Diese Erfahrung macht man auch am einfachsten und am ehesten in der Region, und sie schafft Vertrauen und die Bereitschaft, für eine ordentliche Tierhaltung etwas mehr Geld auszugeben, als wir gemeinhin gewohnt sind.
Aus der Region sollten aber nicht nur die Lebensmittel, sondern tunlichst auch die Futtermittel für die Tiere kommen. Ein Flächenpotenzial für die hiesigen Futtermittel ist eigentlich vorhanden, ich denke dabei unter anderem an die vielen Flächen, auf denen unter Einsatz von Kunstdünger und Pestiziden konventioneller Mais für die Biogasanlagen in Monokultur angebaut wird. Dort könnte durchaus auch Sinnvolleres angebaut werden.
Ich sehe einmal von meinem eigenen Essverhalten ab, das tut hier nichts zur Sache. Es geht ja nicht um mich, sondern um das Wohl aller!
(Beifall beim Bündnis 90/Die Grünen – Abg. D r. G ü l d n e r [Bündnis 90/Die Grünen]: Das ist eine gute Einstellung!)
Es ist natürlich klar, dass nicht ganz Bremen mit Erzeugnissen aus der Region versorgt werden kann, aber einen vielleicht gar nicht so kleinen Beitrag kann die Region leisten, und wenn die Nachfrage, befördert auch durch diesen Antrag, nach heimischen Produkten steigt, wird auch die kleinbäuerliche Landwirtschaft in der Region gestärkt. Zu diesen Nachfragerinnen und Nachfragern sollte aber auch die Kommune, die Stadt mit ihren vielen öffentlichen Einrichtungen und der dazugehörigen Marktmacht gehören.
Nicht zuletzt, liebe Kolleginnen und Kollegen, eine Rückkehr oder Rückbesinnung auf heimische Erzeugnisse ist auch ein ganzes Stück weit eine Rückbesinnung, eine Rückkehr zu uns selbst. Ich danke Herrn Imhoff für diesen Antrag. – Vielen Dank!
Herr Präsident, meine Damen, meine Herren! Bremer essen regional, Bremerhavener im Übrigen auch, weil wir ja ein Bundesland sind.
Die SPD-Bürgerschaftsfraktion findet die Richtung des Antrags gut, deswegen werden wir ihm auch zustimmen. Herr Imhoff, da haben Sie dann richtig gehört!
Richtig ist auch Ihre Einschätzung, dass wir schon eine ganze Reihe Labels haben, wenn man sich da ––––––– *) Vom Redner nicht überprüft.
einmal umschaut, gibt es ganz, ganz viele. Das Problem bei den Labels ist immer, wie trennscharf sie und die Regeln sind, die man da aufstellt. Wie wir uns als Konsumenten verhalten, ist doch in einigen Punkten ökologisch und ökonomisch wirklich fragwürdig, ökologisch, weil wir durch Monokulturen die Landschaft zerstören, ökonomisch, weil wir, wenn wir Wasser aus Italien importieren oder Joghurt aus Frankreich, unnötig Lkw in der Gegend herumfahren lassen, die nicht nur die Stadt, sondern auch noch die Luft zerstören und schädigen. Das muss alles nicht sein, die Produkte können wir, Herr Saffe hat es gesagt, auch hier vor Ort kaufen. So denken auch wir als SPD-Fraktion.
Es ist ziemlich verrückt, wenn Schweine in Mecklenburg-Vorpommern gemästet, sie dann zum Schlachten nach Belgien gefahren werden, sie dort zerlegt und wieder zurück nach Mecklenburg-Vorpommern gefahren werden, weil man in Belgien über Schlepperkolonnen billige Leiharbeiter beschäftigt, die dann dem Lohndumping unterliegen. Das ist weder tierfreundlich noch menschenfreundlich, und solche Verhältnisse wollen wir nicht haben!
Ich finde auch, dass wir bei Labels soziale Gesichtspunkte berücksichtigen müssen. Es kommt eben auch nicht nur darauf an, unter welchen ökologischen Bedingungen, sondern auch unter welchen sozialen Bedingungen Nahrungsmittel hergestellt werden.
Klar ist, dass wir nicht den gesamten Handel ausbremsen wollen. Wir sind eine Handelsstadt, Bremerhaven hat Häfen, die auch ausgelastet sein müssen, sie sind auch ausgelastet, aber wir wollen Möglichkeiten für Verbraucher suchen, sich zu orientieren, zu sagen: Ich möchte gern regional essen, wo kann ich mich eigentlich informieren, woher kommen die Produkte, die regional angebaut sind, und wie verläuft die regionale Handelskette?
Es nützt nichts, die Milch von der Molkerei aus dem Umfeld zu kaufen, und das Futter für die Kühe kommt als Sojaschrot aus Mittelamerika oder aus den USA. Das ist auch nicht ökologisch, sondern wir müssen auch das Futter anbauen, damit es dann auch ein regionales Produkt ist. Es gibt in Bremen das Label „Weserklasse“. Unter dem Label werden regionale Produkte angeboten. Es ist lange noch nicht groß genug und auch noch sehr zu verbessern, aber es ist besser als nichts, also, der Anfang ist gemacht. Wir bohren ein dickes Brett.
hen –, oder ist es das, was die Menschen wahrnehmen? Darauf muss man sich verständigen, es wird immer Überschneidungen geben. Für welche Lebensmittel soll es eigentlich gelten, dass wir sagen, Bremer essen in Bremen? Bei Monoprodukten, wie zum Beispiel bei Äpfeln, kann man das sehr gut nachvollziehen. Bei einem Fertiggericht aus dem Tiefkühlregal wird es schon schwieriger. Der Mais kann ja noch aus der Region kommen, aber woher die Erbsen und woher das Fleisch kommen, das weiß keiner so genau.
Ja! Ich sage ja, es gibt noch sehr viele Dinge, die man sich anschauen muss. Es gibt Regale in Supermärkten mit regionalen Produkten. Das Angebot könnte gesteigert werden, finde ich, auch in dem Bereich könnten sich die Händler ein bisschen anstrengen. Wir wollen uns nicht von Abgrenzungsproblemen aufhalten lassen, sondern wir wollen schauen, was wir haben und unternehmen wollen. Zum Schluss entscheidet sowieso der Verbraucher, ob er gegebenenfalls bereit ist, ein paar Cent mehr auszugeben für Lebensmittel, die aus der Region kommen, bei denen er sich darauf verlassen kann, dass sie frisch sind, dass sie unter ökologisch einwandfreien Bedingungen hergestellt sind und dass damit die heimische Wirtschaft gestärkt werden kann. Wir sind also dafür. Es gibt auch eine sehr regionale Ernährung, wenn ich mich bei mir in der Gegend in den Siedlungen oder im Kleingartenverein umschaue. Ich esse sehr regional, nämlich meine eigenen Äpfel vom eigenen Baum, meine eigenen Kartoffeln, meinen eigenen Grünkohl und so weiter. Das ist auch regionales Essen. Ich finde, da kann man auch mehr tun. Ich empfehle allen, die nur einen Rasen haben: Pflanzen Sie dort einen Apfelbaum, dann haben Sie regionale Äpfel. Das ist gut, gesund und dient der Natur. – Danke!
Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Volksmund sagt, dass der Intelligenzquotient eines Agrarökonomen umgekehrt proportional zum Volumen seiner Feldfrüchte ist.
(Abg. D r. K u h n [Bündnis 90/Die Grü- nen]: Können Sie das einmal in leichte Spra- che übersetzen?) ––––––– *) Vom Redner nicht überprüft. Ich glaube, es gibt zwei Möglichkeiten, entweder der Volksmund irrt, oder der Kollege Imhoff hat nur sehr kleine Kartoffeln, weil er nämlich einen vergleichsweise klugen Antrag eingebracht hat. Die anderen Redner haben es schon gesagt: Es ist eine gute Idee, ein regionales Label in Bremen einzuführen. Jeder weiß, auch das wurde erwähnt, dass damit nicht alle denkbaren Probleme im Zusammenhang mit Nahrungsmittelgenuss, Nahrungsmittelproduktion auf einen Schlag gelöst werden können, sondern es hilft an manchen Stellen. An manchen Stellen muss man jedoch weiter nachdenken und andere Lösungen finden. Klar ist, dass wir darüber nachdenken müssen, welchen Bereich die Region umfasst, weil Bremen allein vielleicht ein bisschen klein ist, aber wenn wir die Region erweitern, dann haben wir auch wieder Betriebe, die Nahrungsmittel industriell produzieren. Die Frage ist, inwieweit wir wollen, dass das Wort regional auch suggeriert, dass die Produktionsverhältnisse, unter denen die Menschen arbeiten, vernünftig sind oder dass die Existenz der Bauern gesichert ist. Man muss einfach darüber nachdenken, inwieweit es einfach nur eine geografische Einordnung oder auch eine soziale und ökologische Klassifikation ist. Ich würde dafür werben, dass man den Versuch unternimmt, dass regional Bremen auch saisonal, ökologisch und sozial gerecht heißt. Wir werden diesem Antrag zustimmen und hoffen, dass aus der Absicht, ein Label einzuführen, dann irgendwann auch ein Label entsteht. – Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit! (Beifall bei der LINKEN und bei der SPD)
Sehr geehrter Herr Präsident, meine Damen und Herren! Ich bin es jetzt inzwischen gewohnt, dass ich immer kurz vor Feierabend in diesem Hause einen von allen Parteien gestützten Arbeitsauftrag erhalte.
Dieses Mal sollen wir eine Kampagne durchführen. Das machen wir natürlich. Wir werden den Auftrag abarbeiten. Das wird auf der einen Seite nicht so schwer sein, es ist ja mehrfach darauf hingewiesen worden, dass in der Metropolregion die „Weserklasse“ als Marke bereits existiert. Dort gibt es eine Menge Aktivitäten, auf die man aufbauen kann. Auf der anderen Seite beobachte ich immer, welche Dinge meine Mitkäufer in verschiedenen Verbrauchermärkten in ihren Einkaufswagen im Vergleich zu dem haben, was ich kaufe. Ich glaube, es gibt bei der Aufklärung noch viel Nachholbedarf, und so habe ich
diese Kampagne auch verstanden. Man kann das immer noch ein bisschen verstärken und besser machen. Deswegen werden wir zusammen mit dem Wirtschaftsressort – Herr Senator Günthner hat eben seine Unterstützung schon angeboten, weil er ja für die Landwirtschaft zuständig ist – und mit dem Gesundheitsressort diese Kampagne konzeptionell vorbereiten.
Alle Beiträge, die heute dazu gehalten worden sind, kann ich nur unterstützen, insbesondere den Beitrag des Abgeordneten Saffe, der das Thema auf die saisonale Frage erweitert hat. Ein kleines Aha-Erlebnis hatte ich in den letzten Tagen: Die Spargelsaison ist hier in der Umgebung eröffnet worden mit Spargel, aber nicht aus Deutschland, sondern aus der Umgebung.
Ich habe mich gefragt, warum sie das nicht verschoben haben. Es gibt auch noch da eine Menge Aufklärungsarbeit zu leisten. Insgesamt werden wir den Titel etwas erweitern, wenn es erlaubt ist: Bremerhavener und Bremer
Wer dem Antrag der Fraktion der CDU mit der Drucksachen-Nummer 18/800 seine Zustimmung geben möchte, den bitte ich um das Handzeichen!