Protocol of the Session on June 27, 2019

Sie hören jetzt bitte auf! Die Redezeit ist abgelaufen.

(Unruhe)

Das ist mein Ernst. Wir machen jetzt das Mikrofon ebenfalls aus.

(Abg. Dr. Wolfgang Gedeon [fraktionslos] wird das Mikrofon abgeschaltet. – Abg. Dr. Wolfgang Gede on [fraktionslos]: Ich möchte noch einen Satz sagen! – Abg. Stefan Räpple AfD: Dann machen Sie es aber auch bei den anderen aus!)

Nein, die Zeit ist jetzt um.

(Abg. Dr. Wolfgang Gedeon [fraktionslos]: Das ist eine sehr parteiische Führung, muss ich sagen, Frau Präsidentin!)

Meine Damen und Herren, es gibt jetzt noch Redezeiten für die FDP/DVP und die CDU. Werden die noch in Anspruch ge nommen?

(Abg. Arnulf Freiherr von Eyb CDU: Nein! Alles We sentliche ist gesagt!)

Gut. Dann können wir jetzt die Aktuelle Debatte unter Punkt 2 beenden.

Ich rufe Punkt 3 der Tagesordnung auf:

Aktuelle Debatte – Die Grundsteuerreform kommt: Mehr Gerechtigkeit für die Steuerzahler, mehr Freiheit für die Länder – beantragt von der Fraktion der CDU

Das Präsidium hat auch hierfür eine Redezeit von insgesamt 50 Minuten für die Fraktionen festgelegt, pro Fraktion zehn Minuten. Die Redezeit der Regierung kommt hinzu. Ich bitte die Redner der Landesregierung, diesen Redezeitrahmen auch entsprechend einzuhalten.

Zuerst spricht für die CDU Herr Fraktionsvorsitzender Pro fessor Dr. Reinhart.

Frau Präsidentin, ver ehrte Kolleginnen und Kollegen! Gerade die vorausgehende Debatte hat gezeigt, wie wichtig es ist, dass wir demokrati schen Parteien zusammenstehen, diese Demokratie schützen und vor allem kompromissfähig sind, um die Probleme in die sem Land zu lösen. Auch darum geht es bei dieser Debatte, die alle Menschen betrifft und bewegt, nämlich die Debatte über die Grundsteuerreform.

Nach intensiver Debatte ist endlich eine Einigung auf eine Re form der Grundsteuer gelungen. Verehrte Kolleginnen und Kollegen, das ist eine gute Nachricht. Sie zeigt, dass wir in Deutschland Probleme lösen und auch noch die Kraft zu Re formen haben. Es ist aber auch eine gute Nachricht für unse re Kommunen, deren finanzielle Basis wir sichern. Vor allem ist es eine gute Nachricht für einen lebendigen und vor allem praktizierten Föderalismus. Das ist gerade für uns Landespar lamentarier wichtig und entscheidend.

(Beifall bei der CDU und des Abg. Andreas Schwarz GRÜNE – Abg. Tobias Wald CDU: Sehr gut!)

Wir sehen in Deutschland beim Föderalismus seit Jahren ei ne schleichende Machtverlagerung von den Ländern hin zum Bund.

(Zuruf des Abg. Emil Sänze AfD)

Ich habe hier oft gesagt: „Geld gegen Macht, das ist die schäd liche Tauschlogik.“

In der Debatte zum Digitalpakt haben die Regierung und der Ministerpräsident, aber auch wir zu Recht vor einer schritt weisen Zentralisierung und vor der Aushöhlung der Eigen staatlichkeit der Länder gewarnt.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Ja!)

Diesen gefährlichen Trend müssen wir stoppen.

So der Ministerpräsident am 28. November vergangenen Jah res. Mit der Einigung im Berliner Koalitionsausschuss zur Grundsteuerreform stoppen wir diesen Trend nicht nur, nein, wir drehen ihn sogar um. Das begrüßen wir ausdrücklich; denn zum ersten Mal seit Langem bekommen die Länder end lich wieder neue eigene Spielräume. Das heißt, die Einbahn straße der Zentralisierung wird aufgehoben. Die Länder dür fen in Zukunft ein eigenes Grundsteuerrecht formulieren, sie können eigene Regelungen treffen,

(Abg. Emil Sänze AfD: Nein, wie huldvoll!)

die sie für sachgerecht, für praktikabel und für angemessen halten. Erstmals bekäme ein Steuergesetz eine deutliche Län deröffnungsklausel.

(Zuruf des Abg. Emil Sänze AfD)

Dieser Kompromiss, wenn er umgesetzt wird, ist damit ein echter Gewinn für die föderale Freiheit. Er ist aber auch ganz besonders ein Gewinn für uns als Landesparlamentarier.

(Beifall bei der CDU – Abg. Rainer Stickelberger SPD: Heftiger Beifall bei den Grünen!)

Denn immerhin werden wir es sein, die als Landesgesetzge ber über ein neues Grundsteuergesetz entscheiden können. Ich werbe dafür: Lasst uns davon Gebrauch machen! So viel Selbstbewusstsein und so viel eigenen Gestaltungswillen dür fen und sollten wir vor allem als Baden-Württemberger ha ben.

Die Grundsteuer ist eine Kommunalsteuer, sie kommt den Städten und Gemeinden zugute. Die Kommunen sind nach unserer Verfassung – staatsrechtlich – Teil der Länder. Des halb ist es nur folgerichtig, dass auch die Länder die Regeln für die Grundsteuer in eigener Zuständigkeit gestalten dürfen.

Jetzt gibt es natürlich sofort wieder Reflexe. So hat z. B., Herr Stickelberger, Ihr Kollege Hofelich – er ist gerade nicht da – davon gesprochen, es drohe ein Flickenteppich.

(Abg. Winfried Mack CDU: Um Gottes willen!)

Das ist beim Föderalismus immer das Thema.

(Abg. Rainer Stickelberger SPD: Ist doch so! – Abg. Winfried Mack CDU: Um Gottes willen! – Zuruf des Abg. Tobias Wald CDU)

Ja, aber dass es bei der Grundsteuer Unterschiede gibt, ist doch schon immer Realität und seit Jahrzehnten akzeptiert. Denn entscheidend für die tatsächliche Höhe sind bisher und in Zukunft die kommunalen Hebesätze.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Abg. Tobias Wald CDU: Richtig!)

Und da haben wir – –

(Abg. Rainer Stickelberger SPD: Das war doch bis her schon so!)

Ja, eben weil es bisher schon so war, sagt z. B. heute die FAZ unter der Überschrift „Die große Grundsteuer-Vielfalt“:

Die Grundsteuer-Vielfalt wird größer – zum Vorteil der Bürger.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Abg. Rainer Stickelberger SPD: Nicht mit uns abgestimmt!)

Die Grundsteuer ist eine Kommunalsteuer. Deshalb, liebe Kol leginnen und Kollegen, lieber Kollege Stickelberger, kann ich Ihnen nur sagen: Ihr habt doch Anteil an dieser Einigung der Großen Koalition.

(Abg. Rainer Stickelberger SPD: Ja, natürlich!)

Also, entlasten Sie sich, hören Sie auf, am eigenen Erfolg zu leiden. Freut euch doch einfach.

(Abg. Rainer Stickelberger SPD: Wir sonnen uns da rin!)

Seid doch froh, wenn etwas gemeinsam gelingt. Das ist doch der Punkt.

(Heiterkeit und Beifall bei der CDU)

Natürlich gibt es zu bedenken: Das wertabhängige Modell be deutet für Mieter und Häuslebesitzer ein ganz erhebliches Ri

siko. Natürlich bringen steigende Werte gerade in den teuren Ballungsräumen zu jedem Wertfeststellungsstichtag auch stei gende Steuern, mit immer wieder neuen – auch – Ungerech tigkeiten. Deshalb will ich aber heute hier sagen: Wir wollen eine Grundsteuer, die Wohnen nicht immer noch teurer macht. Auch darum muss es im Endergebnis gehen.

(Beifall bei der CDU – Vereinzelt Beifall bei den Grünen – Zuruf des Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU)