dann gäbe es in Bayern keine Realschulen mehr. Das ist eindeutig Fakt. Diese Aussage kommt nicht von mir, sie kommt auch nicht von der CSU, sondern die hat sich Ihre Kollegin Frau Wild beim Bayerischen Realschultag in Regensburg genau so von den Vertretern der bayerischen Realschulen anhören dürfen. Meine sehr verehrten Damen und Herren, das ist Fakt. Deshalb wundert es mich schon, dass Sie diesen Antrag gestellt haben; denn Sie wären die Totengräber der Realschule gewesen. Aber Gott sei Dank hat der Wähler anders entschieden.
Werte Kolleginnen und Kollegen, wir erleben aktuell auch in Baden-Württemberg, dass dort die grün-rote Koalition die Arbeit der Realschulen zerstört. Der Realschullehrerverband Baden-Württemberg warnt in seiner Pressemitteilung vom 20.05.2015 – ich zitiere –:
Ideologischer Borniertheit entsprungene brutale Knebelung und Demontage der bislang als erfolgreich erlebten und deshalb noch immer stark nachgefragten Realschule lehnen nun auch immer mehr Bürger ab und gehen in Konfrontation zur Landespolitik.
Das zitiere ich, da Sie in Bayern die gleiche Politik mit Ihren Gesamtschulen machen möchten. Wir möchten das nicht; denn wir stehen zu unseren Realschulen.
Frau Wild, Sie haben zwar versucht, es nett auszuführen, aber Glaubwürdigkeit kann ich in Ihrem Antrag wirklich nicht mehr sehen. Was Sie in Ihrem Antrag geschrieben haben, ist nichts anderes als scheinheilig, In welcher Zeit leben Sie eigentlich, meine Damen und Herren? Warum wollen Sie die Realität nicht wahrnehmen? - Die bayerischen Schulen stehen angesichts der unvermindert steigenden Anzahl von schulpflichtigen Asylbewerbern und einer derzeit nicht abschätzbaren Zahl unbegleiteter minderjähriger Asylbewerber in ihrer Gesamtheit vor einer großen Herausforderung. Was wir jetzt brauchen, ist Stabilität
und die Sicherstellung des Unterrichts. Zudem wollen und werden wir selbstverständlich die Ganztagsbetreuung weiter ausbauen, die Inklusion voranbringen, die Klassenstärken weiter senken
und obwohl wir bei all dem noch den finanzpolitischen Spielraum im Blick haben, den wir den nächsten Generationen hinterlassen wollen, sind wir gemeinsam mit der gesamten Schulfamilie auf einem guten Weg. Diesen guten Weg lassen wir uns von Ihnen, liebe SPD – und da schließe ich die GRÜNEN und die FREIEN WÄHLER mit ein; Herr Aiwanger, Sie plärren immer so laut heraus, nehmen Sie das bitte zur Kenntnis –
Mir jedenfalls fehlt jegliches Verständnis für diesen Antrag, liebe Kolleginnen und Kollegen der SPD. Das ist reiner Populismus. Vor allem habe ich nachgesehen, Frau Wild: Sie haben einen ähnlichen Antrag am 21.11.2014 gestellt.
Damals haben Sie noch eine Klassenstärke von 30 gefordert. Vielleicht hat Herr Rinderspacher jetzt nicht mehr so genau nachgeschaut. Damals waren es 30, jetzt nehmen wir 26, und vielleicht nehmen wir nach der Sommerpause, im Oktober, dann 22 oder welche Zahl Ihnen halt gerade so einfällt. Vielleicht könnten Sie die Anträge wirklich etwas besser vorbereiten, wenn Sie denn schon Unruhe hineinbringen wollen. Ich glaube, Sie wissen selbst nicht, was Sie eigentlich wollen.
Ich habe Ihnen damals im November bereits erklärt, dass wir die durchschnittliche Klassenstärke an den staatlichen Realschulen von 28 im Schuljahr 2008/2009 auf 26,4 im letzten Schuljahr 2013/2014 und in diesem Schuljahr auf 26,2 senken konnten. Das heißt, das Anliegen Ihres Antrag wäre sogar erfüllt. Liebe Frau Wild, Herr Rinderspacher, Frau Strohmayr, was aber noch schlimmer ist: Mit Ihrem Antrag versuchen Sie, die Schullandschaft komplett auseinanderzudividieren. Genau das näm
lich will Ihr Antrag, in dem sie die demografische Rendite starr einer einzelnen Schullandschaft zuleiten wollen. Meine Damen und Herren, dabei ist der Erfolg unserer bayerischen Schullandschaft gerade darin begründet, dass wir eben miteinander, über die Grenzen der Schularten hinweg zusammenwirken und damit den großen Herausforderungen mit der Flexibilität, die es braucht, begegnen und sie meistern. Deswegen werden wir den Dringlichkeitsantrag der SPD natürlich ablehnen. – Herr Rinderspacher, weil die Zeugnisvergabe aktuell ist, würde ich mir erlauben, Ihnen für diesen Antrag die Note "Ungenügend" ins Notenheft zu schreiben.
(Beifall bei der CSU – Hubert Aiwanger (FREIE WÄHLER): Ja, ja; Ungenügend! Nur für Sie 1 plus, 1 mit Stern! – Unruhe – Glocke der Präsidentin)
Meine Damen und Herren, lassen Sie mich aber auch noch etwas Grundsätzliches zu den Realschulen in Bayern sagen; denn – da haben Sie recht, Frau Wild – die Realschulen liegen uns und mir ganz besonders am Herzen. Sie sind leistungsfähig, sie sind erfolgreich und sie sind gefragt. Die Realschulen sind ein Synonym für eine leistungsfähige Schulart. Die Erkenntnis, dass Bildung besonders gut gelingt, wenn sie als gesamtgesellschaftliche Aufgabe wahrgenommen wird, wird in der Realschulgemeinschaft als gelebte Tradition aufgenommen. Sie reagiert insbesondere auf die Veränderungen der Bildungsbedürfnisse von Kindern und Jugendlichen
mit einem hohen Maß an Flexibilität. Keine andere Schulart – da können Sie noch so laut dazwischen rufen – hat vielfältigere Schnittstellen zu anderen Schularten oder zum beruflichen Bereich.
(Günther Felbinger (FREIE WÄHLER): Deswegen ist es gerade wichtig, dass sie genügend Lehrer bekommt!)
Die Durchlässigkeit des differenzierten Schulwesens und die Individualisierung von Bildungsbiografien sind somit ein Kernthema der Realschule.
Herr Aiwanger, ich kann es Ihnen nachher gerne noch wiederholen. Dass Sie sich mit der Realschule nicht auseinandersetzen, weiß ich, weil es bei Ihnen, bei den FREIEN WÄHLERN
das haben wir ja im letzten Jahr gesehen; hören Sie mir bitte einmal zu – nur das Gymnasium gibt. Das haben Sie letztes Jahr, Herr Felbinger, wunderbar unter Beweis gestellt, und mit Ihren Zwischenrufen machen Sie jetzt wieder das Gleiche.
(Beifall bei der CSU – Hubert Aiwanger (FREIE WÄHLER): Dass 60 % das G 9 wollen! – Unruhe – Glocke der Präsidentin)
Schülerorientierte Bildungsgänge bieten hervorragende Anschlüsse. Die Schüler erwerben Kompetenzen. Sie haben damit den Weg zur Hochschulreife oder zu anspruchsvollen dualen Berufsausbildungen beschritten oder eröffnet.
(Günther Felbinger (FREIE WÄHLER): Das interessiert doch keinen! Sie brauchen Lehrerstunden und Lehrer!)
All diese Möglichkeiten gibt es in der Realschule. Sie setzt sowohl in der Theorie als auch in der Praxis diesen wichtigen und erfolgreichen Bildungsauftrag konsequent um. Nach aktuellen Umfragen sind die Eltern mit den Realschulen sehr zufrieden. Der Zufriedenheitswert liegt bei 85,2 %.
(Dr. Simone Strohmayr (SPD): Sind sie auch damit zufrieden, dass ihre Kinder in Klassen sind, die 36 Schüler haben?)
Bei der Bewertung zeigt sich: Sie sind also sehr zufrieden. Der Wert liegt noch höher als bei den anderen Schulen, für die er 83,5 % beträgt. Das sind Tatsachen aus einer Umfrage. Sie können noch so laut widersprechen – das sind eben Tatsachen.
Meine Damen und Herren, damit ist es auch richtig, dass wir als Freistaat in die Realschulen investieren und diese Investitionen umsetzen,
Einen Augenblick bitte, Herr Kollege. Ich bitte doch wirklich darum, den Lärmpegel wieder etwas nach unten zu fahren. Im Übrigen darf ich darauf aufmerksam machen: Alle Redner und Rednerinnen, die am Rednerpult stehen, nehmen für sich in Anspruch, und zwar zu Recht – ich denke nur an die Debatte von heute Morgen –, dass nicht permanent dazwischen gerufen wird. Wenn man aber
nicht redet, gilt dies auch, selbst wenn das vorher nicht eingefordert wurde. - Bitte schön, Herr Kollege.
Vielen Dank. – Wir setzen diese Investitionen an den vorhandenen Realschulstandorten um. Wir haben aber auch neue Realschulstandorte gegründet. Ich komme selbst aus einem Landkreis, nämlich Aichach-Friedberg, der eine neue Realschule bekommen hat, nämlich in Affing-Bergen.
In Bayern gibt es insgesamt 18 neue staatliche Realschulen. Auch das spricht für das Erfolgsmodell der Realschulen. – Meine Damen und Herren, die sogenannte demografische Rendite verbleibt im Schulbereich.
Davon profitiert auch die Realschule. Im laufenden Schuljahr konnten wir den Umfang der Gesamtstunden an den staatlichen Realschulen von 177 auf 178 Stunden anheben. Dabei handelt es sich um eine verbindlich einzurichtende Wochenstunde, die dem Ausbau der individuellen Förderung dient und die nach Bedarf vor Ort eingeplant werden kann, nämlich entweder für MINT-Förderung oder auch für musische Unterrichtsangebote. Das heißt, sie kann vor Ort einfach individuell eingeplant werden.
Darüber hinaus – Frau Wild, das haben Sie in Ihrem Antrag leider auch nicht berücksichtigt – verstetigen wir die zum Schuljahr 2013/2014 eingeführte integrierte Lehrerreserve. Die gibt es bereits; Sie brauchen sie nicht neu zu erfinden oder neu zu beantragen. Diese gibt es bereits.
Das habe ich bereits im letzten Herbst begründet, aber anscheinend haben Sie damals auch nicht zugehört.