Betrachten wir einmal den Markt, z. B. den EQC von Daim ler: Wie lange braucht der, um 100 km Reichweite zu laden? An der Schnellladestation zehn Minuten – einmal Kaffee ho len. Nun steht ja das Auto doch die meiste Zeit des Tages. Wenn Sie es nachts an der Wallbox haben, während Sie schla fen, dann haben Sie die volle Reichweite über 400 km.
Übrigens: Wie viel fährt der durchschnittliche Pendler laut Bundesverkehrsministerium täglich? 39 km.
Zu der Behauptung in der FDP-Broschüre gibt es einen Fach begriff, und der heißt Reichweitenangst. Der ist tatsächlich schon in den Neunzigerjahren entstanden. Das Reichweiten problem ist in der Realität längst gelöst.
Manchmal bleibt trotzdem eine Angst übrig. Dazu ein passen des Zitat: Aus „Made in Germany“ ist längst „German Angst“ geworden. Deutschland traut sich nichts mehr. Risiken wer den groß- und Chancen kleingeschrieben, sagte Christian Lindner 2015 auf Ihrem Parteitag, und das sagen Sie ja seit her ständig.
Und wer steht mit seiner Elektroautoverdammung für die Angst? Die FDP. Wir dagegen packen an und lösen die Prob leme.
Wasserstoff ist natürlich ein wichtiger Energieträger. Er kann der Türöffner zu neuen Lösungen sein. Deswegen fördern wir ihn auch.
Aber den Wasserstoff muss man erst einmal herstellen. Dafür braucht man Strom. Jetzt wissen wir ja schon, dass die FDP gegen Elektromobilität ist. Und gegen welche Technologie kämpft hier die FDP auch bereits seit Jahren? Gegen die Wind kraft. Seit vielen Jahren betreiben Sie das. 2014 haben Sie z. B. gesagt: „Wir wenden uns von der Windkraft ab.“ Wir al le kennen das hier im Plenum und aus Ihrer parlamentarischen Arbeit. Da waren Sie früher der Radikalste. Das machen jetzt die anderen.
Brennstoffzellenfahrzeuge haben einige Vorteile. Zugleich ha ben sie gegenüber den batterieelektrischen Fahrzeugen einen Effizienznachteil. Wenn Sie die Primärenergie nehmen, kom men beim batterieelektrischen Fahrzeug so 60 bis 70 % qua si auf die Straße, bei der Brennstoffzelle sind es je nach Be rechnung zwischen 10 und 25 %.
Grundsätzlich ist es aber so: Sie können die Energie, die für Umwandlungsprozesse benötigt wird, nicht in Luft auflösen. Ein Effizienzabstand zwischen dem batterieelektrischen Fahr zeug und dem Brennstoffzellenfahrzeug wird immer bleiben. Wenn Sie das Batteriefahrzeug also in die Tonne treten wol len, dann müssen Sie mindestens dreimal so radikal wie wir für jedes Windrad kämpfen, Herr Rülke.
Sie sagen, industriepolitische Eingriffe in den Markt zuguns ten der batterieelektrischen Mobilität seien zu unterlassen.
Ich sage: Industriepolitische Eingriffe durch die Verteufelung einer Antriebsart durch die FDP/DVP-Fraktion sind zu unter lassen.
Um mit einem Delegierten des FDP-Landesparteitags am 5. Januar zu sprechen – er hat sich laut „Stuttgarter Nachrich ten“ über Ihre Broschüre beschwert –:
Dass die Lithium-Ionen-Technologie einen Siegeszug in der Welt angetreten habe, liege nicht am Beschluss einer Regierung, sondern daran, dass solche Batterien in je dem Handy benötigt würden....
Die Wasserstofftechnologie muss erst noch beweisen, dass sie diese Reife erreichen kann – wir dürfen als Liberale nur nicht den gleichen Fehler machen und einseitig wer den.
Ich fürchte aber, es geht der FDP noch um etwas anderes. Ver mutlich wissen auch Sie, dass im Pkw-Bereich – Mobilität ist aber nicht nur Pkw – das batterieelektrische Fahrzeug markt reif ist und das Brennstoffzellenfahrzeug aktuell noch viel teu rer ist.
Ihre eigentliche Agenda ist tatsächlich die Angst – die Angst vor Veränderungen. Sie verteufeln die verfügbare Technolo gie
Die Botschaft dahinter ist – das haben Sie hier sehr deutlich zum Ausdruck gebracht –: Im Moment kann alles so bleiben, wie es ist – auch der Verbrennungsmotor, der ja Teil Ihrer Was serstoffwelt werden soll, mit einer unglaublich aufwendigen Umwandlungskette. Und Sie fordern das Bekenntnis zum sau beren Diesel.
Sie machen klar; Sie wollen den Bürgerinnen und Bürgern versprechen: Wir könnten den Wohlstand im Land halten, wenn wir uns nicht verändern. Das ist falsch. Dieses falsche Versprechen der FDP gefährdet Arbeitsplätze im Land.
Also: Wohin will Baden-Württemberg? Will unser Land mit der FDP in die Angst und in die Technologiefeindlichkeit?
(Lachen des Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP – Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Mit den Grünen in die Zukunft! – Zuruf des Abg. Klaus Dürr AfD)
Oder wollen die Baden-Württemberginnen und Baden-Würt temberger mit uns gemeinsam die Transformation der Auto mobilwirtschaft gestalten? Die Antwort liegt auf der Hand.
(Beifall bei den Grünen – Vereinzelt Beifall bei der CDU – Abg. Andreas Stoch SPD: Die CDU brennt vor Begeisterung!)
Frau Präsidentin, liebe Kollegin nen und Kollegen! Die Arbeitslosigkeit in Baden-Württem berg ist im Januar um 10 % gestiegen.
(Abg. Dr. Heinrich Fiechtner [fraktionslos]: Sie wa ren beteiligt! – Zurufe von der AfD, u. a.: Hört, hört!)
Ursache ist der Rückgang beim Automobil- und Maschinen bau. Es steht nicht viel auf dem Spiel, sondern alles. Wir dür fen nicht Hasardeuren folgen und denken, wir bräuchten „nicht noch mehr Automobilindustrie“.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU, der AfD und der FDP/DVP – Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Jawohl!)
Stattdessen müssen wir wieder verlässliche Rahmenbedingun gen für unsere Automobilwirtschaft schaffen. Zuerst muss Schluss damit sein, unsere Autos schlechtzureden.