dichter und sein berühmtes Götz-Zitat, welches lautet:

„Wo viel Licht ist, ist starker Schatten.“

Also müssen die Risiken mit bedacht werden. Dem Schreiben der Senatorin habe ich entnommen, es gibt nicht nur Luftverschmutzung, es gibt sogar Lichtverschmutzung. Was man nicht alles dazulernt.

Fazit also: Wenn an der einen oder anderen Stelle aus der Beleuchtung sogar Erleuchtung werden sollte, wird es dem Projekt nicht schaden, und der Senat hat Erleuchtung allemal nötig. – Schönen Dank.

(Beifall bei der SPD und vereinzelt bei der GAL)

Das Wort bekommt der Abgeordnete Dr. Mattner.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Licht zählt zu den Parametern einer lebendigen Stadt. Hamburg soll durch gestaltendes Licht noch sehenswürdiger und noch attraktiver werden. Künstlerische Beleuchtung kann die weichen Standortfaktoren in der Metropole enorm erhöhen, im Dienste unserer Bürger und natürlich auch im Dienste des Tourismus.

Lyon ist erwähnt worden. Die Stadt hat sich als erste europäische Großstadt programmatisch mit einem Gesamtkonzept Licht auseinander gesetzt und dort gibt es bereits seit 1989 eine dauerhafte Lichtbeschreibung. Städtebauliche Standortfaktoren werden heute im Marketingwettbewerb der Kommunen kulturell immer wichtiger. Temporäre Inszenierungen des urbanen Raums, aber mehr und mehr auch ein Nachdenken über langfristige Profilierungen spielen dabei eine Rolle. Hamburg kennt bereits namhafte Einzelprojekte; mehrfach wurde die Speicherstadt-Illumination zitiert, ich selbst konnte dieses Projekt begleiten. Hier ist es in einer Public-private-partnership gelungen, ein ganzes Stadtquartier aus dem Dunkeln zu holen und kunstvoll zu illuminieren. Das Projekt – deswegen ist es auch so wichtig – hat gleich vier Dimensionen. Einmal eine Stadtentwicklungskomponente, denn die Speicherstadt ist das Verbindungsglied zwischen Innenstadt und HafenCity. Sie lag brach und war abweisend und ist jetzt der Zielort für Begehungen, Spaziergänge, Touristen und natürlich

auch Fotografen. Erst jüngst wurde sie von 100 Bürgermeistern aus Deutschland besucht und sie lädt jetzt zum Mitmachen ein.

Hinsichtlich der Denkmalschutzkomponente gibt die einfühlsame Beleuchtung dem Denkmal einen neuen Stellenwert und eine neue Funktion. Die touristische Dimension erklärt sich von selbst. Hinzu kommt die künstlerisch-ästhetische Komponente. Hier ist es dem eben schon zitierten Künstler Michael Batz gelungen, sorgsam mit dem – wie er selbst sagt – Rohstoff Dunkelheit umzugehen. Kein grelles Licht diktiert das Hinschauen, sondern der Wechsel von Licht und Schatten. Das Gesamtkunstwerk wird vom Stromverbrauch pro Stunde her gesehen mit dem Gegenwert einer Zigarettenschachtel betrieben; auch das ist vorbildlich.

Die weiteren Projekte sind zum Teil auch schon erwähnt worden. Die Museumsnacht kennt inzwischen solche Lichtprojekte und auch unser Wahrzeichen, der Michel, soll in neuem Glanz erstrahlen.

Ein weiteres Projekt, das zur Diskussion steht, ist die richtige Illuminierung des Rathauses und des Rathausmarktes. Die topographische Mitte und das politische Zentrum, die Anlaufstelle für Bürger, Touristen, Staatsgäste und Investoren sind, sollen Prototyp des Hamburger Lichtkonzepts werden. Das derzeit milchig-trübe Licht, das keine Akzente in der schönen Fassade zeigt, ist keine Rathausgestaltung mit Weltstadtniveau.

Wir brauchen ein Gesamtkonzept für Hamburg und dabei geht es nicht um den Wettlauf der Wattagen, sondern um eine – wie es eben bereits erwähnt wurde – Lichthierarchie. Im Übrigen können wir dafür nicht die Erstfindung des Begriffes beanspruchen, sondern er kommt von Michael Batz, der schon zitiert wurde, und auch vom Oberbaudirektor und darf deswegen sicher auch nicht, Herr Kollege Christier, missverstanden werden.

Vorhandene Lichtsituationen müssen nämlich – zu Ihrer Erklärung – überprüft, möglicherweise auch zurückgenommen werden. Von großer Bedeutung ist dabei die nächtliche Darstellung des gewachsenen Stadtbildes in seiner Gesamtheit. Von Süden her betrachtet zeigt die Hansestadt auch heute noch große Panoramen mit markanten Kirchtürmen und natürlich auch dem Turm des Rathauses. Über die Elbbrücken und die Köhlbrandt-Brücke erfolgt das Entree und im späteren Verlauf müssen wir uns mit der Binnenalster, dem Wallring, der Speicherstadt und natürlich auch der HafenCity auseinander setzen.

Meine Damen und Herren, die Stadtgestaltung mit Licht kann viel bewegen, ohne dass teure bauliche Veränderungen erforderlich sind. Mehr noch, oftmals wird auch der städtische Haushalt nicht belastet, denn Hamburg, die Stadt der Mäzene, hat sehr viele Beispiele für privates Engagement.

(Vizepräsident Peter Paul Müller übernimmt den Vorsitz.)

Mäzene engagieren sich auch für namhafte Beleuchtungsprojekte. Wir wollen die wachsende Stadt und die eben geschilderten Anstöße und Aufgaben

(Barbara Duden SPD: Gestern im Ausschuss aber nicht!)

sind neben anderen Faktoren bedeutsam für das qualitative Wachstum der Stadt. Wir brauchen daher Lichtideen für ein schöneres Hamburg. – Danke schön.

(Dr. Holger Christier SPD)

(Beifall bei der CDU, der Partei Rechtsstaatlicher Offensive und der FDP)

Das Wort hat Herr Dr. Maier.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Ich begrüße es, dass die Arbeit von Michael Batz hier offenkundig auch ein wenig Spiritus Rector für den Antrag geworden ist. Ferner begrüße ich es, dass die Gesichtspunkte, die bei der Illuminierung der Speicherstadt eine Rolle gespielt haben, jetzt hinsichtlich der Gesamtstadt weiterentwickelt werden sollen. Der zentrale Gesichtspunkt dabei ist, dass die Gebäude nicht angestrahlt werden, sondern in gewisser Weise aus sich heraus leuchten und dabei vor allem das Spiel mit Dunkelheit und Licht eine besondere Rolle gespielt hat

(Uwe Grund SPD: Das ist wie in der Bürgerschaft!)

und dadurch die architektonische Struktur der Gebäude und der Silhouetten hervorgetreten ist. Das ist wie in der Bürgerschaft, ganz klar.

Ich glaube aber, dass man sich ein Problem noch zusätzlich klar machen muss, denn wir haben in Bezug auf Lichtverwendung auch jetzt schon einige Regelungen. Diese Richtlinien sind nicht leicht durchzuhalten. So gilt beispielsweise für die innere Stadt ein Verbot beweglicher Lichtwerbung, von dem manche Kaufhausbetreiber, die ein neues Gebäude oder eine neue Fassade errichten, nicht begeistert waren, dass es aufrechterhalten blieb. Bewegliche Lichtwerbung ist in Hamburg nur auf der Reeperbahn gestattet. Auch die Regulierung für den Alsterraum existiert schon. Ich finde, man wird neben positiven Gestaltungen auch negative Regulierungen und Einschränkungen durchhalten müssen, da man sonst den Schatten, innerhalb dessen ein Gebäude strahlen kann, gar nicht hinbekommt, weil sonst alles von Werbung plan überstrahlt wird. Dadurch tritt aber die Silhouette der Stadt nicht mehr in Erscheinung und auch nicht die Gestalt einzelner Gebäude.