Da wird niemand behaupten können, dass man die in einem oder zwei Tagen wirklich gründlich analysieren kann.
(Zahlreiche Zurufe – Herrmann (CSU): Wer hat denn die aktuelle Debatte beantragt? – Gegenruf der Frau Abgeordneten Radermacher (SPD): Wir doch nicht!)
Ich meine, dass diese Auseinandersetzung und diese intensive Diskussion vorrangig im Bildungsausschuss erfolgen muss und dort auch erfolgen wird und dass uns dieses Thema dort auch sicher längere Zeit beschäftigen wird.
Ich darf Ihnen jedenfalls versichern, dass ich als Vorsitzende dieses Ausschusses dafür Sorge tragen werde, dass dieses Thema dort auf die Tagesordnung kommt.
Auch ich möchte persönlich und im Namen der SPDFraktion allen bayerischen Schülerinnen und Schülern zu ihrem Erfolg gratulieren und freue mich mit ihnen über ihr gutes Abschneiden.
Unser Dank gilt allen Schülerinnen und Schülern, aber auch allen Lehrerinnen und Lehrern und den Eltern, die
mit ihrem Engagement und ihrem Einsatz den Erfolg – auch unter vielerorts sehr schweren Rahmenbedingungen – erst möglich gemacht haben.
(Beifall bei der SPD und bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Zuruf von der CSU: Die Bundesministerin haben Sie vergessen!)
Ich hoffe jetzt wirklich, dass dieser Einsatz belohnt wird und sich der Dank der Politik auch so ausdrückt, dass jetzt wirklich die Beseitigung der Defizite, die es auch an Bayerns Schulen gibt, in Angriff genommen wird.
Denn es wäre eine Ohrfeige für all diejenigen, die sich angestrengt haben, wenn man sich jetzt selbstgefällig und selbstgerecht zurücklehnen würde – so nach dem Motto: – –
Man darf sich also nicht zurücklehnen nach dem Motto: Na, schau her, das hat doch geklappt, und es passt alles!
Frau Zweite Vizepräsidentin Riess: Liebe Kollegen! Jetzt möchte ich Sie doch um Gelassenheit und um Ruhe bitten, damit die Rednerin ihren Vortrag zu Ende führen kann.
Es gibt doch auch wirklich keinen Grund, sich zurückzulehnen, weil wir nämlich zwar national an der Spitze sind, aber eben nicht international. Um bei dem Bild des Sports zu bleiben: Wir sind halt Erster in der zweiten Klasse, aber nicht insgesamt obenauf und an der Spitze.
Dafür müssen wir gemeinsam sorgen: dass nämlich Bayerns Schülerinnen und Schüler international an die Spitze kommen. Da gibt es in Bayern auch noch sehr viel zu tun; denn wir alle wissen: Auch in Bayern verlassen viel zu viele junge Menschen die Schule ohne Abschluss, Bayern hat bundesweit die niedrigste Abiturientenquote, wodurch in unserem Land Begabungsreserven unerschlossen bleiben
und Bildungschancen – auch wenn Sie es nicht gerne hören, aber es ist so – junger bayerischer Schülerinnen und Schüler beschnitten werden. Auch in Bayern gehören soziale Auslese und Benachteiligung von Kindern
In einem sind wir auch Spitze in Bayern, nämlich dann, wenn es um die Zahlen der Schülerinnen und Schüler geht, die an den Gymnasien scheitern; da sind wir nämlich mit 20% sozusagen die absoluten Führer.
Bei der Suche nach Lösungen für die Probleme helfen uns sicherlich keine gegenseitigen Schuldzuweisungen weiter, auch kein parteipolitischer Schlagabtausch und auch keine kleinlichen Abgrenzungen zwischen den Bundesländern und,
Frau Staatsministerin, auch keine unverschämten Unterstellungen, so wie wir es eben von Ihnen erlebt haben.
Lassen Sie es doch, zu behaupten, wir würden die Hauptschule gering schätzen! Sie wissen genau, dass es nicht stimmt. Sie tun es mit Ihrer Politik, indem Sie die Probleme ignorieren und zusehen, wie die Hauptschule einer schlechten Zukunft entgegengeht.
Und hören Sie doch auf – wie es im CSU-Antrag steht –, uns zu unterstellen, wir wollten keine Leistungen an den Schulen. Das hat niemand von uns gesagt und wird auch niemand sagen.
Frau Staatsministerin, es muss einen schon wundern, wenn Sie sich hierher stellen und sagen, Sie würden beschimpft werden dafür, dass Bayern so gut ist. Ja, wer hat denn das gesagt? Man könnte glauben, Sie leiden an Verfolgungswahn in dieser Frage.
(Lebhafter Beifall bei der SPD und Beifall bei Abge- ordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Lachen bei der CSU – Große Unruhe)
Ich bitte doch wirklich, bei allen Angriffen gegen die Opposition bei der Wahrheit zu bleiben, und ich sage noch einmal: Wir freuen uns gemeinsam mit den bayerischen Schülerinnen und Schülern, mit den Eltern und mit den Lehrerinnen und Lehrern über diesen Erfolg, den wir erzielt haben.
Wir sagen, es muss gefordert und gefördert werden. Es ist doch eine unbestrittene Tatsache, dass alle Ergebnisse der Pisa-Studie zeigen, dass größere Erfolge und bessere Leistungen nur zu haben sein werden über eine möglichst intensive und individuelle Förderung aller Schülerinnen und Schüler in allen Schularten und im vorschulischen Bereich.
Der Auslesedruck, der das Leben und das Bewusstsein an unseren Schulen für Schülerinnen und Schüler, aber auch für Eltern und für Lehrerinnen und Lehrer prägt, muss ersetzt werden durch ein Leitprinzip der Schulen, das heißt: Wir müssen möglichst intensiv fördern, möglichst vielen Schülerinnen und Schülern möglichst gute Schulabschlüsse ermöglichen und den Versuch unternehmen, alle, aber wirklich alle, auf das Leben und auf den Beruf vorzubereiten.
Die Motivation für Schülerinnen und Schüler, zu lernen, sollte mehr von der Hoffnung auf Erfolg getragen sein als von der Angst vor dem Misserfolg.
Zu dieser Förderung müssen die Kindertagesstätten und die Schulen auch in der Lage sein. Die Lehrerinnen und Lehrer sind dazu bereit. Wir brauchen natürlich auch die richtigen Rahmenbedingungen. Wir brauchen kleinere Klassen, damit Zeit für jedes einzelne Kind bleibt, und wir brauchen vor allen Dingen in den Grundschulen auch zusätzliches Personal, das sich der Probleme der Kinder annehmen kann. Außerdem brauchen wir eine Verlagerung der Kompetenzen an die Schulen sowie eine Stärkung der Eigenverantwortung.
Diese Förderung muss natürlich in den Kindergärten beginnen, wo Sie leider zurzeit landauf landab alles andere tun. Sie wissen alle ganz genau, dass zum Beispiel die Möglichkeiten, Sprachdefizite zu begegnen und Sprachstörungen auszugleichen, beschnitten und nicht etwa ausgebaut wurden. Sie wissen auch, dass für Kinder, die der deutschen Sprache zu wenig mächtig sind, mit Ausnahme in den Ballungszentren so gut wie keine Angebote vorhanden sind. Hier muss endlich etwas getan werden.