Herr Staatssekretär, herzlichen Dank, eine Zusatzfrage stellen zu können. – Am vergangenen Montag hat im Landkreis Sigmaringen, genauer gesagt in Sig maringendorf, ein Biber einen Baum gefällt, der in eine Stromleitung fiel. Es gab einen Stromausfall. Es sind natür lich schon herzhafte Einschränkungen, die so langsam kom men.
Jetzt stelle ich die Fragen: Ist Ihnen der Fall bekannt? Wird der Fall untersucht? Gibt es irgendwelche Ideen oder Vorstel lungen, wie man so etwas zukünftig verhindern kann?
(Abg. Karl Zimmermann CDU: Hat der Biber Scha den genommen? – Abg. Thomas Blenke CDU: Wur de der Biber gefasst? – Vereinzelt Heiterkeit)
Der konkrete Fall ist mir nicht bekannt. Ich kann Ihnen jetzt nicht sagen, ob die zu ständige Verwaltung diesen Fall auch untersucht. Wichtig ist, dass der Schaden dann auch beseitigt wird, dass die Stromlei tung auch wieder repariert wird.
Man kann solche Konflikte vermeiden, indem auf der einen Seite Bäume in der Nähe von gefährdeten Trassen entfernt werden oder indem auf der anderen Seite Drahtschutzhosen im unteren Bereich der Stämme der Bäume angebracht wer den, damit der Biber mit seinen Nagezähnen die Bäume nicht fällen kann. Man kann auch hier durch ein geschicktes Ma nagement mögliche Schäden in der Nähe von Trassen verhin dern.
Danke schön. – Herr Staatssekretär, wenn ich Sie jetzt richtig verstanden habe, dann reguliert sich der Biber selbst, und Sie haben bei Bibern Bissspuren ande rer Biber festgestellt.
Können Sie die Zahlen veröffentlichen, und welche Belege haben Sie für diese These? Meines Wissens ist der Biber ein Pflanzenfresser, und es ist mir neu, dass er andere Biber frisst oder angreift.
Also: Der Biber ist na türlich ein Pflanzenfresser. Er ernährt sich vielleicht zu gewis sen Teilen von kleinen Tieren. Aber dieses Verhalten ist Teil der Dichteregulation. Das ist eine Aggression gegenüber Art genossen. Die Biber fressen sich nicht, sie werden nur getö tet. Sie töten sich gegenseitig, und es gibt eine Dichteregula tion.
Ich kann Ihnen jetzt nicht sagen, wie viele Biber sich in Ba den-Württemberg gegenseitig getötet haben. Ich danke Ihnen, dass Sie mir viel zutrauen, aber ich kann Ihnen nicht sagen, wie viele Biber sich gegenseitig getötet haben. Das wird auch nicht erfasst –
Ich habe noch eine Nachfrage. Sind Ih nen Zahlen über die Populationsdichte der von Ihnen eben be nannten Biber bekannt? Ab welcher Dichte je Quadratmeter fangen sie also an, dieses Verhalten auszuüben?
Dieses Verhalten der Dichteregulation ist natürlich abhängig von der Habitatquali tät, also wie viele Biber eine Landschaft, ein Gewässersystem aufnehmen kann. Sehen Sie es mir nach, dass ich Ihnen nicht die Spannbreite einer möglichen Biberdichte in Baden-Würt temberg oder in anderen Gebieten Mitteleuropas nennen kann. Aber hier gibt es sicherlich profunde Kenner, die Ihnen sagen können, wie viele Biber ein Ökosystem aufnehmen kann und wie viele eher nicht. Das liegt immer daran, welche Qualität ein Lebensraum hat.
Was verstehen Sie jetzt unter dem Le bensraum? Ist das ein See? Ist das ein Teich? Von welcher Quadratmeterzahl sprechen wir hier, was Sie unter einem op timalen Lebensraum für Biber verstehen? Können Sie das et was erläutern?
Das Habitat eines Bi bers, einer Biberfamilie umfasst das Gewässer, in dem er sich aufhält. In einem geeigneten Abschnitt des Gewässers – das kann ein Fließgewässer, ein Stillgewässer, ein See, ein Kanal sein – ist die Behausung, die sogenannte Biberburg, in die der Biber sich auch zurückzieht oder wo er seine Jungen zur Welt bringt und großzieht. Aber dazu gehören auch Teile der Land ökosysteme, wo der Biber dann eben Bäume fällt, Äste abnagt, versucht, Bäume in das Gewässer hineinzuziehen, um sie dort
auch zur Ernährung zu nutzen. Es gehören also sowohl das Ge wässer als auch Teile der Landlebensräume dazu.
Ich habe es vorhin schon gesagt: Einen Großteil seiner Zeit hält sich der Biber im Gewässer oder am Gewässer auf. Des wegen sind manche Gebiete, die außerhalb des Zehn-MeterKorridors entlang der Gewässer liegen, nicht Teil des Biber lebensraums. Aber der Biber kann solche Flächen überwin den, um neue Lebensräume zu besiedeln. Das machen insbe sondere Jungbiber, um aus dem elterlichen Biberrevier zu ent fliehen, weil die Jungbiber den bösen Nagezähnen der Eltern oder der Artgenossen entgehen möchten.
Ihnen, Herr Staatssekretär, vielen Dank für diese sehr lehrrei che Beantwortung. Jetzt wissen wir jedenfalls genügend über den Biber. Vielen Dank.
Damit ist die Behandlung der Mündlichen Anfrage unter Zif fer 4 beendet und Punkt 5 der Tagesordnung insgesamt erle digt.
Meine Damen und Herren, das Thema Biber ist damit be endet. Herr Kollege Zimmermann, wir machen weiter.
rung – Gesetz zur Änderung des Kindertagesbetreu ungsgesetzes, des Finanzausgleichsgesetzes und der Kindertagesstättenverordnung – Drucksache 16/7009
rung – Gesetz zur Einrichtung des Forums Frühkind liche Bildung Baden-Württemberg – Drucksache 16/6988
Meine Damen und Herren, das Präsidium hat für die Allge meine Aussprache zu den beiden Gesetzentwürfen eine Rede zeit von zehn Minuten je Fraktion festgelegt.
Frau Präsidentin, liebe Kolle ginnen und Kollegen! Heute stehen zwei Gesetzentwürfe auf der Tagesordnung zur Abstimmung, die aufzeigen, dass die frühkindliche Bildung einen wichtigen Stellenwert in der Po litik der Landesregierung einnimmt. Wir begrüßen und befür worten dabei auch, dass vor allem in die qualitative Weiter entwicklung der Kindertageseinrichtungen investiert wird. Die Kindertageseinrichtungen als eigenständige pädagogische Einrichtungen legen die ersten Grundsteine für die weitere
Entwicklung der Kinder. Im Mittelpunkt der pädagogischen Arbeit muss, wie im Orientierungsplan verankert, die Förde rung der Gesamtpersönlichkeit des Kindes, die Förderung von Selbstständigkeit, von Neugierde und des sozialen Miteinan ders stehen. Die Kita ist nicht dafür verantwortlich, schulrei fe Kinder auszuspucken, sondern mehr dafür, einen kindge rechten Übergang von der Kita zur Grundschule zu gestalten.
Wer Bildungsgerechtigkeit und Teilhabe für alle Kinder si chern will, muss daher Kinder in Kindertageseinrichtungen oder in der Kindertagespflege früh fördern. Die Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Plätzen ist enorm hoch. Dieser Nachfrage gerecht zu werden trägt auch zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei und ist ein echter Standortvorteil für Baden-Württemberg.
Unsere Aufgabe ist es, die bestmögliche Qualität für die Er ziehung, Bildung und Betreuung unserer Kinder in der Kita zu gewährleisten, unabhängig davon, ob eine Kita sich im ländlichen Raum oder in der Stadt befindet, ob sie unter frei er oder kommunaler Trägerschaft steht oder ob sie als große oder kleine Einrichtung geführt wird.
Wir haben in diesem Jahr schon umfangreiche Debatten über die Weiterentwicklung der Qualität der frühkindlichen Bil dung durch bessere Rahmenbedingungen geführt. Mit dem „Pakt für gute Bildung und Betreuung“, der im Nachtrags haushalt verabschiedet wurde, sind wir die ersten Schritte ge gangen.
Gemeinsam mit den kommunalen Landesverbänden und den freien Trägern wurde verabredet, dass jährlich rund 80 Milli onen € in die Qualitätsverbesserung fließen.
Ich darf kurz daran erinnern: Für die Stärkung der Inklusion sind 28,88 Millionen € vorgesehen, für die Kooperation zwi schen Kindergarten und Grundschule 7,7 Millionen €, für die Sprachförderung 7 Millionen €, für die Erhöhung der Tages sätze der Kindertagespflege um 1 € auf 5,50 € sind es 2,8 Mil lionen €, für das Forum Frühkindliche Bildung 1,8 Millio nen € und für die Fachkräfteoffensive über 30 Millionen € vom Land.
Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang erwähnen, dass die Ausbildungsoffensive Baden-Württemberg durch das Bun desprogramm „Fachkräfteoffensive für Erzieherinnen und Er zieher“ sowie die von Baden-Württemberg ausgesuchten Handlungsfelder im Rahmen des „Gute Kita“-Gesetzes noch einen zusätzlichen Schub erhalten. Über das Bundesprogramm können laut Kultusministerium etwa 340 Personen gefördert werden und über das „Gute Kita“-Gesetz weitere rund 600 Personen. Wie Sie wissen, haben wir uns beim „Gute Kita“Gesetz aus den zehn Handlungsfeldern die Fachkräfteoffen sive, die Weiterqualifizierung der Kindertagespflege – –
(Unruhe – Ministerin Dr. Susanne Eisenmann unter hält sich mit Minister Thomas Strobl und Staatsse kretär Wilfried Klenk.)