Ich möchte mich abschließend bei den Kolleginnen und Kollegen der Koalitionsfraktionen noch einmal ganz herzlich dafür bedanken, dass sie dieses Ereignis möglich gemacht haben. Ich möchte mich auch bei Herrn Minister Rhein bedanken, der am Anfang dem Vorhaben noch ein bisschen skeptisch gegenüberstand. Er ist aber mit großer Offenheit herangetreten. Er hat das zum Erfolg geführt.
Zum Abschluss kann ich Folgendes sagen: Zusammen mit dem bundesweit beachteten Hochschulpakt auf Rekordniveau hat die schwarz-grüne Koalition mit dem Promotionsrecht für Hochschulen für angewandte Wissenschaften noch einmal ganz deutlich gemacht, dass wir bei der Bildung eine einzigartige Schwerpunktsetzung haben. Ich freue mich, dass wir das am heutigen Tag hier würdigen können. – Vielen Dank.
Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Es gibt schon wieder einen historischen Tag. Denn in Hessen muss alles historisch sein, auch wenn das ein bisschen ein Etikettenschwindel ist. Denn das ist eine der „faszinierenden“ Geschichten. Wir haben eine Debatte darüber, wie das mit dem Promotionsrecht werden wird. Da gibt es die Mitglieder von ein paar Fraktionen, die sagen: Es gehört vielleicht zur Entwicklung des Hochschulsystems dazu, dass es ein kooperatives Promotionsrecht gibt. – Dann wird verteidigt, warum es anders gemacht werden soll. Dann wird relativ genau das kooperative Promotionsrecht als Fachhochschulrecht nur mit einem anderen Briefkopf eingeführt.
Das nennt man Etikettenschwindel. Daran ist nichts Historisches. Das hätten wir vermutlich in diesem Hause einstimmig hinbekommen, wenn man vorher gesagt hätte, was man tut. Aber, wie gesagt, man tut es nicht.
Zweitens. Wir erinnern uns an die schönen Reden, auch an die gegenüber den Universitäten. Da hieß es: Wir fangen einmal mit den Bereichen an, bei denen die Hochschulen für angewandte Wissenschaften etwas anderes als die Universitäten machen. Europäische Integration und Globalisierung ist jetzt sozusagen das Zentrum des neuen Promotionsrechts.
Ich habe irgendwie folgenden Eindruck. Wer auch immer den Satz gesagt hat: „Wir machen etwas anderes als an den Universitäten“, weiß nicht, was die Universitäten machen. Denn das ist der Kernbereich dessen, was in Hessen an allen Universitäten geforscht wird. Auch das ist eine nette Form des Etikettenschwindels.
Drittens. Da wird es richtig lustig. Man muss erst einmal auf die Idee kommen, Forschungsstärke an so Dingen wie Drittmitteln aufzuhängen. Wenn es irgendwo viel Geld gibt, muss das Ergebnis Forschungsstärke sein. Das ist blanker Unsinn. Die Höhe der Drittmittel sagt etwas über das Interesse am Forschungsgebiet aus, ob es wirtschaftlich, politisch oder sonst irgendwie bedeutsam ist. Das sagt überhaupt nichts über das Ergebnis aus.
Bei Forschungsstärke redet man in der Wissenschaft eigentlich über Gutachten, über die Akkreditierung und was auch immer. Jedenfalls redet man über qualitative Kriterien. Wer sich anschaut, was hier passiert, erkennt, dass es die Zahl der Professoren und die Höhe der Drittmittel ist. Das Einzige, was in der Tat akzeptabel ist, ist die Zahl der
Es ist ein völlig skurriles Moment, dass jemand, der keine Ahnung davon hat, wie die Wissenschaft funktioniert, Kennzahlen erfindet, die angeblich die Forschungsstärke ausweisen sollen. Ich würde das Ministerium schon bitten, diese Debatte einmal ernsthaft zu führen. Sie kennen mein Hobby. Es geht um die Frage, ob das, was sie angeben, auch das aussagt, was sie tun. Das tun sie nicht. Das tun die Kennzahlen dieses Ministeriums selten.
Die Einschätzung über die Rolle der Hochschulen für angewandte Wissenschaften teile ich mit Herrn Kollegen May. Das ist ein schöner Tag für die Hochschulen für angewandte Wissenschaften. Da gibt es bei uns keinen Neid.
Es gibt etwas, da bin ich auf die Fortsetzung gespannt. Die Hochschulen für angewandte Wissenschaften werden jetzt verpflichtet, ein bisschen Qualitätssicherung bei den Promotionen zu betreiben. Ich bin auf den Tag gespannt, an dem das, was es an Qualitätssicherung für Promotionen geben wird, nicht nur für die Hochschulen für angewandte Wissenschaften verbindlich wird. Wer sich anschaut, was es an Promotionen im Fach Medizin gibt – die Debatte kennen wir – und was es sonst noch so an Promotionen an den Hochschulen gibt, wird feststellen, dass wir in Deutschland internationalen Standards nicht genügen.
Es wäre vielleicht ganz gut, freundlich zu sagen: Dieser Fortschritt, also das, was als Regel für die Qualitätssicherung der Promotionen vorgeschrieben wird und für die Hochschulen für angewandte Wissenschaften jetzt verbindlicher gemacht wird, soll auch für die Universitäten verbindlich gemacht werden. Ich glaube, das wäre ein Vorhaben, das wir hier vermutlich gemeinsam angehen könnten. – Herzlichen Dank.
Herr Präsident, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich glaube, es ist fraktionsübergreifend so, dass wir um die bedeutende Rolle der Hochschulen für angewandte Wissenschaften in unserem Bildungssystem, in unserer Hochschullandschaft und auch in unserer Forschungslandschaft wissen. Herr Kollege May, es ist nicht nur eine Frage der Durchlässigkeit bei der Bildung. Vielmehr ist das auch eine Frage der Qualität bei Forschung und Lehre.
Ich glaube, es ist auch unbestritten, dass geeignete Studierende an Hochschulen für angewandte Wissenschaften exakt dieselben Möglichkeiten einer Promotion haben müssen, wie es bei den geeigneten Studierenden an allen Universitäten der Fall sein sollte. Es ist auch unbestritten, dass dies bislang zu oft nicht der Fall war. Wir haben das auch immer wieder im Ausschuss diskutiert.
Gleichwohl sind wir Freien Demokraten auch nach der Vorlage der entsprechenden Verordnung des Ministers nicht davon überzeugt, dass der Alleingang des Bundeslandes Hessen wirklich zu einem besseren Ergebnis im Hinblick auf die Qualität der Promotionen in diesem Land führen wird.
Wir hätten uns gewünscht, dass – so, wie wir es vorgeschlagen haben – die Rolle der kooperativen Promotionen weiter gestärkt wird. Wir haben das bei der Novelle des Hochschulgesetzes zwar formal getan. Sie geben dieser neuen, gestärkten Regelung aber gar keine Chance auf eine Wirksamkeit, weil Sie auf parallelen Wegen einen Alleingang, ein neues Experiment schaffen. Ich habe das Gefühl, dass die Frage der Qualität, die für uns unabdingbar ist, an mehreren Stellen leider nicht ausreichend beantwortet wird.
Das fängt schon damit an, dass Sie den Wissenschaftsrat trotz mehrfacher Aufforderung völlig außen vor lassen. Man fragt sich, warum das ausgerechnet an einer solchen experimentellen Stelle der Fall ist. Es muss uns doch gemeinsam darum gehen, dass die Anerkennung der neuen Promovenden durch die gesamte Wissenschaftscommunity und auch darüber hinaus anschließend wirklich gegeben ist. Sie stellen auf ausreichend forschungsstarke Fachrichtungen ab. Aber schon bei der Frage, wie eine solche ausreichend forschungsstarke Fachrichtung definiert werden soll, gibt es mehrere Punkte, die einen zweifeln lassen.
Zum einen fängt das damit an, dass allein das Ministerium darüber entscheidet, was denn überhaupt eine kohärente Fachrichtung sein soll. Denn es geht nicht um ein Promotionsrecht – ein Akkreditierungsverfahren – für die gesamte Hochschule, sondern nur um einen Zusammenschluss von mindestens zwölf Professoren – wie auch immer diese zusammengestellt sind und was auch immer deren angebliche Kohärenz im Hinblick auf eine Fachrichtung ausmacht.
Der nächste Punkt, der uns aufhorchen lässt, ist, dass – anders, als der Wissenschaftsrat empfiehlt – nicht darauf geachtet wird, dass das geeignete Umfeld für eine Promotion und für die Forschung sowohl strukturell als auch personell und finanziell gegeben ist. Vielmehr stellen Sie – Herr Kollege Grumbach ist darauf schon eingegangen – allein auf personelle Kriterien ab, und zwar auch nur auf zwei Punkte, nämlich auf Publikationen und Drittmittel. Herr Grumbach hat schon das Geeignete zu diesen beiden Parametern gesagt. Das brauche ich nicht weiter auszuführen. Ich schließe mich dem an.
Ich will aber betonen, dass der Wissenschaftsrat – wir haben ihn in dieser Sache noch einmal angeschrieben; er hat uns am 8. August dieses Jahres durch seinen Generalsekretär Herrn May geantwortet – ausdrücklich darauf hinweist, dass ein geeignetes Forschungsumfeld an einer Hochschule nicht nur die Addition von Einzelaktivitäten einzelner Professoren ist, sondern weit darüber hinausgehen muss, damit wir an dieser Stelle zu einer qualitätsvollen Promotion kommen.
Ich räume ein, dass Sie später – bei der Absicherung der Qualität der vorgelegten Promotionen – versuchen, einige Schranken einzuziehen, nämlich die Anwesenheit von Uni
versitätsprofessoren in den Promotionsausschüssen und bei den Gutachteraktivitäten. Das ist alles völlig richtig.
Herr Kollege May, Herr Wissenschaftsminister, das kann aber die Skepsis der Freien Demokraten nicht insgesamt beseitigen. Wir werden weiter darauf drängen – gerade weil Sie diesen experimentellen Wegen gehen –, dass der Wissenschaftsrat während der nun laufenden befristeten Phase in die Evaluation einbezogen wird. Wir sollten gemeinsam ein Interesse daran haben, wenigstens nachträglich dieses Qualitätssiegel zu bekommen. Herr Kollege May, Promotionen brauchen dringend Qualität. Es gibt ohnehin schon eine viel zu große Tendenz zur Inflation.
Herr Kollege, das wäre mein letzter Satz: Es gibt eine zu große Tendenz zur Inflation von Promotionen. Das schadet am Ende allen: den Promovenden – gerade den qualitätsvollen –, der Gesellschaft, aber auch der Wissenschaftslandschaft. – Herzlichen Dank.
Vielen Dank. Der Kollege Präsident hat Ihnen den letzten Satz noch genehmigt. – Jetzt hat Frau Kollegin Wissler das Wort – Bündnis hätte ich fast gesagt –, Fraktion DIE LINKE.
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Mit der Hochschule Fulda erhält die bundesweit erste Fachhochschule das eigenständige Promotionsrecht. Die Grundlage dafür wurde durch die Neufassung des Hessischen Hochschulgesetzes geschaffen. Das war eine langjährige Forderung der Fachhochschulen bzw. der Hochschulen für angewandte Wissenschaften, wie sie mittlerweile heißen. Diese Forderung haben wir unterstützt, weil wir glauben, dass damit die Kluft zwischen den Universitäten und den Hochschulen für angewandte Wissenschaften ein Stück weit geschlossen wird. Zukünftig gibt es ein Promotionszentrum Sozialwissenschaften in Fulda. Dazu gratuliere ich der Hochschule Fulda ganz herzlich.
Zwar gab es schon vorher das kooperative Promotionsrecht, das es den Hochschulen für angewandte Wissenschaften ermöglicht hat, in Kooperation mit einer Universität den Doktortitel zu verleihen. Aber – das wurde bereits ausgeführt – dieses kooperative Promotionsrecht stieß an Grenzen, auch aufgrund der Tatsache, dass es an den Hochschulen für angewandte Wissenschaften Fächer gibt, für die an den Unis gar kein Äquivalent existiert. Da wurde es dann problematisch.
Die Fachhochschulen entstanden Ende der Sechzigerjahre. Sie wurden damals als reine Lehrhochschulen gegründet. Mittlerweile bekommt aber auch die Forschung eine zunehmend größere Bedeutung. Deshalb halten wir es für richtig, dass es den forschungsstarken Fachbereichen an
den Hochschulen für angewandte Wissenschaften durch das Promotionsrecht zukünftig erleichtert wird, ihren wissenschaftlichen Nachwuchs selbst auszubilden. Das halten wir für richtig, und das haben wir auch in der Debatte zum Hochschulgesetz gesagt. Herr Minister, es wäre noch besser gewesen, wenn die Landesregierung für diese zusätzliche Aufgabe, die damit den Hochschulen gegeben wird, auch zusätzliche Mittel bereitgestellt hätte. Unsere Kritik ist, dass dafür keine zusätzlichen Mittel bereitgestellt werden.
Ich finde das eigenständige Promotionsrecht richtig. Meiner Meinung nach hat es aber schon bei der Debatte über das Hochschulgesetz etwas arg viel Platz eingenommen, weil nur eine kleine Minderheit von Menschen an den Hochschulen davon betroffen ist. Deshalb will ich die Zeit nutzen, um einmal generell über die Situation der Hochschulen für angewandte Wissenschaften zu sprechen.
Aus meiner Sicht ist das größte Verdienst der Hochschulen für angewandte Wissenschaften, dass sie Menschen, die an Universitäten lange unterrepräsentiert waren und immer noch sind, den Zugang zu Hochschulbildung ermöglichen. Bildung hängt in diesem Land leider immer noch von der sozialen Herkunft, vom Bildungsgrad und vom Geldbeutel der Eltern ab. An den Universitäten überwiegt immer noch die akademische Herkunft – 58 % der Studierenden haben Eltern mit Studienerfahrungen. Die sogenannten Bildungsaufsteiger, d. h. Studierende mit Eltern ohne Hochschulerfahrung, sind mit 63 % an den Fachhochschulen weit häufiger vertreten als an den Universitäten.
Die Fachhochschulen ermöglichten auch Menschen ohne Abitur – also Personen mit Fachhochschulreife – und beruflich Qualifizierten den Zugang zum Studium. Sie leisteten damit einen wirklich großen Beitrag zum Abbau von Bildungshürden und zur Durchlässigkeit von beruflicher und akademischer Bildung. Das ist ein ganz großes Verdienst der Hochschulen für angewandte Wissenschaften. Deswegen finde ich es richtig, dass man mit der Verleihung des eigenständigen Promotionsrechts eine Hürde für die Menschen, die an den Fachhochschulen studiert haben, nimmt, um zu einer Promotion zu kommen.
Natürlich hängt die Qualität von Lehre und Forschung maßgeblich von der Finanzierung ab. Man sorgt sich an den Hochschulen für angewandte Wissenschaften derzeit ganz besonders um die Fortschreibung der Mittel aus dem Hochschulpakt 2020, der aus Mitteln von Bund und Ländern finanziert wird. Der Anteil der Hochschulen für angewandte Wissenschaften liegt bei 30 % des Budgets. Er ist bei den Hochschulen für angewandte Wissenschaften besonders hoch. Wir sagen daher: Es ist notwendig, hier zu einer stetigen Finanzierung zu kommen. Diese kurzfristigen Takte bedeuten natürlich auch immer, dass es nur eine kurzfristige Planbarkeit gibt. Sie wissen, was es bedeutet, wenn vor allem die Arbeitsbedingungen an den Hochschulen schlechter sind und befristete Beschäftigung eher gefördert wird, weil keine verlässliche Finanzierung kommt. Deswegen sagen wir: Wir brauchen eine verlässliche und auskömmliche Hochschulfinanzierung, damit auch die Hochschulen in diesem Land gute und attraktive Arbeitgeber sind und junge Wissenschaftler den Hochschulen nicht verloren gehen, weil sie nicht länger Lust haben, in prekärer und befristeter Beschäftigung zu arbeiten.
Ich komme zum Schluss. Deswegen ist es gut, dass die Hochschulen für angewandte Wissenschaften gestärkt werden. Auf die Hochschulen für angewandte Wissenschaften werden in den nächsten Jahren zusätzliche Aufgaben zukommen, insbesondere mit Blick auf die Akademisierung von Berufen im Bereich der Pflege und der Erziehung. Wir halten das Promotionsrecht für gut und notwendig. Insofern muss auch für die entsprechende Finanzierung Sorge getragen werden. – Vielen Dank.