Protocol of the Session on May 8, 2019

Deshalb wollen wir ein Europa, das nationale und auch regi onale Besonderheiten schützt und respektiert. Nur so kann es stärker und besser werden.

Meine Damen und Herren, zwei Erzengel standen am Tor von Europa:

(Abg. Peter Hofelich SPD: Ui!)

der Erzengel der Freiheit – nie wieder Knechtschaft – und der Erzengel des Friedens – nie wieder Krieg. Auch darum geht es in diesen Tagen.

(Beifall bei der CDU sowie Abgeordneten der Grü nen und der FDP/DVP)

Für die Fraktion GRÜNE er teile ich das Wort Herrn Fraktionsvorsitzenden Schwarz.

Frau Präsidentin, liebe Kol leginnen und Kollegen! Europa braucht uns, und wir brauchen Europa – heute mehr denn je.

(Zuruf von der AfD)

Seit über 60 Jahren bringt uns die europäische Einigung Frie den, Freiheit, Stabilität und Wohlstand. Ich kann nahtlos an knüpfen an das, was Kollege Reinhart gesagt hat: Die Euro päische Union ist eine Wertegemeinschaft und damit weitaus mehr als eine reine Wirtschaftsunion.

(Beifall bei den Grünen und der CDU – Vereinzelt Beifall bei der SPD)

Reden wir über das vereinte Europa, dann geht es um die Men schenwürde, um Freiheit, Gleichheit, Demokratie, Rechtsstaat lichkeit, Solidarität, die Wahrung der Menschenrechte und die Rechte der Minderheiten.

(Abg. Winfried Mack CDU: Und die Menschenwür de!)

An Rechtspopulisten wie Ungarns Ministerpräsidenten Vik tor Orban gerichtet sage ich:

(Zuruf des Abg. Anton Baron AfD)

Auch für solche Leute sind die Prinzipien des Rechtsstaats maßgebend. Verstöße gegen das Rechtsstaatsprinzip und Ver stöße gegen europäische Grundwerte sind alarmierend und nicht hinnehmbar.

(Zurufe der Abg. Anton Baron AfD und Dr. Heinrich Fiechtner [fraktionslos])

Das darf die Europäische Union keinem Mitgliedsstaat durch gehen lassen.

(Zuruf des Abg. Udo Stein AfD)

Rechtsstaatlichkeit und die Grundrechte der Europäischen Union gelten für alle, liebe Kolleginnen und Kollegen.

(Beifall bei den Grünen und der CDU sowie Abge ordneten der SPD – Zuruf des Abg. Dr. Bernd Grim mer AfD)

Umso mehr freue ich mich, dass die Landesregierung von Ba den-Württemberg in ihrem Leitbild für Europa eine sehr kla re Haltung eingenommen hat: für Demokratie, für Subsidia rität, für regionale Vielfalt und Besonderheiten, für soziale Grundwerte und eine nachhaltige Politik.

(Abg. Klaus Dürr AfD: Was?)

Das Bekenntnis zu Europa gehört in Baden-Württemberg zur Staatsräson.

(Beifall der Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch und des Abg. Winfried Mack CDU)

Wir Grünen sagen Ja zu Europa, denn die Ziele von heute – Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit, Frieden, die Achtung der Menschenwürde – können eben nur in einem starken und handlungsfähigen Europa gemeinsam erreicht werden.

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der CDU)

Wir in der grünen Landtagsfraktion sind überzeugt, dass wir die zentralen Zukunftsaufgaben nur gemeinsam lösen können. Dazu zählen die Bewahrung unserer natürlichen Lebensgrund lagen und der Klimaschutz. Sie sind die Menschheitsaufgabe schlechthin. Kollege Reinhart hat in seiner Rede die jungen Leute angesprochen. Unsere Kinder fordern es von uns ein: Kümmert euch stärker um diese Fragen. Mit dieser Bitte wer den wir jeden Freitag konfrontiert.

(Zuruf des Abg. Dr. Heinrich Fiechtner [fraktions los])

Umfragen bestätigen, was sich auf den Straßen und in den so zialen Netzwerken abspielt. Nach dem jüngsten Europabaro meter sehen knapp 80 % der jungen Leute in Deutschland den Umweltschutz und den Kampf gegen den Klimawandel als Topthemen an.

(Zuruf des Abg. Stefan Räpple AfD)

Die jungen Leute haben erkannt, dass die Gefahren des Kli mawandels enorm sind. Viele junge Menschen setzen sich für die Zukunft ein. Mein größter Respekt für dieses umfangrei che politische Engagement der jungen Generation!

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der CDU sowie der Abg. Gabi Rolland SPD)

Die Europawahl, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist daher in unseren Augen auch eine Klimawahl. Denn der Klimawan del beschleunigt sich. Die Treibhausgasemissionen steigen weltweit nahezu ungehindert an. Die Zeit, um den Klimakol laps noch aufzuhalten, rennt uns buchstäblich davon. Aber für Europa gilt: Vorangehen, die Wende beim Klimaschutz schaf fen und das 1,5-Grad-Ziel erreichen.

(Abg. Anton Baron AfD: Was kostet uns das?)

Darin liegt eine große Chance für neue und zukunftsfähige Arbeitsplätze und Innovationen gerade bei uns in BadenWürttemberg. Konsequenter Klimaschutz und eine starke Wirtschaft sind zwei Seiten derselben Medaille.

(Beifall bei den Grünen – Vereinzelt Beifall bei der CDU)

Es ist daher höchste Zeit, dass die Europäische Union ihre Kli mapolitik an den Zielen des Pariser Klimaschutzabkommens ausrichtet. Wir verstehen die Europäische Union als künftige Klimaschutzunion, und Deutschland hat hier einen enormen Beitrag zu leisten. Denn Europa ist reich an sauberen Ener giequellen. Der beschleunigte Ausbau der erneuerbaren Ener gien ist die Chance für den Klimaschutz, für zukunftsfähiges Wirtschaften, mehr Arbeitsplätze und die Unabhängigkeit Eu ropas von fossilen Importen,

(Zuruf des Abg. Stefan Räpple AfD)

und er ist eine enorme Chance für regionale Wertschöpfung gerade auch bei uns, in unserem Bundesland.

(Beifall bei den Grünen – Vereinzelt Beifall bei der CDU)

Wir wollen bis 2050 den Energiebedarf zu 100 % aus erneu erbaren Energien decken. Darauf wollen wir die europäischen Strukturfonds und die Investitionsmittel ausrichten. Dabei ist wesentlich, dass der ins Stocken geratene Kohleausstieg jetzt endlich umgesetzt wird, dass die Energiewende wieder in Gang kommt. Solaranlagen auf Dächern, moderne Windkraft anlagen,

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Dort, wo Wind ist!)

intelligenter Netzausbau und mehr Speichermöglichkeiten,

(Zuruf des Abg. Dr. Heinrich Fiechtner [fraktions los])

das sind die Antworten für eine Klimaschutzunion im Jahr 2019.

(Beifall bei den Grünen – Vereinzelt Beifall bei der CDU)

Ich möchte noch, liebe Kolleginnen und Kollegen, einen Punkt ansprechen, der uns, wenn wir auf Europa blicken, sehr wichtig ist. Dort sehen wir einen enormen Handlungsbedarf; das ist die Reduzierung des CO2-Ausstoßes. Denn der Klima wandel wartet nicht, bis die G-20-Staaten einen Preis festge legt haben oder der Emissionshandel – sosehr wir ihn begrü ßen – weltweit eingeführt ist. Denn wir stellen fest: Der Emis sionshandel funktioniert heute nicht ausreichend, um gegen die Klimakrise vorzugehen.

Daher braucht es einen CO2-Mindestpreis. Mit einem CO2Mindestpreis finanzieren die alten, die klimaschädlichen fos silen Energieträger die sauberen, erneuerbaren Energien.

(Abg. Anton Baron AfD: Wollen Sie die CO2-Steu er?)

Umweltverschmutzung wird dadurch stärker finanziell belas tet, und Bürgerinnen und Bürger werden auf der anderen Sei te finanziell entlastet. Denn schließlich – so sieht es das Mo dell des CO2-Preises vor – sollen die Einnahmen an die Bür gerinnen und Bürger zurückfließen. Im Ergebnis ist ein CO2Mindestpreis ein gigantisches Förderprogramm für neue, um weltfreundliche Technologien.

(Beifall bei den Grünen – Zuruf des Abg. Anton Ba ron AfD)