An die Landesregierung schon jetzt die Bitte, die Antworten pro Frage auf maximal fünf Minuten zu beschränken, damit die Abgeordneten tatsächlich auch möglichst viele Fragen stel len können.
(Abg. Dr. Jörg Meuthen AfD: Dann muss eine Rede zeitbeschränkung für den Minister her, wenn sonst Fragen verunmöglicht werden!)
Frau Staatssekretärin, Sie hatten ja angekündigt, sowohl auf den Zugang zu den Museen und den Kultureinrichtungen wie
auch auf das Thema „Digitalisierung in der Kunst“ in dieser Legislaturperiode einen Schwerpunkt legen zu wollen.
Als Kunstfreund und gleichzeitig als Digitalisierungslaie wüsste ich gern, wie digitale Wege ins Museum gelegt wer den, was man sich unter der Digitalisierung der Museen und Kultureinrichtungen vorzustellen hat. Schließlich entfalten Kunstwerke und Ausstellungsstücke – so sehe ich es zumin dest – erst in der Betrachtung vor Ort ihren Reiz. Insofern bin ich sehr neugierig, was ich mir unter den „Digitalen Wegen ins Museum“ vorzustellen habe.
Dabei habe ich u. a. von einem Projekt „Museum 2.0“ gehört. Da konnten sich Kulturinstitutionen aus dem ganzen Land für ein Digitalisierungscoaching bewerben. Wenn ich richtig in formiert bin, wurden für die erste Runde dieses Coachings das Deutsche Uhrenmuseum in Furtwangen, das Staatliche Mu seum für Naturkunde in Stuttgart und das Württembergische Landesmuseum ausgewählt.
Ein weiteres Vorhaben ist die Ausschreibung „Digitale Wege ins Museum“, über die Sie vor wenigen Wochen informiert haben. Dabei geht es um Vermittlungsarbeit und Publikums orientierung an den staatlichen Museen. Auch der Bereich der Bürgerwissenschaft – neudeutsch Citizen Science – gehört wohl dazu.
Konkret würde ich von Ihnen nun gern wissen, ob aus dem ersten Vorhaben bereits konkrete Ergebnisse berichtet werden können und was der Hintergrund des zweiten Vorhabens – Di gitale Wege ins Museum – ist. Geht es hier darum, Kunstwer ke zu digitalisieren, oder geht es mit der digitalen Vermitt lungsarbeit noch weiter?
Sehr geehrte Präsiden tin, meine Damen und Herren! Lieber Manfred Kern, das The ma Digitalisierung betrifft, wie wir wissen, alle Bereiche un seres Lebens. Es ist ein sogenanntes Querschnittsthema. So betrifft es natürlich auch den ganzen Kulturbereich. Die Fra gen, die Sie jetzt am Anfang gestellt haben, beschäftigen sich vor allem mit den Museen. Deswegen möchte ich mich, um die Fünf-Minuten-Regel einzuhalten, im Moment darauf kon zentrieren.
Die Museen haben ja vielfältige Aufgaben, ganz klassisch: forschen, sammeln, vermitteln und bewahren. Dazu kommen Kulturmanagement und Öffentlichkeitsarbeit. In all diesen Be reichen wird die Digitalisierung immer wichtiger. Das bedeu tet gerade nicht, dass die Arbeit der Kultureinrichtungen und der Museen nur noch im Netz stattfände, sondern es bedeutet, dass die Digitalisierung Möglichkeiten bietet, Menschen für Kultur zu begeistern und dafür zu gewinnen, sodass sie am analogen Kulturgenuss im Museum, im Theater, im Konzert teilhaben und darüber auf eine möglichst gute Art und Weise informiert werden und auch verschiedene Möglichkeiten ha ben, den Kulturgenuss vor- und nachzubereiten.
Sie haben zwei Projekte angesprochen. Das eine ist das För derprogramm „Digitale Wege ins Museum“, das andere ist das Programm „Museen 2.0“. Dazu kommen weitere Projekte, bei
denen u. a. das Ziel ist, die Einrichtungen auf diesem Weg zu begleiten und zu coachen und sie auch mit anderen Kulturein richtungen, mit der Kreativwirtschaft, mit den Hochschulen und Schulen stärker als bisher zu vernetzen.
Dazu finden im Moment intensive Gespräche mit den Institu tionen statt. Unser Partner bei all diesen Angeboten ist die Me dien- und Filmgesellschaft, die sich in der letzten Zeit sehr stark auf die Beratung gerade in diesem Bereich spezialisiert hat. Die jetzt angebotenen Workshops und Programme, ins besondere das Coaching „Museen 2.0“, haben noch keine Er gebnisse erbracht. Dazu ist es einfach noch zu früh. Wir wer den aber im November einen Workshop mit den Institutionen veranstalten, bei dem die Ergebnisse vorgestellt und diskutiert werden sollen. Daraus wiederum sollen dann neue Projekte und neue Entwicklungen vorangebracht werden.
Ich möchte ein Beispiel dessen, was schon vorliegt, zeigen. Es gibt die Publikation „Open Up! Museum“. Das ist eine Handreichung für die digitalen Herausforderungen der Mu seen, herausgegeben von uns, vom Land Baden-Württemberg zusammen mit der MFG. Sie ist im Moment deutschlandweit nachgefragt, weil es keinen zweiten Ratgeber in dieser Form gibt. Man sieht also, wir sind da auf einem guten Weg, der auch für andere Bundesländer beispielhaft sein kann.
Vielen Dank. – Frau Staatsse kretärin, Thema ist ja „Digitale Wege ins Museum“. Meine Frage zielt darauf ab, wie weit unsere Museen auf diesem Weg schon gegangen sind. Wissen Sie, wie viele unserer Museen schon über Apps verfügen, die beispielsweise einen Muse umsrundgang per Smartphone möglich machen, und inwie weit diese Apps kostenpflichtig oder kostenfrei zur Verfügung gestellt werden?
Man muss sagen, dass sich die Museen speziell in Baden-Württemberg in den letz ten Jahren sehr stark darauf konzentriert haben, ihren Bestand zu digitalisieren. Das ist eben ein Teilbereich, der auch dazu gehört. Man stellt also die Arbeiten und die Werke der Samm lung ins Netz. Das ist teilweise wichtig für die Forschung, es ist teilweise hilfreich für Besucher, die sich vorbereiten kön nen, und es eröffnet weitere Möglichkeiten. Man kann be stimmte Programme überhaupt erst aktivieren, wenn man die Bestände digitalisiert hat.
Darauf waren unsere Museen in den letzten Jahren sehr kon zentriert. Die Vermittlungsarbeiten – dazu gehören Apps und Games – standen tatsächlich im Hintergrund. Wir haben im letzten Jahr jetzt sehr stark die Initiative ergriffen, unsere Mu seen zu ermutigen, auch wenn nicht 100 % der Bestände di gitalisiert sind – was nicht möglich ist und wahrscheinlich zu unseren und sonstigen Lebzeiten niemals erreichbar ist –, trotzdem mit Modellen wie Apps und Games anzufangen. Es gibt jetzt erste Versuche.
Aber man muss tatsächlich sagen, deutschlandweit sind die Museen im internationalen Vergleich etwas hinterher. BadenWürttemberg macht da keine Ausnahme. Wir sind jetzt dabei, Apps mit den Museen für die Museen zu entwickeln. Dazu gehören auch Spiele, Games, und weitere Programme. Aber
es ist im Moment noch ein Desiderat. Wir hoffen, dass wir die Museen in den nächsten ein bis zwei Jahren in den Stand ver setzen, diese Mittel für sich zu entwickeln und anzubieten.
Die Häuser sind allerdings sehr unterschiedlich. Ich kann na türlich nicht für alle Museen in Baden-Württemberg sprechen, weil viele in kommunaler Trägerschaft sind und es dort teil weise auch andere Entwicklungen gibt. Da gibt es immer mal wieder kleinere Programme. Grundsätzlich aber gilt: Darin, dass unsere Museen Apps anbieten, die durch ihre Ausstellun gen führen und beispielsweise zu Bildern, Projekten und Pro grammen Zusatzinformationen bieten, sind wir noch nicht sehr weit.
Frau Staatssekretärin, wir sind in der Einschätzung, dass dies ein wichtiges Projekt ist, glaube ich, einig. Die Broschüren sind auch schön, Workshops sind auch wichtig. Die Frage ist einfach: Wenn es dann konkret wird, wenn Projekte da sind, wird es oft sehr teuer.
Zudem gibt es Museen in kommu naler Hand und kleinere, private Museen, die sich entspre chende Investitionen vielleicht nicht leisten können. Deswe gen ist es, meine ich, sicher wichtig, dass das Land möglicher weise eine Anschubfinanzierung leistet. Meine Frage: Welche Finanzmittel haben Sie denn zur Verfügung, um die Digitali sierung in der Museumswelt voranzubringen? Welche Pro gramme gibt es? Vielleicht können Sie uns dazu noch Aus kunft geben.
Die aktuelle Ausschrei bung „Digitale Wege ins Museum“ umfasst 800 000 €. Insge samt investieren wir im Moment ca. 1 Million € in verschie denen Programmen. Wir haben jetzt für den neuen Haushalt – darüber werden Sie hier ja noch beraten – zusätzliche Mit tel beantragt.
Ich sehe im Moment tatsächlich ein Thema als virulent an, das Sie angesprochen haben, Herr Rivoir, nämlich das mögliche Auseinanderbrechen der großen, vom Land geförderten Häu ser im Verhältnis zu den kommunalen Häusern. Die Digitali sierung ist für alle Kultureinrichtungen und auch für die an deren Bereiche – für alle Bereiche – sehr, sehr kostspielig. Wir müssen sehen, dass auch die kleinen Häuser – je nachdem; das bedeutet für jeden Standort etwas anderes – die Möglich keit haben, sich da weiterzuentwickeln.
Es wird Häuser geben, bei denen Digitalisierung kein großes Thema ist, weil das Publikum aus anderen Gründen kommt und auch etwas anderes erwartet. Aber es wird natürlich auch in kleineren Orten und in kleineren Museen der Bedarf da sein – gerade für Kinder und Jugendliche, die mit der digitalisier ten Welt aufwachsen –, bestimmte Programme anzubieten.
Die Coachingprogramme, die ich vorhin angesprochen habe, sind deswegen extra auch offen für kleinere, kommunale Häu ser. Im ersten Programm war – Herr Kern hat es gesagt – ne ben dem Naturkundemuseum und dem Landesmuseum in Stuttgart u. a. das Deutsche Uhrenmuseum in Furtwangen da
bei. In der nächsten Workshopreihe sind die Staatsgalerie, das Badische Landesmuseum und die Städtischen Museen Frei burg dabei. Wir streben also immer auch eine Kombination mit den städtischen Museen an. Wir sind im Gespräch, um zu schauen, wie wir alle Häuser voranbringen.
Ein Beispiel für ein Haus, in dem das sehr gut gelungen ist – es ist auf dem Weg –, ist die Kunsthalle Mannheim. Da konn te sozusagen in einem Pilotprojekt über die Baden-Württem berg Stiftung die Digitalisierung als Mittel der kulturellen Ver mittlung für den Neubau sehr umfangreich unterstützt wer den. Aber das sind sicherlich Einzelfälle. Wir müssen schau en, wie wir im ganzen Land sicherstellen – es geht ja nicht nur um Geld, sondern auch um Personal und darum, wie man sich darauf einlässt –, dass es da kein Auseinanderbrechen gibt.
A r m u t s - u n d R e i c h t u m s b e r i c h t e r s t a t t u n g i n B a d e n - W ü r t t e m b e r g
Frau Präsidentin, Frau Staats sekretärin! In der letzten Legislaturperiode wurde unter Fe derführung des Sozialministeriums in enger Abstimmung mit den Kommunen und Verbänden ein Armuts- und Reichtums bericht erstellt. Dabei ging es nicht um die Skandalisierung von Armut oder Reichtum, sondern es ging darum, festzustel len, wie es der Bevölkerung im Ländle geht und in welchen Lebenslagen besondere Hilfsmaßnahmen erforderlich sind.
Mit diesem Dokument und vor allem auch dem Beteiligungs prozess ist es uns, glaube ich, gelungen, eine gute Datengrund lage zu schaffen. Auf dieser Datengrundlage sollen jetzt Pri oritäten in der Sozialpolitik, aber auch in anderen Politikfel dern – ich nenne ganz ausdrücklich die Bildungspolitik – ge setzt werden.
Ich nenne ein Beispiel: Der Bericht kommt zu dem Ergebnis, dass Haushalte von Alleinerziehenden in ganz besonderem Maß von Armut bedroht sind. Mit knapp 46 % haben diese Haushalte bei uns die höchste Armutsquote.
Das eine ist die Zustandsbeschreibung, das andere ist über haupt die Einigung innerhalb von Parlament und Regierung, hier etwas ändern zu wollen. Das Dritte sind Vorschläge, wie man das erreichen will. Ich glaube, der Armuts- und Reich tumsbericht enthielt alle diese drei Komponenten.
Jetzt stellt sich für uns die Frage, wie die grün-schwarze Lan desregierung mit dem vorhandenen Bericht umzugehen ge denkt. Im Koalitionsvertrag steht:
Wir werden den vorliegenden Armuts- und Reichtumsbe richt für Baden-Württemberg zusammen mit Verbänden und im Sozialbereich Aktiven auswerten und diskutieren, welche Maßnahmen am besten geeignet sind, Armut zu bekämpfen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, das ist in der letzten Legis laturperiode bereits vorbildlich geschehen. Ich glaube eher, dass sich die Koalitionspartner mal über einige Dinge verstän digen müssten, nämlich z. B., ob überhaupt eine Übereinkunft über die Definition und Kennziffern der Armuts- und Reich tumsberichterstattung besteht, ob die Koalitionspartner die selben Handlungsprioritäten, z. B. bei Alleinerziehenden, se hen und ob sich die Koalitionspartner diese Handlungsemp fehlungen, die mit den Beteiligten erarbeitet worden sind, zu eigen machen.
Vor diesem Hintergrund frage ich zunächst, mit welchen Maß nahmen die Landesregierung die besondere Armutsbedrohung der Haushalte von Alleinerziehenden in Baden-Württemberg bekämpfen möchte und warum sie – diese Frage kann ich Ih nen nicht ersparen, Frau Staatsekretärin – die Verbesserungen beim Unterhaltsvorschuss erst zum 1. Juli und nicht, wie ur sprünglich von Bund und Ländern vorgesehen, bereits zum 1. Januar 2017 hat wirksam werden lassen.