Interfraktionell wurde vereinbart, diesen Gesetzesantrag nach der ersten Lesung an den Rechtsausschuss zu überweisen. Ich lasse jetzt über die Überweisung abstimmen.
Wer der Überweisung des Bremischen Gesetzes zur Gewährleistung der Rauchfreiheit von Krankenhäusern, Tageseinrichtungen für Kinder und von Schulen zur Beratung und Berichterstattung an den Rechtsausschuss seine Zustimmung geben möchte, den bitte ich um das Handzeichen!
Jetzt lasse ich über den Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen abstimmen. Hier wurde vereinbart, diesen Antrag zur Beratung und Berichterstattung an den Vorstand der Bremischen Bürgerschaft zu überweisen.
Wer dieser Überweisung der Drucksache 16/961 zur Beratung und Berichterstattung an den Vorstand der Bremischen Bürgerschaft zustimmen möchte, den bitte ich um das Handzeichen!
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Nach den Ergebnissen der Pisa-Studie hat sich im bremischen Schulwesen viel getan. Ich will Ihnen ersparen, das jetzt alles aufzuzählen. Von vornherein war aber klar, wir können nicht nur im Unterricht oder in der Stundentafel etwas verändern oder Vergleichsarbeiten und zentrale Abschlussprüfungen in allen Schularten einführen, sondern wir müssen auch an die Lehrerinnen und Lehrer heran. Das betrifft zunächst ist die Weiterbildung der im Dienst befindlichen Lehrerinnen und Lehrer, aber alle Fraktionen waren sich sehr schnell einig, dass es auch bei der Lehrerausbildung Reformen geben muss.
Gleichzeitig gab es auf europäischer Ebene den so genannten Bologna-Prozess. Das hat sich in Bremen gekreuzt. Bremen hat als eines der ersten Bundesländer beschlossen, nach seinerzeit gemeinsamen Beratungen der Bildungs- und Wissenschaftsdeputation, auch Beratungen im Senat, dass wir die Bachelor- und Masterabschlüsse auch im Lehramtsstudium einführen und damit das alte System hier ablösen.
Dies birgt eine Reihe von Veränderungen in sich. Wir haben zum Beispiel jetzt in der neu konzipierten Lehrerausbildung auch Hürden. Nicht mehr jeder, der den Bachelorabschluss macht, wird zum Masterstudium zugelassen. Wir haben eine Verstärkung der Praxisanteile, und, meine Damen und Herren, wir haben durch diesen Bachelor-Master-Schritt auch die Möglichkeit, dass diejenigen, die fachlich gut sind, sich aber nicht als Pädagogen eignen, mit dem Bachelorabschluss einen anderen Masterabschluss machen können. Auch hier ist es, denke ich, ein Fort––––––– *) Vom Redner nicht überprüft.
schritt im Verhältnis zu früher, wo wir am Ende einen ausgebildeten Lehrer hatten, der leider als Pädagoge nicht einsetzbar war oder nicht eingestellt wurde und mit seinem Abschluss dastand und damit nicht so viel anfangen konnte. Hier haben wir, denke ich, eine gute Hürde eingebaut, die gleichzeitig auch eine Chance bietet.
Die Lehrerausbildung der Vergangenheit war in Bremen eine Stufenlehrerausbildung. Wir haben – das hält sich die CDU zugute, aber die Koalition hat das ja gemeinsam gemacht – an diese Stelle eine schulartbezogene Ausbildung gesetzt. Das heißt, wir haben hier eine Bremensie der siebziger, achtziger Jahre beiseite geräumt und eine Lehrerausbildung an die Stelle gesetzt, die auch, denke ich, bundesweit auf Akzeptanz treffen wird. Das war leider in der Vergangenheit nicht immer der Fall. Wir haben die Dauer des Vorbereitungsdienstes auf 18 Monate begrenzt statt 24 Monate vorher. Auch damit folgen wir einem nationalen Trend, und, meine Damen und Herren, wir haben etwas ganz Wichtiges gemacht. Wir haben auch die Frage der Lehrerausbildung, der Zusammenarbeit zwischen der Universität und dem Landesinstitut für Schule um die Komponente eines Zentrums für Lehrerbildung erweitert. Auch dies ist wichtig, damit wir in Zukunft besser ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer haben werden.
Wir haben dies alles in sehr langen Beratungen gemacht. Ich möchte daher meine Redezeit hier auch nicht ganz ausschöpfen. Eines ist aber wichtig, das es hier noch zu sagen gilt: Bisher gibt es auf Bundesebene noch keine einheitliche Abstimmung, wie die Bundesländer insgesamt die Lehrerausbildung reformieren wollen. Wir haben hier in Bremen darauf geachtet, dass wir uns diese Optionen offen halten, das heißt, wir treffen hier heute Beschlüsse, die es aber zulassen, wenn die KMK-Ebene sich geeinigt hat, das Bremer Modell dann daraufhin entsprechend komplett abzuschließen.
Es gibt jetzt noch zwei Varianten, die auf einer jüngst stattgefundenen Tagung der KMK-Amtsleiter in Quedlinburg noch einmal beraten wurden. Das ist noch nicht unbedingt ein Problem von A- und BLändern. Es gibt eine sehr bunt gestrickte Landschaft in Deutschland. Die süddeutschen Bundesländer haben zum Beispiel noch Pädagogische Hochschulen. Sie denken nicht im Traum daran, dieses bewährte Modell abzuschaffen. Wir in Bremen haben den Fehler gemacht, beziehungsweise man hat in Bremen vor einigen Jahrzehnten die Pädagogische Hochschule abgeschafft und an die Stelle eine universitäre Ausbildung gesetzt.
Wir machen daraus jetzt in dem Sinne das Beste, dass wir in Zukunft eine bessere, praxisbezogenere und modernere Lehrerausbildung haben, aus der Lehrerinnen und Lehrer hervorgehen, die eben auch den Erfordernissen der heutigen Zeit, nicht nur eine hohe Fachlichkeit, sondern auch einen hohen pädagogischen Anteil und die moderne Methodik und Didaktik
mitzubekommen, gerecht werden. Damit das in Zukunft ermöglicht wird, legen wir mit diesem Gesetz zur Änderung der Gesetze zur bremischen Lehrerausbildung einen wichtigen Grundstein, der, wie ich eben sagte, im Hinblick auf die KMK-Ebene noch nicht ganz abgeschlossen sein wird. – Vielen Dank!
Herr Präsident, meine Damen und Herren! Wer heute den „Weser-Kurier“ aufgeschlagen hat, konnte eine fast revolutionäre Geschichte lesen. Bremen ist Vorreiter bei der gemeinsamen Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern und Lehrerinnen der Grundschule an der Universität. Ich finde, das ist eigentlich ein Fakt, den dieses Haus auch würdigen muss.
Der Universitätsrektor hat auch noch einmal herausgestellt, dass Bremen dabei eine Pionierrolle einnimmt. Absolut unverständlich ist Ihre Denkweise, Kollege Rohmeyer! Im Jahr 2006 bleibt für mich der Eindruck, dass Grundschulpädagogen mit diesem Gesetz letztendlich schlechter ausgebildet werden als Gymnasiallehrer, denn jeder muss doch heute eigentlich gemerkt haben, dass es gerade auf den Anfang in der Ausbildung ankommt und dass gerade auch kleinere Kinder exzellent ausgebildet werden müssen. In Skandinavien, in England und in ganz Europa werden für den Grundschulbereich nur die Besten eingestellt, und man bietet ihnen eine genauso gute Lehrerausbildung wie den Lehrern, die dann die älteren Kinder unterrichten. In diese Richtung muss der Zug fahren, aber nicht in die Richtung, die die große Koalition hier heute mit diesem Gesetz vorlegt!
Bei der Diskussion über verbesserte Bildung und gute Schulen spielt die Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer in Deutschland und natürlich auch in Bremen eine Schlüsselrolle. Die grüne Bürgerschaftsfraktion hatte in der letzten Legislaturperiode den Senat aufgefordert, die Lehrerausbildung zu reformieren, zu modernisieren und an europäischen Standards zu orientieren. Diesem Anliegen folgt der Senat heute leider nur in Teilen.
Der Senat legt heute der Bremischen Bürgerschaft den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung der bre––––––– *) Von der Rednerin nicht überprüft.
mischen Lehrerausbildung vor. Das Gesetz ist in sich widersprüchlich. Auf der einen Seite wird damit die Lehrerausbildung in Orientierung an internationale Strukturen mit der Einführung von Bachelor und Master neu geregelt, auf der anderen Seite erfolgt mit dem Gesetz eine Ausbildung, die eine Anpassung der Lehrämter an die veränderte bremische Schulstruktur nach sich zieht, eine zergliederte Schulstruktur. Damit bleibt der Gesetzentwurf nach unserer Auffassung in sich widersprüchlich.
In Europa werden Lehrer eben nicht nach Schultypen ausgebildet. Sie werden gemeinsam als Pädagogen ausgebildet, Erzieherinnen und Erzieher im Kindergarten eingeschlossen. Spezialisierungen erfolgen dann in den Masterstudiengängen. Wir bedauern die Weichenstellung, die heute hier von der großen Koalition vorgenommen wird, zutiefst.
Wir sagen, dass das Gesetz zur Reform der Lehrerausbildung in dieser Hinsicht ein Rückschritt in die fünfziger Jahre ist. Durch die künftig unterschiedliche Studiendauer für den Grundschul- und den Gymnasialzweig werden Lehrerinnen und Lehrer erster und zweiter Klasse ausgebildet. Dabei kommt es, ich habe es eingangs gesagt, auch bei den Schülern auf die ersten Jahre an. Die Qualität und auch die Ausbildungsintensität der Lehrerausbildung muss eben für alle Schulformen geleistet werden. Das vorgelegte Gesetz zementiert damit das gegliederte Schulsystem.
Diese Zweiklassenausbildung wird dazu führen, dass das Studium des Grundschullehramts noch weiter an Attraktivität verliert. Wir haben schon heute ein Problem, wir haben darüber geredet, wir haben zu wenige Männer in den Kindergärten, und wir haben zu wenige Männer, die sich als Erzieher ausbilden lassen. Auch ist der Trend feststellbar, dass sich auch aufgrund der geringen Bezahlung – man entscheidet sich ja dann, nehme ich das Studium, mit dem ich dann nachher mehr Geld verdiene, oder nehme ich das andere Lehrerstudium – die männlichen Lehrer und Lehrkräfte dann doch überwiegend, es sind immer noch einzelne Exoten, die dann an die Grundschule gehen, für die gymnasiale Ausbildung entscheiden. Wir sagen, mit diesem Gesetz wird das Grundschullehramt noch weiter an Attraktivität verlieren.
Darüber hinaus wird die vielbeschworene Internationalisierung der Universitätsausbildung ad absurdum geführt. Meine Kollegin, Frau Schön, hat noch einmal darauf hingewiesen, dass Lehrer und Lehrerinnen so nur für einen regionalen Markt ausgebildet werden. Schon im Nachbarbundesland Niedersachsen – das hat auch Herr Wedler angesprochen – gelten andere Regelungen, ganz zu schweigen von anderen europäischen Ländern, in denen eine solche Einteilung der Ausbildungsgänge völlig unbekannt ist. Durch die sehr starke Verschulung ist es
für die Studierenden schwer möglich, ein Auslandssemester einzuschieben, und von einer internationalen Ausbildung kann unter diesen Umständen ja wohl keine Rede sein.
Guter Unterricht muss von gut ausgebildeten Fachkräften erteilt werden. Wie gut die Fachkräfte ausgebildet werden sollen, darüber sind wir uns mit der großen Koalition nicht einig geworden. Die Koalition vertritt die Auffassung, dass Grundschullehrer nicht so lange studieren sollten wie Gymnasiallehrer, aus unserer Sicht ist das ein kapitaler Fehler, eine Fehlinterpretation der Wichtigkeit der frühen Bildung in der Primarstufe.
Wir wollen motivierte, interessierte junge Menschen für diesen verantwortungsvollen Beruf gewinnen. Die angehenden Pädagogen sollen nicht nur das Gymnasiallehramt anstreben, weil dort später die bessere Bezahlung winkt. Eine verkürzte Masterausbildung für die Primarstufe mag zwar die Begründung für eine schlechtere Besoldung liefern, sie verschenkt aber die Chancen, die wir doch unbedingt nutzen sollten und die wir auch nutzen müssen, wenn wir uns anschauen, welchen Nachholbedarf wir im Bereich der vorschulischen Erziehung und der Grundschulerziehung haben. Da haben wir im europäischen Bereich die rote Laterne, und die werden wir nicht abgeben können, wenn wir unsere Grundschullehrer schlechter ausbilden, Herr Rohmeyer.
Salopp gesagt, wir können uns künftig eine Lehrerausbildung für das Dorf Bremen nicht leisten. Wir brauchen gut ausgebildete junge Menschen, die den Herausforderungen des Jobs gewachsen sind. Dazu gehört eine Ausbildung, die anerkennt, dass es eben gerade auf den Anfang ankommt. Ich finde es unverständlich, dass man nicht auf die Bildungsexperten der Universität gehört hat, die in einer Stellungnahme gesagt haben, auch Rektor Müller hat das gesagt, man schlägt vor, die Grundschullehrer genauso gut auszubilden wie die Gymnasiallehrer. Wir haben das auch in der Wissenschaftsdeputation und hier in der Bürgerschaft bei vorangegangen Debatten beantragt. Damit haben wir uns nicht durchsetzen können, und das finden wir nach wie vor falsch.
Falsch finden wir auch, und da muss ich auch noch einmal den Kollegen Rohmeyer ansprechen, dass man nicht alle Bachelorstudenten, die ihren Bachelor erfolgreich absolviert haben, zum Master zulassen möchte. Der Master ist die Voraussetzung, um einen Referendariatsplatz zu bekommen. Man kann doch nicht allen Ernstes jungen Menschen, die ein Studium angefangen haben und sagen, ich möchte Lehrer werden, ich habe vielleicht nicht den Bombendurchschnitt, aber ich habe den festen Wunsch, Lehrer