Protocol of the Session on October 12, 2017

(Lachen bei der AfD)

Vielen Dank für die Frage. – Die Welt auf den Kopf stellen möchten wir sicherlich nicht. Es geht um Grenzwerte. In der Außenluft sind das 40 Mikro gramm, im Produktionsbetrieb 950 Mikrogramm. Das dürfen Sie jetzt gern einmal von den acht Stunden auf die 24 Stun den umrechnen. Dann werden Sie die Diskrepanz immer noch erkennen können.

(Beifall bei der AfD und des Abg. Jochen Haußmann FDP/DVP)

Da muss man dann doch hinterfragen dürfen, ob die 40 Mik rogramm eine politische und keine gesundheitspolitische Grö ße sind. Das hinterfragen wir, und das möchten wir überprüft haben. Das ist der entscheidende Punkt.

(Beifall bei Abgeordneten der AfD)

Wir möchten nicht, dass die Menschen am Neckartor gesund heitliche Schäden davontragen. Wir möchten aber wissen schaftliche Gutachten darüber, ob 40 Mikrogramm ausrei chend sind, um dort für gesundheitliche Schäden zu sorgen. Das ist der einzige und wesentliche Punkt.

(Beifall bei der AfD)

Zu dem Elektrohype und der Rufmordkampagne gegen den Verbrennungsmotor: Hier werden weitere Wahrheiten verhüllt. Hier wird nicht über die Steuerverluste bzw. die entgehenden Steuereinnahmen gesprochen. Wir sprechen immer davon, was alles passiert – CO2-Ausstoß und Stickoxidreduktion.

Im Moment nimmt der Staat ca. 40 Milliarden € an Mineral ölsteuern im Jahr ein. 1 kWh Strom ist mit 2 Cent Stromsteu er belegt. Mir reicht leider die Zeit nicht, um Ihnen den Re chenweg aufzuzeigen. Sie können das aber gern in einem Fak tencheck nachvollziehen: Wenn wir hier nichts verändern und komplett auf Elektroantriebe umstellen, bekommen wir ein Steuerdelta von 36 Milliarden €.

Sie müssen den Bürgern dann erklären, wo Sie diese 36 Mil liarden € hernehmen möchten. Entweder wollen Sie allgemei ne Straßenbenutzungsgebühren einführen, um den Betrag zu generieren, oder Sie müssen eine Umlage auf den Strompreis erheben.

(Abg. Daniel Andreas Lede Abal GRÜNE: Eine hüb sche Debatte für den Bundestag!)

Wenn Sie den zweiten Weg wählen, dann müssen Sie, meine Damen und Herren von den Grünen und der CDU mit Ihrer kalifornischen Vision, dem alten Mütterchen, wenn es die Stromnebenkostenabrechnung aus dem Briefkasten holt, er klären, warum es Ihre Vision von Elektromobilität mitfinan zieren soll.

(Beifall bei der AfD)

Zum Schluss noch ein Satz zu dem obskuren Verein mit 273 Mitgliedern, zur Deutschen Umwelthilfe:

(Abg. Daniel Andreas Lede Abal GRÜNE: Mit obs kuren Vereinen kennen Sie sich aus!)

Dieser Verband hat Klagerecht im angeblichen Interesse der Allgemeinheit. Dieser Verein erzielt über 30 % seiner Einnah men durch Abmahnverfahren, durch Inkassoverfahren gegen Mittelständler,

(Zuruf von der AfD: Ja!)

veröffentlicht keine Jahresabschlüsse, lässt sich von der Tele kom und von Toyota sponsern und erhielt laut Günther Oet tinger letztes Jahr 521 000 € Kampagnenzuschüsse aus dem EU-Haushalt.

(Zurufe von der AfD: Pfui!)

Dieser Verein spielt der Landesregierung mit seinen Klagen in ganz Deutschland die Bälle für Fahrverbote zu.

Meine Damen und Herren, dieses Land ist unter dieser Lan desregierung auf Kosten seiner Bürger zu einem ideologischen Tollhaus geworden.

(Beifall bei der AfD)

Für die SPD-Fraktion er teile ich das Wort Herrn Fraktionsvorsitzenden Stoch.

Herr Präsident, liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Der Einstieg in diese Debatte des heutigen Ta ges gelang Herrn Kollegen Rülke deswegen so gut, weil sich, glaube ich, alle hier im Raum nicht nur nicht vorstellen moch ten, wie sich CDU und Grüne hier im Land miteinander be nehmen, sondern auch, wie das dann zukünftig in den nächs ten Wochen oder gar Jahren auf Bundesebene passieren soll. Ich finde, das Land Jamaika hat das nicht verdient, meine sehr geehrten Damen und Herren.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der AfD)

Aber kommen wir einmal zum Zustand dieser Koalition im Land.

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Der nächs te Hurrikan in der Karibik!)

Herr Rülke, wir werden das dann klären, aber ich weiß, dass Ihnen da die Sehnsucht nicht gerade aus jeder Pore trieft.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir behandeln hier ein wichtiges und auch ein äußerst komplexes Thema, das vor wenigen Wochen darin kulminierte, dass wir im Staatsminis terium eine Inszenierung beobachten durften, die dann doch nicht ganz gut ging. Im Staatsministerium versammelten sich an einem Freitagmittag die Spitzen der Koalition – selbst so genannt – und verkündeten der Öffentlichkeit, dass noch am selben Nachmittag die Entscheidung der Landesregierung über eine weltbewegende Frage, nämlich wie man mit einem Urteil des Verwaltungsgerichts Stuttgart umgeht, fallen solle.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, diese Inszenierung – man könnte hier anstelle von Staatsministerium auch von Staatstheater reden – ging gründlich schief, weil man der er staunten Öffentlichkeit dann mitteilen musste, dass leider kein Ergebnis gefunden wurde und man sich ergebnisoffen vertagt hat. Wer nicht mal bei der Frage, welches Rechtsmittel gegen ein Urteil das richtige ist, die richtige Lösung findet, wer will dann die echten Probleme dieses Landes lösen, meine sehr ge ehrten Damen und Herren?

(Beifall bei der SPD sowie Abgeordneten der AfD und der FDP/DVP)

Aber es steckt vieles hinter dieser Frage, wie man mit diesem Urteil des Verwaltungsgerichts Stuttgart umgeht. Es bestehen – das können wir, glaube ich, sagen – bei fast allen ganz er hebliche Zweifel, ob dieses Urteil des Verwaltungsgerichts Stuttgart inhaltlich richtig ist, und zwar sowohl auf der Tatsa chenebene als auch auf der Ebene der Rechtsausführung.

Lieber Herr Kollege Reinhart, hier von einem Kompromiss zu reden, ist – mit Verlaub – keine objektive Darstellung der Tatsachen. Sogar der Ministerpräsident hat Folgendes geäu ßert – ich zitiere –:

Kretschmann begründete die Entscheidung mit „schwie rigen Rechtsfragen und auch Rechtsunsicherheiten“.

Und weiter:

„Doch ob das rechtlich überhaupt möglich ist,

nämlich dass ein Land Fahrverbote verhängen kann –

darüber besteht in der Rechtsprechung große Ungewiss heit. Wir halten das auch selbst für juristisch fragwür dig“.

Was bedeutet das denn? Wenn der Ministerpräsident diese Auffassung für die Regierung zum Ausdruck bringt – die Re gierung hat zu entscheiden –, dann muss er das Land vor Scha den schützen und muss ein Rechtsmittel einlegen.

(Zuruf: So ist es!)

Wenn dann am Ende „nur“ eine Sprungrevision herauskommt, Herr Kollege Reinhart, dann ist es eben kein Kompromiss, sondern dann ist genau das herausgekommen, was der Minis terpräsident gesagt hat. Es ist also nichts anderes passiert, als dass die CDU komplett eingeknickt ist. Die CDU ist in dieser Auseinandersetzung komplett unterlegen.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der FDP/DVP – Abg. Martin Rivoir SPD: Wie so oft!)

Aber was tun die Grünen? Die Grünen diskutieren dieses The ma wochen- und monatelang. Ich sage Ihnen, Herr Kollege Schwarz: Es wirkt nicht sehr glaubwürdig, wenn Sie hier vorn stehen und sagen: „Wir Grünen wollen keine Fahrverbote.“

(Abg. Rüdiger Klos AfD: Richtig! Ja!)

Ich behaupte, dass in dieser Regierung Minister Hermann und auch ein großer Teil Ihrer Fraktion Fahrverbote nicht als not wendiges Übel sieht, sondern sie als Ziel seiner Politik hat. Deswegen, meine sehr geehrten Damen und Herren, haben Sie hier eine falsche Entscheidung getroffen.

(Beifall bei der SPD sowie Abgeordneten der AfD und der FDP/DVP – Zuruf des Abg. Thomas Pores ki GRÜNE)

Sie erzählen hier Ammenmärchen, die einen Hauch des Juris tischen haben sollen, nämlich dass man sich aus Angst vor Ver schlechterungen gegen die Berufung entschieden habe.

(Zurufe von den Grünen – Zuruf des Abg. Rüdiger Klos AfD)

Mit Verlaub: Fragen Sie einen Jurastudenten im dritten Se mester. Der wird Ihnen Folgendes sagen: Die Frage, ob die Tatsachen hier auch einer Überprüfung bedürfen, ergibt sich aus dem Urteil aus über 100 Seiten von selbst.

(Abg. Rüdiger Klos AfD: Ja!)

Der Richter hat Entscheidungen über mögliche Verbesserun gen, was die Luftqualität anbelangt, aus eigenem Wissen ge troffen, ohne überhaupt Sachverständige hinzugezogen zu ha ben.