Es gibt eine Kooperation mit Niedersachsen – gerade auch in der Lehrerausbildung soll es sie geben –, dort gibt es diese Quereinsteiger ja schon länger, auch unter anderen Voraussetzungen. Gibt es da einen Austausch, dass man da vielleicht versucht, dieses Modell auch auf Bremen zu übertragen?
Ich habe das in Niedersachsen in letzter Zeit jetzt nicht mehr verfolgt, aber ich habe dort früher selbst ein solches Modell zu verantworten gehabt. Es ist besser, ein Qualifikationsmodell vorzuziehen, in dem zunächst einmal wirklich die Lehramtsausbildung absolviert wird, als ein Quereinsteigermodell. Es ist für die Leute immer schwieriger, sich berufsbegleitend noch einmal zusätzlich zu qualifizieren, und viele brechen auch ab. Wir hatten hohe Abbruchquoten, jedenfalls zu der Zeit, als wir das in Niedersachsen probiert haben. Ich werde mich mit der Kollegin in nächster Zeit noch einmal darüber austauschen. Wir haben das verabredet, leider ist es terminlich einfach noch nicht gelungen. Sie wissen, wir kooperieren sehr gut mit dem Wissenschaftsministerium, und wir wollen das jetzt auch mit dem Kultusministerium verstärken.
Die fünfte Anfrage bezieht sich auf die Impfquoten bei den Schuleingangsuntersuchungen im Lande Bremen. Die Anfrage ist unterschrieben von den Abgeordneten Frau Dr. Mohr-Lüllmann, Röwekamp und Fraktion der CDU.
Wie bewertet der Senat die schlechten Impfquoten bei den Schuleingangsuntersuchungen im Lande Bremen, die in dem im April 2009 erschienenen Epidemiologischen Bulletin des Robert Koch-Instituts festgehalten sind?
Welche Ursachen sieht der Senat für die schlechten Impfquoten im Lande Bremen, und mit welchen Maßnahmen plant der Senat, sich für die Erhöhung der Impfquoten einzusetzen?
Welche Gründe führen nach Auffassung des Senats dazu, dass auch die Quote der vorgelegten Impfausweise mit 85,5 Prozent im Lande Bremen im Vergleich mit anderen Bundesländern die niedrigste ist?
Zu Frage 1: Impfungen von Schulanfängern im Land Bremen bleiben unter den wünschenswerten Quoten. Die Impfquoten gegen Diphtherie, Tetanus und Kinderlähmung liegen im Land Bremen geringfügig über, die Quoten von Keuchhusten, Hämophilus Influenzae B und Hepatitis B geringfügig unter dem Bundesdurchschnitt. Die Quoten der zweiten Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln weisen rund acht Prozent Rückstand auf die gesamtdeutschen Impfquoten auf.
Zu Frage 2: Es ist nachgewiesen, dass Armut, soziale Isolation, Bildungsferne und weitere Gründe die Inanspruchnahme von Vorsorgeleistungen des Gesundheitssystems ungünstig beeinflussen. Da auch in Bremen zum Beispiel Kinderarmut oder die Quote Alleinerziehender relevante Faktoren darstellen, sind die Impfquoten des Einschulungsjahrgangs 2007 in der Gesamtbewertung auch Ausdruck erfolgreicher kompensatorischer Gegensteuerung insbesondere der Gesundheitsämter.
Die vergleichsweise niedrigen Quoten bei Masern, Mumps und Röteln sind nach Einschätzung der Fachleute – neben der Ablehnung dieser Impfungen durch Impfgegnerinnen und Impfgegner – auf einzelne gleichgesinnte niedergelassene Ärztinnen und Ärzte zurückzuführen. Hier erlauben es die Rechtsverhältnisse nicht, eine einheitliche Impfpraxis der niedergelassenen Ärzteschaft herzustellen. Zum Ausgleich dieser Defizite bieten die Gesundheitsämter diese Impfungen in der fünften Klassenstufe im Rahmen eines Gemeinschaftsprojektes mit den gesetzlichen Krankenkassen an.
Zu Frage 3: Aufgrund der Erfahrungen des öffentlichen Gesundheitsdienstes erscheint es wegen der hohen Zuwanderungsquoten der Vergangenheit nicht verwunderlich, dass etliche Familien für ihre Kinder keine Impfdokumente zur Schuleingangsuntersuchung vorlegen können, da diese häufig abhanden gekommen sind. Ein weiterer Teil nicht vorgelegter Impfausweise dürfte auf aktive Verweigerung der Vorlage zurückzuführen sein. Nur ein sehr kleiner Teil nicht vorgelegter Impfdokumente belegt nach Einschätzung der Fachleute konkret das Versäumnis empfohlener Impfungen.
Die meisten der in der Länderübersicht berichteten Impfungen werden im frühen Kindesalter durchgeführt. Die aktuelle Länderübersicht für den Einschu
lungsjahrgang 2007 gibt somit das Impfgeschehen in den Jahren 2002 bis 2004 wieder. Nach Beobachtungen der Schulärztinnen und Schulärzte der Gesundheitsämter sind seither im Bereich Masern, Mumps und Röteln weitere Fortschritte bei der Impfbeteiligung erzielt worden. – Soweit die Antwort des Senats!
Frau Senatorin, wir haben dieses Thema heute nicht zum ersten Mal hier. Wir haben es schon mehrfach auch in der Fragestunde zum Thema gemacht, wir wussten allerdings immer, dass die Impfquoten verbesserungswürdig sind, das haben wir eigentlich auch immer festgestellt, das habe ich noch einmal nachgelesen. Insofern ist es eigentlich doch bedenklich, dass jetzt, wenn man die zwei Statistiken vergleicht –, die Bulletins von 2008 und 2009 –,die Impfquote in Bremen noch einmal schlechter geworden ist. Da frage ich mich, was haben Sie denn getan? Wir wussten ja, dass sie schlecht ist.
Ich will gern noch einmal darauf hinweisen – Sie haben es auch gesagt –, dass es eine Statistik aus dem Jahr 2007 ist, die sich auf die Impfungen in dem Zeitraum 2002 und 2004 bezieht. Seitdem hat es eine ganze Reihe von Anstrengungen auch seitens der Gesundheitsämter und meines Ressorts gegeben, hier insbesondere die Eltern zu informieren. Diese erhalten automatisch beim Kindergartenbesuch ein Informationsblatt mit dazu. Ich glaube, das ist eine sehr geeignete Maßnahme, und ich gehe davon aus, dass die verbindliche Einladung zu den Erstuntersuchungen auch hier in den nächsten Statistiken der nächsten Jahre ein anderes Impfgeschehen zeigen wird, denn wir sehen hier sehr deutlich, es geht im Wesentlichen um geringere Quoten der zweiten Impfung.
Sie haben noch einmal das Argument angeführt, dass Armut, soziale Isolation und Bildungsferne dazu beitragen, dass wir die Impfquote nun so vorfinden, wie wir sie vorfinden. Wie bewerten Sie aber denn die Tatsache, dass Berlin sich wenigstens leicht verbessert, aber auf jeden Fall nicht verschlechtert hat?
Ich darf noch einmal darauf hinweisen, Sie reden hier von Quoten aus den Jahren 2002 bis 2004. Wir haben gerade in den letz
ten Jahren Anstrengungen unternommen, und Sie wissen auch, mit der Verabschiedung des Kinderschutzgesetzes, dass hier noch einmal eine deutliche, weitere Information an die Eltern über die Kinderärzte und auch über die Kindergärten vorangetrieben wird. Ich gehe davon aus, dass sich diese Quoten auch nach oben verändern werden.
Das bedeutet also, dass wir in der nächsten Veröffentlichung des Robert Koch-Institutes dann wahrscheinlich eine Verbesserung aufgrund des neuen Verfahrens finden.
Dann aber noch bitte eine kurze Frage! Sie haben 2008 einmal in einer Pressemitteilung bekannt gegeben, dass Sie den Impfstatus von Kindergartenkindern erfassen. Gibt es diese Daten, wo sind die abgelegt und zu welchen Konsequenzen führen sie dann?
Ich will darauf hinweisen, ich glaube, Mitte letzten Jahres gab es dazu von Ihrer Seite auch eine Anfrage, und die Daten, die wir planen – das ist sicherlich, das wissen Sie, immer ein sehr sensibles Thema – sollen festgeschrieben werden, und so war es ja auch vorgesehen im bremischen Tageseinrichtungs- und Tagespflegegesetz, das als Artikelgesetz vorgesehen ist und hier, so ist die Zeitplanung, Ende des Jahres vorgelegt wird. Dort soll das eingefügt werden, soweit es auch im Bereich Datenschutz möglich ist.
Frau Senatorin, würden Sie mir zustimmen, wenn man feststellt, das nach wie vor die Impfempfehlung des Robert Koch-Instituts eine Empfehlung ist und keine Verpflichtung darstellt, sodass daraus auch nicht abzuleiten ist, dass es hier eine schlechte Informationspolitik oder eine schlechte Aufforderung des Senates gibt?
Ich stimme Ihnen zu, das ist eine Empfehlung, und das ist auch mehrfach so angesprochen worden. Das spiegelt sich auch in den Antworten wieder. In der Tat ist die Rechtslage so!
Ich glaube, das Bewusstsein im Rahmen des Senats, in der dafür zuständigen Gesundheitsbehörde ohnehin, in den Gesundheitsämtern, die Sensibilität von Kinderärzten und von den Einrichtungsleitern immer weiter voranzubringen, ist, glaube ich, zu spüren. Gleichwohl verweise ich noch einmal auf die Meinung, die der Kollege von den Grünen hier noch einmal deutlich gemacht hat.
Ich zielte mit meiner Frage ein Stück weit darauf ab, dass es aufgrund des veränderten Risikobewusstseins auch gerade bei jungen Eltern zu beobachten ist, dass es sogenannte Masern- oder Mumps-Partys gibt, die eine richtige Unsitte zu werden drohen, so nach dem Motto, die Kinder sollen auf natürlichem Wege, sprich durch Erleben, durch Durchleben der Erkrankungen, zur Immunität geführt werden.
Das tröstet mich! Wir sprachen gerade über das Impfbewusstsein junger Eltern. Ist es richtig, dass in Bremen auch ein Defizit aufgrund von sehr häufig fehlender Information bei den Auffrischungsimpfungen zu beobachten ist, das auch Erwachsene bis hin zu den älteren Bürgerinnen und Bürgern betrifft?
Wir wissen ja, dass die erste Impfstaffel verbunden ist mit einer ganzen Reihe von weiteren Impfungen, und wir stellen fest, dass die Prozentzahl oder die Quote insbesondere bei der zweiten Staffel nach unten geht. Insofern ist es immer wieder wichtig und richtig, mit den Informationen nicht nachzulassen, und das werden wir auch tun.