Nun stehe ich nicht im Verdacht, Hannah Arendt genauso en thusiastisch zu folgen wie unser Ministerpräsident,
Philosophische Abstraktion fällt dem weiblichen Hirn of fensichtlich noch schwerer als mathematische,
was im Übrigen nicht schlimm ist. Denn die gegenteilige Fähigkeit des Pragmatismus ist für das Leben genauso wichtig.
Was ist denn dieser Pragmatismus, den Sie dem weiblichen Gehirn zutrauen? Geschirrspülen, putzen und waschen, oder was?
(Beifall bei Abgeordneten der FDP/DVP, der Grünen und der SPD sowie des Abg. Dr. Wolfgang Reinhart CDU)
Da mischen sich doch auf übelste Weise Frauenfeindlichkeit und Antisemitis mus. Das ist das, was aus Ihren Schriften hervorgeht.
Es wird deutlich, Herr Kollege Meuthen, dass das eigentliche Problem kein Problem Gedeon, sondern ein Problem Meu then ist. Denn Sie distanzieren sich zu wenig.
(Beifall bei der FDP/DVP und den Grünen sowie Ab geordneten der CDU und der SPD – Zuruf von der SPD: Korrekt!)
Zunächst einmal haben Sie behauptet, das hätten Sie alles gar nicht gewusst. Kollege Stoch hat darauf hingewiesen, Herr Kölmel unterstelle Ihnen, Sie hätten es doch gewusst. Jetzt werden Sie wahrscheinlich sagen, Kölmel sei ein Dissident – nein, „Dissident“ ist wahrscheinlich das falsche Wort.
(Heiterkeit bei Abgeordneten der Grünen und der SPD – Abg. Dr. Bernd Grimmer AfD: Nein, nein! Nur ein Lügner! – Abg. Dr. Jörg Meuthen AfD: Nein!)
„Dessen ungeachtet habe ich, dies ist keine Floskel, gro ßen Respekt und auch Wertschätzung für Ihre Arbeit an dem Diskussionspapier“, schrieb Meuthen an Gedeon.
(Beifall bei Abgeordneten der FDP/DVP und der Grünen sowie des Abg. Andreas Kenner SPD – Abg. Dr. Jörg Meuthen AfD: Das hat mit den Äußerungen gar nichts zu tun! Gar nichts!)
wer Frauenfeindliches äußert, wer das noch mit antisemiti schen Floskeln versucht, meine Damen und Herren, der hat in diesem Haus nichts verloren. Sie bekommen Ihre Fraktion diesbezüglich offensichtlich nicht in den Griff. Sonst brauch ten Sie das Abstimmungsverhalten der Fraktion nicht zu ver heimlichen; sonst würden Sie nicht sagen, es könnte am En de ja vielleicht sein, dass Herr Gedeon doch nachweist, dass er kein Antisemit ist – und dann darf er bleiben. Dann brauch ten Sie nicht so zu tun, als wäre Ihnen das, was Herr Gedeon alles erzählt hat, völlig neu. Nein, meine Damen und Herren.
(Abg. Udo Stein AfD: Hier ist das Urteil schon ge sprochen! Das ist schlimmer als in der Nazizeit! – Gegenruf des Abg. Dr. Timm Kern FDP/DVP: Das ist ein Unding! Eine Rüge! – Lebhafte Unruhe – Glo cke des Präsidenten)
(Abg. Dr. Timm Kern FDP/DVP: Er hat gesagt: „Schlimmer als in der Nazizeit!“ Rüge! – Anhalten de lebhafte Unruhe – Glocke des Präsidenten)
Ich gehe davon aus, dass wir im Präsidium des Landtags von Baden-Württemberg auf diesen Zwischenruf zu sprechen kommen.
Abschließend, Herr Kollege Meuthen: Sie haben heute hier und anschließend mit dem Abstimmungsverhalten Ihrer Frak tion die Gelegenheit, deutlich zu machen, dass Antisemitis mus und Rassismus keinen Platz in diesem Haus haben. Als Fazit kann man nur das wiedergeben, was die „Badischen Neuesten Nachrichten“ über Ihre Truppe geschrieben haben – ich zitiere –:
Wenn die abstoßende Auftaktepisode aus dem Landtag überhaupt ein Gutes hat, so ist es vielleicht die Erkennt nis, dass die AfD keineswegs – entgegen entsprechenden Behauptungen – von einer bösartigen Öffentlichkeit und von einem futterneidischen Partei-Establisment in die braune Ecke gestellt wird. Das erledigt die selbstprokla mierte Alternative für Deutschland schon selbst.
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lieber Kollege Stein, nachdem ich mir habe bestä tigen lassen, welche Aussage Sie hier getroffen haben, ertei le ich Ihnen hiermit offiziell eine Rüge.
Ich möchte leben. Ich möchte lachen und Lasten heben und möchte kämpfen und lieben und hassen und möchte den Himmel mit Händen fassen und möchte frei sein und atmen und schrein. Ich will nicht sterben. Nein! Nein. Das Leben ist rot, das Leben ist mein. Mein und dein. Mein.
Dies sind die traurigen Gedichte von Selma Meerbaum-Eisin ger, die im Alter von gerade einmal 18 Jahren als rumänische Jüdin im Arbeitslager in der Ukraine entkräftet am Gelbfieber elendig gestorben ist.