Gerade der Mannschaftssport funktioniert nur zusammen. Eine Mannschaft kann nicht erfolgreich spielen, wenn sie nicht Verschiedenheiten vereint. Das gilt auf dem Fußballplatz, und das gilt für die gesamte Gesellschaft, für die Wirtschaft, für die Kultur, für unsere Demokratie und für unser Zusammenleben. Deshalb ist es wichtig, dass wir die Kräfte stärken, die unsere Gesellschaft zusammenhalten, und denen entgegentreten, die unsere Gesellschaft spalten wollen, liebe Kolleginnen und Kollegen.
Bei der Eintracht war es nicht nur die Aussage von Präsident Fischer. Der Trainer, Niko Kovac, hat sich klar und deutlich geäußert. Kevin-Prince Boateng engagiert sich in dieser Frage und hat angekündigt, sich international mit anderen Spielern zusammenzuschließen und eine Front gegen Rassismus zu bilden.
Ich komme zum Schluss, Frau Präsidentin. – Es ist gut, wenn Spitzensportler, Profifußballer, im besten Sinne Vorbilder sind. Das hat der Verein bewiesen. Wir glauben, dass das ein gutes Zeichen gegen Rassismus und Diskriminierung ist, das der Verein hier in Hessen gesetzt hat.
Vielen Dank, Herr Kollege Frömmrich. – Als nächster Redner spricht nun Herr Kollege Schäfer-Gümbel von der SPD-Fraktion. Bitte schön, Herr Kollege, Sie haben das Wort.
Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! Peter Fischer hat mit seinen unmissverständlichen und klaren Botschaften in einer Art und Weise gesellschaftliche Verantwortung übernommen, wie ich sie mir von vielen anderen wünschen würde.
Peter Fischer als Präsident der Frankfurter Eintracht erklärte, der Fußball lebe Respekt und Toleranz. Die AfD stehe für das brutale Gegenteil. – Genau so ist es. Deswegen bin ich so dankbar dafür, dass jemand aus einem gesellschaftli
chen Bereich wie dem Profifußball so klar und entschieden Position bezieht. Das, was wir seit einigen Jahren in unserer Gesellschaft erleben, erfordert eine gesellschaftliche Reaktion, die aus meiner Sicht auf der langen Linie bisher ausgeblieben ist.
Da hat Peter Fischer ein Beispiel gegeben, das deutlich über den Tag hinausreichen wird. Gleichwohl nehme ich zur Kenntnis, dass nicht alle Profiklubs in der Republik einer so klaren Trennungslinie folgen und dass sie sich angesichts der zugespitzten Debatte – es ist ganz sicherlich keine einfache Debatte – einer Positionierung entziehen und sich für neutral erklären.
Peter Fischer hat aus meiner Sicht sehr richtig darauf hingewiesen, dass sich der Sport mit Respekt und Toleranz – auf die Satzung der Frankfurter Eintracht ist eben schon einmal hingewiesen worden – eben nicht für neutral erklären kann. Es ist nicht möglich, keine Verantwortung zu übernehmen und sich auf Sonntagsreden zurückzuziehen, in einer Situation, in der mit Hass, Diskriminierung und Rassismus versucht wird, Stimmung zu machen, und in der längst Grenzen der verbalen Auseinandersetzung übertreten werden.
Ich bin den Mitgliedern der Frankfurter Eintracht außerordentlich dankbar, dass sie diese klare Position mit einer so eindrucksvollen Wiederwahl von Peter Fischer mit 99 % unterstützt haben. Wie gesagt, das würde ich mir von vielen anderen wünschen.
Auch ich will sagen, damit ich keinen Ärger meiner Fraktion bekomme, wir freuen uns alle über den guten Tabellenplatz der Frankfurter Eintracht.
Ich will aber vor allem auf einen zweiten Umstand hinweisen, der uns freuen muss. Fans aller möglichen anderen Klubs haben, ohne ihre Zugehörigkeit zu ihren Klubs aufzugeben, Aufnahmeanträge für die Eintracht gestellt, um diese klare Haltung zu unterstützen. Wie wichtig das ist, das hat meiner Meinung nach Roland Frischkorn treffend auf den Punkt gebracht, als er als Sportkreisvorsitzender sagte, dass Rassismus in den meisten Satzungen von Sportvereinen schlicht und einfach verboten sei.
Wie notwendig eine solche Auseinandersetzung ist, sieht man an solchen Erklärungen wie denen von Herrn Glaser. Ich will zitieren, was er vor wenigen Tagen anlässlich eines Neujahrsempfangs in Zwingenberg gesagt hat:
die Hingabe und Leidenschaft erfordere, „um die Zerstörung Deutschlands zu verhindern“. Es lohne sich, „noch einmal die Stiefel anzuschnallen und den Revolver auszugraben“, …
Naturvölkern schrieb Glaser einen durchschnittlich niedrigen Intelligenzquotienten zu, der „genetisch bedingt“ sei. „Alles, was wahr ist, kann nicht rassistisch sein“, …
Weil das so ist, dass die Funktionäre der AfD einen so völkischen und rassistischen Sprech an den Tag legen, bin ich Peter Fischer dankbar. Denn Demokratie heißt ausdrücklich nicht, dass man Rassismus unterstützen darf.
Ich bin froh, dass BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN diese Aktuelle Stunde ähnlich wie wir beantragt hat, weil es hilft, auch heute seitens der Landespolitik Unterstützung für die klare Haltung von Peter Fischer zu formulieren.
Ich will gestehen – und deswegen habe ich gesagt, dass es eben nicht nur um Sonntagsreden geht, die viel und oft gehalten werden –: Es geht in solchen Phasen darum, wirklich Bekenntnisse abzugeben und Haltungen zu formulieren.
Ich weiß sehr wohl, dass Peter Fischer massiv bedroht wird – wie alle, die sich dazu klar äußern –, in unerträglicher Art und Weise, und dass ihn das nicht davon abbringt, diese klare Haltung zu formulieren, einschließlich des Hinweises mit Blick auf die sogenannten Protestwähler, dass auch Protestwähler eine Verantwortung dafür haben, hinter wessen Fahne und Positionen sie hinterherlaufen.
Diese Eindringlichkeit wünsche ich mir von vielen. Ich will offen sagen, dass ich die ersten Reaktionen aus der Hessischen Landesregierung nicht verstanden habe. Wenn Herr Ministerpräsident Bouffier mit dem Satz zitiert wird, das sei eine Sache der Eintracht, und man wolle die Äußerungen von Herrn Fischer nicht kommentieren,
(Beifall bei der SPD und der LINKEN – Manfred Pentz (CDU): Das bezieht sich aber auf etwas anderes!)
Nein, es bezieht sich nicht auf etwas anderes. Der „FNP“-Artikel bezieht sich auf genau dieselbe Anfrage, wie ich sie bekommen habe. Deswegen, Herr Pentz, ist es der Versuch gewesen, sich da durchzuwursteln.
Deswegen will ich das wiederholen, was Jürgen Frömmrich gesagt hat: Rassismus, Diskriminierung und – mit Verweis auf die Satzung der Eintracht – auch Demütigung und Herabsetzung müssen bekämpft werden.
Deswegen kann ich es Ihnen nicht ersparen, Herr Beuth: Die Art und Weise Ihrer Büttenrede vor wenigen Tagen,
um einen billigen Witz in einer Karnevalssitzung zu erlangen, gehört zu genau den Dingen, die eben nicht gehen.
(Michael Boddenberg (CDU): Bis jetzt war Ihre Rede ganz in Ordnung! Das ist schade um den ersten Redeteil! Das ist lächerlich!)
Das ist mir völlig klar, dass Ihnen das nicht gefällt. Aber, Herr Boddenberg, ich habe nicht umsonst darauf verwie
sen. In dieser Situation muss Schluss sein mit Sonntagsreden. Es geht um Haltung, Respekt und Toleranz.
(Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Ab- geordneten der FDP – Zuruf des Abg. Michael Bod- denberg (CDU))
Deswegen hat mich das lautstarke Schweigen von manchen in dieser Debatte insgesamt verwundert. Vor allem deswegen bin ich Menschen wie Peter Fischer dankbar, dass sie sich nicht wegdrücken, wenn es darum geht, Verantwortung zu übernehmen, wenn es ganz besonders schwierig ist. Denn es gilt eben, den Anfängen zu wehren. – Herzlichen Dank.